Samstag, 4. Juli 2020

Ein halbes Jahr Arbeit im Behinderten-Wohnheim - Ein Erfahrungsbericht


 Sechs Monate Behinderten-Wohnheim - Ein Erfahrungsbericht




Inhaltsverzeichnis

1.Vorwort 
2. Gehalt
3. Arbeitszeiten & Schichtarbeit
4. Körperliche Ansprüche
5. Psychische Ansprüche
6. Ekel?
7. Verantwortung
8. Verschleiß der Sprache
9. Wie Kollegen alles verändern - 
Ein persönliches Klagelied
10. Die Bewohner und Positives
11. Fazit




1.Vorwort
Erfüllung in der Arbeit. Das tun, was man liebt. Es ist ein Privileg, das heutzutage wie eigentlich schon immer nur sehr, sehr wenigen Menschen zuteil wird. Die meisten Leute arbeiten, weil sie Geld verdienen müssen, und hassen ihren Job ein Leben lang, obwohl sie einen großen Teil dessen damit zubringen. Auch ich bin trotz meinem einigermaßen fortgeschrittenem Alter noch weit davon entfernt, leidenschaftlich zu arbeiten und zufrieden zu sein mit dem, was ich mache - sprich, Geld mit Schreiben oder irgendeiner anderweitig kreativen Tätigkeit zu verdienen. Ich bin an einem Punkt, an dem ich vielleicht akzeptieren muss, dass das niemals passieren, sondern ein Traum bleiben wird. Und so verbleibe ich vorerst im sozialen Sektor, um auch weiterhin die Miete zahlen zu können.

Während ich diesbezüglich in der Pädagogik zu Hause bin, hatte ich 2019 für etwas mehr als ein halbes Jahr das 'Glück', in einem Behinderten-Wohnheim zu arbeiten, in dem ausschließlich geistig und körperlich schwerst mehrfachbehinderte Menschen leben. Die Behindertenpflege ist ebenso wie die Altenpflege nicht mein übliches Arbeitsumfeld, aber ich wollte diese Erfahrung mitnehmen. Jetzt, einige Monate nach Beendigung meiner Tätigkeit in diesem Leipziger Behindertenwohnheim, wird es Zeit zurückzublicken und von dem Alltag in einer solchen Einrichtung und Arbeit zu berichten. Im Guten wie im Schlechten.

Zuerst einige wichtige Eckdaten, um meinen Alltag dort besser verstehen zu können: Ich war angestellt in einer sehr großen, namhaften Organisation und eingesetzt in einem von drei Häusern, wobei in meinem Haus die 'schwierigsten Fälle' wohnten. Um etwa ein Dutzend Bewohner habe ich mich so mit etwa sechs Kollegen ein halbes Jahr gekümmert, diese betreut, gepflegt, unterstützt. Haus meint in diesem Fall vor allem ein Stockwerk mit sehr langem Flur, den Bewohnerzimmern und einem großen Gemeinschaftsraum mit angeschlossener Küche. Das vielleicht zur Vorinfo. 

Um das Fazit auch schon vorweg zu nehmen, ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte, aber ebenso dankbar, dass meine Arbeit dort beendet ist. Ich würde es wahrscheinlich nicht wieder machen. Und jetzt gehen wir ins Konkrete. 

Eines kann ich unumwunden sagen: Alle Klischees sind wahr. Alles was Sie über die Alten-, bzw- Behindertenpflege gehört haben stimmt. Verstehen Sie das wie Sie möchten.
 

2. Gehalt
 Das Gehalt, das ich in meiner Zeit in diesem Wohnheim erhalten habe, war vorsichtig ausgedrückt in Ordnung. Nicht übermäßig viel, aber man konnte davon leben. Neben dem normalen Stundenlohn setzte sich dieses natürlich aus Zuschlägen für Wochenend-, und Sonntagsarbeit,
Feiertagsarbeit und Spätschichten zusammen. Da die Arbeit hier wie in den meisten Bereichen der Pflege Schichtarbeit bedeutete, hat man so also einige Zuschläge gesammelt, musste aber auch flexibel sein. Ich hatte auch das Gehalt des einen oder anderen Kollegen erfahren, und das war ungleich höher als meines. Es ist also durchaus möglich, in diesem Bereich gut zu verdienen, sei man nun Hilfs-, oder Fachkraft, aber in der Regel bekommt man gerade genug.



3. Arbeitszeiten, Schichtarbeit
Schichtarbeit bedeutet vor allem eines, dass die Wochenenden keine Bedeutung mehr für die eigene Alltagsplanung haben. In der Regel hatte ich zwei freie Wochenenden im Monat, oft 'musste' ich aber für kranke Kollegen einspringen, Schichten tauschen oder anderweitig umplanen. Es ist ein Arbeitsmodell das Flexibilität benötigt, keine Frage. 

