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Freitag, 18. Oktober 2019

My little Pony Parodie-Kurzgeschichte: Prinzessin Celestia's Crazy Christmas



Mir dreht sich alles. Ich kann mich an keinen Moment mehr erinnern, an dem ich mein Umfeld nicht verschwommen wahrnahm, meinen eigenen Körper nicht allenfalls vage zu kontrollieren vermochte. Und… bei allen… mein Kopf… dröhnt… und hämmert… es ist unerträglich. Als… würden ganze Legionen von Zentauren über mich hinwegfegen… Was… passiert mit mir? Nein, was... bin ich? Bin ich noch ich? Was… bedeutet ich? Reicht es nicht, dass ich noch immer in meinem Körper stecke? Ist “Ich” nur mein Leib, oder auch meine Seele… oder… mein Bewusstsein? Bin ich ich? Oder glaube ich es nur…?
Ich versuche, mich zu bewegen, doch jeder Muskel fühlt sich an, als stünde er in Flammen, jeder Nerv und jeder Winkel des Körpers, den ich unter mir sehe, fühlt sich so taub, ja so ganz und gar fremd für mich an. Was… ist mit meinem Hirn? Es ist fast so, als würde jemand Punching-Ball damit spielen, nur dass es in diesem Spiel Punkte für einen besonders harten Aufschlag gibt, n’kay.
Wer… ist das da… vor mir… ist das…? Bin das… ich…? Nein… es…. ist…



...Twilight Sparkle?



Tatsächlich war es so. Unsere unbekannte Heldin war noch nicht mal halbfertig mit ihrer Selbstfindung, da erkannte sie, dass es ihre treueherzig-doofe Ponyschülerin Twilight Sparkle war, die direkt vor ihr kniete wie eine geschossene Stute.

Twilight… was… ist mit dir…? Du wirkst so… anders. 

 So… gebrochen… 
So… besoffen.
Das Einhornpony hatte kleine Cocktail-Schirmchen in der Mähne, ihre Augen waren blutunterlaufen und aus ihrem Mund stank es verdächtig nach Hochprozentigem. Doch unsere Heldin konnte nur die Besorgnis im Blick ihrer geliebten Schülerin erkennen, in ihrem Zustand schien die Welt um sie herum sich vor ihr durch einen schlechten Kaffeefilter zu verbergen.
Deine Augen… tränen… oder sind es… meine? Ich will… das nicht mehr… warum siehst du so… erschreckt… und traurig aus? Passiert etwas mit mir…? Sollte etwas nicht so sein, wie es ist..? Dieser… Schmerz…

“...stia…. Prinzessin Celestia!”
Hauchte Twilight der am Boden liegenden Ponyprinzessin mit einem Schwall widerlich-süßlicher Alkoholfahne entgegen.

Celestia? Celestia… das stimmt. Ich… bin Celestia… ich bin eine Pr… Prinzessin… ich erinnere mich… Twilight… und ich… wir waren auf… einer Feier… doch was… dann? Warum tut mir alles weh? Warum fühlt sich mein Inneres so ganz und gar getrennt vom Äußeren an…? Hilf… mir…
 

In diesem Augenblick, ja man möchte fast sagen genau in dieser Sekunde, entlud sich eine magische Explosion genau über Celestia, alle Farben des Regenbogens schienen sich in den Druckwellen ein Stelldichein zu geben, bunte Sternchen schossen wie nervige Ads auf einer illegalen Streaming-Seite aus sämtlichen Richtungen hervor, und im Zentrum des Spektakels… erschien ein kleines, braunhaariges Mädchen mit riesigen, gelben Augen, einem albernen Partyhütchen auf dem Kopf und einem drittklassig geschnitzten Holzstern in der Hand. Sie tapste auf Celestia zu und rammte ihr den hölzernen Gaskörper ins Gesicht.
“Du hast nach Hilfe gerufen, und Fucko hat dich gehört! Fucko ist jetzt hier, um dir mit ihrem Seestern zu helfen! Mach dir keine Sorgen, alles wird gut!”
Und ein weiteres Mal rammte das kawaii moe moe uguu-Schulmädchen der ehrwürdigen Sonnenprinzessin den baumentnommenen Mehrzacker ins Gesicht, bis der vollkommen verwirrten Regentin auch noch die deformierte Nase blutete.


Hör… hör auf… Twilight… warum tust du nichts… Twilight… bist du noch da…? Mein Körper… gehorcht mir nicht… mein Geist… gehorcht er mir…?
“HM, das ist ja seltsam,” wunderte sich Fucko. “Das hat sonst immer funktioniert, zumindest in Fuckos Welt gehen solche billigen Asspull-Deus Ex Machinas immer, fragt mal Nagisa. Na ja, Fucko hat getan, was sie konnte, liebes Filly, jetzt muss Fucko aber zurück, sonst vermisst sie noch jemand im Krankenhaus bei ihrem vor sich hinverwesenden Komakörper. Sayonara!”
Und mit einer nicht weniger beeindruckenden Farb-Paletten-Tornadobombe verschwand der nervige Harem-Sidekick wieder im Nichts.

Ich… fühle mich so… fremd… als wäre ich nicht mehr… Herrin meines Geistes… Twilight…?
Nun endlich hiefte Celstias Schülerin sie sanft hoch und legte sie auf ein weiches Federbett. Dort sah Celestia durch ihre trüben Augen das nächste unbekannte Gesicht. Oder besser gesagt, zwei unbekannte Gesichter. Schon wieder so eine seltsame Japanerin, schon wieder mit gelben Augen. Musste gerade so ein Mode-Ding sein. Nur diese hier hatte weiß-gebleichte Haare, eine Schuluniform und alberne Engelsflügel, und ihr gegenüber stand ein Japaner, der die ganze Zeit “BITTE VERLASS MICH NICHT” brüllte und dabei schluchzend vor ihr auf die Knie ging.

Bin ich denn hier im Irrenhaus gelandet?! 

Fragte sich die geistig um ihr Leben kämpfende Celestia, als das Bleiche-Mädchen sich lächelnd an den süßen Boy drückte und ebenfalls ein, zwei geheuchelte Krokodilstränen verdrückte.
“Yuzuru-kun-chan-sama-desu… die Zeit mit dir, die ich hier verbringen durfte, war wunderschön… und ich hab deswegen 11 Folgen lang nicht das Maul aufgemacht und sage dir das erst jetzt, weil der Anime sonst nach einer Folge zu Ende gewesen wäre. Aber hey… wegen dir kam ich in diese Welt. Lass mich glauben, was du glaubst.”

