Freitag, 8. November 2019

Film-Review: HOW I LIVE NOW (2013)


HOW I LIVE NOW ist kein bekannter Film. Er ist das, was ich endlich mal vollkommen legitim als 'Nische' bezeichnen darf. Ein kleines Endzeit-Drama der dritten Reihe, das sich aber nicht vor seinen großen Kollegen verstecken muss. Empfohlen wurde mir der Streifen in einem kleinen Filmforum, sonst hätte ich ihn wohl auch nie entdeckt. 
HOW I LIVE NOW fühlt sich anders an als konventionelle Endzeit-Filme und er umgeht dabei tatsächlich die ganz großen Genreklischees. Lässt die üblichen Laufzeitstationen aus. Stattdesen ist er ein sehenswertes und durchaus packendes Drama um eine sich verändernde Umgebung und eine sich wandelnde Teenagerin, deren tristes Leben vom einen auf den anderen Moment zerstört wird und sie zwingt, zu reifen und an sich zu wachsen. Das klingt jetzt nicht besonders, aber es ist die Schmutzigkeit, die Unaufgeregtheit und die sterile Atmosphäre, mit der all das inszeniert wird, die den Film seicht abhebt. 

Ich mochte die Leistung von Saoirse Ronan, eine von mir sehr gern gesehene Schauspielerin, die es einem leicht machte, mit den Figuren mitzufühlen und ihre Beweggründe nachzuvollziehen. Unheimlich stark ist in diesem Kontext die Endszene, die ich hier nicht vorweg nehmen werde, die den Zuschauer aber für das Gesehene und Durchlebte belohnt auf eine Weise, die man in solchen Filmen oftmals vermisst. 

Auch dass HOW I LIVE NOW sich nicht davor scheut, schonungslosen und brutalen Realismus konsequent durchzusetzen - ob es nun Haupt-, oder Nebencharaktere betrifft - war ein merkliches Plus, denn noch immer setzen viel zu viele (Endzeit-)Filme darauf, ihren wichtigen Charakteren käsedicke Plotarmors zu verpassen. 

Audiovisuell außergewöhnliche Szenen wie der Ascheregen oder der Checkpoint wissen zudem, den Zuschauer mit ganz eigenem Stil zu fesseln. Im Gegensatz zu vielen anderen Zuschaurn hat es mich nicht so sehr gestört, dass man letztendlich nicht allzu viel über das Warum erfährt - Der Film gibt einem vereinzelte Bruchteile, um sich die Hintergründe zusammenzusetzen und die essentiellen Dinge welche die handelnden Charaktere unmittelbar betreffen werden nicht aufgespart. Mehr war für mich nicht maßgebend, da mehr auch keine wirkliche Rolle spielte.

Der Charakter Piper wird als Kleinkind-Anhängsel-Rolle nicht übermäßig nervig und auch nicht zu eindimensional in seiner Funktion innerhalb der Story, was ich solchen Filmen immer ganz groß anrechne. Kinder sind unheimlich schwierig in Settings wie diesem zu verbauen, wenn nicht allgemein in medialer Fiktion. Die restlichen Schauspieler liefern ebenfalls souverände Leistungen ab, nichts Weltbewegendes, aber durch die Bank Überzeugendes.

Nervig und unnötig hingegen stießen mir Elemente auf, die dem weitestgehend nachvollziehbaren Setting einen Hauch Unglaubwürdigkeit verleihen und es dennoch wieder ins finale Script geschafft haben. 
Wenn kürzlich ein atomarer Angriff stattgefunden hat und die Bevölkerung angehalten ist, das Haus NICHT zu verlassen, gehe ich nicht in den Wald um meiner neugewonnenen Freundin einen Vogel zu zeigen. Wenn ich einen Jungen seit gefühlten zwei Tagen kenne, werfe ich nicht mein ganzes Leben weg, um bei ihm zu bleiben. Und allen voran habe ich nicht ständig nur den bevorstehenden Koitus mit ihm im Sinn. Aber das bin vielleicht auch nur ich. Bestimmte Nacktszenen innerhalb des Filmes stießen mir als dezent deplatziert auf. Eine letzte Schwäche stellt das doch einigermaßen gehetzte Ende dar, dem einige Minuten mehr und ein ruhigeres Erzähltempo sicher nicht geschadet hätten.

Alles in allem aber ein angenehm unangenehmer, leicht überdurchschnittlicher Film, den man sich an einem ruhigen Sonntagnachmittag ansehen kann, wenn man nicht das große Kriegsszenario erwartet, sondern sich mit einen autenthischen, nicht übertrieben inszenierten Coming-of-Age-Drama anfreunden kann. Zudem, sei erwähnt, dass der Film in meinen Augen Wiederschauwerte besitzt und ich das Cover sehr mag.


6/10 Headphones für HOW I LIVE NOW



- Yoraiko

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