Bei der Frage, ob Schichtarbeit nennenswert anstrengender ist als eine Fünf-Tage-Woche scheiden sich die Geister und auch ich kann das nicht endgültig beantworten. Natürlich war es für mich immer hart, sieben bis acht Tage am Stück zu arbeiten. Dafür hatte man dann aber auch drei bis vier Tage unter der Woche frei wenn andere arbeiteten. Wirklich grenzwertig wurde es ab neun Tagen am Stück, ganz selten zehn, aber auch Fälle von bis zu zwölf Tagen ohne Pause sind mir von Kollegen bekannt. Dann hat man zwar seine freie Woche, braucht aber erst mal zwei Tage allein um sich körperlich zu erholen. 

Seit ich wieder in der Pädagogik arbeite sind es klassische fünf Tage und Wochenende. Das hat wirklich auch was für sich, man kann wieder mit Freunden und Familie mehr unternehmen, hat mehr Freiheit in der Freizeitplanung und überschreitet sein wöchentliches Arbeitskontingent nicht. Andererseits ist man dann eben die meisten Werktage eingespannt, so dass Arztbesuche, Einkäufe und dergleichen schwieriger werden. Alles ein Vor und Zurück.

Frühschichten und Spätschichten werden von Kollege zu Kollege anders bewertet. Mir persönlich sind Frühschichten immer lieber gewesen. Ich musste in diesen vier Uhr Morgens aufstehen, um sechs Uhr anwesend zu sein, es sind die DEUTLICH anstrengenderen Einsätze weil man unter Zeitdruck alle seine Bewohner aus dem Bett holen, waschen, anziehen, an den Tisch bringen, Frühstück durchführen, Einkäufe erledigen, Arztbesuche, Putzen, Therapiebegleitung, Mittagessen durchführen, alle Bewohner zum Mittagsschlaf ins Bett bringen, zwischenzeitlich immer wieder das IKM (Inkontinenzmaterial) wechseln muss wenn es untenrum mal wieder so weit war... Frühschichten sind fordernd. Das Gute an all dem ist, dass man so beschäftigt ist, dass man gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht. Schwupps, schon ist die Schicht rum. Das Hauptargument ist aber, dass man Mittags gehen kann und noch etwas vom Tag übrig hat.

Spätschichten sind viel entspannter, da sie zu großen Teilen daraus bestehen, sich mit den Bewohnern zu beschäftigen  statt sie zu pflegen. Nach dem Nachmittagsprogramm wird das Abendessen vorbereitet, alle werden ins Bett gebracht und es wird geputzt. Fertig. Nachteil ist hier, dass man Mittags kommt und bis Spätabends bleibt, der Tag ist also ganz und gar ausradiert. Außerdem zogen sich Spätschichten für mich immer wie zäher Gummi, weil eben nicht so viel passiert. 

Hat man mal vier, fünf, sechs Spätschichten in der Woche, verschwimmen einem teilweise die Wochen vor den Augen und rinnen durch die Hände. Sie vergehen wie im Flug und man fragt sich, wo schon wieder die ganze Zeit hin ist, weil man nur arbeiten und schlafen war. Das nennt sich dann 
'Für die Wochenenden leben', was in diesem Fall hieß für den Freizaitausgleich leben. Ein Konzept, das auch außerhalb von Schichtarbeit dafür steht, dass man seine Arbeit hasst und sich nur auf das Wochenende freut. Wie ich jetzt nach diesem halben Jahr anstrengender, zeit-, und kraftfressender Behindertenpflege im Schichtdienst sagen kann, ist dies eine tödliche Einstellung, die euch körperlich und vor allem seelisch abtötet. Man darf so nicht denken. Man muss versuchen, seinem Arbeitsalltag etwas abzugewinnen. Und das gelang mir, in Teilen.




 4. Körperliche Ansprüche
Damit habe ich das Thema beinahe schon abgehakt, werde aber dennoch nochmals explizit darauf hinweisen: Behindertenpflege (Und Altenpflege) ist körperlich extrem anspruchsvoll und fordernd, viel kraftraubender als die Pädagogik im Kindergarten oder der Krippe. Ich habe noch nicht auf einer Baustelle gestanden, kann mir aber nicht vorstellen, dass sich dies von den Stoßzeiten der Behindertenpflege maßgeblich unterscheidet.



Warum ist das so: Ich habe vorhin angesprochen, dass man gerade Morgens zehn, elf, zwölf Bewohner, die nunmal aufgrund ihrer Situation größtenteils sehr stark eingeschränkt sind und nicht wirklich nennenswert mithelfen können, unter Zeitdruck, aber dennoch menschenwürdig und mit maximaler Sorgfalt aus dem Bett holen muss. Hygiene, Ankleidung, all das. Wenn es also einen gewichtigen, wenig-motivierten Menschen mit Behinderung gibt, der aufstehen und sich duschen muss, dann hilft man ihm eben aus dem Bett und begleitet ihn dorthin mit vollem Körpereinsatz. Wenn es einen bettlägerigen Bewohner gibt, der nicht aufstehen kann, muss man ihn mit voller Körperkraft drehen und anheben, um ihn  zu reinigen und anzukleiden. Meist unter Zeitdruck. Und das Wichtigste dabei ist, dass es würdevoll und sorgfältig passiert. Denn der Zu Betreuende ist am Wichtigsten.  