“Kanada… DU WIRST VERSCHWINDEN!”
Wimmerte der wenig stattliche Japaner-Boy.

“Yuzuru… bitte… lass mich an das glauben, an das Ich glauben, an das du glaubst, damit dieses wiederum an das Ich glaubt, das an den Weihnachtsmann glaubt. Lass mich daran glauben, dass das Leben es wert ist, gelebt zu werden. Sag es… mir ein letztes Mal. Bitte, Yuzuru…”
Twilight tanzte um die beiden im Kreis, und schien eine Art Glitzerstaub herumzuwerfen, der die ganze Szene neben der kitschigen Hintergrundmusik noch schmalziger machte, wie die Ponyprinzessin in ihrem umnebelten Zustand immer noch zähneknirschend feststellen musste. Jetzt war sie fast dankbar für die Sinnestrübung, anders wäre das ja nicht zu ertragen gewesen.

“KANADA… ICH… ICH LIEBE DICH!! UND AUCH WENN DIE CHANCE, DASS WIR UNS NACH UNSERER WIEDERGEBURT NOCHMAL WIEDERSEHEN, KLEINER IST ALS DASS UNSER ANIME-STUDIO MAL ETWAS FÜR ZUSCHAUER MIT EINEM IQ ÜBER 38 PRODUZIERT, WILL ICH DICH TROTZDEM WIEDERSEHEN!!”

“JA!!” schrie auch das Katzenaugen-Mädchen mit den seltsamen Taubenflügeln.

“Wir werden uns wiedersehen, Yuzuru… irgendwie… irgendwo… irgendwann… ”
Die Zeit war reif für ein bisschen Zärtlichkeit.
Als die beiden sich umarmten, kam Celestia das Partypony Pinkie Pie ins Blickfeld. Sie wankte zum Plattenspieler herüber und schien etwas Passendes aufzulegen.

Keine drei Nüsternkratzer später war das umarmende Teenager-Pärchen nicht mehr vom Kitschkack-OST sondern vom Deadpool-Credits-Song untermalt. Jetzt begann das Mädchen sich langsam im Zuge eines atemberaubenden Lichtspektakels, das auch tausende kleiner Glizerfunken umfasste, aufzulösen und sich stetig von ihrem läufigen Loverboy zu entfernen.


“KANADA! VERLASS MICH NICHT!!”

Schrie er und hastete der toten Ollen hinterher.

“YUZURU!!”


“KANADA!”


YUZURU!


KANADA!


KANADA!


“YUZURU!

Eine Schallplatte kratzte abrupt, und der durchaus märchenhafte Anblick ging vollkommen verloren, als hinter den beiden eine Mauer in sich zusammenkrachte, und eine hünenhafte, ja titanische Gestalt aus dem Schatten trat, begleitet von seinem eigenen Praktikanten-Chor.

Es war der berüchtigte Turmritter aus dieser einen vermeintlich schweren Spielereihe, in der ständig irgendwelche Youtuber Speedruns ohne Waffe absolvierten, der in diesem Saal stand. Oder besser gesagt, seine untere Hälfte. Seine Brust und sein Kopf steckten in der Decke, doch die beiden turtelnden Anime-Figuren schienen ihm mächtig auf seine turmhohen Eier gegangen zu sein. Ohne viele Worte sprengte er die ohnehin schon mittelmäßige Party, schwang sein riesiges Schwert umher und lehrte die kreischenden Ponies das Schrecken. Celestia indes wusste immer noch nicht, was sie so ausbremste oder warum ihr Körper ihr einfach nicht gehorchen wollte. Twilight bewies sich auch nicht als große Hilfe, versteckte sie sich doch hinter Celestias blutendem Leib.



Blutend…? Ich… ich blute… uhhrgh...
Erst jetzt bemerkte die Prinzessin es - Sie war am verbluten. Eine riesige Wunde klaffte in ihrem Unterleib. Gerade wollte der Turmritter ihr den Rest geben
, da stellten sich mehrere Gestalten schützend vor sie. Wieder dröhnte eine neue Musik durch ihre gepeinigten Ohren, da grinst sie ein schmieriger Amerikaner an.
“Keine Sorge, wir übernehmen das!”
Die vier wie den achtziger Jahren entlaufene Hausmeister angezogenen Kerle begannen, den Turmritter mit seltsamen Strahlen aus staubsaugerähnlichen Geräten zu beschießen, woraufhin er sich in Butter zu verwandeln schien.
Währenddessen bemerkte Celestia, dass ein blondes, vollkommen entgeistert starrendes Pony mit Kokosnussfrisur neben ihr ebenfalls den Turmritter fürchtete.
“An diesem Tag… erinnerte sich die Ponyheit… an den Schrecken… von ihnen beherrscht zu werden… von den Memes….”

 

Die Ponies Pinkie Pie, Rarity und Rainbow Dash schien es übrigens königlich zu gehen, sie bildeten zusammen mit unwichtigen Nebencharakteren eine Polonaise um den Turmritter und die Ghost Busters und gröhlten “WHO YOU GONNA CALL?
Celestia hatte kaum Zeit, sich nach der Quelle all dieses Wahnsinns zu erkundigen, da fiel ihr durchs Fenster auf, wie eine japanische Mutter offensichtlich ihrem verlausten Köter mit den Worten 

“DU SOLLST LEBEN, AME! DU BIST JETZT FREEEEEEEEIIIII!!!” in die Wildnis entließ.
Nur so eine mittelgeile Idee während der Jagdsaison. Sie hatte kaum ausgeschrien, da wurde ihre Stimme vom beeindruckenden Hall eines erstklassigen Luftgewehrs übertönt, das auch heute offensichtlich wieder gute Arbeit geleistet hatte. Ihr über alle Maßen entsetztes Gesicht war nur das erste Merkmal einer gebrochenen Mutter, denn sie sank zu Boden und schrie und wimmerte. Tja liebe Kinder, Wolf sein ist eben doch nicht immer so geil.
Aber zurück zur eigentlichen Geschichte. Rainbow Dash hatte Celestia gerade ein Snickers angeboten und die Worte “Iss n’ Snickers, Celstia - Du bist nicht du wenn du hungrig ist. Dann wirst du immer zur Diva.” nachgeschoben. Die Prinzessin nahm den Riegel entgegen und das Regenbogenpferd fragte: "Besser?”
“SCHEISSE NEIN!” kam es unfein zurück.

