Freitag, 18. Oktober 2019
Band-Gedanken: Attack on Titan Vol. 22
Bei den auf Denkbloggade veröffentlichten Artikeln zu den Attack on Titan-Bänden 17 - 24 handelt es sich um recht alte Beiträge von mir in einschlägigen Mangaforen, die ich hierfür überarbeitet habe. Sie dienen vor allem der Archivierung, aber auch, um einen Einblick zu geben in die in meinen Augen großen inhaltlichen und konzeptuellen Schwächen der Geschichte beginnend ab Band 15. Wer gleich zu meinem großen Attack on Titan-Manifest mit Stand Band 25 gehen möchte, der klicke hier. Ansonsten danke fürs Lesen.
Band 22. Mein ganz aktueller Eindruck Stand 22 ist gerade, dass die Geschichte von Attack on Titan leider doch recht viele Plotholes aufweist, von denen mir jetzt zwar vielleicht nicht alle einfallen als jemand, der nicht nach jedem Band nochmal die ganze Serie liest und Notizen macht, aber einige Beispiele werde ich exemplarisch nennen.
Kurz vorher, darf ich hier nochmal die Zweifelhaftigkeit des Covers von Band 22 betonen? Es hat mich wirklich ein ums andere Mal beeindruckt, wie es die späteren Mangacover geschafft haben, unspektakulär aber größtenteils völlig spoilerfrei zu sein. Und dann das. Eines der wichtigsten, worldbuilding-elementarsten und emotionalsten Elemente der Geschichte vom allerersten Kapitel an, weit und breit gespoilert auf dem Cover.
Ich meine, was zum Norweger? Welcher Volltrottel(Und das schließt Isayama natürlich mit ein) hat das denn bitte abgesegnet?! Nun, wie dem auch sei, zum Inhalt...
Gut, dass man gleich nochmal eine Zusammenfassung der Geschehnisse spendiert bekommt. In diesem Band war auch schon wieder viel zu viel drin. Man kommt ja kaum noch mit. Man hätte das alles so schön über 3-4 Bände verteilen können, jetzt ist mir persönlich das aber viel zu viel Input auf einmal.
Die Strandbank zu sehen war interessant und hat auch wieder einige Fragezeichen verschwinden lassen, die sich gebildet hatten oder vielleicht noch hätten. Der Twist mit Eule war okay, den habe ich nicht kommen sehen. Das aber auch wegen den Plotholes. Dazu gleich mehr.
Mikasas Bettfrisur war eines der erhabendsten Dinge, die ich bisher in diesem Manga sehen durfte. Schade, dass sie sofort back to boring ist. Allgemein zu Mikasa, ich finde es interessant, dass sie mir in den letzten beiden Bänden langsam als Charakter sympathisch wird. In den ersten 20 Bänden (Und ersten zwei Staffeln) war sie nicht mehr als Erens Dakimakura, aber langsam gewinnt sie etwas Charakter hinzu. Weitermachen.
"Weil ich das unterhaltsam finde."
Aaaahh, die gute alte Evil cuz Evil-Schule. Sehr gut Isayama, Marley ist ein böser Staat voll mit bösen Arschlöchern, die Arschlöcher sind, weil sie böse sind. Richtig gutes Storytelling! Da hat das bisschen Erklärung danach auch nicht mehr viel für den Charakter gebracht. Und natürlich verbrennen sie Menschen bei lebendigem Leibe, beschmeißen scheinbar unschuldige Personen aufgrund eines alten Mythos mit Steinen und lassen Kinder von Hunden von Kindern zerfressen. Meine Damen und Herren, Hajme Isayama, großer Manga-Autor und subtiler Erzähler, reiht sich in der Liga der Schwarzweiß-Malerei direkt neben Eiichiro "Alle Adligen sind böse" Oda und Masashi "Alle außer dem Protagonisten sind unfähig und nutzlos" Kishimoto ein. Ganz, ganz kleines Kino.
Das mit den 13 Jahren kommt mir vor wie ein unglaublich, unglaublich überinszenierter Asspull. Das Ganze stinkt so dermaßen rabiat nach einem dramatischen Storyelement, das die Titanenträger nerfen und gleichzeitig für emotionale Zwiespalte sorgen soll, dass ich das eigentlich wirklich nicht gebraucht hätte. Hat wenn mich meine vage Erinnerung nicht täuscht auch bisher keinen einzigen Hinweis auf eine solche Begrenzung gegeben.
