Sie wollen endlich die Kontrolle über Ihr Leben zurückerlangen?
Sie wollen abnehmen, aber windige Internet-Tipps und BILD-Diäten wirken nicht?
Sie sind süchtig nach dem braunen Gold - süßer Schokolade -
und können nichts dagegen tun?
Dann kommen Sie nach Mannheim - Wo das Schokoladenaroma nicht länger eine Entscheidung, sondern eine Verpflichtung ist. Kommen Sie nach Mannheim, und ihre Leidenschaft für süße Sünden findet ein ebenso jähes Ende wie Ihre Freude am Atmen!
So oder ähnlich könnte sie sicher lauten, die Ausschrift der Stadt Mannheim, um neue Bewohner zu werben. Die mit über 300.000 Einwohnern gar nicht mal so kleine, aber auch nicht übermäßig große Weststadt war im Rahmen der Animagic 2019 für drei Freunde und mich großzügiger Gastgeber, Wohn-, und Aufenthaltsort für drei ganze Tage. Drei Tage, in denen ich nicht unbedingt eine Zunahme meiner Liebe für Schokoladenprodukte festgestellt habe. Aber der Reihe nach.
Ich möchte es transparent und umweglos gestalten, was dieser Artikel aussagen wird: Mannheim ist ein Loch. Eine Stadt, in der man nicht leben möchte. Ziehen Sie nicht nach Mannheim. Bewahren Sie sich Ihre Selbstachtung. Sie verdienen Besseres. Warum komme ich zu diesem Schluss? Nun, wir widmeten uns einen ganzen Tag der Erkundung und Besichtigung der Stadt, dabei sind so manche unglückliche Umstände zu Tage getreten, die dafür sorgen, dass Mannheim in meiner Sympathieskala jetzt irgendwo zwischen MC Donalds und Leprakranker steht.
Der Schokoladenelefant im Raum wird auch direkt angesprochen, damit sie nicht bis nach unten lesen müssen, um gewarnt zu werden: Die Stadt stinkt. Und nein, wir reden hier nicht über den üblichen Smog mit wohltuend-verschmutzter Industrieluft, wir reden über brechreizerregenden, magenverdrehenden Faulgeruch, gegen den das örtliche Bahnhofsklo plötzlich wie ein übergroßer Duftbaum wirkt. Und das permanent. Wie das kommt - Oh, dessen ist man sich bewusst, der Täter ist bekannt, doch wird stillschweigend geduldet wie ein wütender Diktator - Schokinag. Eine Schokoladenfabrik im Herzen Mannheims, die doch eigentlich die angenehmen Dinge des Lebens bereitstellen sollte, ein Aroma der Lust und der unerwünschten Kalorien über sein Umland streuen könnte, aber stattdessen fragt man sich, wie eine Süßwarenfabrik und ein Geruch, der an irgendetwas zwischen Faulen Eiern, Krokodilexkrementen und verwesten Schimpansenleichen erinnert, zusammenpassen. Geht man als Tourist nichtsahnend durch die Innenstadt, ist man sich zunächst keiner Nasenschändung bewusst, aber etwa aller fünf Minuten überflutet eine Welle der Schokoladen-Abfallprodukte ganz Mannheim wie Stephen Kings
Der Nebel. Nur dass hier leider keine tödlichen Tentakelmonster verborgen sind, sondern schrecklichste nasale Abrissbirnen. Der faule, süßlich-bittere Gestank ist so stark und ekelerregend, dass wir teilweise wirklich nicht weitergehen konnten, weil wir die Luft an-, und unsere Nasen zuhalten mussten.
Umso größer war die Verwunderung, dass wir minutenlang die einzigen Menschen waren, die auf diese Verstrahlung in irgend einer Form reagierten - Kurz hatten wir die Befürchtung, wir wären in irgend einem satanistischen Kult gelandet, der bereits indoktriniert ist, aber dafür wäre Mannheim dann vielleicht doch noch eine Spur zu groß. Die Wahrheit ist wie so oft auch einfach viel deprimierender: Die Anwohner haben sich daran gewöhnt. In der Vergangenheit wurde sich bei der Stadtverwaltung über die Firma beschwert, Konsequenzen hatte das nicht. Und so leben sie tagtäglich mit einem widerwärtigen Gestank vor Haus und Hof.
Stellen Sie sich das mal vor - Sie ziehen nach Mannheim, sind aufgeregt und gespannt auf Ihren neuen Wohnort und stellen dann fest, dass Sie von nun an jeden Tag, wenn Sie vor das Haus treten, erst einmal Ihren Brechreiz unterdrücken müssen. Charmante Vorstellung.
Aber auch abseits der Geruchsbelästigung sieht es nicht gut aus für das Badem-Würtembergsche Städtchen - Die Innenstadt ist unübersichtlich und grenzdebil aufgebaut, so haben wir knapp eine Stunde gebraucht, um dort mal ein Lebensmittelgeschäft zu finden, und dannwar es Norma. NORMA!!!! Leipzigs Innenstadt läuft über vor Möglichkeiten, sich günstig mit Lebensmitteln auszustatten, aber in Mannheim ist man auf Sex-Shops und orientalische Cafés beschränkt. Und so verlockend und schmackhaft das Angebot einiger dieser Cafés war, so frustrierend ist die Infrastruktur des Örtchens.
Hübsch ist die Stadt auch nicht. Graue Häuserschluchten geben sich mit uninspirierten Betonklötzen die Klinke in die Hand, und der zentralen Rosengarten scheint die gesamte Schönheit der Stadt wie ein Succubus eingesaugt zu haben. Freilich gibt es auch einige angenehme Plätze in Mannheim wie eben der ikonische Rosengarten, oder der Fluss, der hindurchfließt, aber diese bilden die Ausnahme.
Alles in Allem muss ich sagen, ist das keine Stadt für mich, oder eine Stadt, die ich nochmal freiwillig betreten möchte. Da hätte ich lieber auf den Ratschlag eines Freundes hören, und das nahegelegene Heidelberg besuchen sollen, das als eine der schönsten Städte Deutschlands gilt. Nun, sicher eines Tages. Über was ich mich definitiv nicht beschweren kann, ist der offenherzige und entspannte Gastgeber, der meine Freunde und mich über die Messezeit kostenlos bei sich aufgenommen hat, und den ich über Couchsurfing kennengelernt habe. Eine sehr empfehlenswerte Seite! Mannheim aber, das bewundert ihr lieber aus der Ferne, mit einer cartoonhaft-großen Nasenklammer, oder eben, wenn ihr einfach mal weniger Schokolade essen wollt.
Eine Stadt voll schöner, schlanker Menschen.
Nur zufrieden mit seinem Wohnort, das ist hier sicher keiner.
- Yoraiko
Mannheim ist nach Quadraten aufgebaut, die in einer logischen Folge errichtet sind und an den Häuserfassaden gut erkennbar. Ich war 2018 auf der Animagic und konnte keine schlechte Luft riechen. Und bevor man meckert, wie wäre ein Stadtplan? Du klingst soooo verbittert und negativ.
AntwortenLöschenok
LöschenNa, dann bleib doch in Leipzig. Ist ne schöne Stadt.
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