“ICH HAB ENDGÜLTIG DIE FAXEN DICKE! ICH BIN UMGEBEN VON EINER VÖLLIG BEKIFFTEN TWILIGHT, EINEM SEESTERN-MÄDCHEN MIT DAUN-SINDROHM, ZWEI ÜBER ALLE MAßEN VERBLÖDETEN ANIME-TURTELTÄUBCHEN, EINEM VIEL ZU SCHWEREN VIDEOSPIEL-BOSS, ABGERANZTEN 80er-HELDEN UND OBENDREIN, KÖNNTE MIR ENDLICH JEMAND ERKLÄREN, WARUM ICH BLUTE UND MICH FÜHLE, ALS HÄTTE HOUDINI SELBST SEIN PENDEL IN MIR GESCHWUNGEN?!"
In diesem Moment krachte eine weitere Wand ein und eine Mariachi-Band schloss sich der lustigen Fehde an.

“OH NEIN! NICHT AUCH NOCH DIE!!”
Heulte Celestia, doch gegen ihr Schicksal war sie machtlos - Sie hatte sich in ihrer eigenen Filzmähne verfangen und lag von oben bis unten gefesselt, sich windend am Boden, während drei übergewichtige Mexikaner hinter ihr standen und unverständliche Worte lallten und Fotos von ihr machten. Fucko schenkte allen ihre scheißenhässlichen Holzsterne, Kanada löste sich immer noch auf, Yuzuru hatte sich schon einen neuen Engel geangelt, Twilight tat unaussprechliches mit einem Buch und ihren Schirmchen, der Turmritter hatte mittlerweile Hilfe von einem hautlosen Glatzkopf-Titanen bekommen, und zusammen fraßen sie sowohl die Ghostbusters als auch das blondhaarige Pony auf. Der Mutter draußen wurde indes auch noch das zweite Kind weggeschossen und sie holte sich einfach zwei Möpse im örtlichen Tierheim als Ersatz, die waren zwar bedeutend hässlicher, aber eben auch deutlich anspruchsloser. So bekam jeder sein Happy End. Na ja, jeder außer Celestia.
Die in ihrem eigenen Urin und Blut ertrinkende und von ihrer Filzmähne geknebelte Celestia wand sich noch immer, während sich alle für ein lustiges Gruppenfoto um sie herum versammelten.
                 “FROHE WEIHNACHTEN!!!”
lachte man kollektiv in die Kamera, ehe Celestia mit weinerlicher Stimme und letzter Kraft
“ICH HASSE EUCH ALLE!” hinausbrüllte.
 





Oh mann was fürr ein Losär. Doch solangä My little Pony in unseren Herzen weiterläbt, wird auch dieses sich am Bodän windändä Elend dort weiterexistieren. Wir allä wünschän euch ein frohes Fest. Und jetzt… verpfeift euch. Nein wirklich. Verpfeift euch.

Freitag, 16. August 2019

Sie möchten als Arschloch arbeiten? Werden Sie doch Fahrkartenkontrolleur!


Jeder von uns hat als Kind irgend einen Wunsch, was wir später arbeiten, was wir mal sein wollen. Was wir mit unserem Leben anfangen werden. Während die einen ihrer heroischen Natur folgen und Polizist, Feuerwehrmann oder Staubsaugervertreter werden, bevorzugen andere ein ruhiges Leben hinter Schreibtisch und Kaffeemaschine. Beides ist vollkommen legitim, ebenso wie die berüchtigten 'kreativen' Jobs beim Fernsehen oder gar der Spieleindustrie. Es führen viele Wege nach Paris, und es gibt mittlerweile ausreichend Möglichkeiten in unserer Gesellschaft, sich zu verwirklichen, oder zumindest sein Leben zu finanzieren.

Natürlich werden wir nicht immer das, was wir uns wünschen oder schon immer ausgemalt haben. Das liegt einfach in der Natur von Träumen - Sie tendieren dazu, welche zu bleiben. Während die Alternativen aber öfter auch gar nicht so schlecht aussehen und wir etwas tun, mit dem wir uns am Ende des Tages anfreunden können, finde ich es sehr schwer mir vorzustellen, wie jemand sich als kleines Kind sagt: 'Ich werde später mal Fahrkartenkontrolleur!

Irgendwie ist das ja doch eher unwahrscheinlich. Vielleicht noch am ehesten ein dickes, unbeliebtes und zurecht gemobbtes Kind, das Polizist werden wollte, nie was dafür getan hat, durch sämtliche Prüfungen gerasselt ist und jetzt eben dafür im öffentlichen Verkehr den Revolver rasseln lässt, bis an die Zähne bewaffnet mit Kartenlesegerät und grimmigem Blick. 

Aber wie sollen sie denn auch anders gucken? Wie würdet ihr gucken, wenn ihr eurer weinenden, enttäuschten Mutter bei jedem Besuch zu Hause klar machen müsst, dass ihr kein gesellschafts-unfähiger, völlig inkompetenter Versager, sondern eine wichtige Stellschraube im Getriebe des öffentlichen Verkehrs seid? Wenn ihr auf eurem Tinderprofil unter Beschäftigung 'Es ist kompliziert' angeben müsst? Wenn ihr euren Kindern, und deren respektgetränkten großen Augen abends vor dem Schlafengehen erklärt, dass der eigentliche Inhalt eures Berufes ist, ein riesiges Arschloch zu sein und anderen Leuten den Tag zu versauen, nur um mit anzusehen, wie das Leuchten in den Augen eurer Sprösslinge ganz schnell wieder verschwindet?  

Fahrkartenkontrolleure gehören für mich zu einer der schlimmsten Auswüchse unserer Gesellschaft, und liegen sympathientechnisch irgendwo zwischen Netto-Mitarbeiter und AfD-Wähler. Niemand mag sie(zurecht). Niemand begegnet ihnen gern(zurecht). Niemand würdigt sie mehr als einen notwendigen Blick(zurecht). Und wer jetzt den Finger heben und einwenden möchte, dass das aber ganz schön gemein wäre, und die doch auch nur ihren Job machen - Think again. 