Nicht zuletzt für die Reinigung und die Unterstütztung bei Toilettengängen beugt man sich fast permanent herunter, dieses Arbeitsfeld ist nicht umsonst dafür bekannt, reihenweise Rücken zu vernichten. Es stimmt, der Rücken leidet in der Behindertenpflege am meisten, vor allem eben beim Heben von Bewohnern.  



Das Gute in einem Behinderten-Wohnheim, welches kein Pflegeheim ist - die Menschen wohnen hier. Das bringt entgegen der anstrengenden Stoßzeiten von z.b. Morgenhygiene und Mahlzeiten auch lange Ruhepausen mit sich, in denen Bewohner Fernsehen gucken oder sich still beschäftigen. Wenn es gerade nicht etwas Wichtiges zu tun gibt, wird man hier, so zumindest meine Erfahrung, auch nicht von höhergestellten Kollegen sinnlos beschäftigt sondern darf sich eben dazu setzen oder sich ausruhen. Vielleicht geht man mit einem Bewohner spazieren, oder massiert ihn mit einem Gerät. Gerade Spätschichten bestehen zu 60 % aus Herumsitzen und sind somit körperlich weniger anspruchsvoll. Dennoch, es ist keine Arbeit die ich über Jahre hinweg machen wöllte und die Erfahrung am eigenen Leib verstärkte meinen Respekt für die Pflegefachkräfte, die über Jahrzehnte hinweg ihr Werk in Alten und Pflegeheimen tun. Ihr bekommt zu wenig Geld und Anerkennung.



5. Psychische Ansprüche
Die körperliche Beanspruchung in der Pflege ist hart, mag sein. Aber sie ist hier nicht das größte Pflaster, zumindest nicht im Behinderten-Wohnheim. Es ist psychisch belastend. Sind die meisten Menschen mit geistiger Behinderung, um die ich mich gekümmert habe, über die größte Zeit auch genau so freundlich wie ich und du, gibt es Phasen und Situationen, in denen sie nicht aus ihrer Haut können und durchdrehen. Es gab eine Bewohnerin, die sich ungelogen jedes einzelne Mal, wenn ich zum Schichtbeginn hereinkam, obenrum ausgezogen hat. Sie wollte ein neues Kleidungsstück und wusste, dass ich es ihr geben würde. Bis Kollegen mich darauf hinwiesen, das bitte nicht mehr zu tun, sondern darauf zu bestehen, dass die Bewohnerin sich wieder anzieht. Aber was, wenn sie das partout nicht will, um sich schlägt, herumbrüllt, andere Bewohner schlägt, Türen knallt wenn man dies durchsetzt? 



Es ist vor Menschen mit geistiger Behinderung ebenso schwer, wenn nicht schwerer, ernstgenommen und respektiert zu werden wie bei Kindern. Zeigt man nicht sehr früh Strenge und eine klare Linie ist es vorbei und sie nehmen einen nicht mehr ernst, was zu vielen stressigen Situationen führen kann. Wenn man in einem Gemeinschaftsraum steht, links brüllt und tobt die Eine, rechts uriniert der Andere, und hinter einem plärrt einen der Kollege voll, dann ist das psychisch belastend. Ich habe eine Narbe an der Hand behalten von einer Bewohnerin, die mich im Trubel gekratzt hat. Das wollte sie natürlich nicht und ich lächle, wenn ich sie besehe, aber so etwas kann (Sehr, sehr selten!) vorkommen. Da war dieser eine Bewohner, der sich morgens strikt weigerte, Schuhe anzuziehen, sondern Barfuß herumlaufen wollte. Im Winter. Die Anweisung des Kollegen lautete, zieh sie ihm so lange an bis er sie anlässt. Da sitzt man also vor dem Bett eines erwachsenen Mannes und versucht ihm gegen seinen Willen Dutzende Male die Schuhe anzuziehen, die er sogleich wieder abstreift, und versucht ruhig zu bleiben. Nicht immer so leicht. Der situative Zeitdruck, der sich in besonderen Momenten anbahnt, kostet Kraft - wenn ein Bewohner gerade erst eine stolze Ladung Exkremente im Gang verteilt hat und nackt herumrennt, parallel aber ein anderer Bewohner zur Ergotherapie müsste, Bewohnerin Von und Zu wieder auf andere Bewohner losgeht und der Kollege gerade eine Rauchen ist, lernt man zu improvisieren. 



Ebenso belastend ist die permanente, erwähne Verantwortung, da eine umfassende Konzentration gefragt ist, zumindest in der Pflege.


