Inhaltsverzeichnis
1. Das goldene Zeitalter der Kinderserien
2. Die alten Kinderserien-Intros
3. Ein Selbstanspruch
4. Die Serien jener Zeit - Klassiker
5. Die Serien jener Zeit - Anime
6. Die Serien jener Zeit - Edgelords
7. Die Serien jener Zeit - Beinahe moderne Cartoons
8. Es war nicht alles besser
8. Es war nicht alles besser
1.Das goldene Zeitalter der Kinderserien
Ja, es ist wahr, und wir alle wissen es - Die unentrinnbare Seuche der Nostalgie trübt unser aller Gedanken, wenn wir an damals zurückdenken, wo scheinbar alles besser war. Natürlich war es das nicht, aber wir behalten es gerne so in Erinnerung. Nicht so im Falle der Cartoonserien und Kinderunterhaltung: Die war damals wirklich besser. Nachdem auch ich heute wie so oft in den letzten Jahren von einer Welle der Nostalgie hinweg geschwemmt wurde, möchte ich unser aller damaligen Fernsehtagen einen Beitrag widmen. Ich bin jetzt offensichtlich alt.
Jeder Nostalgiker darf dankbar sein, dass es Youtube gibt - Über die so vielschichtige, so universelle Plattform dürfen wir auch beinahe jedes relevante Serienintro aus längst vergangenen Zeiten wiederentdecken, hier und da ganze Folgen, Erinnerungen. Wir denken zurück daran, wie großartig unsere Tage vor dem Fernseher waren - Und warum? Weil die Cartoons die damals noch liefen voll waren mit Liebe, Anstrengung und Herzblut. Weil sie oftmals intelligent, vielschichtig oder schlichtweg urkomisch daherkamen. Aber auch weil sie ANDERS waren - Dem Zeitgeist geschuldet anders als heute meine ich.
2.Die alten Kinderserien-Intros
Die deutschen Gesangstexte waren wie bei etwa der Gummibärenbande, Ducktales oder allen anderen Disneyserien wundervoll und heute noch träumerische Ohrwürmer, die aber keinen Funken ihres Charmes eingebüßt haben. Heute findet man solche Openings nur noch selten, stattdessen ist alles schnell, grell und bunt. Kaum jemand der älter als 20 ist kann sich verkneifen, lauthals aus voller Brust und aus tief empfundener Liebe mitzusingen "GUMMIBÄREN! HÜPFEN HIER UND DORT UND ÜBERALL! SIE SIND FÜR DICH DA, WENN DU SIE BRAUCHST, DAS SIND DIE GUMMIBÄREN! ZWO EINS, RISIKO! ZAUBERDUCK UND RÄUCHERDUCK - MASKENDUCK UND MEHR! DARKWING DUCK! HEY JETZT KOMM' DIE HERO-TURTLES, SUPER STARKE HERO TURTLES, JEDER KENNT DIE HERO TURTLES, IMMER AUF DER LAUER! RÄUBER - DIEBE - JETZT GEHT'S AUF GANOVENTOUR! DOCH ZWEI GANZ - LIEBE - SIND SCHON AUF IHRER SPUR! IST DER FALL AUCH SCHWER, DER WEG NOCH WEIT, SIE SIND STETS FÜR DICH BEREIT - CHIP CHIP CHIP CHIP UND CHAP - RITTER DES RECHTS!"
Ob das so angenehm ist sei mal dahingestellt, aber diese Texte sind in unsere Seelen eingraviert. Exemplarisch nenne ich hier die Serien Darkwing Duck, Käpt'n Balu und seine tollkühne Crew, Die Gummibärenbande, Ducktales, Chip & Chap, Goofy & Max, Der rosarote Panther, Die Glücksbärschis, Winnie Puh, Weihnachtsmann & Co.KG, Pinkie & Brain. Das sind wirklich nur die, die mir so spontan einfallen, bitte verzeiht mir wenn ich Diese und Jene vergessen habe.
Vergessen wir aber unbedingt nicht die stummen Intros, die ihre Melodien und ikonischen Klänge in uns auf alle Ewigkeit mit sich assoziiert haben - Das waren tatsächlich auch sehr viele. Hier sei zuerst das absolut Geniale Bob Morane-Intro nochmal genannt, das heute meine aktuelle Nostalgie-Welle ausgelöst hat und das ich mir Stunden anhören könnte. Eine Serie die sicher viele vergessen haben, deren Intro aber pure Ikonie ist. Desweiteren an großartigen 'stummen' Intros genannt sein hier Arielle die Serie, The Fairy Taler: Hans Christian Andersen, Geschichten aus der Gruft, Disneys Große Pause, Fillmore, Mr. Bean The Cartoon und X-Men.
3.Ein Selbstanspruch
Auch waren Serien dazumal noch oft nicht endlos - Sie hatten im Gegensatz zu vielen heutigen, bis zur Erschöpfung gemolkenen Endlosserien eine in sich geschlossene Geschichte, die wir als Kinder Nachmittag für Nachmittag miterleben und letztendlich abschließen konnten - Serien hatten ein ENDE. Ein erzählerisches ENDE, nicht einfach nur ein Ende der Ausstrahlung.
