Donnerstag, 31. Oktober 2019

Retro-Geheimtipp: Galactik Football (2005)





In meinem Beitrag über nostalgische Cartoons und Serien der 80er, 90er und 2000er, Serien unserer Kindheit die uns entscheidend prägten und an die wir uns noch heute erinnern, habe ich Galactik Football ganz bewusst ausgelassen, da es in meinen Augen einen eigenen, kurzen Beitrag verdient.

Die französische(!!) Produktion entstand im Jahre 2005, wurde erstmalig 2006 in Frankreich und noch im selben Jahr über Jetix/Fox Kids in Deutschland ausgestrahlt. Alll zu viel gibt es zu Galactik Football eigentlich gar nicht zu sagen, aber das Wenige ist mir umso wichtiger.

Galactik Football hatte keine große Bekanntheit und war grundlegend anders. Man darf hier sogar mal das Wort besonders verwenden. Zwar hatte es zu der Zeit auch andere, an Kinder und Jugendliche gerichtete Serien mit Fokus auf Fußball gegeben, etwa den Anime Captain Tsubasa, doch dieses Genre war noch immer die absolute Ausnahme, vor allem wenn etwas Gutes dabei herauskommen sollte. Dabei ist die Grundidee von Galactik Football bereits ganz interessant, so lange man nicht darüber nachdenkt oder versucht, Logik und Physik mit einzubeziehen. Aber das lasse ich lieber vom für junge Zuschauer sehr ansprechenden Intro erklären, das ich auch heute noch als gelungen empfinde - Bitteschön

Diese Dramatik! Aber der deutsche Sprecher legte hier einen derartig guten Job ab, dass er mir zusammen mit der heicherischen Musik gleich wieder eine kleine Gänsehaut verpasst. Moment, bevor ich hier weiter herumflaxe und der Beitrag ins odemlose fällt, komme ich zurück zum Thema. Ja, es ging also um Fußball, der mittels Superkräften in einem interplanetaren Setting ausgetragen wird. Ich kann voll stolz behaupten, niemals nie an Fußball interessiert gewesen zu sein und dennoch habe ich diese Serie mit Freuden verfolgt, denn wie so oft wenn Kinderserien sich einer Sportart annehmen, kam es hier auf die Inszenierung und das Drumherum an.

Was Galactik Football besonders machte, war zuerst mal, dass es hübsche, klassische 2D-Animationen mit damals äußerst ansehlichen und durchaus respektablen 3D-Animationen vermischte, die vor allem in den aufwendig gestalteten Fußballspielen zum Einsatz kamen. Hier fuhr die Serie dann auch ihre Schauwerte auf, wenn die blaue Energie Odem durch die Spieler floss und sie sich auf spektakuläre und einigermaßen kreative Weise mit den Teams anderer Planeten bekämpften, welche jeweils eigene Fähigkeiten mit aufs Feld brachten. Die Serie war eines der wenigen Beispiele für eine funktionierende Verbindung klassischer Animation und Computertechnik. Außerdem hat man etwas über Fußball gelernt, auch wenn sich Galactik Football sicherlich die eine oder andere... Freiheit mit den Regeln genommen hat. Die Musik war zuweilen auch nicht schlecht.

In zweiter Linie durfte man sich für die Charaktere bedanken, genauer die Spieler der Protagonistenmannschaft Snowkids. Hier haben wir von jedem Klischee und jedem Stereotype etwas, die Jugendlichen verfahren sich aber nicht in diesen sondern entwickeln sich innerhalb der Serie gut weiter und legen nach und nach ihre persönlichen Schranzen ab. Auffallend waren damals für mich interessante Characterdesigns wie das von Tia.  




Zumindest waren Elemente wie weiße, kurze Haare und dicke Augenbrauen bei weiblichen Charakteren in vermeintlich einfach-gestrickten Serien damals noch sehr selten. Ist immer noch charmant die Gute, und als Heranwachsender hatte ich vielleicht auch einen ganz, ganz leichten Crush auf sie. Vielleicht.

Abseits von den Spielfeldern und den zahlreichen, weitestgehend glaubwürdigen Konflikten innerhalb der Mannschaft - Gehe es um die Liebe, die Position eine Spielers, das eigene Ego, Teamplay - verstand Galactik Football sich als kleines Star Wars, denn es wurden in jeder der drei Staffeln größere Geschichten und Konflikte aufgebaut, welche das Schicksal der ganzen Galaxie oder die über allem schwebende Kraft des 'Flax' zum Thema hatten. Alles nicht zu kompliziert, alles gut verständlich für 8+ jährige Kinder, zumindest habe ich es verstanden, und ich war ein sehr dummes Kind. 

Zwar habe ich damals im Fernsehen tatsächlich nur eine der letztendlichen drei Staffeln gesehen bevor ich die Serie aus den Augen verlor, aber die ganzen Highlights der Staffeln 2-3 lassen sich leicht über das Internet nachholen, wie auch die komplette Serie wenn man denn möchte. 

Zu empfehlen ist das in meinen Augen bedingt - Die Serie ist mit drei Staffeln mitnichten rund abgeschlossen, sie wurde leider gecancelt. Wie ich es von Fans der Serie so verstanden habe, sollte man nach Staffel 2 am besten aufhören. Staffel 1 kann ich in jedem Fall sehr empfehlen, falls jemand Lust auf einen Geheimtipp in Sachen Nostalgiefernsehen hat - Galactik Football lässt sich leicht finden und ist einigermaßen gut gealtert, sowohl inhaltlich als auch optisch, wenn es auch für seine Computeranimationen keinen Preis mehr gewinnt. Die Serie zählt mit 3 Staffeln insgesamt 78 Episoden zu je 26 Minuten.

Ein wirklicher Erfolg in Form von Bekanntheit, Werbung, Merchandise, Spielzeug oder Ähnlichen blieb für Galactik Football aus, und da es für einen wirklichen Nostalgie-Klassiker zu neu und zu... eigen ist, fristet es bis heute ein seltsames Schattendasein zwischen anderen Kindheitsserien und moderneren Cartoons in unseren Erinnerungen. Vielleicht war der Geheimtipp-Faktor auch der Grund, warum der Serie letztendlich der Odem(Haha!) gekappt wurde, man weiß es nicht. 

Was ich allerdings weiß ist, dass das wirklich eine kreative und ambitionierte Serie für mehrere Altergsgruppen war, die mir Lust auf Fußball machte, für die Zeit und ihr Medium ungewöhnlich komplexe und gute Charaktere hatte und den wahnwitzigen Spagat zwischen Sportserie, Sci-fi-Adventure und Soapdrama tatsächlich hinbekam.

Galactic Football - Der Geheimtipp unter den Geheimtipps. 

- Yoraiko


Samstag, 26. Oktober 2019

Das Zeitalter der Kindercartoons ist vorbei - Es lebe die Nostalgie!













Inhaltsverzeichnis
1. Das goldene Zeitalter der Kinderserien
2. Die alten Kinderserien-Intros
3. Ein Selbstanspruch
4. Die Serien jener Zeit - Klassiker
5. Die Serien jener Zeit - Anime
6. Die Serien jener Zeit - Edgelords
7. Die Serien jener Zeit - Beinahe moderne Cartoons
8. Es war nicht alles besser




1.Das goldene Zeitalter der Kinderserien
Falls diese fünf Videos, die ich hier exemplarisch für eine ganze Generation an den Anfang gestellt habe, irgendetwas in euch auslösen, ist die Chance groß, dass ihr 20+ Jahre alt seid. Verschiedene Generationen treffen verschiedene Aussagen darüber, welche die 'beste' Zeit ist, um geboren zu werden. Waren es die 80er? Waren es die 90er? Oder doch die 2000er? Prinzipiell ist das immer so ein bisschen Ansichts-, und Geschmackssache, aber die Gesellschaft und Welt entwickelt sich weiter und die Kinder von heute haben es in vielerlei Hinsicht besser als wir vor 20 Jahren. Dennoch geht es ihnen nicht unbedingt besser, alles hat seine Vor-, und Nachteile, darüber lässt sich trefflich streiten. Worüber sich freilich nicht streiten lässt ist die Tatsache, dass wir, die wir in den späten 80ern, 90ern oder vielleicht noch in den frühen 2000ern aufgewachsen sind, den Höhepunkt der Kinderunterhaltung im Fernsehen miterleben durften, die Spitze der Cartoonkultur. Niemals zuvor, und bis heute nicht wieder hat dieses Medium eine derartige Größe erreicht wie damals. 

Ja, es ist wahr, und wir alle wissen es - Die unentrinnbare Seuche der Nostalgie trübt unser aller Gedanken, wenn wir an damals zurückdenken, wo scheinbar alles besser war. Natürlich war es das nicht, aber wir behalten es gerne so in Erinnerung. Nicht so im Falle der Cartoonserien und Kinderunterhaltung: Die war damals wirklich besser. Nachdem auch ich heute wie so oft in den letzten Jahren von einer Welle der Nostalgie hinweg geschwemmt wurde, möchte ich unser aller damaligen Fernsehtagen einen Beitrag widmen. Ich bin jetzt offensichtlich alt.

Jeder Nostalgiker darf dankbar sein, dass es Youtube gibt - Über die so vielschichtige, so universelle Plattform dürfen wir auch beinahe jedes relevante Serienintro aus längst vergangenen Zeiten wiederentdecken, hier und da ganze Folgen, Erinnerungen. Wir denken zurück daran, wie großartig unsere Tage vor dem Fernseher waren - Und warum? Weil die Cartoons die damals noch liefen voll waren mit Liebe, Anstrengung und Herzblut. Weil sie oftmals intelligent, vielschichtig oder schlichtweg urkomisch daherkamen. Aber auch weil sie ANDERS waren - Dem Zeitgeist geschuldet anders als heute meine ich. 