 
Man darf sich nicht vormachen, es wäre nur ein körperlich belastender Beruf und die wären doch alle ganz lieb. Das sind sie auch, aber manchmal sind sie es ungewollt nicht. Und dann muss man souverän bleiben.




6. Ekel - Exkremente, Nacktheit
Während meiner sozialen Ausbildung konnte ich mich nicht zuletzt nochmals davon überzeugen, dass auch dieses Klischee im Volksmund der Wahrheit entspricht - die Nummer 1-Sorge junger Menschen bei der Pflege von Menschen mit Behinderung und Älteren ist ihr potentieller Ekel. Die Angst, die Reinigung des Hinterns, von vollem Inkontinenzmaterial, des ganzen nackten Körpers beim Duschen und Verletzungen nicht bewältigen zu können. 

Obwohl ich auch in der Altenpflege tätig war bleibe ich hier in meinem Behindertenwohnheim, kann aber versichern, dass sich das in der Praxis sehr ähnelt - ja, es ist ein schmutziger Job. Es sind nunmal Menschen, und die verdauen genau so wie Sie und ich, mit dem Unterschied, dass sie nicht immer einschätzen können, wann die Bombe platzt. Ich gehöre was all diese Ängste angeht seit jäher zu den etwas Hartgesotteneren, dennoch musste ich gerade in den ersten Wochen schwer schlucken, die Lippen aufeinanderpressen und mich innerlich kneifen, um meine Arbeit anstandslos fortführen zu können. Gerade Menschen mit Behinderung, die vieles nicht so einschätzen können und teilweise auch noch körperlich eingeschränkt sind, machen da unten unabsichtlich öfter große Sauereien. 



Aber, und das höre ich auch immer wieder von Kollegen:  
Es ist beeindruckend, wie schnell man sich doch daran gewöhnt. Ganz ehrlich. Nach einem Monat war das kein Thema mehr. Ständig Exkremente an den behandschuhten Fingern? Ist Alltag, gehört dazu. Ständig Ausgewachsene Männer und Frauen nackt sehen und am ganzen Körper gründlich abwaschen? Zunächst unangenehm, aber das wird mit der Zeit. Der Mensch gewöhnt sich an alles, und sobald man feststellt, dass diese Menschen nunmal darauf angewiesen sind, dass man sie mit besten Kräften unterstützt, und sie sich wirklich einen feuchten Kericht daraus machen, dass man sie nackt sieht, sind Ekel und Scham bald vergessen. Wir kacken alle nur Braun. Keine Frage, auch nach Monaten gab es hier und da immer noch Momente und spezielle Situationen, in denen ich kurz durchatmen musste. Aber das war nie ein Problem, immerhin sind wir alle nur Menschen. Da sagt keiner was. 



Eine Anekdote zum Schluss dieses Themas:
Nichts lernt man in der (Behinderten-)Pflege so schnell, wie auf Arbeit permanent durch den Mund zu atmen. Mag nicht hygienisch sein, vereinfacht Selbige für seine zu Betreuenden aber ungemein.




7. Verantwortung - Nicht träumen!
Vielleicht noch ein wenig mehr als mit Kindern oder älteren Menschen steht hier die ungemeine Verantwortung im Fokus, die man als zu Betreuender für die Menschen mit Behinderung hat. Die meisten von ihnen wissen es nicht besser - also muss man es für sie wissen. Gerade in der Anfangszeit war es schwierig mir immer und in jeder Situation gewahr zu sein, wie viel Verantwortung ich für den Menschern vor mir habe und wie aufmerksam ich sein muss. 



In der Ausbildung hörte man immer wieder  'Prophylaxe hier, Prophylaxe da', also eine vorbeugende Maßnahme gegen Krankheiten oder Risiken eines zu Betreuenden. Die Wichtigste davon in der Pflege ist meines Erachtens nach die Sturzprophylaxe. Bei Menschen mit Behinderung, die meist nur sehr kleine Schritte machen können, größere Schwierigkeiten damit haben das Gleichgewicht zu halten oder einfach etwas ausgelassener sind, ist das Sturzrisiko wirklich ungemein hoch. Ob nun beim Aus dem Bett holen, beim Duschen im Bad mit klitschigen Fließen oder beim Herausbegleiten auf den Gang - man muss ständig irrsinnig aufpassen, dass die zu Betreuenden nicht stürzen und sich dabei gar ernsthafte Verletzungen zuziehen, schlimmstenfalls noch am Kopf. Das ist auch in meiner Zeit im Behinderten-Wohnheim passiert. Einmal für fünf Sekunden nicht aufgepasst rutscht der Herr vom Klo, knallt mit dem Kopf gegen die Wand und trägt eine bleibende Narbe davon. Einmal beim Duschen nicht richtig gestützt und die Dame rutscht an der Wand zu Boden, inklusive Kratzer am Rücken. Beim Essen reichen vieler Bewohner am Esstisch, die nicht mehr selbst essen können, muss man gut aufpassen, dass die Portionen nicht zu groß sind und der Bewohner nicht vielleicht zu viel auf einmal nimmt wenn er selbstständig essen kann. Sonst Verschluckung und potentielle Erstickung. Nichts, das man miterleben möchte. Stell keinen gerade erst frisch gekochten Tee in die Küche, es mag ein Bewohner kommen und sich etwas davon eingießen, das er dann hemmungslos trinkt und sich somit Lippen und Mundraum verbrennt. Man unterschätzt die Verantwortung und Risiken der Pflege und tendiert in täglich immer gleich bleibender, mitunter monotoner Arbeit dazu, abzudriften und zu träumen. Das musste ich mir strengstens abtrainieren. Nach ein paar Monaten bin ich mit einigen Bewohnern in jedem kleinen Schritt derartig vorsichtig umgegangen, dass es eher öfter als selten eine Standpauke von Kollegen gab, warum das denn so lange dauert. 