Es gab handfeste, gut geschriebene Charaktere, mit denen wir mitfühlen konnten, und die wir auf ihrem Weg begleitet haben. Cartoons waren oftmals Geschichten und Bilderbücher, keine bloße Kinderunterhaltung.
Ein relevanter und wichtiger Punkt ist, dass viele damalige Serien einfach schön aussahen - Handgezeichnet, im klassischen Stil, mit vielen Details. Auch hier wieder muss man Die Gummibärenbande nennen, die eigentlich in jeder Hinsicht brillierte, aber auch Serien wie Arielle, Die Schlümpfe, Ducktales oder Bob Morane sind wirklich gut gealtert und stellen die heutige, wenig ästhetische Trickfilmlandschaft spielend in den Schatten.
Letztendlich ist das alles aber nicht der Grund, warum die 90er und 2000er das Zeitalter der Cartoons waren und warum die damaligen Serien so gut waren wie sie nie wieder sein werden - Kinderserien damals hatten einen Anspruch an sich. Sie wollten etwas vermitteln und am wichtigsten, sie hielten ihre Zuschauer, die Kinder, nicht für völlig verblödet wie neuere Serien.(*Husthust*Dora*Röchel*) Heutige Cartoons kann man sich als Erwachsener oft nicht mehr ansehen, ohne dass sich die eigenen Augen dabei an den Sehnerven erhängen wollen, damals aber lebte man noch etwas mehr das Konzept von All Ages. In der Serie Disneys Große Pause, die auch noch einen eigenen Artikel verdient und zu den ikonischsten Serien der 90er zählt, da haben wir in wirklich jeder Folge Parabeln und Metaphern auf unsere Gesellschaft. Das habe ich erst gemerkt als ich die Folgen dieser Serie dieser Tage über Youtube wiedergefunden habe. Als Kind fand ich sie nur unterhaltsam, als Erwachsener fallen mir zudem die wenig subtilen aber oftmals sehr gelungen-bearbeiteten Themen wie Krieg, Suizid, Mobbing, Identitätskrisen, Erwachsenwerden, Klimawandel, Rassismus, Machtmissbrauch, Diktatoren, Das Schulsystem, Künstliche Intelligenz, Die erste Liebe, Nerds, Isolationshaft oder ein Bewertungssystem(!!) für alle Schüler auf. Und wenig subtil ist hier wortwörtlich zu nehmen: Die Folgen 'Der Prozess' oder 'Die Schlammschlacht' etwa sind unverhohlene Kriegsfilm-Nachbildungen, in denen unvergessene Bilder wie ein in einem Kriegsgraben mit einer Mundharmonika alte Kriegslieder(!!) spielender Soldat oder nach und nach fallende Kameraden nachgestellt werden. In der semi-alten Serie Fillmore gehört es zum Grundkonzept, dass alles eine große CSI/Law and Order-Parodie und entsprechend lächerlich ernst für den Kontext einer Schulpolizei inszeniert ist. In Serien wie Ocean Girl oder Gummibärenbande bekamen wir dafür fantasievolle Welten mit vielen guten Ideen und einer ernsthaften Märchenhandlung. Es war diese Sorgfalt die damaligen Serien anlag, die sie in unser Langzeitgedächtnis einprägte und heutzutage so stark mit Nostalgie in Verbindung bringt.
4.Die Serien jener Zeit - Klassiker
Gehen wir jetzt endlich nochmal auf konkrete Serien ein, denn es gibt allerhand, die ich nochmal erwähnen, euch wieder ins Gedächtnis rufen oder sogar empfehlen möchte.