2.Die alten Kinderserien-Intros

Die deutschen Gesangstexte waren wie bei etwa der Gummibärenbande, Ducktales oder allen anderen Disneyserien wundervoll und heute noch träumerische Ohrwürmer, die aber keinen Funken ihres Charmes eingebüßt haben. Heute findet man solche Openings nur noch selten, stattdessen ist alles schnell, grell und bunt. Kaum jemand der älter als 20 ist kann sich verkneifen, lauthals aus voller Brust und aus tief empfundener Liebe mitzusingen "GUMMIBÄREN! HÜPFEN HIER UND DORT UND ÜBERALL! SIE SIND FÜR DICH DA, WENN DU SIE BRAUCHST, DAS SIND DIE GUMMIBÄREN! ZWO EINS, RISIKO! ZAUBERDUCK UND RÄUCHERDUCK - MASKENDUCK UND MEHR! DARKWING DUCK! HEY JETZT KOMM' DIE HERO-TURTLES, SUPER STARKE HERO TURTLES, JEDER KENNT DIE HERO TURTLES, IMMER AUF DER LAUER! RÄUBER - DIEBE - JETZT GEHT'S AUF GANOVENTOUR! DOCH ZWEI GANZ - LIEBE - SIND SCHON AUF IHRER SPUR! IST DER FALL AUCH SCHWER, DER WEG NOCH WEIT, SIE SIND STETS FÜR DICH BEREIT - CHIP CHIP CHIP CHIP UND CHAP - RITTER DES RECHTS!
Ob das so angenehm ist sei mal dahingestellt, aber diese Texte sind in unsere Seelen eingraviert. Exemplarisch nenne ich hier die Serien Darkwing Duck, Käpt'n Balu und seine tollkühne Crew, Die Gummibärenbande, Ducktales, Chip & Chap, Goofy & Max, Der rosarote Panther, Die Glücksbärschis, Winnie Puh, Weihnachtsmann & Co.KG, Pinkie & Brain. Das sind wirklich nur die, die mir so spontan einfallen, bitte verzeiht mir wenn ich Diese und Jene vergessen habe.

Vergessen wir aber unbedingt nicht die stummen Intros, die ihre Melodien und ikonischen Klänge in uns auf alle Ewigkeit mit sich assoziiert haben - Das waren tatsächlich auch sehr viele. Hier sei zuerst das absolut Geniale Bob Morane-Intro nochmal genannt, das heute meine aktuelle Nostalgie-Welle ausgelöst hat und das ich mir Stunden anhören könnte. Eine Serie die sicher viele vergessen haben, deren Intro aber pure Ikonie ist. Desweiteren an großartigen 'stummen' Intros genannt sein hier Arielle die Serie, The Fairy Taler: Hans Christian Andersen, Geschichten aus der Gruft, Disneys Große Pause, Fillmore, Mr. Bean The Cartoon und X-Men.

3.Ein Selbstanspruch
Auch waren Serien dazumal noch oft nicht endlos - Sie hatten im Gegensatz zu vielen heutigen, bis zur Erschöpfung gemolkenen Endlosserien eine in sich geschlossene Geschichte, die wir als Kinder Nachmittag für Nachmittag miterleben und letztendlich abschließen konnten - Serien hatten ein ENDE. Ein erzählerisches ENDE, nicht einfach nur ein Ende der Ausstrahlung. 

Es gab handfeste, gut geschriebene Charaktere, mit denen wir mitfühlen konnten, und die wir auf ihrem Weg begleitet haben. Cartoons waren oftmals Geschichten und Bilderbücher, keine bloße Kinderunterhaltung. 

Ein relevanter und wichtiger Punkt ist, dass viele damalige Serien einfach schön aussahen - Handgezeichnet, im klassischen Stil, mit vielen Details. Auch hier wieder muss man Die Gummibärenbande nennen, die eigentlich in jeder Hinsicht brillierte, aber auch Serien wie Arielle, Die Schlümpfe, Ducktales oder Bob Morane sind wirklich gut gealtert und stellen die heutige, wenig ästhetische Trickfilmlandschaft spielend in den Schatten.

Letztendlich ist das alles aber nicht der Grund, warum die 90er und 2000er das Zeitalter der Cartoons waren und warum die damaligen Serien so gut waren wie sie nie wieder sein werden - Kinderserien damals hatten einen Anspruch an sich. Sie wollten etwas vermitteln und am wichtigsten, sie hielten ihre Zuschauer, die Kinder, nicht für völlig verblödet wie neuere Serien.(*Husthust*Dora*Röchel*) Heutige Cartoons kann man sich als Erwachsener oft nicht mehr ansehen, ohne dass sich die eigenen Augen dabei an den Sehnerven erhängen wollen, damals aber lebte man noch etwas mehr das Konzept von All Ages. In der Serie Disneys Große Pause, die auch noch einen eigenen Artikel verdient und zu den ikonischsten Serien der 90er zählt, da haben wir in wirklich jeder Folge Parabeln und Metaphern auf unsere Gesellschaft. Das habe ich erst gemerkt als ich die Folgen dieser Serie dieser Tage über Youtube wiedergefunden habe. Als Kind fand ich sie nur unterhaltsam, als Erwachsener fallen mir zudem die wenig subtilen aber oftmals sehr gelungen-bearbeiteten Themen wie Krieg, Suizid, Mobbing, Identitätskrisen, Erwachsenwerden, Klimawandel, Rassismus, Machtmissbrauch, Diktatoren, Das Schulsystem, Künstliche Intelligenz, Die erste Liebe, Nerds, Isolationshaft oder ein Bewertungssystem(!!) für alle Schüler auf. Und wenig subtil ist hier wortwörtlich zu nehmen: Die Folgen 'Der Prozess' oder 'Die Schlammschlacht' etwa sind unverhohlene Kriegsfilm-Nachbildungen, in denen unvergessene Bilder wie ein in einem Kriegsgraben mit einer Mundharmonika alte Kriegslieder(!!) spielender Soldat oder nach und nach fallende Kameraden nachgestellt werden. In der semi-alten Serie Fillmore gehört es zum Grundkonzept, dass alles eine große CSI/Law and Order-Parodie und entsprechend lächerlich ernst für den Kontext einer Schulpolizei inszeniert ist. In Serien wie Ocean Girl oder Gummibärenbande bekamen wir dafür fantasievolle Welten mit vielen guten Ideen und einer ernsthaften Märchenhandlung. Es war diese Sorgfalt die damaligen Serien anlag, die sie in unser Langzeitgedächtnis einprägte und heutzutage so stark mit Nostalgie in Verbindung bringt.

4.Die Serien jener Zeit - Klassiker
Gehen wir jetzt endlich nochmal auf konkrete Serien ein, denn es gibt allerhand, die ich nochmal erwähnen, euch wieder ins Gedächtnis rufen oder sogar empfehlen möchte.
Jeder, der damals Super RTL, Kika oder sogar Fox Kids besaß, kann mindestens einige Titel an der Hand abzählen - Da gibt es den Nostalgie-Champion schlechthin, die oben verlinkte Gummibärenbande, die zusammen mit Ducktales eigentlich unerreicht den Nostalgiethron bewohnt und heute noch vorzeigbar ist. Oft vergessen die Arielle-Serie, welche eines der wenigen positiven Beispiele von aus Disneyfilmen ausgelagerten Shows war, mit deutlich düstererem Grundton. Käpt'n Balu so wie Chip & Chap spielten für mich nicht mehr ganz in der selben Liga, da sie mit ihren recht modernen, vermenschlichten Settings etwas weniger zauberhaft auf meine trüben Kinderaugen wirkten. Sogar Winnie Puh durfte man sich als gealterter Knabe noch ansehen, denn diese Serie besaß entgegen den Erwartungen oft eine unheimlich graue und für Kinder gewöhnungsbedürftige Atmopshäre. Sicherlich eine der mit Abstand unbekanntesten Serien, die auch in einer ganz anderen Klasse spielte als die großen Marken wie Disney war die dänische Serie Fairy Taler - Hans Christian Andersen, die Folge für Folge kleine Geschichten aus der Feder des ebenfalls dänischen Schriftstellers erzählte und mit wunderbarem Intro aufwartete. Disneys Große Pause habe ich schon angesprochen, dessen Hauptaugenmerk es war, unsere facettenreiche Gesellschaft auf einem Schulhof abzubilden, dabei oftmals fremdschämig überinszeniert aber auch immer treffend und unterhaltsam zu sein. Eine der wenigen, wenigen Überlebenden aus dieser Zeit, die tatsächlich bis heute konsequnt jedes Jahr auf Super RTL wieder ausgestrahlt wird, ist die Show 'Weihnachtsmann & Co. KG', die sich im Dezember natürlich immer wieder anbietet. Eine damals wie heute charmante und herzliche Weihnachtsserie von der es schade ist, dass sie so einzigartig blieb. Die Schlümpfe standen für mich leider immer sehr im Schatten der Gummibären, und konnten dieser Serie in meinen (Kinder-)Augen nie wirklich das Wasser reichen, weder optisch noch von der Handlung, der Welt oder den sympathischen Charakteren. Für die ganz Kleinen gab es die Glücksbärschis, welche dem Zahn der Zeit zumindest als Meme getrotzt haben - Noch heute erinnert man sich gerne an die bunten Monsterbären, die Kinder mit den atomaren Liebesstrahlen aus ihren Körpern beschießen um ihnen das Glück wie einen parasitären Infekt in Hirn und Hose zu zwingen. Zwei Serien, über die seit fünfzehn Jahren vermutlich kein Mensch mehr gesprochen hat und die den Sprung in die Nostalgieruhmeshallen nicht geschafft haben sind in meinen Augen Bumpety Boo aus 1985 und Bob der Flaschengeist von 1969. Gerade mit Ersterer habe ich viel Zeit verbracht, aber irgendwie blieb nichts hängen. Ocean Girl war ein vergleichsweise ernstes und bedrückendes, mystisches Unterwassermärchen, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. Selbstverständlich - Eine dreiste Arielle-Kopie, aber mit ganz eigener Identität. Das Soap-Spektakel der Kinderwelt lasse ich mal kommentarlos stehen. Das Intro ist Gold, so viel steht fest. SIISSSIIIII. Wirkliches Gold und tatsächliches Spektakel ist hingegen die kindgerecht-neugeschriebene Serie Unten am Fluss, welche auf dem wenig freundlichen, schonungslosen Trickfilm aus dem Jahre 1978 basierte. Sie entnahm die Brutalität und die trostlose Welt und ersetzte sie gegen sehr sympathische Charaktere und eine abenteuerliche Reise zum immer noch wunderschönen Maintheme. Die teilweise verstörenden Hasenantagonisten wie eine Art Mafiapaten behielt sie aber bei.