Aber Ruhe, die muss man sich bei der Pflege von Menschen mit Behinderung nehmen. Ruhe und Konzentration. 




8. Reden ist Silber
Es gibt einen weiteren, besorgniserregenden Aspekt, der speziell im Arbeitsumfeld von Menschen mit geistiger Behinderung auftritt und den man nicht vergessen darf: Sprache. Eine vertraute Kollegin erzählte mir in einem Gespräch, was sie an dieser Arbeit am meisten belaste sei die Tatsache, dass sie so gut wie nicht Reden kann, weil niemand da ist der antwortet. Das mag die Problematik etwas überspitzen und ist von Wohnheim zu Wohnheim unterschiedlich, aber bei uns kam das der Realität nahe. Von 12 Bewohnern waren zwei in der Lage verständlich und gezielt zu sprechen, einer davon nur in einzelnen Wörtern, der andere flüssiger und in Sätzen. Der Rest war stumm, gab nur Laute von sich oder antwortete allenfalls mal mit einem Ja. Große Konversationen kommen hier also nicht zustande, doch beinahe noch wichtiger ist die Veränderung, die ich an meiner eigenen Sprache festgestellt habe.

 
Als Pädagoge und Pfleger von kleinen Kindern und Menschen mit Behinderung ist die einfache Sprache unerlässlich. Man bricht seinen Wortschatz herunter, formuliert langsam und deutlich, kürzt seine Sätze auf das notwendige Minimum ein. Bei Menschen mit geistiger Behinderung ist das ungleich wichtiger noch als in der Kita, denn während viele ein gutes Verständnis dafür haben, was man von ihnen möchte, muss man sich natürlich dennoch simpel ausdrücken. Wenn man also über ein halbes Jahr jeden Tag für acht Stunden so spricht, führte das zumindest bei mir dazu, dass meine Sprache stark verschleisste. Ich fing an zu stottern, verhaspelte mich oft in der Mitte meiner Sätze weil ich merkte, dass sie zu komplex waren, benutzte größtenteils nur noch grobschnitzigere Formulierungen und verlor zunehmend meine Wortgewandtheit. Das belastete mich extrem und ist in Teilen heute noch nicht abgeklungen. 

 
Es ist ein wichtiger Teil der Arbeit sich kurz und klar auszudrücken, aber man sollte dabei versuchen, die eigene Sprache integer zu halten, sonst trägt man 'Schäden' davon. Ist mir nicht sonderlich gut gelungen.



9. Kollegen verändern alles - 
Ein Jammerlied über Machtmissbrauch, schlechte Organisation und Arroganz
Das hier ist nicht nur ein allgemeiner Bericht sondern am Ende des Tages eben auch eine persönliche Erzählung meines halben Jahres in einem bestimmten Behinderten-Wohnheim. Ich möchte diesen Aspekt des Artikels nicht zu groß werden lassen, aber er muss erwähnt werden.


Vor zwei Jahren hatte ich mal ein fünfwöchiges Praktikum in einem anderen Behinderten-Wohnheim absolviert. Ich erwähne das deswegen, weil die Kollegen dort ein wahrgewordener Traum waren, entspannte, junge Menschen, mit denen man harmonisch und mit Spaß zusammenarbeiten konnte.  


In diesem jüngsten Wohnheim war das Gegenteil der Fall. Und darum auch hier ein bestätigtes Klischee, dem ich nie so recht glauben schenken wollte: Eine Arbeit fällt und steht mit den Arbeitskollegen. Wirklich. Diese machen fast alles aus - genieße ich eine Arbeit, stehe ich morgens gerne auf, mag ich meinen Arbeitsplatz, quäle ich mich durch einen Tag, bin ich mit meiner Arbeit zufrieden und psychisch gesund - all das wird von Arbeitskollegen beeinflusst. Und all dies verdreifacht sich nochmal in seiner Wirkung, wenn man das unterste Glied der Hierarchie ist, wie ich es als Neuling und Außenstehender war und bis zum Ende geblieben bin. 



