Meine Coverbild-Game hat in den letzten Monaten entsetzliche Kreise gezogen - Sowohl Filme als auch Videospiele mussten ihren ersten Eindruck, das Cover, das Aushängeschild und oftmals Postermotiv, durch meine strenge Bestenlisten-Bewertung schicken und auf einen glimpflichen Ausgang hoffen. Hier und hier sind dadurch Collagen und etwas Geschwatz über herausragende Exemplare entstanden. Das Anime-Medium steht noch an, doch vorher tauche ich ab in die tiefste Nische der Covertestung: Das RPG-Maker-Segment. Ähnlich wie bei Videospielen kamen den Titlescreens, also dem Bildschirm dem man zu Spielstart gegenüber sitzt, in den allermeisten Makerspielen keine besondere Aufmerksamkeit zu - vor allem in den 2000ern, in denen die deutsche Community so aktiv war, dienten Titelbildschirme zumeist eben einfach nur als das - eine Eingangstür ins selbstgemachte Rollenspiel, maximal waren sie als Stimmungssetzer geplant. Später, als auch Makerspiele salonfähiger wurden, änderte sich das zunehmend, und dann und wann machte sich ein Ersteller mit dem Werbeplakat seines Projektes richtig Mühe. Es ist aber natürlich genau so gut nachzuvollziehen, dass viele es bei einfachen Bildern beließen - noch weniger als im Videospiele oder sogar Buch-Medium können Maker-Titelbildschirme wirklich als Werbefläche herhalten, dafür ist die Auflösung meist zu niedrig und der Bedarf nach Werbematerial zu gering. Und so ist es alles in alem wenig überraschend, dass mir selbst meine Collage zwar gut gefällt, darunter aber insgesamt wenige wirklich überragende Motive wie etwa in der Filmcollage zu finden sind. Einige Ersteller haben sich im Laufe der Jahre dann aber doch die Mühe gemacht, ihre Titelbildschirme besonders, herausstechend oder kreativ zu gestalten, und das darf man dann auch würdigen. Dies möchte ich hier versuchen.
Dazu noch ein Hinweis:
Meine Beiträge zu Filmplakaten und Gaming-Covern erheben ein Stück weit den Anspruch auf grobe Vollständigkeit, weil ich von mir behaupte, einen guten Überblick auf das Film & Videospiele-Medium und die entsprechenden Cover zu haben. Im Makersegment ist das anders. Eine Übersicht aller Makerspiele mit ihren Titelbildschirmen existiert in der Form gar nicht, und so war meine primäre Quelle für potentielle Kandidaten meine persönliche Liste von Makerspielen die ich kenne undoder gespielt habe, aus dem Gedächtnis durchgegangen bin und ggf. alle händisch überprüft habe. Mit wenigen Ausnahmen sind das auch nur Spiele aus der deutschen Community. Daher wäre es vermessen, meine Liste oder diesen Beitrag hier 'Die besten Maker-Titelbilder' oder so zu nennen, stattdessen ist es mehr ein
'Hey, diese Titelbildschirme fand ich besonders und die könnten euch gefallen!'
Falls ihr selbst welche teilen möchtet, die ihr besonders findet und die ich vielleicht sogar in die Collage aufnehmen könnte, nur zu!
Nun, hier nochmal der Link zu der Collage aus 18 bzw. 19 in meinen Augen sehenswerten Titelbildschirmen aus dem RPG-Maker-Medium. Überprüft und beachtet wurden Ca. 200 Makerspiele. Elektra Kingdom ist mit seinem ursprünglichen Cover nur zweimal dabei, weil... das auf der Collage so gut aussieht.
https://imgur.com/zDO0qGG
Anschließend gibt es nur noch ein paar uninteressante Kommentare von mir zu den Schirmen, die ich mir herausgesucht habe.
Agoraphobia (2014)
Dieser Titlescreen ist stil, dunkel und weit. Er vermittelt ein treffendes Gefühl der im Spiel thematisierten Agoraphobie und verbindet ein eindrucksvoles Motiv mit einer Ingame-Map. Der Titelzug stört überhaupt nicht. Doll.
C-C-C-Crono Twixxxxx (Irgendwann)
Kunst muss man vielleicht auch manchmal unkommentiert lassen.
Dämonenseele (2010)
Dämonenseele war ein wirklich liebenswertes, kleines Projekt, das sehr davon profitierte, dass die Erstellerin auch Zeichnerin war. Der Screen ist leicht animiert und vermischt warme und kalte Farbtöne so hübsch, dass er für mich definitiv herausragend ist.
The abandoned ones (2018)
Das ist einer meiner Favoriten. Englisches Spiel, das ich zufällig mal auf RPGMaker.net gesehen habe, oder besser gesagt, nur dieses Titelbild. War alleine genug, um mich zum Spielen zu bringen. Das Game selber ist leider sehr konfus und mittelmäßig, aber dieser verstörende Titelbildschirm mit diesen gelben Augen lässt Stimmung aufkommen.
Alone Cold Winter (Noch in Entwicklung)
Eines der ambitioniertesten und renommiertesten Projekte der deutschen Community, welches vor allem auch mit seiner Grafikpracht protzt. Der Titelbildschirm steht dem auch Pate und ist rein objektiv wohl der beste Pick hier, und vermutlich auch mein knapper Favorit vor Assembling the Void. Dazu trägt nicht nur das animierte Schneegestöber bei, sondern auch die unbehaglich-verzerrte Version von 'Silent Night Holy Night' die hier eingesungen wird. Besser geht es kaum noch.