Jeder, der damals Super RTL, Kika oder sogar Fox Kids besaß, kann mindestens einige Titel an der Hand abzählen - Da gibt es den Nostalgie-Champion schlechthin, die oben verlinkte Gummibärenbande, die zusammen mit Ducktales eigentlich unerreicht den Nostalgiethron bewohnt und heute noch vorzeigbar ist. Oft vergessen die Arielle-Serie, welche eines der wenigen positiven Beispiele von aus Disneyfilmen ausgelagerten Shows war, mit deutlich düstererem Grundton. Käpt'n Balu so wie Chip & Chap spielten für mich nicht mehr ganz in der selben Liga, da sie mit ihren recht modernen, vermenschlichten Settings etwas weniger zauberhaft auf meine trüben Kinderaugen wirkten. Sogar Winnie Puh durfte man sich als gealterter Knabe noch ansehen, denn diese Serie besaß entgegen den Erwartungen oft eine unheimlich graue und für Kinder gewöhnungsbedürftige Atmopshäre. Sicherlich eine der mit Abstand unbekanntesten Serien, die auch in einer ganz anderen Klasse spielte als die großen Marken wie Disney war die dänische Serie Fairy Taler - Hans Christian Andersen, die Folge für Folge kleine Geschichten aus der Feder des ebenfalls dänischen Schriftstellers erzählte und mit wunderbarem Intro aufwartete. Disneys Große Pause habe ich schon angesprochen, dessen Hauptaugenmerk es war, unsere facettenreiche Gesellschaft auf einem Schulhof abzubilden, dabei oftmals fremdschämig überinszeniert aber auch immer treffend und unterhaltsam zu sein. Eine der wenigen, wenigen Überlebenden aus dieser Zeit, die tatsächlich bis heute konsequnt jedes Jahr auf Super RTL wieder ausgestrahlt wird, ist die Show 'Weihnachtsmann & Co. KG', die sich im Dezember natürlich immer wieder anbietet. Eine damals wie heute charmante und herzliche Weihnachtsserie von der es schade ist, dass sie so einzigartig blieb. Die Schlümpfe standen für mich leider immer sehr im Schatten der Gummibären, und konnten dieser Serie in meinen (Kinder-)Augen nie wirklich das Wasser reichen, weder optisch noch von der Handlung, der Welt oder den sympathischen Charakteren. Für die ganz Kleinen gab es die Glücksbärschis, welche dem Zahn der Zeit zumindest als Meme getrotzt haben - Noch heute erinnert man sich gerne an die bunten Monsterbären, die Kinder mit den atomaren Liebesstrahlen aus ihren Körpern beschießen um ihnen das Glück wie einen parasitären Infekt in Hirn und Hose zu zwingen. Zwei Serien, über die seit fünfzehn Jahren vermutlich kein Mensch mehr gesprochen hat und die den Sprung in die Nostalgieruhmeshallen nicht geschafft haben sind in meinen Augen Bumpety Boo aus 1985 und Bob der Flaschengeist von 1969. Gerade mit Ersterer habe ich viel Zeit verbracht, aber irgendwie blieb nichts hängen. Ocean Girl war ein vergleichsweise ernstes und bedrückendes, mystisches Unterwassermärchen, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. Selbstverständlich - Eine dreiste Arielle-Kopie, aber mit ganz eigener Identität. Das Soap-Spektakel der Kinderwelt lasse ich mal kommentarlos stehen. Das Intro ist Gold, so viel steht fest. SIISSSIIIII. Wirkliches Gold und tatsächliches Spektakel ist hingegen die kindgerecht-neugeschriebene Serie Unten am Fluss, welche auf dem wenig freundlichen, schonungslosen Trickfilm aus dem Jahre 1978 basierte. Sie entnahm die Brutalität und die trostlose Welt und ersetzte sie gegen sehr sympathische Charaktere und eine abenteuerliche Reise zum immer noch wunderschönen Maintheme. Die teilweise verstörenden Hasenantagonisten wie eine Art Mafiapaten behielt sie aber bei.
5.Die Serien jener Zeit - Anime
Damit bin ich durch mit den für mich wichtigsten, älteren Serien, welche mich prägten. Ein gaaanz anderes aber nicht weniger wichtiges Thema jedoch sind Animeserien, welche ich bis jetzt komplett unerwähnt gelassen habe. Über RTL II, einem Sender von dem man heute halten darf was man will, erreichten uns damals in Schulzeiten jeden Nachmittag diverse Serien aus Fernost, manche davon verfolgen wir heute noch. Anime zeichneten sich damals schon dadurch aus, dass sie in der Regel ernster, höherwertiger und komplexer waren als westliche Produktionen und wenn wir an Anime-Nostalgie denken, denken wir unweigerlich an die unglaubliche Mühe, die sich dazumal noch mit den deutschen Intros gegeben wurde. Heute sieht das leider nicht mehr so aus, aber viele Songs dieser Tage haben sich tief bei uns allen eingeprägt. Fangen wir von vorne an - Bei den Anime, von denen wir erst als Erwachsene erfahren haben, dass es welche waren. Heidi, Nils Holgerson, Pinocchio, Mila Superstar und Biene Maja.
in diesem Fall größtenteils verfügbar über Kika und an die ganz Kleinen gerichtet. Alle herrlich fantasievoll und mit toller Atmosphäre ausgestattet, wobei man bei Pinocchio sagen muss, dass die Serie, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, über weite Strecken unangenehm düster und teilweise wirklich verstörend war. Die Dinge, die Pinocchio mitunter passiert sind, waren derartig morbide, dass mich einige Bilder als Kind nie verlassen haben, etwa wie Pinocchio oder sein Esel nachts an einem Ast baumeln(!!) und sich nicht befreien können. Harter Tobak für einen Fünfjährigen. Dann wurden wir älter und die berühmte und nie vergessene RTL II-Ära setzte ein.
Niemals wieder aus den Karaoke-Veranstaltungen verbannen können wird man Pokemon und Digimon. Die beiden Anime-Giganten unserer aller Kindheit, die ohne den kleinsten Hauch einer würdigen Konkurrenz unser Nostalgiezentrum stimulieren, die bis heute bis zur absoluten Erschöpfung gesungen werden und die sich nach wie vor immenser Beliebtheit erfreuen. Dabei ergänzten beide Franchises sich auf sinnvolle Weise: Der Anime von Digimon war in den ersten vier Staffeln düster, komplex, spannend, emotional-tiefgründig, vielschichtig und bildend, während der Pokemonanime nach einer guten ersten Staffel vollkommen den Bach runterging. Gegensätzlich dazu waren die Pokemonspiele eine hammerharte Hausnummer, die vor Spielspaß, Liebe und Qualität nur so überfloss, während die Digimonspiele (bis heute) den letzten Ramsch darstellen.