5.Die Serien jener Zeit - Anime
Damit bin ich durch mit den für mich wichtigsten, älteren Serien, welche mich prägten. Ein gaaanz anderes aber nicht weniger wichtiges Thema jedoch sind Animeserien, welche ich bis jetzt komplett unerwähnt gelassen habe. Über RTL II, einem Sender von dem man heute halten darf was man will, erreichten uns damals in Schulzeiten jeden Nachmittag diverse Serien aus Fernost, manche davon verfolgen wir heute noch. Anime zeichneten sich damals schon dadurch aus, dass sie in der Regel ernster, höherwertiger und komplexer waren als westliche Produktionen und wenn wir an Anime-Nostalgie denken, denken wir unweigerlich an die unglaubliche Mühe, die sich dazumal noch mit den deutschen Intros gegeben wurde. Heute sieht das leider nicht mehr so aus, aber viele Songs dieser Tage haben sich tief bei uns allen eingeprägt. Fangen wir von vorne an - Bei den Anime, von denen wir erst als Erwachsene erfahren haben, dass es welche waren. Heidi, Nils Holgerson, Pinocchio, Mila Superstar und Biene Maja.
in diesem Fall größtenteils verfügbar über Kika und an die ganz Kleinen gerichtet. Alle herrlich fantasievoll und mit toller Atmosphäre ausgestattet, wobei man bei Pinocchio sagen muss, dass die Serie, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, über weite Strecken unangenehm düster und teilweise wirklich verstörend war. Die Dinge, die Pinocchio mitunter passiert sind, waren derartig morbide, dass mich einige Bilder als Kind nie verlassen haben, etwa wie Pinocchio oder sein Esel nachts an einem Ast baumeln(!!) und sich nicht befreien können. Harter Tobak für einen Fünfjährigen. Dann wurden wir älter und die berühmte und nie vergessene RTL II-Ära setzte ein. 

Niemals wieder aus den Karaoke-Veranstaltungen verbannen können wird man Pokemon und Digimon. Die beiden Anime-Giganten unserer aller Kindheit, die ohne den kleinsten Hauch einer würdigen Konkurrenz unser Nostalgiezentrum stimulieren, die bis heute bis zur absoluten Erschöpfung gesungen werden und die sich nach wie vor immenser Beliebtheit erfreuen. Dabei ergänzten beide Franchises sich auf sinnvolle Weise: Der Anime von Digimon war in den ersten vier Staffeln düster, komplex, spannend, emotional-tiefgründig, vielschichtig und bildend, während der Pokemonanime nach einer guten ersten Staffel vollkommen den Bach runterging. Gegensätzlich dazu waren die Pokemonspiele eine hammerharte Hausnummer, die vor Spielspaß, Liebe und Qualität nur so überfloss, während die Digimonspiele (bis heute) den letzten Ramsch darstellen. 
Beide Serien haben jedoch zahlreiche wunderbare, einprägsame Lieder hervorgebracht, die ich hier verlinken möchte:
Pokerap 
Pummeluff 
Pokemon Intro 2
Pokemon Intro 3 (Gott, ich liebe es...)
Vertania City 

Das nur einige Beispiele für Pokemon, ich empfehle jedem, die Playlisten nochmal auf YouTube nachzuschlagen. Was mich heute noch immer an Liedern wie dem Pokerap fasziniert ist, dass man einfach heraus hört, wie unheimlich viel Spaß die Sprecher bei ihrem Job hatten. Und das überträgt sich auf den Zuhörer. Digimon hatte gemäß seiner Stimmung eher die ernsten, heldenhaften Lieder in Petto, neben den tollen Intros:
Spiel dein Spiel
Wir werden Siegen
Wir drehn auf
Das Feuer

Ich bekomme sofort wieder eine Gänsehaut, wenn ich diese Klänge höre, denn immer wenn sie eingespielt wurden wussten wir, dass es jetzt gleich richtig abgeht. Eine aufregende Zeit. Gleich nach dem Königspaar reiht sich in der Karaoke-Playlist Dragonball Z ein. Cha La Head Cha La lebte wie viele deutsche Intros von den leidenschaftlichen, überzeugenden Sängern, in diesem Fall Fred Röttcher, und zeichnete sich als Mitgröhl-Hit aus. In Sachen deutsche Sänger empfehle ich auch nochmal diesen Artikel, den eine kurze Suche ergab. Die Synchronsänger der damaligen Zeit sind unser aller Helden, auf ihre besondere Weise. Dragonball Z war mit endlosen Fillern sicher eine strittige Serie, aber unvergessen sind die Nachmittage auf RTL II und Tele 5, wenn wir gespannt die Handlung verfolgten. Erinnert sich noch jemand an Doremi? Ein früher Ableger des Magical Girl-Genres, das uns erreichte und Geschlechter-Konventionen unter Kindern hinter sich ließ - ich habe die Serie als Junge gern gesehen! Eine Serie, die leider auch zu oft vergessen wird und die nur noch selten Erwähnung findet, ist der gescheiterte Versuch, Pokemon und Digimon vom Thron zu stoßen - Monster Rancher. Für mich mit einem ähnlich starken Intro ausgestattet war Monster Rancher düsterer, emotionaler und stärker im Fantasy-Genre angeordnet als seine großen Konkurrenten. Vielleicht war es diese Nischigkeit, die es der Serie letztendlich versagte, den Sprung auf die große Bühne zu schaffen, aber sie war mit einer Staffel rund abgeschlossen, spielte in einer kreativen Monsterwelt mit vielen sehr guten Ideen, coolen Designs und einem ehrlich bedrohlichen Antagonisten. Die Kickers verewigten sich vor allem abermals durch ihr Intro, welches mit einem herrlich-authentischen Dialekt gesungen wurde. Ich habe keine Ahnung, was zu dieser Entscheidung führte, aber ich bin dankbar dafür. Apropos Dialekt: Die auf einem Mädchenmanga basierende Serie Jeanne die Kamikaze Diebin hatte ebenfalls mit einem Introsänger zu tun, der so seine Probleme mit der Aussprache mancher Wörter hatte, das tat dem unwiderstehlichen Charme des Liedes aber keinen Abzug, und die Serie war, ebenfalls mit einer Staffel, in sich abgeschlossen, sehr düster und mit für mich überraschendem, epischen Finale. Ich habe die französische Nationalheldin Jeanne D'Arc hier kennengelernt. Eine Langzeitserie, die einen ganz anderen Reiz hatte als neunzig Prozent des restlichen Anime-Angebotes war Detektiv Conan. Mit meiner Mutter habe ich hier damals bei jedem Fall mitgerätselt, es war eine Detektivserie, die Morde kindgerecht machte und dazu anregte, den Kopf anzustrengen. Abgesehen davon waren die Intros meistens ganz toll. Meistens. Was das mit den sicken Dancemoves und dem Zehennagel-auftreibenden Gesang im fünften Intro sollte, darüber rätseln Experten heute noch. Vergessen wir auch nicht die Merchandise-Anime: Yu-Gi-Oh!
Die auf dem gleichnamigen Manga basierende Animeserie hat eines der bis heute populärsten (Und in meinen Augen das Beste) Kartenspiele losgetreten und definierte sich durch seine aus Arcs bestehende Geschichten von einem psychopathischen Bösewicht nach dem Anderen, von denen keiner so wirklich verstand, dass man mit einem Stapel Pappkarten nicht die Weltherrschaft erlangen kann. Aber meine Güte, war diese Serie für mich damals spannend, ich erinnere mich kaum an eine andere Show, die mich so tief in den Sessel gebannt und mich so auf meinen Fingernägeln hat herumkauen lassen wie Yu-Gi-Oh! während seiner allesentscheidenden Duelle. Den Soundtrack vom amerikanischen 4Kids empfinde ich heute noch als in jeder Hinsicht dem Original überlegen und die Idee, die Amerika hier mit den Intros hatte, war einfach fabelhaft. Diese Abfolge von Monstern, die sich in jedem Arc änderte, war actionreich, interessant und ziemlich gutes Foreshadowing. Dann gab es da noch Beyblade, welches eine kurze Erfolgswelle in den frühen 2000ern feierte, die aber auch verdient sehr schnell wieder abbebbte. Zum einen sicher, weil es nunmal um verdammte Kreisel ging, das wohl uncoolste Spielzeug vor der Erfindung des Fidget Spinners, und zum anderen weil Beyblade unter allen Merchandise-Anime wohl die größte Kluft zwischen im Anime dargestellten Kämpfen und tatsächlichen Beyblade-Gefechten hatten - Es war schlichtweg das systematische Verarschen von Kindern. Denn Kreisel bekämpfen sich in der Realität nunmal nicht, sondern... kreiseln. Tragisch. Aber dieses Manko machte der Anime mit einer spannenden Inszenierung und vielen Charakterkonflikten weg. Die Protagonisten Tyson und Kai erinnern heutzutage unangenehm an Naruto und Sasuke. Abgesehen davon hat die letzte Staffel für mich einen der coolsten Kinderserien-Antagonisten überhaupt hervor gebracht, Brooklin. Heute kräht kein Hahn mehr nach der Serie und das ist auch okay so. Sie ist nicht gut gealtert. Von Dr.Slump kennt man vor allem noch das herrlich-bescheuerte Intro, das den Anime perfekt zusammenfasst und große Dichterkunst darstellt. Zuletzt fällt mir noch Inuyasha ein, eine an das feudale Japan angelehnte Fantasy-Dämonen-Serie, der der große Erfolg ebenfalls immer versagt geblieben ist. Die Serie war eindeutig schon an ein etwas älteres Publikum gerichtet, war stellenweise grenzwertig explizit, morbide und düster, und erzählte eine Geschichte weit stimmiger und vielschichtiger als die vergleichbarer Serien. Vielleicht war es das, was ihr letztendlich das Bein brach, aber ich muss sagen, ich mochte Kagome oder Inuyasha auch nicht besonders als Charaktere. Das Intro strahlt dunkle Mystik aus und ich mag es noch immer. 

