Mittwoch, 4. Dezember 2019
Es ist Weihnachtszeit!
Ginge es nach dem Angebot namhafter Einzelhandelsketten, wäre es schon Mitte September soweit gewesen, seit dem ersten Dezember aber ist es offiziell:
Es ist wieder Weihnachtszeit! Die schönste Zeit des Jahres? Für mich schon.
Einen ganzen Monat lang Feiertag, das kann nur Weihnachten sein. Einen Monat lang dürfen wir alle ein Stück zusammenrücken und eine ganz besondere Zeit genießen, die eine einzigartige Atmosphäre mit sich bringt. Sicher, für viele ist ein Großteil dieser Zeit vor allem mit enormen Stress durch Organisation, Geschenke, Einkaufspflichten, Festtagsplanung und dergleichen verbunden, aber ebenso dazu gehört die omnipräsente Weihnachtsmusik, die beinahe schon aufdringlichen Lichterketten überall, der Duft von Lebkuchen und heruntergesetzten Spekulatius, Weihnachtsmärkte und das Gefühl, der Gesellschaft einfach ein Stück näher zu sein.
Dabei ist Weihnachten mehr als ähnliche Feste wie Ostern, Geburtstage oder Halloween Geschmackssache. Viele mögen die Weihnachtszeit nicht, ihnen ist der Trubel oder der große Wirbel um Geschenke zu groß, sie können sich nicht für die Atmosphäre oder den Zauber daran begeistern. Ich verstehe das, gleichwohl ist meine Position schon immer die eines Weihnachtskindes - Zu dieser Zeit werde ich wieder ein Bube. Ich liebe Weihnachten, ich liebe die ganze Atmosphäre den gesamten Dezember lang, ich mag es mit Freunden und Familie kleine Weihnachtsfeiern zu veranstalten, ich hege eine Leidenschaft dafür, Personen die mir wichtig sind möglichst ausgefeilte Geschenkepakete zu schnüren und bekomme auch gerne welche, die zeigen, dass jemand sich Gedanken über mich gemacht hat. Ich liebe Weihnachtsmusik und ich mag es, dass alle ein Stück zusammenrücken, wenn Dezember ist. Viele Weihnachtszyniker argumentieren, dass sie keinen Anlass brauchen um großzügig oder sentimental zu sein und dass Weihnachten da nur vorgeschoben wäre. Okay, vielleicht stimmt das. Aber besser die Menschen sind wegen einem vorgeschobenen Anlass empathischer als überhaupt nicht.
Die christliche Bedeutung vergisst man unter all dem Glanz und Glamour schnell und sie ist heutzutage auch sehr verwaschen, aber selbst als Agnostiker empfinde ich diese Wurzel des Weihnachtsfestes ganz unabhängig von meinem Glauben immer noch als sehr schöne und besinnliche
Konnotation, die auch für Anlässe wie Krippenspiele, festliche Lieder und Denkanstöße herhält. Man muss ja nicht in die Kirche gehen oder Bruder Jesus danken, dass er sich für uns hat nageln lassen, um den christlichen Ursprung wertzuschätzen und zu respektieren, trotz dem allgegenwärtigen Kommerztrubel.
Der Weihnachtskommerz, tja... natürlich, wir alle sind Teil davon. Außer vielleicht die Personen, die sich vorgenommen haben, sich nichts mehr zu Weihnachten zu schenken, was ja nicht wenige sind. Aber für mich gehört das einfach dazu. Weihnachten bedeutet auch schenken dürfen, bedeutet sich viele Gedanken über die andere Person zu machen und diese Gedanken und Gefühle in Geschenkpapier zu verpacken - Man muss ja nicht nur kaufen, man kann auch kreativ werden, personalisierte Dinge besorgen oder etwas mit einem Funken Humor.