Unter meinen sechs Kollegen gab es zwei, die ich sehr mochte und mit denen ich gut zusammengearbeitet habe. Dann noch zwei, zu denen ich keine festgelegte Meinung hatte und mit denen ich einfach ohne große Probleme gearbeitet habe. Und dann gab es zwei, in Zahlen 2, Kollegen, welche es doch glatt geschafft haben, dass ein halbes Jahr Behinderten-Wohnheim sich wie drei anfühlte.
Mit ihnen zu arbeiten war unangenehm, ein Spießroutenlauf, jede Schicht war psychisch und körperlich belastend und ich war danach fertig mit der Welt. Das klingt sehr dramatisch, entspricht aber mehr oder weniger meiner Gefühlslage. Der Witz dabei: Der Schlimmere von beiden war nicht mal höhergestellt. Seine Arbeit war die Selbe wie meine, doch er war länger da und hatte somit das Sagen. Und das nutzte er ausgiebig.

 

Das kommt jetzt vielleicht überraschend, aber ich bin von Natur aus ein schüchterner, introvertierter und harmoniebedürftiger Mensch. Ich mache nicht den Mund auf, wenn mir auf Arbeit etwas nicht passt, oder ich etwas anders sehe als ein Kollege, zumindest meistens nicht. Ich widerspreche partout nicht, wenn ich in der Hierarchie nunmal unten stehe und das Gefühl habe, Anweisung ist Anweisung - das hier ist Arbeit, da gehorche ich und gut ist. Keine empfehlenswerte Einstellung, aber wenn ich auch nur die Hälfte ausgesprochen hätte, die ich mir nach dem verbalen Missbrauch durch manche Kollegen dachte, wäre ich meine Arbeit nach zwei Wochen losgewesen. Und so hieß es Runterschlucken. Immer. Und immer. Und immer wieder. In Kurz, ich bin ein klares Betamännchen.

 
Können Sie, werter Leser oder gar charmante Leserin, sich ausmahlen wie kollektiv unangenehm es ist, wenn ein wütender Kollege mit unkontrolliertem Temperament durch den Gang rennt, laut-fluchend Dinge beiseite tritt und einem fast in den Nacken brüllt weil man etwas gegen seinen Willen durchgeführt hat? Wie unangenehm es ist, wenn eine Kollegin gut hörbar genervt stöhnt und gegen einen Eimer tritt, während sie den eigenen vermeintlichen Fehler korrigiert? Wie unangenehm es ist, unironisch gefragt zu werden, ob man einen geistigen Fehler hat, weil man Dinge anders umsetzt als ein Kollege?

 
Dann stellen Sie sich bitte vor, dabei gewesen zu sein. Der Empfänger gewesen zu sein. Jedes kleine Detail meiner Arbeit und meines Seins wurde von diesen Kollegen kritisiert und beschimpft, immer, jeden Tag, zu jeder Schicht, fast minütlich. Nach kurzer Zeit war es so weit, dass ich in Gedanken vorsprechen konnte, was gleich kritisiert wird, und zehn Sekunden später wird es wortgenau gesagt. Man könnte nun denken, dass ich die Fehler dann doch gleich hätte vermeiden können. Nein, es war buchstäblich unmöglich. Und glauben Sie mir, ich habe es versucht.

 
Meine Arbeit war nie fehlerlos oder hochpoliert. Als Fast-Anfänger in diesem Bereich musste ich auch nach Monaten noch dazu lernen, es besteht kein Zweifel daran, dass ich der Fehler viele gemacht und Kollegen damit sicherlich belastet habe. Doch während vier von sechs es schafften, damit wie vernünftige Menschen umzugehen, es mir im ruhigen Tonfalll zu erklären und darüber zu schmunzeln, wurde ich von zwei weniger ausgeglichenen Personen zertrampelt und wie ein Hund behandelt. 

 
Klingt zu jammernd? Einige Beispiele. Ich ließ den Fernseher für Bewohner laufen, History Channel, es lief eine Dokumentation über einen Philosophen. Zehn Minuten später läuft dort eine Dokumentation über das dritte Reich, Kollege RedFace sieht es und pampt mich lautstark an, was ich mir denn denke, so einen Scheiß anzuschalten, und ich müsse doch mal meinen Kopf benutzen. Dann war da diese witzige Situation, in der Kollegin RedFace mich äußerst ungehalten anpflaumte, warum ich denn den kleinen Kühlschrank mit offenen Marmeladengläsern zustelle, obwohl diese doch in den Schrank gehören. Nein, tun sie nicht. Hat sie später auch selbst gemerkt, und sie zurückgestellt. Aber erst mal das unterste Glied zusammenstauchen. Ja, das sind kleine, alberne Anekdoten, über die man die Schultern zucken kann. Leider waren diese Anekdoten, ohne Übertreibung, hundertfach in jeder Schicht mit betreffenden Kollegen an der Tagesordnung. Es vergingen nur sehr selten fünf Minuten, ohne dass ich, mal mehr mal weniger aggressiv, auf einen Fehler hingewiesen oder für meine Arbeitsweise kritisiert wurde. Beschimpfungen inklusive.