Beide Serien haben jedoch zahlreiche wunderbare, einprägsame Lieder hervorgebracht, die ich hier verlinken möchte:
Pokerap
Pummeluff
Pokemon Intro 2
Pokemon Intro 3 (Gott, ich liebe es...)
Vertania City
Das nur einige Beispiele für Pokemon, ich empfehle jedem, die Playlisten nochmal auf YouTube nachzuschlagen. Was mich heute noch immer an Liedern wie dem Pokerap fasziniert ist, dass man einfach heraus hört, wie unheimlich viel Spaß die Sprecher bei ihrem Job hatten. Und das überträgt sich auf den Zuhörer. Digimon hatte gemäß seiner Stimmung eher die ernsten, heldenhaften Lieder in Petto, neben den tollen Intros:
Spiel dein Spiel
Wir werden Siegen
Wir drehn auf
Das Feuer
Ich bekomme sofort wieder eine Gänsehaut, wenn ich diese Klänge höre, denn immer wenn sie eingespielt wurden wussten wir, dass es jetzt gleich richtig abgeht. Eine aufregende Zeit. Gleich nach dem Königspaar reiht sich in der Karaoke-Playlist Dragonball Z ein. Cha La Head Cha La lebte wie viele deutsche Intros von den leidenschaftlichen, überzeugenden Sängern, in diesem Fall Fred Röttcher, und zeichnete sich als Mitgröhl-Hit aus. In Sachen deutsche Sänger empfehle ich auch nochmal diesen Artikel, den eine kurze Suche ergab. Die Synchronsänger der damaligen Zeit sind unser aller Helden, auf ihre besondere Weise. Dragonball Z war mit endlosen Fillern sicher eine strittige Serie, aber unvergessen sind die Nachmittage auf RTL II und Tele 5, wenn wir gespannt die Handlung verfolgten. Erinnert sich noch jemand an Doremi? Ein früher Ableger des Magical Girl-Genres, das uns erreichte und Geschlechter-Konventionen unter Kindern hinter sich ließ - ich habe die Serie als Junge gern gesehen! Eine Serie, die leider auch zu oft vergessen wird und die nur noch selten Erwähnung findet, ist der gescheiterte Versuch, Pokemon und Digimon vom Thron zu stoßen - Monster Rancher. Für mich mit einem ähnlich starken Intro ausgestattet war Monster Rancher düsterer, emotionaler und stärker im Fantasy-Genre angeordnet als seine großen Konkurrenten. Vielleicht war es diese Nischigkeit, die es der Serie letztendlich versagte, den Sprung auf die große Bühne zu schaffen, aber sie war mit einer Staffel rund abgeschlossen, spielte in einer kreativen Monsterwelt mit vielen sehr guten Ideen, coolen Designs und einem ehrlich bedrohlichen Antagonisten. Die Kickers verewigten sich vor allem abermals durch ihr Intro, welches mit einem herrlich-authentischen Dialekt gesungen wurde. Ich habe keine Ahnung, was zu dieser Entscheidung führte, aber ich bin dankbar dafür. Apropos Dialekt: Die auf einem Mädchenmanga basierende Serie Jeanne die Kamikaze Diebin hatte ebenfalls mit einem Introsänger zu tun, der so seine Probleme mit der Aussprache mancher Wörter hatte, das tat dem unwiderstehlichen Charme des Liedes aber keinen Abzug, und die Serie war, ebenfalls mit einer Staffel, in sich abgeschlossen, sehr düster und mit für mich überraschendem, epischen Finale. Ich habe die französische Nationalheldin Jeanne D'Arc hier kennengelernt. Eine Langzeitserie, die einen ganz anderen Reiz hatte als neunzig Prozent des restlichen Anime-Angebotes war Detektiv Conan. Mit meiner Mutter habe ich hier damals bei jedem Fall mitgerätselt, es war eine Detektivserie, die Morde kindgerecht machte und dazu anregte, den Kopf anzustrengen. Abgesehen davon waren die Intros meistens ganz toll. Meistens. Was das mit den sicken Dancemoves und dem Zehennagel-auftreibenden Gesang im fünften Intro sollte, darüber rätseln Experten heute noch. Vergessen wir auch nicht die Merchandise-Anime: Yu-Gi-Oh!