Sollte man sich nicht das ganze Jahr über Gedanken machen? Ja, aber Weihnachten verstärkt unser Bedürfnis das zu tun noch, und das ist eine gute Sache. Und wie gesagt bekomme ich auch gerne Geschenke. Es geht nicht mal so sehr darum, dass ich unbedingt materialistischen Kram haben will, es hat eher etwas mit diesem Reiz der Bescherung zu tun - Einen Stapel verpackter Geschenke unter dem Weihnachtsbaum zu sehen, bei abendlichem Weihnachtslicht, und diese schließlich in kleiner, intimer Runde nach und nach auspacken, sich freuen, hoffen, dass die Anderen sich freuen. Auch wenn es für uns, die erwachsen geworden sind, niemals wieder so werden wird wie zu Kinderzeiten, so verbinde ich diesen Höhepunkt Weihnachtens doch noch immer nostalgisch mit solchen Erinnerungen. Persönlich habe ich dieses Jahr wie ich es mir schon lange vorgenommen habe bereits im September mit den Besorgungen für meine Zu Beschenkenden begonnen, das ist ein sehr guter Tipp wenn man sich eine große Portion des Stresses im Dezember ersparen möchte. Mir macht es zwar jedes Jahr wieder Freude, aber abgesehen davon versuche ich auch nicht zu sehr am Kommerz teilzunehmen. Es stimmt schon, dass das ein riesiges Geschäft ist, aber das kann man finde ich als Teil einer wunderbaren Festlichkeit akzeptieren.
Was man selbstverständlich in einer mehr oder weniger wohlhabenden, genießerischen Position gegenüber Weihnachten nicht vergessen darf ist die Tatsache, dass es nicht für alle ein Fest der Freude ist - Denn Weihnachten verbinden eben viele mit seinem Kommerz und den entstehenden Kosten. Solche kleinen Berichte schneiden das Thema interessant an und zeigen, dass während unsere größten Sorgen manchmal sind, ob wir denn auch ja tolle Geschenke bekommen, was wir zur Bescherung Fantastisches essen und ob wir danach noch genug für den nächsten Urlaub übrig haben, die Ängste wirklich armer Familien viel grundsätzlicher sind. Da wird jede kleine Freude zum kostspieligen Luxus und ich glaube nicht, dass Kinder viel von dieser 'Wir schenken uns nichts'-Sache halten. Natürlich muss man sich nicht schlecht fühlen, weil es einem besser geht, ebenso wenig, weil man im Gegensatz zu Menschen in Krisenländern immer genug zu essen hat, aber man sollte diese Tatsachen stets im Kopf behalten und ein Stück weit wertschätzen.
Die selektive Großzügigkeit kenne ich, unterstütze ich persönlich aber nicht - Wenn mich am Bahnhof ein Bettler anspricht und nach Münzen fragt, bekommt er die auch im Dezember nicht sollte ich das Gefühl haben, dass er sie gleich wieder für Bier ausgibt oder Teil einer organisierten Sammlergruppe ist. Wie den Rest des Jahres. Ich spende auch im Dezember nicht für Organisationen bei denen ich gar nicht weiß wohin das Geld geht und erkaufe mir sicherlich keinen Seelenfrieden bei Obdachlosen. Ich gebe ihnen etwas, wenn ich den Eindruck habe, dass ich ihnen damit helfe. Unseren Menschenverstand besitzen wir ja - Zumindest die Meisten von uns - Das ganze Jahr über.
Weihnachtsmusik. Ich liebe Weihnachtsmusik! Sie ist ein untrüglicher Bote der nahenden Weihnachtszeit und der vorübergehenden Advente, die uns durch die Kalendertage des zwölften Monates begleitet wie der Soundtrack eines Videospiels. Natürlich ist nicht alles Weihnachtlich-Musikalische Gold - Ein dreifaches Pfui auf die besinnungslos-geschändete Radioprostituierte Last Christmas, die sicherlich alleine für die eine oder andere Million Weihnachts-Atheisten verantwortlich ist.
DANN GIB DEIN HERZ DOCH ENDLICH BUCHSTÄBLICH WEG, WHAM!
Ich habe mir vor fünf oder sechs Jahren eine Weihnachts-Playlist auf good, ol' Youtube erstellt, die ich jedes Jahr zum Dezember wieder mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen heraushole und erneut nutze. Ab und zu wird sie erweitert, aber alles in allem funktioniert sie genau wie ein paar Winterstiefel - Einmal kaufen, bis zum Renteneintritt was davon haben! Und da wir uns in der Zeit des selektiven Teilens befinden, bitteschön.
