Halloween. Eines der zweifellos beliebtesten Feste unserer Kultur und Zeit, sowohl für Kinder als auch - stetig zunehmend - für Erwachsene. Ursprünglich stammt die Tradition, unruhige Seelen und bösartige Geister mit unheimlichen Kostümen zu erschrecken, natürlich aus Irland, bis Amerika ihnen dieses Fest geklaut und auf diesem Wege über kurz oder lang auch nach Europa gebracht hat. Heute ist Halloween vor allem eines, ein großer Kostümspaß des Grusels. Das kann man positiv, negativ oder neutral betrachten, ich persönlich sehe mich in der Pflicht, meine Freude an Halloween mitzuteilen und auch als vollkommen legitim zu betrachten. Haben wir als Kinder mit der alljährlichen Kürbis-Vernichtung vor allem Bettelgänge und Süßigkeiten verbunden, sinkt mit dem Alter erfahrungsgemäß sowohl der Spaß als auch die Toleranz Kostümen gegenüber. Umso erfrischender ist es, dass sich in den letzten fünf bis zehn Jahren schrittweise eine cosplay-ähnliche Erwachsenenkultur zu Halloween herausgebildet hat, befeuert durch das Internet, die es nunmehr nicht nur Kindern vorenthält, sich zu verkleiden - Erwachsene, blutige, brutale, wirklich unheimliche, kreative Horrorkostüme können sogar nur von uns gealterten Kindern getragen werden. Und das tun wir mit mindestens genau so viel Inbrunst und Leidenschaft wie die Kleinen.
Zwei Freunde und ich - Das beinahe schon übliche Team von Denkbloggade - hatten dieses Jahr die Purge-Dystopie im Sinn. In meinen Beiträgen zu Film 1, 2 und 3 habe ich bereits ausführlich darüber geredet, dass die Purgefilme mehr sind als die Summe ihrer Teile, ihnen liegt eine der kreativsten und inspirierendsten Settingideen der letzten Jahre zu Grunde, und diese bietet sich im echten Leben eben besonders für den Tag an, der einer gewaltvollen Horrornacht am nächsten kommt: Halloween.
So haben Paiclya, Pizzajuice und ich uns also dazu entschieden, uns in dieser Nacht von unserer angestauten Wut und unserem Frust zu befreien und unser gottgegebenes Recht wahrzunehmen -
Das Recht zu SÄUBERN.
Na ja, vielleicht doch nicht ganz: Gepurget haben wir niemanden, wohl aber so ausgesehen, als wären wir direkt aus einem der Gruselkabinett-Freakfilme entsprungen. Eine seltene Idee in deutschen Breitengraden und darum für uns auch derartig reizvoll. Dies sind einige der besten Bilder, die unsere Kartoffelkameras einfangen konnten:
Wir hatten viel vor - Wir wollten zu aus den Filmen bekannter Purgemusik mitten in der Stadt das Tanzbein schwingen, wollten bei einem Fastfoodrestaurant wortlos eine Bestellung abgeben, einige schöne Aufnahmen an zentralen Punkten machen und auch vielleicht noch im einen oder anderen Haus betteln gehen. Die Kostüme waren teilweise gekauft, teilweise selbst zusammengestellt. Unter anderem auf Amazon gibt es überraschend günstige, überraschend gute Purge-Masken direkt aus der Trilogie.
Wir wollten für eine Nacht Kinder sein.
Blutbeschmierte, obszöne Kinder.
Natürlich ging alles schief, was schief gehen konnte.
Danke, Murphy.
Das tragen der Masken für viele Stunden, teilweise über Brillen, zusammen mit zu dicken oder zu freizügigen Kostümen war sehr angstrengend und hat nicht nur bei mir zu einem geschwollenen Gesicht geführt. Der Hunger und Durst fraß unsere Truppe auf, die nicht bedacht hatte, dass die paar wenigen, an einem Feiertag geöffneten Restaurants mit langen Schlangen zu kämpfen hatten. Die Zeit verging so schnell, dass wir das mit dem Betteln gehen gleich ganz von der Liste strichen, um nicht in dunkelster Nacht armen, alten Frauen den Herzinfarkt ins Haus zu liefern. Und das Beste: Ich vergaß die Musikbox für unsere Auftritte.
Damit war der Abend eigentlich gelaufen.
Wir blieben frohen Mutes und präsentierten uns irritiert dreinstarrenden Menschen, darunter viele fragwürdig-begeisterte Kinder mit offensichtlichem Zugang zum Horrorchannel und letztendlich sprangen eben ein paar süße Aufnahmen und herzliche Erinnerungen dabei heraus.
Wir bereuten Nichts. Na ja, vielleicht nicht alles.
Falls ihr noch eine Idee für die nächste Kostümparty, Neujahr oder gar Halloween 2020 benötigt - Purger zu sein ist immer eine gute Idee, und so wunderbar einfach umzusetzen. Das Schönste ist, dass es keine festgesetzten Regeln gibt abgesehen von: Sehe gruselig, durchgeknallt und blutüberströmt aus. Und Inspiration gibt es online genug, wir drei Pappnasen spielen was Pseudo-Purger angeht natürlich nicht in der oberen Liga der Kostümriege. Ansonsten, mehr Kram zum Purgeween 2019 findet ihr auf meinem Deviantart oder Paiclyas wunderbarem Instagram. Sie fragt mich übrigens nie ob ich sie verlinke, das tue ich einfach, weil es das Richtige ist.
Und das Richtige war es auch, uns dieses Jahr von unserem Dämonen zu befreien. Vieles lief nicht wie geplant, doch es war eine mehr oder minder spontane Aktion, die im nächsten Anlauf mit Sicherheit eine ganze Ecke strukturierter und... verlustreicher ausfallen wird.
Lauft.
Lauft und versteckt euch, denn wir sind stolze Amerikaner.
- Yoraiko
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