 
Dabei ist es besonders ärgerlich, dass 50 % all dessen, was die beiden RedFace-Kollegen an mir auszusetzen hatten, genau genommen gar nicht meine Schuld war. Das Team dieses Wohnheims war extrem schlecht organisiert. Und damit meine ich, dass wirklich jeder einzelne Kollege eine andere Herangehensweise hatte, was den Umgang mit unseren Zu Betreuenden, der Hauswirtschaft, den täglichen Aufgaben hatte. Während es normal ist, dass verschiedene Menschen verschieden handeln, sollte es am Arbeitsplatz Leitlinien geben, an die sich alle halten. Gab es nicht. Wie sehr unterstützt man eine gehbehinderte Bewohnerin, stützt man sie oder nicht, um ihre Selbstständigkeit zu fördern? Begleitet man den blinden Bewohner auf Toilette oder lässt man ihn alleine gehen? Weist man die laut-schreiende Bewohnerin zurecht und bringt sie in ihr Zimmer oder lässt man sie in Ruhe gewähren? Räumt man den Geschirrspüler erst aus und putzt dann den Boden oder andersherum? Legt man das schmutzige T-Shirt in den Wäschekorb oder den Wäschesack? Fängt man um 17:30 Uhr an das Abendbrot vorzubereiten oder um 18:00 Uhr?

 
Für all diese Fragen und viele mehr hatte jeder Kollege andere Antworten. Als 'Lernender' war es somit extrem schwer, zu... na ja, lernen. Also passte ich mich an und lernte einfach nach und nach ALLE Vorgehensweisen für jeden Kollegen mit dem ich Dienst hatte, aber das dauerte und war sehr schwer. Ich kann nicht mehr zählen wie oft es passierte, dass ich für etwas zurechtgewiesen und vollgepöbelt wurde, das ein anderer Kollege mir genau so gezeigt hatte. Hängt man seinen höhergestellten Kollegen dann hin? Sagt man 'Das wurde mir aber so gezeigt und es ist richtig so?' Steht man für seine eigene Überzeugung ein und sagt, 'Das ist MEINE Art zu arbeiten und die ist vernünftig.' ? 

 
Nein. Man entschuldigt sich kleinlaut und korrigiert die Aktion. Zumindest als kleiner Beta, der ich nun mal bin. 

 
Es gab wie gesagt wunderbare Kollegen, die meine Probleme mit Anderen irgendwann auch bemerkt, mich darauf angesprochen und mir versichert haben, ich sei nicht der Einzige der unter Kollege RedFace zu leiden habe. Keine Frage. Nur, vergessen Sie bei diesem Berufszweig bitte nicht, dass er stressig ist und dass höhergestellte Kollegen hier sehr viel erzkonservative, autoritäre Macht über Sie haben, wenn die es denn wollen. Menschen arbeiten unterschiedlich, und wenn Ihre Arbeitsweise Kollege X nicht in den Kram passt könnte es sehr schnell sehr hässlich werden.

 
Die Behandlung durch diese beiden Kollegen führte fast alleine dazu, dass ich von diesem Wohnheim versetzt werden wollte. Dass ich jeden Tag, bei dem sie neben mir auf dem Schichtplan standen, mit gesenkten Lidern verflucht habe. Es hat mich psychisch so stark belastet, dass mein Stottern mit diesen Kollegen bald zum ernsten Problem wurde und ich kleinlaut kaum noch Widerworte herausbekommen habe. Es hat mich in all meinen Arbeitsprozessen und meinen Routinen so stark verunsichert, weil ich immer Sorge hatte gleich wieder korrigiert zu werden, dass ich die kompletten Schichten nervös und unter Druck war, ungleich viele Fehler gemacht habe und eigentlich nur weg wollte. Die Schichten mit den anderen vier Kollegen und die Schichten mit RedFace 1 & 2 unterschieden sich wie Tag und Nacht. Angenehmes, funktionables Arbeitsklima vs. Passive Aggression und permanenter Psychoterror hinter vorgeheucheltem Lächeln und schlecht-gespielter Sachlichkeit. Mein einziger Sieg in der Sache war, zumindest für mich: Ich bin niemals eingebrochen. Im Gegensatz zu ihnen blieb ich immer höflich und sachlich, leistete mir nie einen Fluch oder auch nur eine Spur Pampigkeit, ich bin ruhig geblieben und habe sie in ihrer Grobheit auflaufen lassen. Ich versuche mir einzureden, dass auch das von Willenstärke zeugt.

 
Ich entschuldige mich für den nun doch viel zu langen Jammerabschnitt. Aber es waren die schlimmsten Kollegen die ich jemals hatte, ich habe vermutlich heute noch einen Knacks von dieser Zeit und man sollte sich bewusst sein, dass Kollegen wirklich die gesamte Qualität eines Jobs ausmachen. 

Falls ihr das hier lest, RedFace 1 & 2 - Ihr könnt mich.