Da habe ich doch glatt als erstes Stück auf meiner Liste jenes Lied, das seit meiner Kindheit meine Ohren und Augen zum Leuchten bringt - Wonderful Dream. Uneingeschränkt mein musikalischer Liebling zur Weihnachtszeit, höre ich dieses Lied das erste Mal im Jahr weiß ich, es ist wieder so weit! Quasi das Last Christmas der coolen Kids. Dabei war es ursprünglich natürlich gar kein Weihnachtslied - Nur hat Coca Cola 2001 mit seiner Serie der wahrscheinlichsten erfolgreichsten Weihnachtsclips aller Zeiten Melanie Thornton für alle Zeiten mit dem Dezember verankert.
Rest in Peace, Melanie.
Coca Cola hat das Weihnachtsfest ganz allgemein einschneidender beeinflusst als irgend ein anderer Konzern der Welt - Denn so surrealistisch es auch klingen mag, haben sie den rotweißen Weihnachtsmann erfunden. Dieses unlöschbare Bild des dicken, roten Mannes, der durch den Kamin schlüpft, kommt von diesem Softdrink-Konzern. DABEI MAG ICH COLA NICHT MAL! Aber dennoch - Meinen tiefsten Respekt für diesen legendären PR-Erfolg. Danke, Coca Cola.
Auch das Fernsehen trägt seinen Teil bei und obwohl ich seit Jahren schon keines mehr empfange(n möchte), lohnt es sich gerade um die Feiertage herum durchaus, als Weihnachtsfan bei Bekannten reinzuschalten - Dicke Weihnachtsfilme vergangener Zeiten werden aufgefahren, die es heute nicht mehr so gibt, zumindest nicht mehr in der Qualität. Das hat zwar auch wie alles an Weihnachten seine Schattenseiten - Jedes Jahr wieder malträtiert meine Mutter mich mit dem leidlich unerträglichen 'Drei Haselnüsse für Aschenbrödel', dessen furchtbares Maintheme sich mir und Millionen anderen unwilligen Opfern für alle Zeiten ins Trommelfell gebrannt hat - aber vor allem auf Sendern wie Super RTL findet ein gealterter Nostalgiker wie ich dieser Tage jedes Jahr aufs Neue vergessene Schätze - Die Cartoon-Landschaft hat sich ja vor 10+ Jahren noch enorm bemüht, etwas zum Fest der Familie beizutragen, anders als heute. Ich rede vor allem von Die Weihnachtsgeschichte, die jedes Jahr wieder läuft und die mich als Kind zum Weinen brachte. Sie ist gut gealtert und immer wieder einen Blick wert. Ansonsten läuft auch immer wieder Weihnachtsmann & Co.KG, dessen bester Aspekt für mich das Intro ist und bei dem man sich fragt, warum nicht lieber endlich eine moderne Version produziert wird statt immer und immer wieder das angestaubte Original zu verwursten. Rudolph, Annabelle
oder der Nussknacker komplettieren das Ensemble. Ich muss mir jetzt nur wenige Minuten der letzten Szene von Annabelle ansehen und bekomme gleich wieder Gänsehaut, feuchte Augen und einen Kloß im Hals.
Du kannst Nostalgie nicht besiegen.
Was die Leckereien angeht ist es kein Geheimnis, dass die Meisten von uns jedes Jahr wieder acht geben müssen, dass sie das neue Jahr nicht mit fünf Kilo mehr auf der Hüfte begehen - Mir kann es zum Glück egal sein. Ich nehme nicht zu, nie. Zumindest war das bisher so, in fünf Jahren sieht das sicher nochmal anders aus. Aber auch ich will und muss mich zügeln, wenn wieder Marzipankartoffeln, Dominosteine, Spekulatius und Nougat in den Verkaufsregalen liegen. Geheimtipp für den Genuss und gegen die Gesundheit - Taucht einen Spekulatiuskeks bevor ihr ihn esst für drei Sekunden in heißen Tee. Ihr werdet nicht mehr genug vom Ergebnis bekommen. Ausprobieren auf eigene Gefahr.