Die auf dem gleichnamigen Manga basierende Animeserie hat eines der bis heute populärsten (Und in meinen Augen das Beste) Kartenspiele losgetreten und definierte sich durch seine aus Arcs bestehende Geschichten von einem psychopathischen Bösewicht nach dem Anderen, von denen keiner so wirklich verstand, dass man mit einem Stapel Pappkarten nicht die Weltherrschaft erlangen kann. Aber meine Güte, war diese Serie für mich damals spannend, ich erinnere mich kaum an eine andere Show, die mich so tief in den Sessel gebannt und mich so auf meinen Fingernägeln hat herumkauen lassen wie Yu-Gi-Oh! während seiner allesentscheidenden Duelle. Den Soundtrack vom amerikanischen 4Kids empfinde ich heute noch als in jeder Hinsicht dem Original überlegen und die Idee, die Amerika hier mit den Intros hatte, war einfach fabelhaft. Diese Abfolge von Monstern, die sich in jedem Arc änderte, war actionreich, interessant und ziemlich gutes Foreshadowing. Dann gab es da noch Beyblade, welches eine kurze Erfolgswelle in den frühen 2000ern feierte, die aber auch verdient sehr schnell wieder abbebbte. Zum einen sicher, weil es nunmal um verdammte Kreisel ging, das wohl uncoolste Spielzeug vor der Erfindung des Fidget Spinners, und zum anderen weil Beyblade unter allen Merchandise-Anime wohl die größte Kluft zwischen im Anime dargestellten Kämpfen und tatsächlichen Beyblade-Gefechten hatten - Es war schlichtweg das systematische Verarschen von Kindern. Denn Kreisel bekämpfen sich in der Realität nunmal nicht, sondern... kreiseln. Tragisch. Aber dieses Manko machte der Anime mit einer spannenden Inszenierung und vielen Charakterkonflikten weg. Die Protagonisten Tyson und Kai erinnern heutzutage unangenehm an Naruto und Sasuke. Abgesehen davon hat die letzte Staffel für mich einen der coolsten Kinderserien-Antagonisten überhaupt hervor gebracht, Brooklin. Heute kräht kein Hahn mehr nach der Serie und das ist auch okay so. Sie ist nicht gut gealtert. Von Dr.Slump kennt man vor allem noch das herrlich-bescheuerte Intro, das den Anime perfekt zusammenfasst und große Dichterkunst darstellt. Zuletzt fällt mir noch Inuyasha ein, eine an das feudale Japan angelehnte Fantasy-Dämonen-Serie, der der große Erfolg ebenfalls immer versagt geblieben ist. Die Serie war eindeutig schon an ein etwas älteres Publikum gerichtet, war stellenweise grenzwertig explizit, morbide und düster, und erzählte eine Geschichte weit stimmiger und vielschichtiger als die vergleichbarer Serien. Vielleicht war es das, was ihr letztendlich das Bein brach, aber ich muss sagen, ich mochte Kagome oder Inuyasha auch nicht besonders als Charaktere. Das Intro strahlt dunkle Mystik aus und ich mag es noch immer.
Und das war die Anime-Generation aus meiner Sicht. Sicher könnte man hier noch viele weitere Serien nennen, aber irgendwo muss man ja auch mal einen Punkt machen.
Danke, RTL II. Du hast zehntausende Kindheiten geprägt. Du warst mal einer von den Guten. Doch jetzt bist du der Dunkelheit anheim gefallen. Apropos Dunkelheit - Da kommen wir zur nächsten Kategorie damaliger Zeichentrick-Schmankerl:
6.Die Serien jener Zeit - Edgelords
So oft ich hier und da auch betont habe, dass diese und jene Serie ernstere Momente besaß, eine etwas anspruchsvollere Atmosphäre erschuf oder auch mal verstörend war, so hatten all diese Zeichentrickfilme und Anime am Ende des Tages doch einen positiven Grundton, eine optimistische Weltsicht und traditionelle Werte zum vermitteln. Nicht so ihre rabenschwarzen Kollegen: Es gab damals schon (Kinder-)Serien, die anders sein wollten, die sich ganz darauf konzentrierten, dark und gritty zu sein, die unheimlich-coolen Edgelords unter Unterhaltungsprodukten, welche ein Langzeitabo auf die Markenfarbe Schwarz abgeschlossen hatten. Werfen wir einen Blick auf diese Nischenkategorie der Nostalgie.
Bob Morane muss genannt werden und wurde es deswegen auch schon. Als klare James Bond-Imitation angelegt entwickelte sich die damals wie heute weitestgehend unbekannte Heldenfigur sehr schnell zur realistischeren, schwärzeren Variante der Agentenlegende - Neben dem unerreicht ikonischen und fetzigen Intro, das sogar in meiner Mutter innerhalb von zwei Sekunden wieder die Erinnerung an die Serie hervorgerufen hat, vereinte Bob Morane einige der verstörendsten und gruseligsten Antagonisten und Momente der Zeichntrickhistorie in sich. Vom zentralen Antagonisten 'Ming - Der gelbe Schatten'(Ein politisch nicht ganz korrekter Name, den man heutzutage vermeiden würde) der aussieht wie die mutierte Version von Lex Luther und sich ständig klonen lässt, eine lebende, sich vervielfältigende Metallklaue hat die auf den Protagonisten zukreucht, über seine kleinen, ihm nachempfundenen Baby-Roboter, die tödliche Mordmaschinen darstellen und Chucky wie eine Baby Born aussehen lassen bishin zu Szenen, in denen Charaktere in abgedunkelten Autos von dutzenden dieser Babyroboter zerfetzt werden oder auf eine Tretmine treten und mitten im Dschungel zurückgelassen werden, weil sie sich nicht mehr bewegen können. Vielleicht habe ich die Serie auch falsch in Erinnerung, weil ich sie auch nie wieder gesehen habe, aber eins ist sicher - Sie war kein Hort des Sonnenscheins.
