Sonntag, 17. Mai 2020

Corona-Pandemie: Hallo freier Markt, tschüss Menschlichkeit - Der Nintendo Switch-Wahnsinn™




Meine Fresse, sind wir Menschen widerlicher Dreck. Nirgends zeigt sich das besser als in einer Notsituation. Hamsterkäufe von Klopapier und Nudeln stören mich nicht, sie belustigen mich nur, da sie im Großen und Ganzen niemandem wirklich schaden. Aber natürlich hat auch die Corona-Pandemie ihre Gewinner, vom großen Konzern bis zum ganz, ganz kleinen Mann.


Die Ausgangssperren und Eindämmungs-Maßnahmen so wie 'Home Office' (a.k.a. Bezahlter Urlaub) haben uns zu Hauf dauerhaft in die eigenen vier Wände getrieben. Also, euch. Ich war schon immer ein Stubenhocker, da hat sich nicht viel geändert. Für die meisten Deutschen, welche in ihrer Freizeit im Park rumsitzen und sich von Tauben vollscheißen lassen, sich auf einer Party mit gepanschtem Wodka abschießen oder in Restaurants den dreifachen Preis der verwendeten Zutaten für ein viel zu kleines Gericht bezahlen, war das jedoch eine neue Situation. Und was tut man, wenn man im Home Office den ganzen Tag nichts zu tun hat, während man sich den vollen Lohn ersitzt? Klar - man lenkt sich ab, und was wäre dafür mehr geeignet als Sex? Sollte man darauf allerdings gerade keinen Zugriff haben, tut es sicherlich auch eine Spielekonsole. Man hat ohnehin nur das Eine oder das Andere, die Überschneidungen sind gering.


Seltsamerweise ist die große Spielekonsole dieser Pandemie die Nintendo Switch. Eine Plastikkonsole mit hoffnungslos veralteter Hardware und noch immer rückständigen Standards, die im März noch selbst im Bundle mit Spielen für etwas mehr als 200 Euro zu haben war.  


Mittlerweile will jeder eine haben und man kriegt sie GEBRAUCHT(!!) nicht für unter 400 Euro. 400 Euro für eine Nintendo Switch. In sämtlichen Läden, sei es nun lokal bei Saturn oder Mediamarkt, oder online bei Amazon, Ebay oder Quelle, ist die Switch seit Wochen vollkommen ausverkauft. Heilige Makkaroni, willkommen auf dem freien Markt, dem Straßenstrich von Angebot und Nachfrage. Ich weiß, ich weiß
so funktioniert es nunmal - Steigt die Nachfrage, steigt der Preis. Ich kann nicht ausschließen, dass ich es als Switch-Besitzer dieser Tage nicht ähnlich händeln würde. Und doch erfüllt mich ein innerer Ekel, wenn ich durch die Seiten von Ebay Kleinanzeigen scrolle und mit ansehe wie geldgierige Verkäufer aus einer Notlage Profit schlagen. Sehe ich doch mal eine Preisangabe von 250 €, merke ich eine Sekunde später, dass sie zu einem Gesuch gehört, die mittlerweile über die Hälfte aller eingestellten Switch-Artikel ausmachen. Viel Glück damit, Kevin aus Heuersdorf. Der Konsolenmarkt ist da natürlich ein extrem harmloses Beispiel, wir haben da wesentlich größere Probleme mit Amoralisten. (Impfstoff, Schutzmasken, ...) 


Was aber noch schlimmer ist, sind die guten, alten Hütchenspieler. Betrüger, die in dieser besonderen Zeit Seiten wie Ebay(Kleinanzeigen) überschwemmen und gefühlt jedes dritte Angebot ausmachen. Stock-Bilder von Google, nur Überweisung als akzeptierte Bezahlmethode und SELBSTVERSTÄNDLICH Preise, die vor kurzem noch die Norm waren, jetzt aber utopisch-menschenfreundlich erscheinen. Können wir mal darüber reden, wie unaussprechlich bescheuert es ist und immer war, dass die Überweisung als solche keine Rückbuchung zulässt und somit eine der mangelhaftesten und überflüssigsten Bezahlmethoden aller Zeiten ist, die immer noch ausgenutzt werden kann und wird? Kleine Randnotiz.  