Und das war die Anime-Generation aus meiner Sicht. Sicher könnte man hier noch viele weitere Serien nennen, aber irgendwo muss man ja auch mal einen Punkt machen.
Danke, RTL II. Du hast zehntausende Kindheiten geprägt. Du warst mal einer von den Guten. Doch jetzt bist du der Dunkelheit anheim gefallen. Apropos Dunkelheit - Da kommen wir zur nächsten Kategorie damaliger Zeichentrick-Schmankerl:


6.Die Serien jener Zeit - Edgelords

 So oft ich hier und da auch betont habe, dass diese und jene Serie ernstere Momente besaß, eine etwas anspruchsvollere Atmosphäre erschuf oder auch mal verstörend war, so hatten all diese Zeichentrickfilme und Anime am Ende des Tages doch einen positiven Grundton, eine optimistische Weltsicht und traditionelle Werte zum vermitteln. Nicht so ihre rabenschwarzen Kollegen: Es gab damals schon (Kinder-)Serien, die anders sein wollten, die sich ganz darauf konzentrierten, dark und gritty zu sein, die unheimlich-coolen Edgelords unter Unterhaltungsprodukten, welche ein Langzeitabo auf die Markenfarbe Schwarz abgeschlossen hatten. Werfen wir einen Blick auf diese Nischenkategorie der Nostalgie. 

Bob Morane muss genannt werden und wurde es deswegen auch schon. Als klare James Bond-Imitation angelegt entwickelte sich die damals wie heute weitestgehend unbekannte Heldenfigur sehr schnell zur realistischeren, schwärzeren Variante der Agentenlegende - Neben dem unerreicht ikonischen und fetzigen Intro, das sogar in meiner Mutter innerhalb von zwei Sekunden wieder die Erinnerung an die Serie hervorgerufen hat, vereinte Bob Morane einige der verstörendsten und gruseligsten Antagonisten und Momente der Zeichntrickhistorie in sich. Vom zentralen Antagonisten 'Ming - Der gelbe Schatten'(Ein politisch nicht ganz korrekter Name, den man heutzutage vermeiden würde) der aussieht wie die mutierte Version von Lex Luther und sich ständig klonen lässt, eine lebende, sich vervielfältigende Metallklaue hat die auf den Protagonisten zukreucht, über seine kleinen, ihm nachempfundenen Baby-Roboter, die tödliche Mordmaschinen darstellen und Chucky wie eine Baby Born aussehen lassen bishin zu Szenen, in denen Charaktere in abgedunkelten Autos von dutzenden dieser Babyroboter zerfetzt werden oder auf eine Tretmine treten und mitten im Dschungel zurückgelassen werden, weil sie sich nicht mehr bewegen können. Vielleicht habe ich die Serie auch falsch in Erinnerung, weil ich sie auch nie wieder gesehen habe, aber eins ist sicher - Sie war kein Hort des Sonnenscheins. 

Geschichten aus der Gruft hatte mit Sonnenschein auch nicht viel am Hut, dürfte aber im Gegensatz zu Bob Morane wirklich beinahe jedem ein Begriff sein - Neben der sehr populären und in meiner Erinnerung ausgezeichneten Comicserie und einer morbide-grotesken Realserie produzierte man seinerzeit eine kindgerechte Trickfilmversion, die als die Schauerversion von X Factor betrachtet werden durfte, und in jeder Episode 1-2 Gruselgeschichten erzählte, die nichts Besonderes waren, aufgrund ihrer Einfachheit aber bei den meisten Kindern zünden konnten. Und selbstverständlich mal wieder das fetzige Intro. Wehrmutstropfen: Die Serie ist nicht gut gealtert und sieht wirklich, wirklich grauenhaft aus. Grauenhaft schlecht. 

X-men Animated Series war sicherlich nicht grauenhaft schlecht und auch nicht so düster wie andere Vertreter dieser Kategorie. Es ordnete sich irgendwo in der Mitte ein. Die Serie wollte, wie man es von der Marke auch nicht anders erwarten kann, gnadenlos cool sein, das zeigt sich schon an dem cineastischen und hochdramatischen bis albernem Intro. Das Alles hatte naturgemäß wegen der X-Men-Marke aber viel mit Rassismus, Identität und größeren Konflikten zu tun und war daher schon etwas zu komplex für die ganz Kleinen.

New Spiderman stellte nach diversen, leicht-, bis mittelguten Spidermanserien der 80er und 90er für mich als Kind den Durchbruch dar: Endlich war Spiderman cool. Das altbackene, harmlose und bunte Superheldenkonzept wurde über den Haufen geworfen und gnadenlos gegen eine düstere, hypermoderne, coole Neuzeit-Interpretation getauscht. Die Animationen waren spürbar besser als alles Vergleichbare zu der Zeit, die Musik machte Spaß und es waren einige sehr spannende Handlung wie die Multideminsionalen Spidermans aus den Comics dabei, die kürzlich auch in Into the Spiderverse verarbeitet wurden. 

Ich habe gerade das Wort grauenhaft in den Mund genommen - Das kann ich jetzt wieder. Einige düstere Serien waren nicht wirklich gut oder unterhaltsam oder erfolgreich in ihrem Bestreben, der Allerschneidigste zu sein - Nein, manche Serien waren einfach prätentiös und peinlich. Batman Beyond, eine deprimierend-finstere, obskure und exzentrische Batman-Verwurstung, welche den Helden in Schwarz verjüngte und in eine dystopische Zukunftvision warf, die dem Film 'Seven' ähnelt, wollte erwachsen, tiefsinnig und dabei dennoch stylisch sein, verkam im Endeffekt aber schlichtweg zur feuchten Mitternachtsfantasie eines Dreizehnjährigen. Das unglaublaublich fremdschämige und mit fürchterlicher Musik geplagte Intro fasst die Serie perfekt zusammen. Im Ernst, diese Tanzszene...

Gargoyles war bei weitem nicht so schlimm dran, verschwand aber auch zurecht aus der Wahrnehmung der Kinder, Erwachsenen und Nostalgie-Getriebenen, weil es neben seinen kurzweilig-coolen Steinhelden nicht viel Neues zu sagen hatte. Rest in Pieces. 


Zwei Kategorien noch, dann habt ihr es geschafft. Die Nächste, die richtet sich auch an die etwas jüngeren Leser, denn es geht um die Semi-alten Zeichentrickserien. 


7.Die Serien jener Zeit - Beinahe moderne Cartoons
Wenn wir an unsere Kindheits-Serien zurückdenken, so liegen diese zumeist in den 90ern oder spätesten den frühen 2000ern. Es gab allerdings auch einige Ausnahmen und davon gar nicht so wenige, die ein Bindeglied darstellten zwischen der Goldenen Generation und der Neuzeit-Müllhalde der Eintags-Cartoonlandschaft. Diese Bindeglieder waren modern, hatten den Staub der 90er hinter sich gelassen und besaßen dennoch Herz. Wir reden hier von Franchises wie einem der sympathischsten Cartoongiganten der 2000er mit riesiger, teilweise erwachsener Fanbase, Kim Possible. Ich würde jederzeit vor Gericht unter Eid aussagen, dass diese Serie für mich bis heute eine der besten Zeichentrickserien aller Zeiten ist, was vor allem daran liegt, dass sie alle Stärken in sich vereint - Hervorragender, intelligenter Metahumor, das Brechen und Spielen mit diversen Klischees und Stereotypen, über alle Maßen sympathische und menschliche Hauptcharaktere, eine lebendige Welt mit vielen nahbaren Nebencharakteren, das Feingefühl für viele ernsthafte Momente und natürlich auch eine große Portion Selbstironie. Auch die Antagonisten bilden einen der bleibenden Hauptreize - Jeder hat seine ganz eigenen Macken, Verhaltensmuster und Eigenschaften, und sie unterscheiden sich deutlich mehr als etwa die Schurken eines Batman oder Superman-Universums. Außerdem kam es selten so intensiv vor wie im Falle der Antagonistin Shego, dass ein Antagonist in einem Cartoon genau so viel wenn nicht mehr Fanliebe und Begeisterung erfährt wie die Heldin. Shego ist ein genialer Charakter, vom fantastischen, optischen Design über die großartige Vertonung in Englisch und in Deutsch bishin zu ihrer durchtriebenen aber nicht übertriebenen, egoistischen und kalkulierenden Persönlichkeit. Shego erfreut sich auch heute noch großer, verdienter Beliebtheit unter Cosplayern, Zeichnern und anderen Fangruppen und es ist fast ein wenig schade, dass aus ihrem Charakter nicht mehr gemacht wurde, etwa eine eigene Serie oder ein Comic. Und sein wir ehrlich: Wir alle waren in Shego verliebt und wollten von ihr getreten werden. Richtig? Hallo? Niemand? Nur ich? Na schön.

In den beiden Kim Possible Filmen, die zu dieser Zeit für uns Kinder wie aus dem Nichts kamen, wurden für das Franchise neue Maßstäbe in Sachen Dramaturgie, Charakterentwicklung, Animationen und Ernsthaftigkeit gesetzt. Im ersten erlangt Shego die Weltherrschaft (Hach, schön wäre es...) im Zweiten bekämpfen sie und Heldin Kim sich derartig heftig, dass Shego am Ende sogar sterben sollte - Eine Entscheidung, die den Machern dann aber zum Glück doch etwas zu morbide vorkam. Aufgrund des Drängens der starken Fanbase gab es danach sogar noch ein paar Extrastaffeln und auch diese Serie fand ein wohlverdientes und befriedigendes Ende, welches das Franchise in Würde zur Ruhe bettete. 