Geschichten aus der Gruft hatte mit Sonnenschein auch nicht viel am Hut, dürfte aber im Gegensatz zu Bob Morane wirklich beinahe jedem ein Begriff sein - Neben der sehr populären und in meiner Erinnerung ausgezeichneten Comicserie und einer morbide-grotesken Realserie produzierte man seinerzeit eine kindgerechte Trickfilmversion, die als die Schauerversion von X Factor betrachtet werden durfte, und in jeder Episode 1-2 Gruselgeschichten erzählte, die nichts Besonderes waren, aufgrund ihrer Einfachheit aber bei den meisten Kindern zünden konnten. Und selbstverständlich mal wieder das fetzige Intro. Wehrmutstropfen: Die Serie ist nicht gut gealtert und sieht wirklich, wirklich grauenhaft aus. Grauenhaft schlecht.
X-men Animated Series war sicherlich nicht grauenhaft schlecht und auch nicht so düster wie andere Vertreter dieser Kategorie. Es ordnete sich irgendwo in der Mitte ein. Die Serie wollte, wie man es von der Marke auch nicht anders erwarten kann, gnadenlos cool sein, das zeigt sich schon an dem cineastischen und hochdramatischen bis albernem Intro. Das Alles hatte naturgemäß wegen der X-Men-Marke aber viel mit Rassismus, Identität und größeren Konflikten zu tun und war daher schon etwas zu komplex für die ganz Kleinen.
New Spiderman stellte nach diversen, leicht-, bis mittelguten Spidermanserien der 80er und 90er für mich als Kind den Durchbruch dar: Endlich war Spiderman cool. Das altbackene, harmlose und bunte Superheldenkonzept wurde über den Haufen geworfen und gnadenlos gegen eine düstere, hypermoderne, coole Neuzeit-Interpretation getauscht. Die Animationen waren spürbar besser als alles Vergleichbare zu der Zeit, die Musik machte Spaß und es waren einige sehr spannende Handlung wie die Multideminsionalen Spidermans aus den Comics dabei, die kürzlich auch in Into the Spiderverse verarbeitet wurden.
Ich habe gerade das Wort grauenhaft in den Mund genommen - Das kann ich jetzt wieder. Einige düstere Serien waren nicht wirklich gut oder unterhaltsam oder erfolgreich in ihrem Bestreben, der Allerschneidigste zu sein - Nein, manche Serien waren einfach prätentiös und peinlich. Batman Beyond, eine deprimierend-finstere, obskure und exzentrische Batman-Verwurstung, welche den Helden in Schwarz verjüngte und in eine dystopische Zukunftvision warf, die dem Film 'Seven' ähnelt, wollte erwachsen, tiefsinnig und dabei dennoch stylisch sein, verkam im Endeffekt aber schlichtweg zur feuchten Mitternachtsfantasie eines Dreizehnjährigen. Das unglaublaublich fremdschämige und mit fürchterlicher Musik geplagte Intro fasst die Serie perfekt zusammen. Im Ernst, diese Tanzszene...
Gargoyles war bei weitem nicht so schlimm dran, verschwand aber auch zurecht aus der Wahrnehmung der Kinder, Erwachsenen und Nostalgie-Getriebenen, weil es neben seinen kurzweilig-coolen Steinhelden nicht viel Neues zu sagen hatte. Rest in Pieces.
Zwei Kategorien noch, dann habt ihr es geschafft. Die Nächste, die richtet sich auch an die etwas jüngeren Leser, denn es geht um die Semi-alten Zeichentrickserien.
7.Die Serien jener Zeit - Beinahe moderne Cartoons
Wenn wir an unsere Kindheits-Serien zurückdenken, so liegen diese zumeist in den 90ern oder spätesten den frühen 2000ern. Es gab allerdings auch einige Ausnahmen und davon gar nicht so wenige, die ein Bindeglied darstellten zwischen der Goldenen Generation und der Neuzeit-Müllhalde der Eintags-Cartoonlandschaft. Diese Bindeglieder waren modern, hatten den Staub der 90er hinter sich gelassen und besaßen dennoch Herz. Wir reden hier von Franchises wie einem der sympathischsten Cartoongiganten der 2000er mit riesiger, teilweise erwachsener Fanbase, Kim Possible. Ich würde jederzeit vor Gericht unter Eid aussagen, dass diese Serie für mich bis heute eine der besten Zeichentrickserien aller Zeiten ist, was vor allem daran liegt, dass sie alle Stärken in sich vereint - Hervorragender, intelligenter Metahumor, das Brechen und Spielen mit diversen Klischees und Stereotypen, über alle Maßen sympathische und menschliche Hauptcharaktere, eine lebendige Welt mit vielen nahbaren Nebencharakteren, das Feingefühl für viele ernsthafte Momente und natürlich auch eine große Portion Selbstironie. Auch die Antagonisten bilden einen der bleibenden Hauptreize - Jeder hat seine ganz eigenen Macken, Verhaltensmuster und Eigenschaften, und sie unterscheiden sich deutlich mehr als etwa die Schurken eines Batman oder Superman-Universums. Außerdem kam es selten so intensiv vor wie im Falle der Antagonistin Shego, dass ein Antagonist in einem Cartoon genau so viel wenn nicht mehr Fanliebe und Begeisterung erfährt wie die Heldin. Shego ist ein genialer Charakter, vom fantastischen, optischen Design über die großartige Vertonung in Englisch und in Deutsch bishin zu ihrer durchtriebenen aber nicht übertriebenen, egoistischen und kalkulierenden Persönlichkeit. Shego erfreut sich auch heute noch großer, verdienter Beliebtheit unter Cosplayern, Zeichnern und anderen Fangruppen und es ist fast ein wenig schade, dass aus ihrem Charakter nicht mehr gemacht wurde, etwa eine eigene Serie oder ein Comic. Und sein wir ehrlich: Wir alle waren in Shego verliebt und wollten von ihr getreten werden. Richtig? Hallo? Niemand? Nur ich? Na schön.
