Donnerstag, 21. Mai 2020

Spiele-Review: Injustice (2013) - Keinerlei Mehrwert





Die Injustice-Reihe, oder besser gesagt Injustice 2, hat mich vor einigen Wochen unerwartet positiv überrascht. Alles dazu kann man im entsprechenden Review nachlesen. Das Spiel bestach mit seiner eindrucksvollen Optik, der tiefgehenden Story und dem unvergleichlich komplexen Dialog-System. Während der zweite Teil also die beste Spielerfahrung seit langem war, erwartete ich mir vom älteren Erstling zumindest eine vergleichbar lediglich befriedigende Story oder zumindest einige Einblicke in die Ereignisse, über die im zweiten Teil so rege gesprochen wird.

Nun, leider bin ich da auf Granit gestoßen. Ich habe für das Spiel 10 € bezahlt, und viel mehr ist es auch nicht wert. Das alleine sollte ja schon einen passablen Eindruck vermitteln, was ich von Injustice halte. 

Man darf bei der Bewertung von Injustice nicht vergessen, dass das Spiel natürlich 2013 veröffentlicht wurde, und das auch für die PS3. Zu seiner Zeit mag Injustice ein überzeugendes Spielerlebnis mit guter Grafik und angenehmen Kampfsystem gewesen sein, heute aber ist der Titel, auch in Ultimate Edition auf der PS4, hoffnungslos veraltet und ich kann mir ehrlich gesagt kaum einen Grund ausmalen, warum man Injustice noch spielen sollte. 


Vielleicht wegen dem Hauptargument, das auch Injustice 2 über die Liga gewöhnlicher Fighting Games erhoben hat - die Story, die gut umgesetzte Comicwelt, die authentisch geschriebenen Comic-Charaktere. Das könnte doch auch in dem betagten Injustice funktionieren, oder? Eeeehh...


Was PASSIERT hier gerade?

Zumindest ich habe mir diese Frage nicht selten gestellt. Ich gebe zu, dass meine Verwirrung vermutlich geringer gewesen wäre, wenn ich nicht schon den zweiten Teil gekannt und versucht hätte, die Verbindungen zu ziehen. Dennoch ist der Storymodus von Injustice, der zwar IMMER NOCH deutlich besser ist als der so ziemlich aller anderen Fighting Games, im Vergleich zu seinem Nachfolger ein konfuses Wrack aus Ansätzen und Ereignissen, denen man als Nicht-Comicleser nur schwer folgen kann.

Das Zauberwort ist Einsteigerfreundlichkeit. Injustice 2 war, OBWOHL es ein zweiter Teil und direkter Story-Nachfolger in einem etablierten Comicuniversum mit größtenteils unbekannten Charakteren war, überaus zugänglich und einfach verständlich, ich habe mich sofort abgeholt und gut in die Welt eingeführt gefühlt. Ich verstand, wer für was steht, worum es geht und was den Konflikt bildet. 

Injustice: Gods Among Us schafft diesen Spagat nicht und versucht es irritierenderweise nicht mal. Tut mir leid, ich bin verwirrt - ich dachte, Injustice ist eine originalgetreue Comic-Adaption, welche den gesamten Injustice-Comic von Anfang an umsetzt, so dass ich als Spieler nichts verpasse. Und dann reden da in Injustice Charaktere beiläufig darüber, wie Charakter X von Y getötet wurde oder Charakter A und B gehören zum bösen Regime Supermans ohne dass ich eine Ahnung hätte warum. Batmans Sohn ist bereits ein Verräter unter Supermans Kommando aber WANN PASSIERT DAS? Bei Charakteren wie den Teen Titans, also Starfire oder Beastboy fragt man sich wo zur Hölle sie sind - Ja, Beastboy ist in Metropolis gestorben, aber das ERFÄHRT MAN ERST IN TEIL 2. Starfire wird überhaupt nicht erwähnt. Warum dient Raven jetzt plötzlich doch ihrem dämonischen Vater?! Black Canary, die in Teil 2 meinte, sie wurde von Superman fast umgebracht und dann in eine andere Parallelwelt gebracht, taucht nicht auf. Wann soll das passiert sein?
Auf all diese Dinge wird überhaupt nicht eingegangen, so als wäre Injustice bereits eine Fortsetzung. Es wird davon ausgegangen, dass man all diese Ereignisse mitbekommen hat, in den Comics vermutlich. Aber ich als Comic-Unkundiger sitze da, sabbere mich voll und frage mich was zum Geier da eigentlich gerade passiert. Und das noch MIT Injustice 2-Kontextwissen.