Dann haben wir da natürlich noch Spongebob Schwammkopf, der die aufwachsende Generation der 90er und frühen 2000ern entscheidend prägte. Die ersten drei Staffeln waren mitunter die einfallsreichste, intelligenteste und Altersgruppen überspannendste Zeichentrickunterhaltung die man je gesehen hatte, danach ging es leider mit großen Schritten stetig bergab, bis auch diese Traditionsserie dem Zeitgeist verfiel. Weitere nennenswerte, semi-alte Serien aus dieser Zeit war zum Beispiel Winx Club, eine für junge Mädchen gedachte Serie, die mich in ihrer ersten Staffel aber sehr faszinierte, weil sie schlichtweg eine gute Fantasygeschichte war, quasi Harry Potter mit Feen. Nach der ersten Staffel hatte es sich bedauerlicherweise mit den meisten Stärken erledigt. 
Simsalabim Sabrina war eine äußerst mittelmäßige Serie ohne besonderen Charme, aber man hatte sie zwangsweise dauernd gesehen, weil sie immer auf Super RTL lief. Außerdem kam dieses Meisterwerk dabei raus. Bereits in der späteren 'Moderne' herausgekommen ist 'Quack Pack', eine fürchterliche, peinliche und tod-modernisierte Donald Duck-Verwurstung, die das Entenhausen-Universum samt Tick, Trick und Track einmal durch den Reißwolf vergewaltigte. Disneys Wochenend Kids war eine sehr kleine, äußerst bescheidene Show ohne große Ansprüche, die wirklich nur unterhaltsam sein wollte, mir aber als eines der charmantesten, neueren Produkte dieser Zeit in Erinnerung geblieben ist. Und man hatte nach jeder Folge irrsinnige Lust auf Pizza. Fillmore war nicht mehr und nicht weniger als eine konsequente und kompromisslose Parodie auf sämtliche Krimi-, und CSI-esquen Serien, die an einer Schule spielte. Das schlug sich in eigentlich jeder Folge in hoffnungslos bescheuerten Geschichten, Szenen, Dialogen und Logiklöchern nieder. Dass die Serie letztendlich dennoch verdammt gut war lag zum einen daran, dass sie sich dessen bewusst war und zum anderen, weil sie dieses Seriengenre wirklich gut für Kinder umformte. Mit den jungen, naiven Augen fand man die altbackenen Plots tatsächlich spannend, die Charaktere hatten eine für das Setting erwartbare, halbwegs ausgebaute Persönlichkeit, ein dramaturgisches Ende gibt es nicht. Und warum man sich dafür entschieden hat, dass die Menschen hier nur vier Finger an jeder Hand hatten, will ich nicht mehr hinterfragen. Teen Titans
habe ich als Bube trotz des mehr als gewöhnungsbedürftigen Intros lange verfolgt, es ist eine der wenigen Superheldenserien für Kinder dieser Zeit, die wirklich erfolgreich war, und das trotz oder gerade wegen ihrer durchaus sehr düsteren Atmosphäre und den gerade in der späteren Story bitterernsten Momenten und Handlungssträngen. Leider habe ich nicht alle Staffeln der Serie gesehen sondern irgendwie nach dem Abschluss der Geschichte mit Terra (T___T) aufgehört, ich weiß aber, dass es ein richtiges Ende gibt und hätte sogar heute noch Lust, dieses nachzuholen. Wieder etwas komplett Anderes war Typisch Andy. Eines der raren positiven Beispiele für Alltags-Serien die in unserer Zeit spielten und dabei nicht entweder unerträglich hässlich und/oder deprimierend realistisch waren. Typisch Andy zog seinen Hauptreiz für mich damals aus dem urkomischen Humor, der durch Andy als Meta-Erzähler auch den Zuschauer einbezog. Und die hübsche Optik. Der Hauptcharakter war gerade für Heranwachsende ein sympathischer Rebell. In Micky's Clubhaus durften wir, absolut einzigartig für diese Zeit(Und ehrlich gesagt auch fast immer noch) sämtliche Disneyfiguren die wir aus Film und Fernsehen kennen in EINEM Haus betrachten, wie sie (Sehr spärlich) miteinander interagierten und nebeneinander existierten, es war eines der wenigen Crossover-Projekte Disneys und hatte großen Alleinstellungscharakter. Außerdem wurden hier kleine Disneykurzfilme aus Entenhausen gezeigt, manche davon uralte Klassiker, wiederum andere recht modern. Eine wunderbare Serie. Wenn Elfen Helfen war eine der letzten, 'moderneren' Serien, die ich noch bewusst verfolgt habe, die aber schon eine ganz andere Qualität hatte als die Serien des vorherigen Jahrzehnts. 

Jetzt habe ich laaaaange über die guten, alten Cartoon-Zeiten gesprochen und die wichtigsten Lichtpfeiler der damaligen Qualität mehr oder weniger kurz angerissen, vorgestellt und nochmals in Erinnerung gerufen. Man könnte jetzt den natürlichen Trugschluss ziehen, der wohl so ziemlich alle Menschen ab einem gewissen Alter befällt -
Früher war alles besser. Aber ist das auch so...?


8.Früher war nicht Alles besser
Nein, trotz dem goldenen Zeitalter der Cartoons, der überschwänglichen Nostalgie, unserer damaligen Naivität und den alles in allem liebevolleren, wertigeren und komplexeren Serien war auch in den 90ern und 2000ern nicht alles gut. Nicht jede Scheiße war insgeheim Gold, manche war einfach nur braune, übelriechende Scheiße. Und bei weitem nicht jedes hässliche Entlein entpuppte sich als schöner Schwan. Die Kirsche auf der Extremententorte damaliger, an Heranwachsene gerichtete Unterhaltung war zweifellos Angela Anaconda. Viele Serien waren und sind Geschmacksfrage, aber ich habe noch nie jemanden erlebt, der dieses... Machwerk gut oder nicht zutiefst verstörend fand. Was sich Kanada 1999 gedacht hat, als sie diese schnippselartig wirkende, computeranimierte Serie in die Welt hinausstrahlten, will man sich nicht vorzustellen wagen. Alles an dieser Serie war grässlich, das Intro empfand ich als Kind schon als akkustische Elegie, die Optik trieb mir jedes Mal das Mittagessen den Darm hinauf, die Charaktere und ihre Stimmen waren zum Ermorden sympathisch und die Geschichten jenseits von infantil. Ruhe in Stücken. 
Aber auch sonst gab es noch viel Mist.
Widmen wir diesem Unrat keine weiteren Worte sondern geben uns ganz der warmen, wohligen Erinnerung an das hin, was wir liebten. Was uns liebte. Zu einer Zeit, als das Fernsehen noch unser Freund war, kein Hirnzellen-löschender Strahlungstumor. Als Kinderunterhaltung und Cartoons noch einen Selbstanspruch hatten, der sich nicht mit dem krampfhaften Mithalten aktueller und kurzlebiger Trends selbst kannibalisierte, weil man 'Cool und crazy' sein muss. 







Es war eine schöne Zeit.
Es war eine Zeit, die nicht wiederkommen wird. 
Aber vor allem war es unsere Kindheit - Auch darum denken wir immer wieder an diese Serien zurück, und das meist in positiver Note. Wir sind mit ihnen aufgewachsen, manche von ihnen waren uns - Man verzeihe mir den Pathos - 
Fast schon so etwas wie Freunde.

Aber wenn ich für eine Möglichkeit der modernen Internetzeit dankbar bin dann die, dass sie mich all diese Serien wiederfinden, wiedererleben, sammeln lässt. So dass ich sie aufbewahren kann. Aufbwahren, um sie, falls ich je Kinder haben sollte - Gott bewahre - mit ihnen zu teilen, damit sie nicht aufwachsen müssen mit Pranks, Influencern, seelenlosen Serien und einer toten Kultur. In jedem Fall aber wird das Kind in mir diese Serien aufbewahren, sie ansehen und immer wieder gerne daran zurückdenken, wie sie mich - Mal mehr, mal weniger - In meinem frühen Leben beeinflusst haben.

Danke.

- Yoraiko



Dienstag, 22. Oktober 2019

Erwachsen sein



Das ist das erste Bild, das man bei Google zu sehen bekommt, wenn man 'Erwachsener' eingibt. Na gut, es ist minimal bearbeitet. Den dazugehörigen Artikel und dessen Sinnhaftigkeit möchte ich hier lieber nicht weiter besprechen. Stattdessen frage ich mich - Was ist ein Erwachsener eigentlich? Und was macht ihn aus? 
Was bedeutet es, erwachsen zu sein? 

Dafür fand und findet man in verschiedenen Zeiten und Kulturräumen ganz verschiedene Antworten. Ganz allgemein glaube ich, dass die Antwort auf diese Frage früher einfacher zu finden war - Erwachsen war man, wenn man alt genug war, um mit dem Vater auf die Jagd zu gehen, und das Essen auf den Tisch zu bringen. Wenn der Knabe zum Manne wurde, endlich in der Lage, seine Familie zu beschützen. Erwachsen war man(n), wenn man arbeiten und kämpfen konnte. Für die Mädchen bedeutete Erwachsen sein in späteren aber von unserem Standpunkt aus noch immer sehr frühen Zeiten vor allem Heiraten. Verheiratet werden. War ein Mädchen alt genug (Oder eben auch nicht) um verheiratet zu werden, so war ihre Kindheit vorbei. In weniger unangenehmen Fällen begann das Leben einer Frau für ein Mädchen wenn es in der Lage war sich um ihre Familie zu kümmern, einen Partner zu suchen, die damals klassischen Aufgaben der Frau zu übernehmen. 
Alles war so simpel, einfach und trist. Heute ist alles kompliziert geworden.