In den beiden Kim Possible Filmen, die zu dieser Zeit für uns Kinder wie aus dem Nichts kamen, wurden für das Franchise neue Maßstäbe in Sachen Dramaturgie, Charakterentwicklung, Animationen und Ernsthaftigkeit gesetzt. Im ersten erlangt Shego die Weltherrschaft (Hach, schön wäre es...) im Zweiten bekämpfen sie und Heldin Kim sich derartig heftig, dass Shego am Ende sogar sterben sollte - Eine Entscheidung, die den Machern dann aber zum Glück doch etwas zu morbide vorkam. Aufgrund des Drängens der starken Fanbase gab es danach sogar noch ein paar Extrastaffeln und auch diese Serie fand ein wohlverdientes und befriedigendes Ende, welches das Franchise in Würde zur Ruhe bettete.
Dann haben wir da natürlich noch Spongebob Schwammkopf, der die aufwachsende Generation der 90er und frühen 2000ern entscheidend prägte. Die ersten drei Staffeln waren mitunter die einfallsreichste, intelligenteste und Altersgruppen überspannendste Zeichentrickunterhaltung die man je gesehen hatte, danach ging es leider mit großen Schritten stetig bergab, bis auch diese Traditionsserie dem Zeitgeist verfiel. Weitere nennenswerte, semi-alte Serien aus dieser Zeit war zum Beispiel Winx Club, eine für junge Mädchen gedachte Serie, die mich in ihrer ersten Staffel aber sehr faszinierte, weil sie schlichtweg eine gute Fantasygeschichte war, quasi Harry Potter mit Feen. Nach der ersten Staffel hatte es sich bedauerlicherweise mit den meisten Stärken erledigt.
Simsalabim Sabrina war eine äußerst mittelmäßige Serie ohne besonderen Charme, aber man hatte sie zwangsweise dauernd gesehen, weil sie immer auf Super RTL lief. Außerdem kam dieses Meisterwerk dabei raus. Bereits in der späteren 'Moderne' herausgekommen ist 'Quack Pack', eine fürchterliche, peinliche und tod-modernisierte Donald Duck-Verwurstung, die das Entenhausen-Universum samt Tick, Trick und Track einmal durch den Reißwolf vergewaltigte. Disneys Wochenend Kids war eine sehr kleine, äußerst bescheidene Show ohne große Ansprüche, die wirklich nur unterhaltsam sein wollte, mir aber als eines der charmantesten, neueren Produkte dieser Zeit in Erinnerung geblieben ist. Und man hatte nach jeder Folge irrsinnige Lust auf Pizza. Fillmore war nicht mehr und nicht weniger als eine konsequente und kompromisslose Parodie auf sämtliche Krimi-, und CSI-esquen Serien, die an einer Schule spielte. Das schlug sich in eigentlich jeder Folge in hoffnungslos bescheuerten Geschichten, Szenen, Dialogen und Logiklöchern nieder. Dass die Serie letztendlich dennoch verdammt gut war lag zum einen daran, dass sie sich dessen bewusst war und zum anderen, weil sie dieses Seriengenre wirklich gut für Kinder umformte. Mit den jungen, naiven Augen fand man die altbackenen Plots tatsächlich spannend, die Charaktere hatten eine für das Setting erwartbare, halbwegs ausgebaute Persönlichkeit, ein dramaturgisches Ende gibt es nicht. Und warum man sich dafür entschieden hat, dass die Menschen hier nur vier Finger an jeder Hand hatten, will ich nicht mehr hinterfragen. Teen Titans
habe ich als Bube trotz des mehr als gewöhnungsbedürftigen Intros lange verfolgt, es ist eine der wenigen Superheldenserien für Kinder dieser Zeit, die wirklich erfolgreich war, und das trotz oder gerade wegen ihrer durchaus sehr düsteren Atmosphäre und den gerade in der späteren Story bitterernsten Momenten und Handlungssträngen. Leider habe ich nicht alle Staffeln der Serie gesehen sondern irgendwie nach dem Abschluss der Geschichte mit Terra (T___T) aufgehört, ich weiß aber, dass es ein richtiges Ende gibt und hätte sogar heute noch Lust, dieses nachzuholen. Wieder etwas komplett Anderes war Typisch Andy. Eines der raren positiven Beispiele für Alltags-Serien die in unserer Zeit spielten und dabei nicht entweder unerträglich hässlich und/oder deprimierend realistisch waren. Typisch Andy zog seinen Hauptreiz für mich damals aus dem urkomischen Humor, der