Und Junge, lasst mich bloß nicht von dieser Shingeki no Kyojin-Sache anfangen. Ich habe selten in einem Manga einen so platten, unnötigen und gezwungenen Rolling Credits-Moment gehabt wie hier. Hinzu kommt, dass das ganze auf Deutsch (Und auch im Original?) mit "Attackierender Titan" auch noch maßlos albern klingt und keinen Sinn ergibt. Was mich aber am meisten stört ist die Implikation, dass Erens Streben nach Freiheit, was das Streben des MENSCHSEINS nach Freiheit, dieser ganze Kampf gegen das Leben im Käfig, auf den Einfluss des Titanen zurückgeführt wird. Das ist... wow. Das wäre wirklich fast schon Narutoniveau, wenn das am Titanen lag. Hoffentlich sollte das nur coole Symbolik sein.
Ich verstehe den Gag mit Erens und Hanjis Geste bei den Zellen nicht. Hat Eren sich einen runtergeholt? Ich bezweifle das. Außerdem hätte Mikasa diese Verschwendung nie zugelassen sondern die Wand eingetreten und es selbst gemacht.
Ymirs Backstory hat der Anime - Aus mir jetzt absolut unerfindlichen Gründen - ja vorgezogen, was dem Brief leider viel seines Basses genommen hat. Das war schon ein bisschen enttäuschend. Okay, dass das mit dem Heiraten mal so explizit gesagt wurde war schön, und das halbe Gesicht von Historia mit angedeuteten Tränen ungewohnt smart und subtil für Isayama, aber wenn diese kleine Szene und Historias "Kono Baka..." jetzt der Abschluss von Ymirs Charakter war und da sonst nichts mehr kommt, ist das ein neuer Tiefpunkt der Charakterzeichnung in Attack on Titan. Das bezweifle ich aber ganz stark. Trotzdem war es seltsam, wie schnell Historia das einfach zu den Akten gelegt hat.
Was mich an dem Band am meisten stört bzw. was das größte Fragezeichen ist, ist natürlich, warum Eule Armin und Mikasa kennt. Das bringt mich wieder auf die unangenehme Theorie die ich seit Ep1 des Anime habe, dass das Ganze irgendwie in einer Zeitschleife hängt oder Zeitreisen/Paradoxen im Spiel sind. Eule könnte sogar Eren sein. In Ep1 des Anime hat Eren ja Sachen vorhergesehen. Ich dachte ursprünglich, das wäre genau wie der Saiyajin-Titan am Ende von S1 nur ein Stilmittel des Anime, aber es könnte auch zu dem "An dich in 2000 Jahren" passen. Hoffentlich nicht. Aber eigentlich gibt es keine andere Erklärung dafür.
Ich fand die große Ratssitzung cool und mag, dass die Mauermenschen jetzt immerhin so offen mit allen Infos umgehen. Hat man nicht so oft in solchen mysteriösen Geschichten.
Flocke ist einfach der beste Charakter der ganzen Geschichte. Jeder, der den Manga gelesen hat, hat sich gefragt... warum nicht Kommandant Erwin?
Der Junge bringt es perfekt auf den Punkt, was wiederum heißt, dass Isayama es perfekt auf den Punkt bringt und weiß, was er da inszeniert hat. Ich weiß echt nicht mehr, was ich von dem Mangaka halten soll. Mal überrascht er mich positiv und dann schüttle ich wieder den Kopf.
Der Meeresreveal hätte richtig episch sein können aaaaaaaberCover.
Aber mal zu den gefühlten Plotholes bzw. einigen die mir spontan aufgefallen sind:
- Warum zum Geier hat sich Eule nicht schon vor Jahren selbst hinter die Mauern begeben um den Urtitanen zu holen? Warum wartet er bis zu seinem Tod, nur um es dann jemand anders machen zu lassen, der es schon einmal gehörig versaut hat (Zeke)
- Und in dieser Hinsicht, warum gerade jetzt? Warum hat Eule vorher zich seiner eigenen Leute getötet und entscheidet sich gerade jetzt für gerade diese Person?
