Samstag, 28. Dezember 2019
Weihnachten ist vorbei - Aber war es wirklich da?
Wir haben es wieder mal geschafft - Weihnachten ist vorbei. Der ganze, unangenehme Stress durch Geschenke, Familie und Termine liegt für ein Jahr hinter uns. Schätzungsweise etwa elf Monate haben wir jetzt Zeit, ehe wir wieder Last Christmas hören und Drei Haselnüsse für Aschenbrödel ertragen müssen. Auf Wiedersehen, Weihnachten - aber warst du wirklich da?
Ich schrieb Anfang Dezember über meine Begeisterung gegenüber Weihnachten und wie kindlich mich dieses Fest wieder werden lässt. Allerdings erwähnte ich auch, dass sich die Freude und Aufregung dieses Jahr nicht so recht einstellen will. Das blieb bis zum Schluss der Fall. Weihnachten ist gekommen und gegangen. Woran liegt das?
Meine Mutter schlussfolgerte ganz simpel, dass das an meinem gestiegenen Alter liegt - Man kann Weihnachten als Erwachsener nicht mehr mit den selben Augen sehen wie ein Kind, es wird zum Alltag und zur Stressquelle. Während das sicherlich ein Teil der Wahrheit ist, sehe ich den Quell meiner Tristesse eher woanders. Lasst mich versuchen, diesen Verdacht noch etwas zu substanziieren - Es ist das erste Jahr meines Lebens, in dem ich im Dezember 35 - 40h/Woche arbeite. In einem Job, in dem ich grundsätzlich nicht sein will. Doch eine solche Arbeitswoche ist der Standard für einen verantwortungsvollen Erwachsenen, da gibt es wenig Raum für Kritik. Ich habe allerdings gemerkt, wie schädlich eine solche Stundenzahl für das Privatleben ist. Sieben Stunden am Tag mögen zunächst nicht viel erscheinen, aber wenn man 13:00 Uhr zur Arbeit muss, kommt man vorher zu nichts und danach ist der Tag vorbei. Kurz gesagt, ich habe diesen Dezember einfach so viel gearbeitet und dadurch Stress geschoben, dass ich gar keine Zeit hatte, in Weihnachtstimmung zu kommen.
Desweiteren sollte man sich gut überlegen, wie weit man das Beschenken anderer Personen treibt. Dieses Jahr hatte ich zehn(!!) Personen mit einem Zeichen der Zuneigung zu versorgen und jede davon wollte individuell und liebevoll bedacht werden. Ich fing nicht ohne Grund schon im Oktober an, mich darum zu kümmern, und hatte dennoch bis einschließlich Heiligabend(!) Stress damit. Dann ist da noch Denkbloggade, meine selbstauferlegte Verpflichtung, die aller paar Tage mit frischen Beiträgen versorgt werden will.
Kurz gesagt, es fehlte Zeit und Kraft, der Monat ging vorbei, ohne dass ich es bemerkte und Weihnachtsstimmung blieb aus. Das stimmt mich jetzt rückwirkend doch etwas traurig. Bedrückend hinzu kam, dass ich mir zwar für die Weihnachtsfeiertag frei genommen hatte, meine Familie diesen Luxus aber nicht besaß und erst am 26. Dezember zusammenkommen konnte - Zwei Tage nach dem Rest der Welt. Aber hey, schön war das dann dennoch.
Wie kann man bei solch einem Anblick, der einen gewissen Wohlstand symbolisiert, unzufrieden sein?
Ich will sicher nicht undankbar erscheinen für das, was ich habe und teilen durfte. aber ich kann das Gefühl nicht abschütteln, dass all das diesmal doch im Wulst des Stresses unterging und zu einer seelenlosen Veranstaltung für mich wurde. Weihnachten ist so ziemlich der einzige Anlass im Jahr, der mich emotional noch knackt und mich grinsen lässt. Wenn das nicht mehr der Fall ist - Was ist dann noch übrig? Gar nicht zu sprechen davon, dass ich dieses Jahr mal nach London und hamburg wollte. Hat alles nicht geklappt, war alles zu knapp.
Ach ja, ich möchte gar nicht so negativ und zynisch klingen. Wir alle müssen irgendwann erwachsen werden und wir alle müssen früher oder später akzeptieren, dass das Kind in uns leiser, unauffälliger wird. Vielleicht ist das Hinzukommen einer Vollzeitarbeit einfach nur Teil des Ganzen. Ich weiß nicht. Vielleicht war es nur ein schlechtes Jahr. Wir sehen uns im Dezember 2020.
Ich hoffe, ihr hattet schöne Weihnachten und konntet den Zauber für euch bewahren, wenn ihr diesem Fest denn zugetan seid.
- Yoraiko
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