Wir hier in Europa haben das Glück, nicht mehr um unsere Existenz fürchten zu müssen, zumindest ist das in der Regel so, auf einer ganz grundsätzlichen Ebene. Bitte macht es mir nicht zum Vorwurf, dass ich hier sehr verallgemeinere. Aber wir müssen nicht mehr auf die Jagd gehen, um zu essen, müssen nicht mehr mit vierzehn Jahren den Vater begleiten, wenn er seinem Tagwerk nachgeht, und werden (In Europa!) auch nicht mehr als elfjährige Mädchen wegverheiratet. Woran wissen wir also, dass wir erwachsen sind? Daran, dass wir die in Deutschland mit 18 Jahren festgesetzte Volljährigkeit erreicht haben? Ich weiß aus Erfahrung, und jeder 18+Jährige wird mir da sicherlich zustimmen, dass es nicht so einfach ist. Das Kind verabschiedet sich nicht mit dem achtzehnten Jahr, zuckt mit den Schultern und lässt sich nie mehr blicken, oft ist es noch da. In unseren heutigen, privilegierten Zeiten muss man sich vielleicht sogar fragen, ob es überhaupt jemals geht. 

Ich bin 25 Jahre alt, und damit alles andere als ein Jugendlicher, auch den Begriff 'Junger Erwachsener' rechne ich mir nicht mehr an. Ich bin, nach jeder Definition und jedem Verständnis, mit allen Pflichten, Erwartungen und Privilegien, erwachsen. Aber ich könnte mich nicht weniger erwachsen fühlen. Ehrlich gesagt warte ich immer noch darauf, dass die Reife einsetzt, und sich mir wie sich lösende Scheuklappen die ganze Weisheit und das Verständnis des Lebens und des Erwachsenseins offenbart. 

Von Erwachsenen werden bestimmte Dinge erwartet. Dass sie einige Gerichte kochen können. Dass sie sich mit Ämtern, Gesetzen und Steuern auskennen. Dass sie sich mit der Wohnungssuche, Mietverträgen und Kautionen auskennen. Dass sie eine Steuererklärung machen können. Dass sie feste Pläne und Ziele, Perspektiven und Marschrouten für ihre Zukunft besitzen, auf denen sie sich bewegen. Dass sie einer anständigen Tätigkeit nachgehen, die sie bestenfalls mit Leidenschaft erfüllt. Dass sie einen Partner haben. Dass sie die Bettwäsche ordentlich zusammenlegen und nähen können. Dass sie kleine Reparaturen und Umbauten selbstständig vornehmen können. Dass sie organisieren können. Dass sie ein breites Allgemeinwissen besitzen. Dass sie sich mit Banken, Zinsen, Kreditkarten und Aktien auskennen. Dass sie wissen, wo man welche Kleidung kauft, oder wo man selbstverständliche Dinge des Alltags wie Handtücher oder Briefumschläge kauft. Dass sie wissen, wie man ein Paket versendet. Dass sie wissen, wie man einen Handyvertrag abschließt und was alles dazu gehört. Dass sie einen Führerschein besitzen. Dass sie mindestens einen Anzug haben und wissen, wo man ordentliche Anzüge überhaupt kauft. Dass sie ihre Wohnung sauber und gepflegt halten und wissen, worauf es dabei ankommt. Dass sie wissen wie man Anzeige erstattet. Dass sie wissen wie man seine Unterlagen richtig sortiert und ordnet. Dass sie sich mit Krankenkassen und Versicherungen auskennen. Dass sie Dating-Erfahrung haben und wissen, wie man eine Frau umwirbt. Dass sie wissen, wie man guten Sex hat. Dass sie wissen wie sie für ihre Rente oder Notfälle vernünftig vorsorgen. Dass sie wissen, wie man eine kaputte Heizung erkennt. Dass sie wissen, wie man einen Dosenöffner benutzt. Dass sie wissen, wie man eine Bewerbung, einen Lebenslauf und einen Steckbrief richtig schreibt, und ein Vorstellungsgespräch absolviert. Dass sie sich für Politik interessieren und wenigstens ungefähr über das aktuelle Geschehen im eigenen Land Bescheid wissen. Dass sie wissen, wie man wählen geht. Dass sie wissen, wie man sich richtig pflegt, wie oft man in der Woche Haarshampoo benutzt und welche Cremes gut für die Haut sind. Dass sie wissen worauf man beim Kauf von PC's und Notebooks achten muss. Dass sie wissen, wie man eine Lampe anschließt. Dass sie wissen, wie man Wäsche richtig wäscht. Dass sie wissen, wie man richtig malert.Dass sie wissen, wie man eine Bohrmaschine benutzt.

Ich bin 25 Jahre alt und damit ein Erwachsener. Und ich habe mich in den letzten sieben bis acht Jahren immer wieder gefragt: Woher weiß man das? Auch meiner Mutter habe ich, immer dann wenn ich etwas eigentlich Selbstverständliches nicht wusste und sie es mir haarklein erklärt hat, anschließend irritiert die Frage gestellt: 
"Aber woher zum Geier SOLL MAN DAS WISSEN?!" 
Ihre Antwort blieb stets die Gleiche: 
"So was weiß man einfach."

Ja. So was weiß man einfach. Nur woher
Die Antwort kenne ich natürlich von mir selbst: Aus Erfahrung. Viele der Dinge dort oben weiß ich mittlerweile. Nicht, weil sie mir irgend jemand erklärt oder gezeigt hätte, sondern weil ich sie einfach selbstständig angehen, dabei scheitern und daraus lernen musste um sie zu begreifen. Doch genau so viele Dinge der Aufzählung dort oben sind mir ein vollkommenes Rätsel, und noch tausend Sachen mehr an die ich gerade nicht denke. Ich habe absolut gar keine Ahnung, wie eine Steuererklärung funktioniert oder was das überhaupt ist. Ich mag meinen Beruf nicht. Ich bin Single und habe kaum bis keine Erfahrung auf diesem Feld. Ich kann nicht Nähen und bin handwerklich eine Mandarine. Ich besitze keinen Führerschein und sehe auch nicht den Sinn, mir einen zu holen. Wo bekommt man einen anständigen, bezahlbaren Anzug her? Ich habe absolut keinen Schimmer. Im Kaufhaus? Auf Amazon? Im Markenladen?? Ich habe in etwa so viel Ahnung von Politik oder auch nur dem aktuellen politischen Geschehen wie von Kernphysik. Ich kann nicht mal einen Knopf annähen und weiß nicht worauf ich beim Kauf von Gerät X und Y achten sollte. Und woher sollte ich es auch besser wissen? Es wurde mir nie beigebracht. Nicht, weil meine Mutter so versagt hätte, im Gegenteil - Sie war sehr bemüht, etwas aus mir zu machen. Aber entweder es ergab sich nicht oder es war so abwegig, dass es einfach nie zur Sprache kam. Und dann ist man erwachsen und wird angesehen wie ein Alien, weil man scheinbar selbstverständliche, vorausgesetzte Standards des Lebens nicht erfüllt, obwohl sich niemand in unserer Gesellschaft abgesehen vom Internet die Mühe macht, es uns mal zu erklären. 

Wir durchlaufen von Kindesbeinen an an bis wir an der Tür zum Erwachsensein klopfen ein Schulsystem, das in Deutschland definitiv nicht das Schlechteste ist. Warum unser Schulsystem meiner Meinung nach dennoch reformiert gehört, hoffnungslos veraltet ist und keinen Sinn ergibt, schreibe ich in einem anderen Artikel. Wichtig ist erst mal nur: Wir lernen Mathematik und abstrakte Geometrie, wir lernen wie man Reimschemas in Gedichten erkennt und wie Magnete aufeinander reagieren. Nichts davon brauchen wir im Leben wirklich. Okay nein, das stimmt so nicht: Mathematik ist wichtig im Alltag, sehr wichtig. Ich korrigiere mich: Mathematik nach der Grundschule brauchen wir nie wieder im Leben wenn wir nicht gerade Architekt oder Einzelhändler werden. Ich bin 25 und habe in meinem Leben noch nie, kein einziges Mal, außerhalb der Schule Bruchrechnung oder Geometrie gebraucht. Vielen Dank also für diese verschwendete Lebenszeit. Was ich allerdings gebraucht hätte, sind die Regeln und Anforderungen unserer Gemeinschaft. Aber dafür gibt es ja auch ein Fach - Gemeinschaftskunde. Damals als Heranwachsender freute ich mich auf mein erstes Mal in diesem Fach, weil ich es für ein sozial-bildendes Fach hielt, das einen auf allgemeine Dinge vorbereitet. Leider ist es das nicht, wie wir alle wissen, der Name des Schulfaches sollte Politkunde heißen, denn es geht meistens nur um genau das, die (deutsche) Politik. Ein Schulfach, das uns aus das Leben in der Gesellschaft vorbereitet? Das suchen wir vergebens. Damals war das anders - Da wurde das Kind ausgiebig auf sein Leben als Erwachsener vorbereitet, praxisorientiert, und es wurden ihm nur Dinge beigebracht, die es brauchen würde - Jagen. Sammeln. Beschützen. Bauen. All diese einfachen Dinge. Warum kann es heute nicht mehr so sein? Weil die Welt komplexer geworden ist. Und weil irgendwann das Gelehrtentum und der Kulturelle Anspruch hinzu kam. Heutzutage interessiert das Schulsystem sich nicht mehr für tatsächliche Werte oder die Realität da draußen, es schert sich nur um zahlen, Statistiken, Lehrpläne und einen kulturellen Grundbaustein. Selbst die vermittelten Inhalte sind meist nicht mehr als eine Grundlage - So habe ich meine ersten Gehschritte in Englisch natürlich in der Schule gemacht, aber erst als ich angefangen habe, englische Videospiele, Serien, Bücher und Anime zu konsummieren, habe ich aufgehört die Sprache zu hassen und sie mir beigebracht. Das war ich. Nicht die Schule. Die Schule versagt, sie nimmt uns die wertvollste Zeit im Leben, um unsere Köpfe mit Prüfungswissen zu füllen.
Und da wundert man sich, dass uns aktuell eine Nachfolgegeneration von sozial-inkompetenten, depressiven und verkommenen Erwachsenen bevorsteht.