Allein den erzählerischen Kniff ganz zu Anfang der Story zu verstehen, dass unsere Helden die Parallelwelt wechseln und die jetzt düstere Regimewelt die Welt aus Teil 2 ist, braucht einige Zeit, einfach weil alles so konfus und ungeschickt erzählt wird. Hinzu kommt, dass hier im ersten Teil bedauerlicherweise auch noch so gut wie keine Tiefe bei irgend einer handelnden Person besteht. Superman ist ein wahnsinniger, mordender Maniac, der aus irgend einem Grund einfach alle platt machen will, Joker ist böse, Batman mag Superman nicht, mit dem erzälerischen Holzhammer wird nicht gegeizt.

Bei diesem Superman versteht man dann viel mehr die Abneigung, die im zweiten Teil kollektiv gegen ihn gehegt wird, und DENNOCH habe ich mich gefragt - was genau will sein Regime eigentlich? Alles was wir in Injustice: Gods Among Us über Supermans Weltherrschaft erfahren ist, dass sie alles ziemlich stark überwacht, er ein paar Soldaten hat und gegen Unrecht vorgeht. Nirgendwo wird erwähnt, dass er ausnahmslos alle Verbrecher töten will, dass er irgendwelche Rechte unterdrückt oder dass die Menschen ihn fürchten. Und von Show dont Tell wollen wir gar nicht reden, man sieht kein einziges Mal in der Story, dass sein Regime irgend eine negative Auswirkung auf die Menschen hätte abgesehen davon, dass Superman tötet wen er gerade lustig ist. Dass ich WEISS, wofür das Regime stand und was die Probleme damit waren verdanke ich dem ZWEITEN Teil. 

Abgesehen davon ist der Storymodus auch lächerlich kurz, nach zwei Stunden ist man durch - im Gegensatz zum Nachfolger sind die Kämpfe sehr ungeschickt in die Handlung integriert und man kann die Schreiber förmlich fragen hören "Hm hier muss es einen Kampf geben, wie rechtfertigen wir das am besten?"  Das Ende kommt urplötzlich, abprupt und lässt viele Fäden offen, die dann im zweiten Teil auf ganz andere Weise fortgeführt werden, und nicht so recht zusammenpasssen wollen. Stichwort Black Adam. Auch, dass wichtige Charaktere wie Raven, Hawk Girl oder Sinestro in Teil 2 nicht wieder auftauchen erscheint schlichtweg seltsam. Wo sind die?

All das führte dann logischerweise dazu, dass ich im Gegensatz zu Teil 2 keinen Charakter besonders leiden konnte. Das sind für mich die gesichtslosesten, unbedeutendsten Steine, mit denen ich nichts asoziiere.

Die Grafik ist schauderlich schlecht und ganz furchtbar gealtert, das ist auch eines der Hautprobleme mit der Story und ihrer Immersion. Batman sieht aus wie ein verkleideter Tankstellenbesitzer, Superman ist der Frontman der Village People auf Schlafentzug, die Umgebungen sind leblos und matschig, die Animationen mit viel Nachsicht mittelmäßig. Ein besonderes Schmankerl sind die Zähne der Charaktere, wenn diese in Kampf-Clashes aufeinander zurennen. Morbides Puppenkino. 


Gameplay-technisch gibt es nur wenig zu sagen. Ich hatte keinerlei Motivation, austauschbare Extras wie Kostüme, Hintergründe oder Musikstücke freizuschalten, abgesehen vom Multiplayer und Storymodus gibt es nur ein paar nicht übermäßig spannende Singleplayer-Modi und somit beschränkt sich der Spielwert von Injustice wenn überhaupt nur auf die Story - und die bietet einem auch Youtube, ohne die nervigen, behebigen kämpfe zwischendurch. Die Charakter-Enden sind auch wieder dabei und eine nette Dreingabe, sind es allerdings kaum wert, dass man dafür pro Charaktere 10(!!) Gegner besiegt. Youtube.




Fazit



Von einem 2020-Standpunkt aus ist dieses Spiel unzumutbar. Die Spielmodi sind verstaubt und tröge, den (konfusen) Storymodus kann und sollte man sich genau wie die einzelnen Enden auf Youtubve ansehen, das Kampfsystem spielt sich bedeutend schlechter als im zweiten Teil, die Grafik macht einem mehr Angst als Scaregrows's Gas, die Charaktere sind Pappaufsteller. Eh. Holt euch lieber gleich den zweiten Teil. Selbst ein Zehner für den Erstling sind mutig. 


3 von 10 Kryptonier für Injustice: Gods Among Us

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Lass mich doch wissen, was du denkst!