Alternate Virus of Ragnarök (2017)
Alternate ist mehr oder weniger eines der technisch überlegendsten und eindrucksvollsten Projekte des deutschen Makerraumes, und der Titlescreen darf da natürlich nicht zurückfallen. Wir haben einen prächtigen Schriftzug, ein tolles Postkartenmotiv und eine leichte Animation.
Assembling the Void (2013)
Für mich geht der stolze Platz 2 der besten Makerscreens an das künstlerische Experimentalprojekt aus dem Jahre 2013, das mit seinem Demostatus ebenfalls abgeschlossen ist. Der Titelscreen des Kingdom Hearts-Klones ist mit gewolltem Simplizismus, selbstkomponierter träumerischer Musik und interessanten Elementen wie den Puzzelteilen versehen. Mehr muss' nich. Gutes Spiel im übrigen.
Elektra Kingdom (Noch in Entwicklung)
Lebensprojekt des Erstellers Davias und bunter Titan der deutschen Szene, Elektra Kingdom, hat hier einen vermutlichen Anime-Edit aufgefahren, der stimmungstechnisch aber so gut zum Spiel passt und hier unverhohlen die Antagonistin präsentiert, von der wir in der aktuellen vierten Demo immer noch so gut wie gar nichts gesehen haben, dass es einen Platz in der Ruhmeshalle verdient.
ERSCHEIN ENDLICH!!!
IB (2012)
Morbide Kunst, wie das Spiel selbst. Nicht gruselig, aber so schrecklich-wunderbar stimmungsvoll.
Feuer um Mitternacht (2004)
Oftmals hat man sich als Kind gefragt, wie die pixeligen Makerhelden hochauflösender aussehen würden. Mysterylady hat diese Frage gleich auf dem selbstgepixelten Titelbildschirm ihres erfolgreichsten Projektes beantwortet, das mir mit seinem Anime-Einschlag damals wie heute gefällt - vor allem die Darstellung des Charakters Philandora.
TRUE FEAR (2005)
Bescheidene, nur so mittelgute Horrordemo von anno dazumal. Der selbstgezeichnete Titelscreen aber hat mich als Bube verstört. Hier hat sich jemand Mühe gegeben, und Mühe is' gut!
Sam auf Reisen (2009)
So beschämend-ungut das Spiel selbst auch sein mag, und so wenig Charme es in seinen unübersichtlichen Maps mitbringt, so bunt, kreativ und spaßig ist doch sein Titelsceen, auf dem es viel zu entdecken gibt. Fast schon merkwürdig, dass meines Wissens nach kein anderer Ersteller je auf die Wimmelbild-Idee gekommen ist.
Stürmische Tage (2012)
Komplett animiert, mit dramatischer Musik und auf den Unlimited Blade Works eingeschlafene Protagonistin, was für ein Einstieg. Dieser Titel macht Freude, und wäre zu noch Höherem berufen, wenn die darauf kriechenden Tiere nicht viel zu flink hin und her huschen und das Haar unserer Heldin anhand der Wolken in die falsche Richtung wehen würde. Und die Schriftart...............
Helden (2004)
Bereits vor Feuer um Mitternacht hat Mysterylady selbst Hand angelegt und ihren Helden nicht ganz so wirklich angezogen porträtiert. Ich mag Alan im Zentrum des Titels, wenn ich auch nie so recht verstanden habe warum er den Körper einer Frau hat, aber was ich noch mehr mag ist dieser grandiose, martialische Schriftzug, der impliziert, dass diese HELDEN wirklich was Maßgebendes wären. Na ja, der Schein ist ja auch was.........
Alice (2008)
Einmal hat Kelven sich dazu hinreißen lassen, mit seinem Titelbildschirm wirklich was Bemerkenswertes aufzustellen. Das Spiel 'Alice' ist selbst ein hübsches kleines Kunstprojekt, aber dieser doch so subtile aber fraglos stimmungsvolle Titelscreen, der bereits Tragik und unheilvolle Mystik impliziert, ist mit Abstand das stärkste Element am ganzen Projekt, wenn ihr mich fragt. Vielleicht noch knapp vor The Abandones Ones mein Lieblings Horrormaker-Screen.
Sunset over Imdahl (2005)
Kein Ton, kein Hintergrund, nur ein Sonnenuntergang zusammen mit weißer Bleifstift-Ästhetik. Genau das, was Sunset over Imdahl, ein bemerkenswertes Kunstprojekt der 2000er Jahre, brauchte, um adäquat präsentiert zu werden.
Die Reise ins All (2008)
Wie so viele Elemente dieses Spiels hat Real Troll auch den Titelbildschirm selbst gepixelt, und das Ergebnis finde ich zeitlos witzig, charmant, dramatisch und ulkig. Dieser einfache Stil ist einfach unverwechselbar.
Vampires Dawn II (2005)
Das wars. Die Auswahl ist klein, aber fein. Sicherlich werde ich die Collage mit der Zeit vervollständigen können, aber für jetzt bin ich froh, nachvolzogen und bewiesen zu haben, dass man sich damals wie heute auch in der (deutschen) Makerszene Mühe mit dem Ersteindruck der Projekte gegeben hat. Im Vergleich zu anderen Medien fällt das Retrospielsegment natürlich ab, aber man ist ja auch nicht hier, weil man einen 4K-Titelbildschirm auf die Netzhaut geballert haben möchte, nicht wahr?
Alle Macht dem Retrocharme.
- Yoraiko
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