durch Andy als Meta-Erzähler auch den Zuschauer einbezog. Und die hübsche Optik. Der Hauptcharakter war gerade für Heranwachsende ein sympathischer Rebell. In Micky's Clubhaus durften wir, absolut einzigartig für diese Zeit(Und ehrlich gesagt auch fast immer noch) sämtliche Disneyfiguren die wir aus Film und Fernsehen kennen in EINEM Haus betrachten, wie sie (Sehr spärlich) miteinander interagierten und nebeneinander existierten, es war eines der wenigen Crossover-Projekte Disneys und hatte großen Alleinstellungscharakter. Außerdem wurden hier kleine Disneykurzfilme aus Entenhausen gezeigt, manche davon uralte Klassiker, wiederum andere recht modern. Eine wunderbare Serie. Wenn Elfen Helfen war eine der letzten, 'moderneren' Serien, die ich noch bewusst verfolgt habe, die aber schon eine ganz andere Qualität hatte als die Serien des vorherigen Jahrzehnts.
Jetzt habe ich laaaaange über die guten, alten Cartoon-Zeiten gesprochen und die wichtigsten Lichtpfeiler der damaligen Qualität mehr oder weniger kurz angerissen, vorgestellt und nochmals in Erinnerung gerufen. Man könnte jetzt den natürlichen Trugschluss ziehen, der wohl so ziemlich alle Menschen ab einem gewissen Alter befällt -
Früher war alles besser. Aber ist das auch so...?
8.Früher war nicht Alles besser
Nein, trotz dem goldenen Zeitalter der Cartoons, der überschwänglichen Nostalgie, unserer damaligen Naivität und den alles in allem liebevolleren, wertigeren und komplexeren Serien war auch in den 90ern und 2000ern nicht alles gut. Nicht jede Scheiße war insgeheim Gold, manche war einfach nur braune, übelriechende Scheiße. Und bei weitem nicht jedes hässliche Entlein entpuppte sich als schöner Schwan. Die Kirsche auf der Extremententorte damaliger, an Heranwachsene gerichtete Unterhaltung war zweifellos Angela Anaconda. Viele Serien waren und sind Geschmacksfrage, aber ich habe noch nie jemanden erlebt, der dieses... Machwerk gut oder nicht zutiefst verstörend fand. Was sich Kanada 1999 gedacht hat, als sie diese schnippselartig wirkende, computeranimierte Serie in die Welt hinausstrahlten, will man sich nicht vorzustellen wagen. Alles an dieser Serie war grässlich, das Intro empfand ich als Kind schon als akkustische Elegie, die Optik trieb mir jedes Mal das Mittagessen den Darm hinauf, die Charaktere und ihre Stimmen waren zum Ermorden sympathisch und die Geschichten jenseits von infantil. Ruhe in Stücken.
Aber auch sonst gab es noch viel Mist.
Widmen wir diesem Unrat keine weiteren Worte sondern geben uns ganz der warmen, wohligen Erinnerung an das hin, was wir liebten. Was uns liebte. Zu einer Zeit, als das Fernsehen noch unser Freund war, kein Hirnzellen-löschender Strahlungstumor. Als Kinderunterhaltung und Cartoons noch einen Selbstanspruch hatten, der sich nicht mit dem krampfhaften Mithalten aktueller und kurzlebiger Trends selbst kannibalisierte, weil man 'Cool und crazy' sein muss.
Es war eine schöne Zeit.
Es war eine Zeit, die nicht wiederkommen wird.
Aber vor allem war es unsere Kindheit - Auch darum denken wir immer wieder an diese Serien zurück, und das meist in positiver Note. Wir sind mit ihnen aufgewachsen, manche von ihnen waren uns - Man verzeihe mir den Pathos -
Fast schon so etwas wie Freunde.
Aber wenn ich für eine Möglichkeit der modernen Internetzeit dankbar bin dann die, dass sie mich all diese Serien wiederfinden, wiedererleben, sammeln lässt. So dass ich sie aufbewahren kann. Aufbwahren, um sie, falls ich je Kinder haben sollte - Gott bewahre - mit ihnen zu teilen, damit sie nicht aufwachsen müssen mit Pranks, Influencern, seelenlosen Serien und einer toten Kultur. In jedem Fall aber wird das Kind in mir diese Serien aufbewahren, sie ansehen und immer wieder gerne daran zurückdenken, wie sie mich - Mal mehr, mal weniger - In meinem frühen Leben beeinflusst haben.
Danke.
- Yoraiko
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