Die haben sich das ausgesucht. Oder haben sie das? Ich glaube, niemand wollte jemals Fahrkartenkontrolleur werden. Niemand macht das gerne. Niemand. Das möchte ich glauben. Das ist wahrscheinlich der Job den du machst, wenn du für alles, aber auch wirklich für alles andere schlichtweg zu inkompetent oder faul bist, aber trotzdem noch abends an deiner Playstation in Call of Duty Köpfe wegsprengen willst oder ein paar ungewollt entstandene Plagen ernähren musst, damit der Staat dir nicht das Kindergeld entzieht. Aber dann auch wieder gibt es immer bessere Alternativen im Reinigungs-, oder Einzelhandelsegment, für die man ebenso wenig studiert haben muss. Fahrkartenkontrolleur werden aber ist etwas, das man vielleicht doch wollen muss. Jeder, der diesen Job annimmt, weiß genau, worauf er sich einlässt - Der einzige Inhalt deines Tages ist es ja, potentiell JEDEM selbigen zu versauen, Launen zu zerstören, Knöllchen auszustellen. Gratulation. Deine Eltern müssen wirklich sehr stolz auf dich sein. 

Nun könnte man trotz allem davon ausgehen, die meisten Kontrolleure sind liebe Menschen, die da nur irgendwie hineingeraten sind, und die diesen Job machen müssen. Fehlanzeige. Zumindest meiner Erfahrung nach. Fahrkartenkontrolleure der LVB in Leipzig lassen sich, das sage ich nach etwa 10 Jahren Straßenbahnfahren in dieser Stadt, grob in drei Kategorien Mensch einteilen:

1. Große, bullige, Muskel-Machomänner
Große, bullige Muskelmachomänner, ggf. mit Tattoos, viel zu dicken Ohrringen aus offensichtlichem Falschgold und frisurenähnlichen Haarformationen, die in der Regel an einen heruntergebrannten Scheiterhaufen oder ein mit Pestiziden bombardiertes Spinnennest erinnern. Die Stimme tiefer als das Niveau eines Mario Barth-Liveauftrittes, gesegnet mit der Empathie eines Schleifpapier-Vibrators. 

2. Ältere Frauen
Hier gibt es wenig zu sagen abgesehen von der Tatsache, dass diese Gruppe wohl tatsächlich in die Kategorie "Ich könnte mir Besseres vorstellen, aber sein wir ehrlich" fällt. Das ist eine Erklärung, keine Rechtfertigung. Befehle ausführen ist genau so schlimm, das hat die Geschichte uns gezeigt. 

3. Frauen... besondere Gänseblümchen
Exemplare der Weiblichkeit, die aus offensichtlichen Gründen im Unterwäschemodel-, Werbe-, oder Erziehungssegment keinen Platz mehr gefunden haben. Sein es die 150 Kilo zu viel, die MC Donalds-fabrizierte Akneleinwand eines Gesichtes oder die offensichtlich fürs andere Geschlecht vorgesehene Kleidung plus 'Frisur'. Diese Gruppe besteht aus den sympathischsten Vertretern der LVB, Frauen in der Blüte ihres Lebens, die ihre Frustration darüber, dass das mit dem Prinz auf dem weißen Ross und dem hässlichen Entlein, das irgendwann zum schönen Schwan wird wohl doch nur Märchen waren, gern an jedem hilflosen Mitfahrer der Straßenbahn auslassen. Man ist gefangen zwischen seinem Mitleid und seiner Verachtung für diese, sagen wir, Frauen. 

Sicherlich gibt es Kontrolleure, die sich dieser Einteilung entziehen, aber am Ende des Tages können wir uns wohl darauf einigen, dass keiner von ihnen je Atome spalten wird. Schön und gut, diskriminierende und platte Einteilungen und Vorurteile, aber vielleicht sind die ja doch ganz nett und höflich? Das ist süß von dir, aber nein. Sind sie nicht. Zumindest habe ich das in den letzten zehn Jahren sonst wohl verpasst. Kontrolleure bekommen eine Fangprämie, auch wenn die garstigen Kleinhirne das immer leugnen, und um die bemühen sie sich auch vorbildlich. Es wird stets nach Lücken in den eigenen Ausweispapieren gesucht, und Wehe Zusatzdokument X und Y ist für den Sozialpass mal nicht sofort dabei, dann brennt aber die Luft! Das berühmte AugeZuDrücken, Verständnis oder auch einfach ein bisschen menschlicher Anstand füllt einem am Ende des Monats auch nicht das Konto, und so kann man das auch gleich weglassen und seine Seele verramschen, so oder so ähnlich das Motto eines wohl jeden Kontrolleurs. 

Dabei ist es natürlich ein ganz anderes Thema, dass öffentliche Verkehrsmittel innerhalb einer Stadt ohnehin kostenlos sein SOLLTEN, wenn man mich fragt - Die LVB und natürlich jeder andere Anbieter versteht sich immer als Dienstleister, und den öffentlichen Verkehr als Angebot. 
Aber das ist er nicht. Wenn ihr in einer Großstadt lebt und kein Auto habt, ist er schlichtweg eine Notwendigkeit, und die Tatsache, dass z.b. die Leipziger Verkehrsbetriebe Jahr um Jahr um Jahr munter weiter die Fahrkartenpreise nach oben korrigieren, bei stetig gleichbleibend-beschissenem Service mit Ausfällen, falschen Anzeigen und Verspätungen im Minutentakt, bestätigt das nur. Fahrräder bringen einen auch nur begrenzt weit, also ist das Fahren mit einer Straßenbahn keine Option, sondern ein Teil des Großstadtlebens. Darum sollten eben jene Städte bzw. der Staat sich auch darum kümmern, dass die Fahrgemeinschaften auch staatlich bzw. aus Steuergeldern finanziert werden, damit Lisa(35, Harz IV-Empfängerin) mit ihren beiden Kindern Max(7) und Sarah(12) nicht immer Schwarz fahren und dann 100 € blechen muss, wenn die Häscher der Finsternis sie erwischt haben. 

Das ganze Geschäftsmodell ist ekelerregend, und es wird schlimmer je länger ich darüber nachdenke. Liefere Leute ohne gültige Fahrkarte ans Messer und du bekommst eine Prämie. Ich bin mir sicher, das wurde und wird in Diktaturen genau so gemacht, aber was anderes als eine Diktatur ist der öffentliche Verkehr unter Organisationen wie der LVB auch nicht. Kontrolleure sind keine guten Menschen. Kontrolleure sind, in der Regel und nach meiner zehnjährigen Erfahrung, Arschlöcher. Das ist BUCHSTÄBLICH Teil der Stellenbeschreibung: Sie wollen als Arschloch arbeiten und täglich dutzende Menschen richtig schön rasend machen? Werden Sie Fahrkartenkontrolleur! Nix können, alles wollen! Ich meine, sicher gibt es genug Leute, die diese Macht richtig genießen und ihren Sadismus auf diesem Wege ausleben. Freundliche und mit einem Mindestmaß an Menschlichkeit gesegnete Personen gehen dann vielleicht doch lieber zum Militär.  