Weihnachtsmärkte haben ihre Faszination für mich vor drei, vier Jahren verloren. Jedes Jahr denkt man sich wieder, dieses Jahr besucht man den Weihnachtsmarkt und es wird ganz toll, und jedes Mal wieder ist man ernüchtert davon, dass das alles nur eine große Anhäufung von Fressbuden ist - in Großstädten wie Leizig zudem mit dem Charmanten Nebeneffekt des Menschengedränges, in dem die Leute wortwörtlich enger zusammenrücken - Ob sie es wollen oder nicht. Fürs Protokoll vollziehe ich dennoch zumindest einen Besuch pro Dezember, aber hier in meiner Stadt hält der Weihnachtsmarkt nicht viel bereit außer einer zuckrigen Atmosphäre. Man hört allerdings Erstaunliches von Städten wie Hamburg, London oder Oslo.
Habt ihr noch einen Adventskalender? Es stimmt, die in der Regel schokoladenbefüllten Fortschrittsbarometer des Dezembers sollen vor allem Kindern die Wartezeit auf die Beschererung verkürzen, aber irgendwie gehörte für mich als Weinachtsnarr immer irgendwie einer dazu - im späteren Alter mal gefüllt mit Jelly Beans, mal gefüllt mit Oreoprodukten, mal gefüllt mit kleinen Figürchen. Aber ab meinen 20igern hatten Weihnachtskalender... so langsam irgendwie ihren Zauber für mich verloren. Letztes Jahr war das erste in meinem Leben, in dem ich keinen Adventskalender besorgte. Es war ein seltsames Gefühl. Dieses Jahr habe ich einen von meiner Mutter bekommen, aber er übt keinen besonderen Reiz auf mich aus.
Vieles an Weihnachten geht uns wenn wir erwachsen werden nicht verloren, aber das ist für mich zweifellos einer dieser Aspekte, die in meiner Jugend verschollen sind - Traurig, aber das gehört dazu, wenn man älter wird. Ich meine, es sind nun mal nur überteuerte, mit Kleinigkeiten gefüllte Pappschachteln.... oder?
Schmückt ihr? Auch das war mir vor einigen Jahren noch sehr wichtig um Weihnachten zu fühlen, atmen, leben, aber mittlerweile... finde ich dafür einfach nicht mehr so die Zeit und Kraft. Der Tannenbaum bei meiner Mutter an Heilig Abend ist mir sehr wichtig, aber abgesehen davon gibt es nicht mehr als ein paar Lichterketten bei mir. Ich schätze, auch das ist wohl einfach Geschmackssache und etwas, das sich für einen im Laufe der Zeit ändert.
Schlussendlich, weiße Weihnacht... wird uns sicher versagt bleiben. Ich will ganz ehrlich sein, ich erinnere mich nicht mehr an das letzte Mal. Wie viele Jahre ist es her, dass es zu Weihnachten draußen weiß und nicht kärglich grau war? Zehn Jahre? Fünfzehn? Zwar ist das wieder abhängig von der Region und dem Land in dem man lebt, aber in meiner Kindheit noch hatten wir fast zu jedem Weihnachtsfest ein glitzerndes Schneeumfeld draußen. Es ist eines der Symptome, die uns gemahnen, mehr auf den Klimawandel zu achten und diesen nicht zu vergessen - Ohne dumme Witze über Greta zu machen.
Bei mir ist jetzt, Anfang Dezember, noch keine übermäßig bemerkbare Weihnachtsstimmung da, aber seit ein paar Jahren beschränkt sich das auch eher auf die Tage vor Heilig Abend. Dennoch war es mir wichtig, einen kleinen Beitrag über die wichtigste Zeit im Jahr zu schreiben - Es wird auch sicherlich nicht der Einzige bleiben.
Danke für eure Aufmerksamkeit, und seid nett zu euren Nähsten.
ABER NUR IM DEZEMBER!!!
- Yoraiko
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