Man könnte die Ausgangsfrage auch umdrehen und sich wundern - Was ist ein Erwachsener nicht? Was wird von einem Erwachsenen nicht mehr erwartet, ab wann darf man dieses und jenes Verhaltensmuster nicht mehr an den Tag legen? Wann kommt für mich der Tag, an dem ich in der Straßenbahn keine Playstation oder Nintendo mehr spielen werde, weil es mir zu unangenehm ist? Wann werde ich öffentlich keine Manga oder Comics mehr lesen, weil ich nicht automatisch wie ein Perverser aussehen will? Schon seit 2-3 Jahren nehme ich davon nichts mit in die Öffentlichkeit, was auch nur ansatzweise anzüglich sein könnte. Wann muss ich aufhören, meine Pony-, und Anime-Shirts zu tragen und diese gegen Hemd samt Krawatte eintauschen? Ab wann muss ich mich schuldig fühlen, weil ich einem hübschen Mädchen hinterhersehe und nicht mehr einschätzen kann, wie jung sie ist? Ab wann ist es peinlich, Anime-Poster an meinen Wänden zu haben? Ab wann muss ich mich dafür schämen, meine Mutter einmal in der Woche zu besuchen und mit ihr zu kochen? Ab wann muss ich mich dafür schämen, sie in vielen Dingen um Rat zu fragen? Ab wann wird man mich als Erzieher irritiert ansehen wenn ich sage, ich bin single? Ab wann wird man es mir vorwerfen, dass ich noch immer nicht weiß wohhin mit mir im Leben? Ab wann darf ich nicht mehr weinen, einfach weil mir danach zumute ist? Ab wann werden mich fremde Personen an öffentlichen Plätzen wie Supermärkten und Ämtern nicht mehr mit 'Der junge Mann' ansprechen? Ich überspitze das Ganze ein wenig, aber jetzt schon mir 25 fühle ich mich zu alt, um manche Dinge zu tun. Natürlich sagt man, man solle sein inneres Kind nie ganz abschreiben und jeder bleibe bis ins hohe Alter ein Kind, aber wenn wir ehrlich sind sind das Floskeln, die uns von der morbiden Realität ablenken sollen. Von Erwachsenen (Männern) wird Reife und eine gefestigte Persönlichkeit erwartet, aber die Wahrheit ist, dass viele vielleicht einfach noch nicht so weit sind und sich verloren fühlen. Irgendwann sind bestimmte Züge nun mal abgefahren, das kann man schön reden wie man möchte - Sei es nun das Bestreben, die Liebe fürs Leben zu finden, die Tätigkeit zu entdecken die einen erfüllt oder auch seinen Platz in der Welt festzustellen. 

Für all das ist es irgendwann zu spät. 

Und ich fühle, dass ich persönlich diese Grenze sehr, sehr bald erreiche. Alt zu sein. Erwachsen.
Bedauerlicherweise nehmen wir die Nachteile, Lasten und Sorgen dieses Zustandes zwangsweise auf uns, während uns die Vorteile - Manchen von uns - versagt bleiben. Und wir fragen uns nach wie vor, wie man diese verdammte Dose Kidney-Bohnen aufbekommt, sobald der wackelige Ziehgriff abgerissen ist, allein und in Unterhose, in unserer kleinen, staubigen Single-Küche. 

Das Erwachsensein ist irgendwie ganz schön traurig, oder?





- Yoraiko







Apex Legends - Verflucht, ich bin süchtig.




Ugh. Ich dachte immer, ich wäre etwas Besonderes. Ich nahm stets an, ich wäre etwas Besseres. Es gibt wenige Genres in Videospielen, die ich wirklich konsequent umgehe: Rennspiele. Sportspiele. Point and Click. Strategiespiele. Shooter. Und natürlich das neuzeitliche, inzestöse Kind von Mama Mainstream und Onkel Ohnehirn - Battle Royal.

Das Genre hat unter Videospielern, die wirklich tief im Medium und seinen Möglichkeiten drin sind, keinen guten Ruf. Nicht erst, aber vor allem seit der hochansteckenden Zombieseuche Fortnite, die dafür bekannt ist vorzugsweise 7 - 16 jährige, übergewichtige, psychisch-labile Kinder zu befallen und ihnen das Geld aus dem Fleisch zu ätzen, dass es dem T-Virus die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Sich mit diesem Genre zu identifizieren, das schon seit längerer Zeit den Sprung auf die größten Märkte der Spieleindustrie geschafft hat, fällt mir schwer. Versteht ihr, was ich bespiele mit Leidenschaft und Freude sind solche Kategorien wie Visual Novels. J-RPGs. Fighting Games. Playable Movies. Story-driven Games. All die Einträge im Interessenbereich meiner Bewerbung und meines Tinderprofils, die mich garantiert in jede Arbeitsstelle bringen und mich zum Knaller auf spritzigen Nerdpartys machen. Ich spiele Kram der mir das Gefühl gibt, was Besseres als ihr zu sein. Nicht dieser abgeranzte Mainstream-Kokolores, den ja ohnehin nur anspruchslose Menschen spielen und ja.

Aber dann kam mein Fall. Und dieser kam nicht ohne Ankündigung: Schon seit Jahren sehe ich immer mal wieder in die PUBG-Let's Plays auf RocketbeansTV rein - Das fand ich sehr, sehr spannend und unterhaltsam zum Zusehen und das Prinzip mit dem Kreis erschien mir raffiniert. Aber es selbst spielen? Nein, das reizte mich kein bisschen. Über Fortnite brauchen wir gar nicht reden und auch sonst konnte das Genre für mich nie als potentieller Timekiller herhalten, da ich weder den Reiz in einem Battle Royal sah noch das Interesse daran mit meiner Selbstwahrnehmung in Einklang bringen konnte. Es blieb dein den LPs. 

Bis ein Freund in mein Leben trat, dessen fragwürdige Einflüsse auf mich ich jetzt nochmal überdenken sollte. Er erzählte mir von Apex Legends und wie toll und anders das doch wäre. Er verstünde meine enorme Abneigung gegen Battle Royal weil es ihm genau so ginge, aber Apex Legends sei anders. Er wollte es mit mir zusammen spielen, aber ich weigerte mich, für so was Geld auszugeben. Als er mich aufklärte, dass das Spiel kostenlos ist und man dafür sogar auf der PS4 kein Playstation+ braucht (Playstation+ ist das dreisteste, unverschämteste Abo-Modell der Welt), gab ich schließlich nach und lud es mir herunter. Was konnte es denn schon schaden, mal reinzuschnuppern?




Oh, die Naivität. Die Jugend, die Schande. Seit etwas mehr als einer Woche besitze und spiele ich Apex Legends nun, täglich, und  muss haltlos eingestehen, dass ich (ein wenig) süchtig bin. Konträr zu meiner enormen Skepsis und dem Selbstbild des unnahbaren, coolen Elite-Gamers brach ich schon nach wenigen Spielen ein und hatte Spaß. Eigentlich spiele ich nur sehr, sehr ungerne online mit anderen zusammen, vor allem Shooter sind mir einfach zu schnell und zu wild, damit komme ich nicht klar. Aber der Fakt, dass ich hier mit meinem Freund in Echtzeit reden und im Team zusammen spielen konnte und dass wir beide Anfänger waren die zusammen lernten, entwickelte eine unheimliche Sogwirkung auf mich notorischen Singleplayer. Selbst in Partien ohne ihn spielt man in Apex nun mal in 2er bis 3er-Teams und ist selten allein. Die Lernkurve ist steil. Das Battle Royal-Prinzip unheimlich kurzwillig.  

Aha. 
Darum spielt die ganze Welt also diese Spiele. 

Und statt noch länger naserümpfend daneben stehen zu können, bin ich jetzt aktiver Teil davon. Ugh. Aber nicht nur das - Ich bin süchtig. Das darf ich wohl behaupten, wenn meine bisher längste Session sieben Stunden am Stück(!!) Apex spielen ausmachte, von 20:00 Uhr bis 03:00 Uhr Morgens.

Genug von meinem Selbstmitleid. Kommen wir zu Apex Legends selbst und was aus meiner Sicht den Reiz des Spiels ausmacht. Dass es kostenlos ist ist wichtig, und der überaus faire Umgang mit Micro-Transactions ebenfalls - Es gibt nur kosmetische Gegenstände frei zu schalten, und selbst die kann man tatsächlich mit gewonnener Ingamewährung kaufen - Das dauert extrem lange, ist aber absolut okay wenn man bedenkt, dass die Micro-Transactions die einzige Einnahmequelle von Respawn Entertainment darstellen. So gerechte und angenehme Micro-Transactions hat man selten gesehen. Desweiteren sieht das Spiel wirklich nicht schlecht aus - Ja, die Legenden haben mir zu Anfang nicht gefallen und ich finde die Designs immer noch nicht gut. Wenn ich da auf Marken wie League of Legends oder Overwatch gucke, ist der Standard einfach zu hoch. Aber ich habe mich an die Legenden gewöhnt und ihren kruden Teenie-Charme zu schätzen gelernt. Die Ingamegrafik ist überaus okay, nichts Besonderes, aber überhaupt kein Vergleich zum graugrünbrauen PUBG-Brei oder der Hirnkaries erregenden Fortnite-Regenbogenpampe. Die Lernkurve ist wie erwähnt sehr steil - Am Anfang sind mein Freund und ich natürlich nur gestorben, mussten uns ans Looten gewöhnen, alle Waffen kennenlernen, die Karte erkunden und ein Gefühl für Battle Royal entwickeln - Schon nach ein, zwei Tagen jedoch waren erhebliche Verbesserungen zu spüren. Und durch die Level, Erfahrungspunkte, Währungen und Freischaltungen hat man ständig ein Belohnungsgefühl, auch wenn man schlecht spielte. Das ist vor allem für mich wichtig, da ich in der Regel sehr schlecht in Videospielen bin, vor allem in kompetitiven Genres wie Fighting Games, und hier dennoch gut sein kann in dem ich trainiere, lerne, besser werde. Das Spiel ist nicht unfair, und selbst der größte, eingespielteste Profi kann von einem Anfänger zu Fall gebracht werden. Das Markierungssystem ist das Schlagende Herz des Gameplays - Damit kann man wunderbar kommunizieren, sich gegenseitig unterstützen, den Weg vorgeben, sich aufspalten, vor Feinden warnen und und und. Eine simplizistische und doch rundum gelungene Idee, ohne die das Spiel auf mich einen deutlich schwächeren Reiz ausüben würde. 
Definitiv kann man das System natürlich noch verbessern - Ich weiß immer noch nicht genau, wie man bestimmte Ansagen der Charaktere auslöst, die meine Teamkameraden mir regelmäßig um die Ohren hauen. Es wird einfach nirgendwo erklärt.