Letztendlich hilft eigentlich nur - Schwarzfahren, Schwarzfahren, Schwarzfahren! Und gegen die immer höher steigenden Preise demonstrieren, die wahrscheinlich dem gesamten LVB-Vorstand(Austauschbar mit dem eurer Stadt) die neuen Diamant-Zähne finanzieren. Oh, und selbstverständlich, denn um die geht es hier - 
Immer schön unfreundlich und ablehnend gegenüber Kontrolleuren sein. Sie haben sich das ausgesucht. Sie versauen uns den Tag. Versauen wir ihren. 
Also sagt ruhig einmal zu viel als zu wenig mit einem nicht allzu gut versteckten Lächeln und ruhiger Stimmlage 
"Ihre Eltern müssen sehr stolz auf Sie sein.

Denn wenn wir eines wissen, dann dass Stolz so ziemlich das Letzte ist, das die grimmige, ästhetisch wenig-ansprechende Person vor euch in irgend einer Form mit seiner Tätigkeit verbindet. Das wäre ja auch noch schöner! 

Nachtrag: Nein, ich wurde nicht beim Schwarzfahren erwischt. Ich kaufe brav meine Monatstickets. Ich bin zu feige für das, was ihr tun sollt, damit die Welt besser wird.

- Yoraiko 


Freitag, 19. Juli 2019

Ein Stelldichein des Genusses


Ein Stelldichein des Genusses


In meiner kürzlich veröffentlichten, weltbekannten Abhandlung über den qualitativen Tiefpunkt Ferreros, die Kapitulation an die eigene Selbstachtung, die Ode an die Yogurette, der Teufel trägt braunweißrot, habe ich in aller Explizität mit diesem missverstandenen Terroranschlag auf die Geschmacksnerven abgerechnet, und nachvollziehbar, stichhaltig und grundsympathisch aufgeschlüsselt, warum es moralisch im höchsten Maße fragwürdig ist, freiwillig für Yogurette gutes Geld auszugeben, das man auch verbrennen könnte.


Heute aber möchte ich mich einmal den positiven Seiten des Lebens zuwenden, die Sonne eines neuen Tages auf meinen Bierbauch scheinen lassen, und hinaus in die Welt schreien, dass es auch Spaß machen kann, zu verdauen. 
Denn so einfach es ist zu hassen, so amüsant es auch sein mag seinen Zorn zu entfesseln, und auf ein wehrloses Produkt niedergehen zu lassen, so anspruchslos ist es doch auch. Und so lesen Sie, verehrter Leser oder gar charmante Leserin, heute etwas von den weniger misslungenen Ergebnissen der Bemühungen unserer Lebensmittelindustrie, uns von der Tatsache abzulenken, dass wir eines Tages sterben und in der Erde verfaulen werden. 
Ja ich möchte fast meinen, Sie erwartet ein Loblied. Die Speerspitze des Ungesunden, des Köstlichen, besser wird’s nicht, das gustatorische Liebesspiel im Himmelbett. Daher sei vorab gesagt, dass hier zwangsweise explizit Werbung für gewisse Produkte und Marken gemacht wird, ohne dass ich von diesen auch nur einen müden Cent oder wenigstens ein paar verdammte Produktproben zugesendet bekommen hätte!! Doch so wie die Firmen hinter diesen Produkten mir nichts Gutes getan haben, so hat Ferrero mir einst nichts Böses getan, als ich sein Produkt als das Gepantsche entlarvt habe, das es nunmal einfach ist. Das ist also nur fair. Betrachten Sie es als ganz persönliche, unfinanzierte Meinung - Und das sind doch die Ehrlichsten, nicht wahr?      


Ich möchte mich, so Sie gestatten, dabei zuvorderst auf zwei ganz bestimmte Produkte konzentrieren. Ja, unsere Welt hat neben ungezählten, kulinarischen Schrecken auch viele Gaumengenüsse aufzubieten, aber all diesen hier eine Bühne zu gereichen würde nun doch etwas den Rahmen sprengen. Darum, horchen Sie auf, welche Produkte heute Ihre Sinne mit auf eine Reise ins Schlarafenland nehmen werden: 

Oreo und Dr. Pepper



Sie sind die greifbaren und unbestreitbaren Beweise dafür, dass die Nahrungsaufnahme nicht immer nur ein Mittel zum Überleben oder verarbeiten spröder Nährstoffe sein muss, nein, sie kann ein Erlebnis sein! Aber warum ist das so? Selbstverständlich kennen Sie die unvergleichliche Euphorie, die mit dem Verspeisen eines Oreo-kekses einhergeht, falls Sie schon mal das Vergnügen hatten - Und der Himmel sei Ihrer Seele gnädig falls nicht. Lassen Sie mich dennoch in gemeinsamer Freundschaft noch einmal erörtern, was diesen unseren heiligen Gral der Gebäckindustrie ausmacht.


Meine Geschichte mit Oreo-keksen gleicht einem griechischen Drama - Erst einige Jahre nach ihrer gestiegenen Popularität in Deutschland wurde ich auf sie aufmerksam - Und hatte kein Interesse. Langweilig sahen sie aus, und sie erinnerten an diese reizlosen, veralteten Kakao-Vanille-Kekse aus Opas Veteranenschrank. Als ich dann hier und da durch Zufall doch dazu kam, in einen solchen Keks zu beißen, schloss ich mich der einhelligen Meinung meines Dunstkreises an, der schwarze Keks sei eklig und viel zu dominant in seinem Geschmack. Wie naiv ich doch war. Wie ein kleiner Junge, der noch nicht den Reiz eines erblühenden Mädchens verstand, wie ein Bauer, der die herbe Reife eines Weines von 65er Jahrgang nicht zu schätzen wusste. Ich war jung und dumm. Doch ein, zwei Jahre später kam die Wende, ich gab den Keksen eine erneute Chance und lernte diesmal, ihren Geschmack und ihre Natur richtig einzuschätzen. Oreo-kekse sind eine perfektionierte Formel aus Süße, erwachsener Herbe und Knusprigkeit, und es drängt sich einem beim Verpspeisen der Verdacht auf, dass wenn Gold essbar wäre, es so oder ähnlich schmecken müsste.  
Aber mit dem Geschmack nicht genug - Der Oreo-keks ist schwarzweiß. Was der Natur der Panda ist, ist dem Gebäck der Oreo. Der Goth unter den Lebensmitteln. 