Noch herrlicher finde ich es aber, wenn Betrüger einen Schritt weiter denken, und Paypal erlauben - Aber explizit nur die Freunde&Familie-Funktion, die keinen Käuferschutz enthält. Klar doch, B.T. aus Berlin, sicher sende ich dir 200 € unversichert und hoffe mal darauf, dass du es gut mit mir meinst. Das hier war schöner, als ich es schreiben könnte:



Ach, hier gibt es so viel zu entpacken. Wichtig für das markierte Zitat ist, dass er 10 Sekunden vorher 200 € als Preis angab aber nur unversichert, als ich ihm dann gesagt habe, dass ich nur versichert bezahle, schoss der Preis aus Trotz um 50 € hoch. Da hatte jemand überhaupt keinen Bock mehr nach dem zehnten gescheiterten Versuch, haha. Die Kirsche auf der Scheißetorte war die "ICH WURDE GEHACKT"-Nummer. Glorreich. Bitte kein Geld senden!


Offiziele Händler sind übrigens nicht unbedingt besser. Bitte werft einen Blick auf diesen beschämenden Tiefpunkt händlerischer Menschheitsgeschichte, mit einem Happy End: 



Weißt du real, ich war mal traurig, dass deine Ladenkette bald dicht macht, weil euer Konzept nicht aufging und ihr nur noch Verluste einfahrt. Jetzt nicht mehr. Gute Reise!


Bei all dem menschlichen Schmutz, der es einem als Normalverdiener (Spricht, nicht Home Office-Urlauber) annähernd unmöglich macht, sich mit einer Switch einzudecken (Zugegeben, es gibt auch wirklich Schlimmeres, ja ja) fragt man sich unweigerlich: Warum gerade die Switch? Warum hat es die Switch mit ihren niemals im Preis sinkenden Wucher-Spielen und ihrer starken Multiplayer-Komponente in Zeiten von Kontasktverbot so stark ins Interesse gerissen? Gönnt euch doch mal eine Playstation 4, da bekommt ihr was für euer Geld. Oder verkauft meinetwegen eure Seele und welchselt zur genügsamen Seite der Macht, kauft eine XBOX. Deckt euch mit Steam-Sales ein. Oder macht es wie ein cleverer Freund und holt euch zum Spottpreis eine Wii U - die bekommt ihr dieser Tage buchstäblich nachgeschmissen, und ihre Leistung ist nicht um Welten schlechter als die der Switch. 


Zum Ende hin noch der große Twist: All das konnte mich überhaupt nur aufregen und erst erreichen, weil... ja, weil ich selbst eine Switch wollte. Okay, OKAY. Nein, das hat NICHTS mit der Corona-Krise zu tun. Ich hatte nie weniger Zeit. Ich hatte weder an der Wii U noch an der Switch bisher auch nur rudimentäres Interesse, meine Playstation 4 bot alles, was ich benötigte. Dass ich mich jetzt doch aber mit Nintendos Familienkonsole außeinandergesetztt habe liegt an dem einzigen Grund, warum ich überhaupt Interesse an ihr habe: Super Mario Maker 2. Das ist buchstäblich das einzige Spiel, für das ich die Konsolen möchte, aber es lockt mich mit seinen unendlichen Online-Leveln und Nostalgie-Trips mehr als ich es verarbeiten kann. Kürzlich bin ich über Youtube wieder in eine solche Blase gerutscht und dann wars auch schon geschehen. Da habe ich mir ja eine großartige Zeit ausgesucht. 


Nach langem Suchen und Stöhnen habe ich das Problem für mich auf eine Weise gelöst, die man als verantwortungsbewusster Erwachsener niemals zu Rate ziehen sollte: Ich habe bei einem Online-Shop, der noch eine halbwegs erschwingliche Switch hatte, mehr Geld in die Hand genommen als ich ursprünglich wollte und meine Switch jetzt für Ende Juni bestellt. So muss ich mich wenigstens nicht mehr mit euch Darmviolinen rumschlagen, die ihr eure kleine Mariokonsole für einen Goldbarren haltet.  


Schämt euch. Da verdient ihr euch schon im Home Office ("Schaaaatz! Wo bleibt mein Bier?!") eine goldene Nase, und müsst euch dennoch noch an hart arbeitenden Kleingeistern wie mir bereichern. Ich möchte nicht auf dem selben Planeten leben wie ihr. Ich hoffe, euch rutscht beim Händewaschen der Ärmel runter. 

- Yoraiko




1 Kommentar:

  1. Hallo, letztens habe ich diese Seite entdeckt und war echt überrascht Mal jemand zu finden mit gutem Humor und kompetenter Kritik �� Ist in der heutigen Zeit ja eher selten..... Auf jeden Fall vielen Dank für die vielen Lachflashs und guten Kritiken��

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