 
Oh, und noch ein winziger Schlimmkommentar zum Thema Kollegen: Es hilft nie, wenn man romantische Gefühle für eine Kollegin entwickelt, die unerreichbar scheint. Vor allem dann nicht, wenn man dann doch Monate lang daran arbeitet, ihr näher zu kommen, und ihr dann am letzten Tag doch nichts sagt weil die Arbeit gerade stressig ist. Nun ja, davon muss ich wohl kaum jemandem etwas erzählen.



10. Es ist nicht alles schlecht - Liebenswerte Bewohner, Free Food & Events 
Trotz schwieriger Kollegen und harter Arbeit schätze ich die Erfahrung, die ich dort machen durfte. Das liegt nicht zuletzt an den Bewohnern, die mir doch so sehr ans Herz gewachsen sind. Es ist normal, dass einem Zu Betreuende wichtiger werden, je länger man sich um sie kümmert, aber hier war es aus offensichtlichen Gründen schwieriger Kommunikation noch unerwarteter, aber nach ein paar Wochen passierte es dann doch. Die Guten wachsen einem ans Herz, mit all ihren Mängeln, positiven und negativen Eigenschaften und Eigenarten. Ob das nun die exibitionistische Schreihals-Bewohnerin, der sehbeeinträchtigte Schmusebär oder der bettlägerige Grinsebart ist, Zu Betreuende wachsen einem einfach alle irgendwann ans Herz, und ich glaube das ist so in der Pädagogik, in der Altenhilfe und auch in der Behindertenpflege. Manche sogar noch mehr als Andere, so dass man diese wirklich, aufrichtig gern hat. Es ist schwieriger in der Behindertenpflege, ein Feedback von seinen Zu Betreuenden zu bekommen, aber so lernt man umso mehr, die wenigen Zeichen zu verstehen und schätzen.



Gerade Ausflüge mit den Bewohnern waren für mich immer toll, da man spürbar gemerkt hat, wie sehr diese den kurzen Tapentenwechsel und die frische Luft genossen, Frau T-Shirt-Gebrüll zum Beispiel war im Wohnheim selbst meistens sehr unruhig, doch sobald man sie in ihrem Rollstuhl vor die Tür geschoben hatte lehnte sie sich zurück und grinste übers ganze Gesicht selig vor sich hin. Spaziergänge, Arztbesuche, gemeinsames Einkaufen... alles ein Spaß, vor allem für die zu Betreuenden, die sonst nunmal nicht so oft herauskommen aus ihrem Zuhause.

 
Verpflegungstechnisch muss man sich in den meisten Pflege-Einrichtungen wenig Sorgen machen: Sowohl in meinen bisherigen Kitas als auch Behinderten-Wohnheimen war es Gang und Gebe, dass die Kollegen beim Frühstück und Mittag mitessen, da gerade beim wechselhaften Essverhalten von Menschen mit Behinderung eigentlich immer etwas übrig bleibt. Wegschmeißen? Keinesfalls. Das ist einer der wenigen echten Vorteile eines sozialen Berufes, man ist den Tag über gut genährt und muss selbst nicht so viel kochen. Immerhin. 

 
Events wie Silvester oder Weihnachten, die ich teilweise miterleben durfte, waren auch wirklich schön im großen Kreise aller drei Häuser. Hier merkt man auch, wie viel Feierlaune und Energie in diesen Menschen steckt, die sonst doch ein wenig im trögen Alltag gefangen sind. Das waren Erlebnisse, die ich nicht missen möchte und die wahrscheinlich einmalig bleiben.



Fazit




Die Arbeit in der Behindertenpflege ist, ähnlich wie die in der Altenpflege, hart, fordernd und zu wenig geschätzt. Körperlich und psychisch muss man sehr fit sein, um einer solchen Tätigkeit längerfristig nachzugehen, aber den angemessenen Respekt oder eine lohnenswerte Bezahlung bekommt man vielleicht dennoch nicht. Mehr noch als in manch anderer Tätigkeit ist es hier wichtig, dass man Glück mit den Kollegen hat - sonst hilft auch das schönste Wohnheim und die beste Bezahlung nichts. Die Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung ist so anspruchsvoll wie sie faszinierend ist, man lernt sehr viel über Krankheitsbilder und die Ressourcen, über die Betroffene noch immer verfügen. Bis sie einem schließelich ans Herz wachsen.

Auch wenn ich meine Arbeit in gerade diesem Behinderten-Pflegeheim keinesfalls wiederholen würde, so war der Berufszweig an sich eine essentielle und wichtige Erfahrung, die ich jeder Person, welche sich im sozialen Bereich wiederfindet, nur guten Gewissens empfehlen kann. Es könnte eine Leidenschaft dabei herausspringen wenn man merkt, dass man sich wirklich um die Menschen kümmern möchte, und morgens nicht nur für den Gehaltsschein am Ende des Monats aufsteht.

- Yoraiko



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