Brauchen wir noch mehr Gründe, um unseren farbenscheuen Freund die Krone aller Kekse aufzusetzen? Nun, spitzen Sie Ihre Ohren und halten Sie sich gut fest, ich erfuhr es selbst erst vor wenigen Monaten - Oreo-kekse sind vegan. Es klingt seltsam, entspricht aber tatsächlich den Tatsachen. Als Fast-Veganer ebenso wie als gewissenhafter Mensch ist es mir so ein dreifaches Vergnügen, umweltbewusst in den monochromen Keks zu beißen, wohlwissend, dass keine Kuh dafür ihre Körperflüssigkeiten lassen musste. Zu einer noch einmal außerordentlicheren Brillanz gelangt der Oreo-keks selbstverständlich, wenn man ihn für einige Sekunden in eine Tasse Sojamilch tunkt - Oder Kokosmilch, oder Mandelmilch. Hierbei ist wichtig, das richtige Zeitfenster zu finden, um ein perfektes Ergebnis aus Weiche doch noch immer vorhandener Integrität des Kekses zu erreichen. Für mich haben sich hier 4-5 Sekunden als ideales Maß herausgestellt. Im übrigen treffen wir hier auf eines der Hauptargumente, das Oreo-kekse vor den zahlreichen, mittelgeilen Kopien schützt - Tunkt man sie in Milch, werden sie schön sämig und zergehen auf der Zunge wie eine Creme. Die Oreo-Kopien? Die werden nass und pappig. Sie sehen also, manchmal lohnen sich die 30 Cent mehr eine Marke eben doch. 


In den letzten Jahren war auf der Marke Oreo jedoch ein Trend zu erkennen, den man gut oder schlecht bewerten kann, ein krampfhaftes Verlangen nach Diversität - Sie kennen es wahrscheinlich alle, Oreo gibt es mittlerweile in gefühlten siebenundsvierzig Varianten, die alle verschiedene Elemente des Oreo-kekses in den Fokus stellen, diesem neue hinzufügen oder gar wieder welche wegnehmen. Dabei sind gewiss nicht alle davon schlecht, das empfindliche Gefüge des Originals hat für mich aber noch keine davon erreicht, und diese Vielfalt drückt für mich Unsicherheit aus. Mondelez International, der vertreibende Konzern, scheint sich mir nicht sicher zu sein, wo die großen Stärken seines Kekses liegen, scheint noch immer zu experimentieren. Sehen wir uns einige der Produkte genauer an. 


Da haben wir eine von vielen bevorzugten Varianten, den Oreo Double, der mit der doppelten Menge an Vanillecreme zu gleichbleibendem Keks aufwartet. Für mich zu süß. Dann gibt es den Gegenentwurf, Crispy&Thin, was einfach nur sehr dünne Oreo-kekse sind, und das funktioniert für mich alleine schon deswegen nicht, weil sich das Verspeisen anfühlt, als hätte man eine Packung Pringles in der Hand, abgesehen davon, dass man hier einfach nur Geld für weniger vom gleichen Produkt zahlt. Obskur. Interessanter sind da die Oreo White, welche mit weißer Schokolade ummantelte Oreo-kekse darstellen. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur darüber schreibe, und so ging es mir auch, als ich zum ersten Mal davon gehört habe. Und ja, diese Kekse sind unglaublich köstlich, aber auch unfassbar süß. Während der klassische Oreo-keks seine Stärke daraus zieht, nicht so erschöpfend süß zu sein wie andere Kekse, schafft man von den Weißen in der Regel nicht mehr als 2-3 am Stück. Also nett für besondere Anlässe, mehr aber nicht. Oreo Golden hat es auf die Spitze getrieben, und dem schwarzen Produkt schlichtweg seinen ikonischen Keks entzogen, um ihn gegen einen hellen auszutauschen. Wie auch ich sollten Sie jetzt meinen, heller Keks mit Vanillecream schmeckt wie jeder zweite Gebäckbatzen aus Bettinas Bäckerei, aber nein, der Zauber von Oreo liegt auch hier noch im Rezept, und so bietet diese helle Variante die für mich bisher einzige, annehmbare Alternative zum Klassiker an. Geschmacksrichtungen wie Strawbeery, Brownie oder Peanutbutter sind kurzweilige Spielereien, aber nichts, das dauerhaft bestand hätte.


Und wenn wir von den Keksen weggehen - Dann erblicken wir Erfolgsgeschichten. Denn auf diesen Märkten hat man nicht mehr versucht, das eigene Spitzenprodukt zu übertrumpfen, sondern dieses sinnvoll umgewandelt. Oreo-Eis ist in jeder Form ein Hochgenuss, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er auch frisch aus der Tiefkühltruhe zartweich auf der Zunge zergeht. Der Oreo-Pudding schmeckt besser als vergleichbare Lizenzprodukte, und die Oreo-Torte, nun, die ist der aufsteigende Held, der die Benjamin Blümchen-Torte als langjähriges, herrschendes Königsgeschlecht der Tiefkühltruhe abgelöst hat, und einen dazu bringt, sich in sie hineinschmeißen zu wollen. Würde ich morgen im Lotto gewinnen, würde ich armen, hungernden Menschen kein Brot spenden, sondern Oreo-Torten. Wenn sie endlich etwas zu essen bekommen, dann doch bitte gleich das Beste vom Besten… ehe sie zwei Wochen später an Herzversagen dahingerafft werden. Aber das ist dann ja nicht mehr mein Problem.