- Warum hat Eule es nicht so gemacht, dass er Krishas Frau am Leben lässt, sich in einen Titanen verwandelt und alle anderen tötet? Danach hätte er zusammen mit Krisha von der Mauer hüpfen und seine Kräfte übertragen können. Anschließend hätten Krisha und seine Frau zusammen in die Mauern gekonnt. Warum zum Geier gab es keinen anderen Weg als sie zu opfern? Ach so, weil Plot.
- Es ergibt absolut gar keinen Sinn, dass noch nie ein Flugzeug/Fremdes Schiff/Irgendjemand von außerhalb des Kontinents die Insel betreten oder überflogen hat.
- Was ist das mit diesem Special-Quatsch mit Eren? Nur ein Königsnachfahre kann das Potential des Urtitanen entfalten, aber wenn den einer kriegt, steht der aus irgendwelchen Gründen unter dem Mindset des großen Pazisfisten Fritz, aber Eren kann jetzt doch das Potential des Urtitanen nutzen weil er einen Nachfahren als Titan berührt hat?!! Warum? Warum er? Könnten alle das? WAS?
- Warum zum Geier verschweigt Eren das mit der Berührung? Was würde man denn schon mit Historia machen? Warum sollte man etwas mit ihr machen? Klassischer Streck-Isayama. Vollkommen blödsinnig von Eren, an diesem Punkt noch so wichtige Informationen zu verschweigen.
Schlussendlich frage ich mich ehrlich gesagt aktuell, wo der Manga eigentlich hinwill. Der große Reveal beziehungsweise das Hintergrundkonstrukt von Attack on Titan und der Welt wird immer schwächer und ernüchternder, dieses Franchise hat für mich von dem Hass, der Verzweiflung und dem aussichtslosen Kampf Erens und der Menschheit gegen einen übermächtigen Feind in Form der Titanen, fremden Invasoren und Unwissen um Freiheit gelebt. Das alles ist jetzt quasi hinfällig, Erens emotionaler Kollaps ob der Tatsache, dass sein, JEDERMANNS gesamtes Leben einfach völlig sinnlos war, jeder umsonst gestorben ist und der Grund für die Verwüstung ihrer Heimat #Wirtschaft ist, blieb schlichtweg aus.
Was will Eren jetzt machen, den ganzen bösen Marleystaat plattmachen? Warum? Wird das jetzt also eine weitere, langweilige Kriegsgeschichte von einem kleinen Volk gegen das große Imperium? Keine Ahnung, das ist irgendwie nicht das, was ich in Attack on Titan immer gesehen habe, und ich finde das gerade alles extrem ernüchternd.
Und hinzu kommt, dass der Magicz!-Hintergrund immer unausweichlicher wird. Dass bei frühzeitigem Trägersterben wahllos andere Ymirleute die Kräfte übertragen bekommen und unsichtbare Verbindungen zwischen allen Titanen bestehen, das ist mit irgendeiner Meta-Sciene schon fast nicht mehr zu erklären, das kann eigentlich nur Magiczpowerz sein. Ich habs ja schon mal erwähnt, ich will von Shingeki no Kyojin keine übernatürliche Erklärung, und dass trotz der Tatsache, dass es um Titanen geht die von Menschen gesteuert werden. Ich will irgendetwas Nachvollziehbares, das in die Welt passt, und nicht so eine Animegrütze. Wenn ich sowas will, geh ich Naruto lesen.
Meine Hoffnung bleibt, dass das alles gerade noch ein fortwährendes Leserverwirren ist und wir mehr erfahren werden, und viele der aktuellen Ereignisse nicht für bare Münze zu nehmen sind. Sonst hat Attack on Titan sich vielleicht auch einfach selbst gesprengt. Das wäre eines der größten Franchise-Trainwrecks des letzten Jahrzehnts. Solchen Schund wie Naruto zähle ich da jetzt nicht unbedingt dazu, weil das auch schon vor dem Absturz nicht uneingeschränkt gut war...
Bin etwas weniger als bisher auf Band 23 gespannt und hoffe einfach nur, dass Isayama schlauer ist als ich ihn einschätze und doch noch irgendwie die Kurve zur alten Schwere seiner Geschichte kriegt.
- Yoraiko
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