Unheimlich essentiell für die leidige Suchtspirale ist auch die gigantische Community - Aus so ziemlichen allen Multiplayer-Spielen, die ich bisher online gespielt habe - Und das waren eben zumeist nischige Fighting Games oder RPGs - habe ich gelernt, dass man immer mindestens 2-3 Minuten auf ein Spiel wartet. Hier dauert es maximal 20 Sekunden. 20 Sekunden

Eine Drittelminute und du bist im nächsten Spiel. Läuft es nicht? Quitte und spring ins Nächste. Nur noch ein Versuch. Ein Spiel mehr noch, noch ein Level, noch ein Kill. 
Kein Entkommen

Die Fähigkeiten der Legenden habe ich in den ersten 10 - 20 Spielen überhaupt nicht und dann nur sehr zögerlich eingesetzt, bis ich sie einigermaßen verstanden hatte. Was man Apex deutlich ankreiden kann, ist das Tutorial - Es erklärt nur die grundlegenden Mechaniken, nicht aber die einzelnen Legenden oder die verschiedenen Waffen. Was die Fähigkeiten oder Schießeisen können - Das muss man selbst rausfinden, in der Hitze des Gefechts. Keine sehr einladende Lösung. Auch heute noch benutze ich die Skills eher sparsam, was daran liegt, dass man in einem Schussaustausch ohnehin nach 2-3 Schüssen auf dem Boden liegt ehe man überhaupt daran denken kann, irgendetwas anderes zu tun als panisch zurück zu feuern. 

Was mich ebenfalls enorm motiviert hat, sind die variablen Gameplay-Möglichkeiten, die auch in Apex sehr zum Tragen kommen: Es gibt verschiedene Wege, als Letzter zu leben. Klar, man kann sich von Anfang an durchballern und jeden Konflikt suchen, aber man kann eben auch immer gerade so am Rande des Geschehens bleiben, jeden Gegner großzügig umgehen und sich bis zum Ende mitschleichen und hoffen, dass die anderen sich gegenseitig ins Jenseits schicken. Oder man campt schwer bewaffnet in einem abgelegenen Haus so lange es der Kreis zulässt. Habe ich alles schon probiert, hat alles schon funktioniert. Für einen eher ruhigen Spieler wie mich willkommene Optionen. 

Alles in allem: Ohne die anderen Battle Royals gespielt zu haben nehme ich mir heraus zu zurteilen, dass Apex Legends besser ist. Zumindest besser als die Meisten, und damit im oberen Durchschnitt des Genres. Das Spiel ist eine kostenlose, bunte, recht zugängliche Mischung mit sehr hoher Sogwirkung, extrem aktiver Community und konstantem Belohnungsrausch. Das ist kein Entschuldigung für meinen Fall, aber es erklärt ihn zumindest. 
Richtig? ... Richtig?!

Lasst mich noch über das derzeit stattfindende, große und in Apex Legends ein Novum darstellt - Schattenfall.


Schattenfall ist ein Modus, über den ich vor dem neulichen Starten der Konsole selbstverständlich nicht informiert war, plötzlich begrüßte mich einfach das neue Menü und ich wurde unwissend hineingeworfen. Meine Aufregung war immens, meine Begeisterung von einer neuen Karte bei Nacht, mit Jumpscare-Monstern in Lootkisten, Schattenmonstern, Einzelspieler-Modus und einer Gruselatmosphäre überschwänglich. Dann kam bald die Ernüchterung, Wut, Frustration, Akzeptanz
Schattenfall ist ein Modus, der wirklich gut sein könnte, in seiner Essenz aber doch eher ein Mahnmal der Unerträglichkeit ist. Das hat vor allem den Grund, dass er - Davon ist das ganze Internet voll - rettunglos unbalanced und unfair ist. Ich erkläre das nochmal kurz: 

Man startet als einzelne Legende. Schießt man eine andere Legende ab, wird diese zum Schatten. Wird man selbst abgeschossen oder wiederum von einem Schatten getötet, wird man zum Schatten, um Legenden zu töten. Mit jeder gestorbenen Legende wird die "Dunkle Seite" stärker. Jeder getötete Schatten kommt nach wenigen Sekunden wieder. Man bekämpft sich also erst untereinander, macht den kollektiven Feind damit immer gefährlicher und schließt sich ihm letztendlich an. Erst wenn man als Legende lange genug überlegt hat, bildet man ein großes Überlebensteam. Ein irrsinnig interessantes und gut durchdachtes Konzept, mit klaffenden Schwächen.
Jeder der den Modus gespielt hat weiß es - Die Schatten sind unglaublich schwer zu schlagen. Um als Legende in Schattenfall zu gewinnen, muss man nach einer gewissen Zeit ein Rettungsschiff lebend erreichen. Das mag logisch erscheinen wenn man bedenkt, dass jede getötete Legende zu einem Schatten wird, aber das ist nicht das Problem. Die Probleme liegen beim Balancing beider Fraktionen: 

- Schatten können eine Legende mit meistens einem, manchmal zwei, selten drei Schlägen töten
- Schatten sind viel, viel schneller und wendiger als Legenden, halten dafür aber auch nur 2 Schüsse aus 
- Schatten sehen, wo auf der Karte ihr Mörder ist, wo andere Schatten sterben, wo sich Legenden grob befinden, wo Legenden sterben, sie hören wo geschossen wird, sehen Legenden als rotleuchtende Silhouetten selbst auf weite Entfernungen sehr klar, sind im letzten Drittel einer Runde in der vielfachen Überzahl
- Sobald das Rettungsschiff gelandet ist werden Schatten nochmals schneller und sehen alle Legenden permanent überall auf der Karte genau wie das Rettungsschiff.
- Die Zeit um das Rettungsschiff als Legende zu erreichen ist unglaublich knapp - Meist landet es 500 - 800 Meter von einem entfernt, was im Spiel eine grausam-endlose Laufstrecke ist, wenn aller paar Sekunden Schattengegner auftauchen, die dich one-hitten und damit aus dem Spiel kicken können. Es braucht 100 Sekunden zum Landen, dann hat man 30 Sekunden um an Bord zu gehen und sich zu retten. Unnötig zu erwähnen, dass die meisten Schatten den einsehbaren Landeplatz einfach belagern und alles töten, was sich bewegt. 

Die wichtigsten Probleme des Modus dürften damit bekannt sein. Will man friedlich auf andere Spieler zugehen und ihnen signalisieren, zusammenzuarbeiten, weil es keinen Sinn ergibt sich gegenseitig zu töten und die wirkliche Bedrohung zu stärken, wird man gnadenlos niedergeballert, jedes Mal. Die einzige Lösung: Campen. Campen, Campen und nochmals Campen. Das war für mich bisher die mit Abstand erfolgreichste Strategie in Schattenfall. Zwar habe ich schon mehrmals als Legende gewonnen, aber das waren wirklich drei von vielleicht fünfzig Spielen. Der Modus macht keinen relevanten Spaß, er ist extrem schwer, frustrierend und unbarmherzig, jeder Fehler führt zum Tod. Es geht die Vermutung in der Community, das wäre Absicht von den Entwicklern. Das würde Sinn ergeben - Schattenfall ist aufgemacht als bitterböses Halloween-Event der Schatten, der (nach einiger Zeit nervtötende) Sprecher des Modus, der sich selbst als Overlord des Bösen versteht, macht klar, dass Legenden hier nichts zu Lachen haben. Na schön, dann war es eben Absicht. Darum muss es mir nicht gefallen. 

Es ist eine Verschwendung und ich würde hoffen, dass am Modus noch geschraubt wird, aber da er in zwei Wochen (leider) ohnehin wieder permanent verschwindet, erübrigt sich das wohl.

Was soll ich noch sagen. Mittlerweile ist es ganz aktuell wieder besser geworden bei mir - Ich spiele etwas weniger Apex und setze mir Grenzen. Das liegt auch daran, dass ich mich wieder mit anderen Zeiträubern wie meiner Playstation Vita oder meinem Super Nintendo Mini beschäftige. Dennoch, ich vernachlässige meine Pflichten und andere Hobbies viel zu sehr für Apex, und das ist etwas, das ich ernsthaft hinterfrage und verurteile. Apex macht Spaß, keine Frage, aber im Gegensatz zu Storyspielen gibt es mir nichts, bringt mich erfahrungstechnisch nicht voran und ist quasi eine Beschäftigung, bei der ich mich im Kreis drehe, wo ich doch gerade produktiv sein könnte.

Spielt also jemand, der diesen aufwühlenden Suchtbericht liest, mit dem Gedanken Apex aus seinem PC oder seiner PS4 doch auch mal kostenlos auszuprobieren, so kann ich nur sagen - 



Bitte gebt Acht auf die Suchtgefahr.
 



- Yoraiko