Lassen Sie mich noch kurz über Dr.Pepper sprechen. Sie müssen wissen, ich verabscheue Coca Cola. Pepsi. Sprite. So ziemlich jede Art von Cola und Softdrink. Nur Dr. Pepper, das Getränk der Intellektuellen, hat es in mein Herz und meine Blase geschafft. Wie, fragen Sie sich jetzt berechtigterweise? Wie jedes gute Produkt beworben wird - Mit Anime. Für die texanische Getränkemarke gab es 2011 mit der Animeserie Steins;Gate das wahrscheinlich beste Advertisement in der Geschichte ihres Konzerns - Und lustigerweise wusste man seitens der Texaner wahrscheinlich nicht mal was davon. In dieser Serie trinkt der Protagonist 
Hououin Kyouma, selbsternannter wahnsinniger Wissenschaftler, das wie er sagt Getränk der Intellektuellen, Dr.Pepper. Immer gut im Bild, explizit genannt, eine Werbung die man sich nicht schöner wünschen könnte. Ich hätte gerne Statistiken darüber, inwieweit die Abverkäufe des Getränkes nach Steins;Gate in die Höhe gegangen sind. Als ich damals das Erste mal zu dem hierzulande eher unbekannten Getränk gegriffen habe, hatte ich das große Glück, dass es tatsächlich auch köstlich schmeckte - Nicht so widerlich-süß oder chemisch wie Cola, mit einer erfrischend-fruchtigen Note und einem ganz eigenen Geschmack. Dr.Pepper zu trinken bedeutet, zu leben. Zu Atmen. Zu fühlen. Mensch zu sein. Einen tiefen, langen Schluck vom schwarzen Getränk aus der Dose zu nehmen fühlt sich an, als würde einem ein von Gott gesandter Engel in den Mund ejakulieren. Es spült einem Leib und Seele durch, und man geht nach jeder Dose als unübersehbar gereinigter, besserer Mensch hervor. Und irgendwann als unübersehbar übergewichtiger Mensch, wenn man es übertreibt, aber das ist ja mit allem Leckeren so.


Oreo-kekse und Dr. Pepper zusammen - Das ist für mich die Offenbarung. Natürlich ist beides immer noch in Maßen zu genießen, denn Zucker ist nun mal der erklärte Feind unseres Körpers, aber in wohldosierten, anlassorientierten Mengen kann der Oreo-keks und die Dr. Pepper Dose mehr für uns sein als nur ein Snack und ein Getränk - Sie können Freunde sein. Möglicherweise… Freunde fürs Leben
Und eines ist sicher - Hätten die Römer damals schon Oreo-kekse und Dr. Pepper gehabt, hätten sie sich diese statt beschissener Weintrauben und zweitklassigem Wein in den Mund fallen und tröpfeln lassen.
Sein Sie kein Römer. 
Sein Sie ein verantwortungsbewusste Mensch des 21. Jahrhunderts. 
Essen Sie Oreo. 
Trinken Sie das Getränk der Intellektuellen. 


Überleben Sie nicht einfach nur - Leben Sie.       


Vielen Dank.

Montag, 8. Juli 2019

Ode an die Yogurette

 



Heute möchte ich über ein wichtiges Thema sprechen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, und das die Gemüter jederorts zum überkochen bringt, wenn sie sich damit befassen: Yogurette. Das Krebgsgeschwür der Schokoladenwelt. Der ungewollte Gast auf deiner Party. Das inzestöse jüngste Kind. Aber lassen Sie mich etwas weiter ausholen, um Ihnen meinen eigentlich selbstverständlichen Standpunkt klarzumachen, indem ich ein Statement äußere, mit dem sich jeder gesunde Mensch identifizieren können sollte: Yogurette ist scheiße, und niemand mag es
Der ein oder andere von euch erinnert sich vielleicht noch an einen der vielen Besuche bei seiner Großmutter. Wie es die Tradition so wollte, besuchten wir unsere liebe Großmutti oft nicht nur für ein paar gute Gespräche, sondern auch für ein leckeres Essen, das sie uns kochte, oder das Geld, das sie uns zusteckte. Und natürlich für ihre Naschereien-Schublade. Oder Dose. Oder Schrank. Es ist egal, Großmütter hatten immer irgendeinen Ort, an dem Kinderträume sich versammelten, gewissermaßen das Eldorado jedes Kalorienjunkies und der Albtraum jedes Blutzuckerspiegles. Leider wurden unsere leuchtenden Augen deprimierend schnell trüb, wenn sich besagte Schublade, in diesem Fall, öffnete - In den allermeisten Fällen erwartete uns dann nämlich folgender Anblick: Ein paar geöffnete Gelee-Bananen, eine Packung After Eight-Pfefferminztäfelchen, vielleicht noch ein, zwei verranzte Weihnachtsmänner vom letzten Fest, diese grüne Haribo-Sorte mit dem Karussell vorne drauf und eine Packung Yogurette. Viele Zutaten, die in der Ganzheit ein grauenerregendes Mosaik der Widerlichkeit formten, gerade so, als hätte der Teufel selbst sie in die Schublade gelegt. Aber sein wir ehrlich: Als Kinder waren wir doof, anspruchslos und haben alles in den Mund gesteckt, was unsere Augen auch nur annähernd mit dem charmanten Versprechen eines deftigen Zuckerschockes lockte. Ja ich gestehe, ich habe Gelee-Bananen gegessen. Ich aß After Eight und ich aß diese ekligen Haribo, kurz gesagt, ich aß Sachen, die man heute höchstens noch im Wartezimmer des Altersheimes findet, immer gut gefüllt, weil niemand danach greift. Yogurette aber, mein lieber Leser oder charmante Leserin, war eine Ausnahme. Nicht einmal den unausgebildeten Verstand eines Heranwachsenden konnte das Ding täuschen. 
Um zum Punkt meines Hasses zu kommen: Stellen Sie sich vor, Sie nehmen eine heiße Dusche. Eine wundervolle, warme, entspannende Dusche. Und plötzlich, ohne Vorwarnung, wird das Wasser eiskalt. Und ich meine nicht Erste-Welt-Eiskalt, sondern Antarktis-Eiskalt. Das ist Yogurette. Nichtsahnend beißen Sie hinein in die leckere, weiße Milchmasse, und alles scheint okay. Doch wehe Ihnen, wenn Ihre Zähne auf diese diabolischen roten, sauren Stückchen treffen, die darin eingearbeitet sind. Dann geht ein Schauer durch Ihren Körper und Sie zucken zusammen. Es passt einfach nicht. Es zerstört ein bis dahin rundes, wenn auch bescheidenes Geschmackserlebnis.
Warum also sollte man Yogurette kaufen? Ich verstehe, dass sie vor vielen Jahren noch präsent war, als die Süßigkeiten-Industrie noch in den Kinderschuhen steckte und experimentierte. Aber heute, 2019?! An diesem Punkt hätte dieses in Hass gezeugte Kind von Guten Absichten und Beschissener Ausführung längst vom Markt verdrängt sein müssen, allein gemessen an den möglichen Alternativen im Süßwarenregal.
 
Ich persönlich ziehe, wenn es darum geht sich zwischen Yogurette und Konkurrenten wie Kinderriegel, Duplo, Kitkat oder Bounty zu entscheiden, meinen Lieblingsvergleich heran:

Stellen Sie sich einmal vor, vor Ihnen stehen zwei Gläser mit einer goldenen Flüssigkeit. Ein Mann sagt Ihnen, Sie dürfen nur eine davon trinken.
Das linke Glas ist gefüllt mit französischem Champagner der allerteuersten Sorte, köstlich-süß und bereit, Ihre Sinne zu verzaubern.
Das Andere ist Katzenpisse.
Welches von beiden wählen Sie?
 
Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass die allermeisten jetzt Ersteres wählen würden. Das ist in Ordnung und keine Schande, schämen Sie sich nicht dafür, das Gleiche zu sagen wie die Masse, denn Ihre Entscheidung ist gesund, nachvollziehbar und zeigt, dass Sie ein guter Mensch sind. Und so ist es mit unserer Yogurette - Wer würde sie wählen, wenn es Duplo gibt, von denen das Weiße übrigens besser ist als das Dunkle, aber das ist ein anderes Thema.
Man trinkt nicht Urin, wenn es Champagner gibt.

Gehen wir nochmal kurz auf die Konkurrenz ein:
Bereits erwähnt habe ich Riegelvertreter wie Duplo, welches in seiner weißen Form für mich seinen gottgleichen Höhepunkt erreicht. Aber auch die anderen Abkömmlinge Ferreros wie Kinderriegel, Kinder Country oder BUENO (Gott, ist BUENO köstlich!) sind eigentlich immer ein guter Griff. Leidlich ungesund, aber einer der Gründe, warum es manchmal schon ganz geil ist, ein Mensch zu sein. Auch Bounty, Ballisto, Milky Way, Pick Up oder sogar Kinder Pinguin sind Pferde, auf die man als Gentleman oder Lady immer sein Geld setzen darf. Verdammt, sogar das große alte Dreiergespann “Mars-Twix-Snickers”, dessen Hochzeit mit den frühen Zweitausendern lange vorüber ist, und die heute lediglich ein rentengleiches Schattendasein fristen, haben sich dem Puls der Zeit angepasst: Mit Weißschokolade-Editionen, größeren Packungen oder innovativen neuen Geschmäckern schaffen sie es, zumindest als Plan B in den Köpfen vorallem älterer Naschkatzen, die diese Marken mit Nostalgie und Sicherheit verbinden, präsent zu bleiben.
Und was macht Yogurette?! EINE EDITION MIT LIMETTENSTÜCKCHEN!! 
LIMETTE STATT BESCHISSENER ERDBEERE!!!!!! 
EINE ZARTBITTER-VARIANTE. ZARTBITTER!
So muss Gott sich gefühlt haben, nachdem seine Schöpfung, die alles Potential zur Besserung hatte, nur Scheiße gebaut hat.
"Nein Eva, du isst bitte NICHT die verbotene Frucht. Eva! Nein! Eva, nein. Nimm die Finger von ihr, Eva. Wir HABEN darüber gesprochen. Nein nein nein, leeeg sie wieder weg Eva, leeeg die verbotene Frucht weg! Nein, du wirst jetzt nicht davon abbeissen, Eva ich warne dich, leg die beschissene verbotene Fru- UND du hast davon abgebissen, alles klar, wir sind fertig, raus aus dem Paradies!"

Und wir sind gerade dabei, Evas Fehler zu wiederholen: Yogurette ist die beschissene verbotene Frucht, Freunde. Die Verlockung des Teufels, der nur gemütsschwache Seelen erliegen. 

Limette und Zartbitter, zwei ungeliebte Zutaten, die ebenfalls lange aus der Wahrnehmung des guten Geschmackes verbannt sind, vereint in Yogurette. Da kommt zusammen, was zusammen gehört. Ein Kreislauf des Wahnsinns und der Perversion. Was kommt als nächstes, frage ich Sie liebe Leser? Naturalien-Yogurette? Yogurette mit Maggi-Stückchen? Ich will ganz offen sein, die mögliche Zukunft macht mir eine scheiß Angst.

Doch Hoffnung existiert - Mit Stolz und neu entfachtem Restglauben möchte ich eine Statistik der beliebtesten Schokoriegel Deutschlands der Jahre 2014 bis 2016 mit Ihnen teilen, die nach großflächigen Umfragen erhoben wurde - Duplo auf dem ersten Platz. Hanuta und Knoppers knapp dahinter, dann Twix, Mars und Snickers. Aber wissen Sie, was das eigentlich Relevante ist? In der Statistik tauchen fast dreißig Riegel auf, und Yogurette ist nicht dabei. Nicht einmal 1 % der Befragten gab Yogurette als seine Lieblingsmarke an. Wir sollten dieses Flämmchen der Hoffnung entfachen und zum Stadtbrand ausweiten. Bücherverbrennungen sind aus der Mode, heute werden Yogurettepackungen verzündelt!

Ein letztes Thema möchte ich noch ansprechen, falls Sie gestatten - Nach allem, was ich Ihnen jetzt erzählt habe, könnten Sie dem verlockenden, aber leider auch naiven Gedanken aufsitzen, dass tatsächlich keiner der aktuell etwa siebenmilliarden Menschen auf diesem Planeten Yogurette mag, weil es pervers, moralisch falsch und einfach krank ist. Leider ist die Realität, dass es tatsächlich ein paar wenige, gestörte Yogurettisten gibt, die das Zeug freiwillig essen.

Ich weiß, ich habe es erst auch nicht geglaubt. Und was noch schlimmer ist - Sie sind unter uns. Unerkannt wie außerirdische Schläfer bewegen sie sich unter den Menschen mit Geschmackssinn und lassen sich oft nichts anmerken. Unsere Aufgabe als aufrichtige Bürger sollte es sein, diese gefährlichen Subjekte ausfindig zu machen und solange mit weißen Duplos, Kindercountrys und Pick Ups zu verprügeln bis sie zur Besinnung kommen. Der Krieg gegen Yogurette ist keine Frage des Guten Geschmackes, er ist eine Frage der Menschlichkeit.

Und damit möchte ich auch langsam zum Ende meiner Abhandlung kommen. Dies ist eine Abrechnung: Worauf ich letztendlich hinauswill, was ich sagen möchte, woraufhin ich mit all dem hingearbeitet habe, ist folgende Aussage:

Verpiss dich, Yogurette. 
Keiner will dich. 
Keiner hat dich lieb. 
Und verarschen kann ich mich wirklich auch alleine. 
Vielen Dank. 

- Yoraiko