Freitag, 18. Oktober 2019

Band-Gedanken: Attack on Titan Vol. 21





Bei den auf Denkbloggade veröffentlichten Artikeln zu den Attack on Titan-Bänden 17 - 24 handelt es sich um recht alte Beiträge von mir in einschlägigen Mangaforen, die ich hierfür überarbeitet habe. Sie dienen vor allem der Archivierung, aber auch, um einen Einblick zu geben in die in meinen Augen großen inhaltlichen und konzeptuellen Schwächen der Geschichte beginnend ab Band 15. Wer gleich zu meinem großen Attack on Titan-Manifest mit Stand Band 25 gehen möchte, der klicke hier. Ansonsten danke fürs Lesen. 
  


Band 21 war der Band im Zuge von Attack on Titan, in dem der große Vorhang fiel, und die Hintergrundgeschichte offenbart wurde. Ich gehe erst mal chronologisch durch meine Eindrücke während des Lesens.
Die ganze Handlung mit Armin und Erwin war vom Drama-Aspekt her schon okay, allerdings ist der einzige Grund, dass er überhaupt noch gelebt hat, seine Plot-Armor. Der Konflikt mit Erwin war absehbar und das kann man schon mal machen, aber es war halt auch von Anfang an zu 100 % klar, dass Charakter Levi Armin die Spritze gibt. Dramaturgisch ein bisschen schwach, aber was will man machen, wenn man nicht den Mumm hat, jemand wirklich Wichtigen über den Jordan zu schicken und sich das Gewimmere der Fanboys aufzuhalsen. Und Erwin zählt natürlich nicht, sein Tod hat sich seit Längerem angekündigt, da er seine Funktion in der Story auch erfüllt hat.
Wirklich cool an der Szene fand ich Mikasa. Von ihr endlich mal eine stark-emotionale Reaktion auf jemanden der nicht Eren ist zu sehen. Ich war mir bisher nicht sicher, ob sie Armin nur als Erens Anhängsel schätzt oder wirklich mag, das dürfte jetzt wohl geklärt sein.

Road to Coconut-Titan! Ich frage mich ob das dann wirklich so ohnesgleichen lächerlich aussieht wie mans erwartet, oder ob Isayama da was am Design macht. An und für sich finde ich es unheimlich unnötig, Armin Koloss-Kräfte zu geben. Ich verstehe, warum Isayama es gemacht hat, um dem bisher defensiven Armin wieder eine größere Rolle zu geben, aber für mich hätte es das nicht gebraucht. Ich fand ihn als Gehirn des Trupps okay, und er hätte der neue Anführer werden können. Wenn überhaupt hätte man Mikasa zum Koloss machen sollen, oder eben Erwin.

Bertholds Tod war für mich ziemlich bitter. Ich persönlich stand ja seit jeher irgendwie auf der Seite der Mauerbrecher, wenn auch nur, weil sie mich interessierten und ich Annie mag. Klar, Berthold hatte es verdient, aber traurig, dass sein Charakter jetzt raus ist. Wird spannend, was Annie dazu sagt. Vermutlich nichts, wie man Isayama kennt.

Der Schlüssel ist nicht für diese Tür ist erstklassiges Mastertrolling. Ich war, wie wahrscheinlich jeder andere Leser, kurz davor den Band aus dem Fenster zu schmeißen, und dann tritt Levi einfach die dämliche Tür ein. Isayama weiß ganz genau, was er da abzieht, der Lurch.
Zum letzten Kapitel und zum großen Reveal:
Ja, ich muss schon sagen, dass man dem Autor Respekt zufächern muss dafür, dass er in nur einem Kapitel einen ganzen Sturm an Answerbombs hageln lässt. Das war, und ich weiß wie absurd das klingt, fast schon zu viel auf einmal. Ich kam teilweise gar nicht mehr mit und musste die Seiten mehrmals lesen. 
Entschädigt zwar dennoch in keinster Weise die Fillersteppe in den fünf Bänden davor, aber wow. Wenn er auf den Punkt kommt, dann richtig.

Dass außerhalb der Mauern noch mindestens ein weiterer Distrikt existiert, der Berthold und Co. entsendet hat und vermutlich für die Titanen verantwortlich ist war mir ja schon seit der zweiten Staffel klar, aber in diesem Ausmaß hatte ich es dann doch nicht erwartet. Kompliment an Isayama, dass er die üblichen "Experiment in kontrollierter Zone / Zeitreise / Gottesspiel, Dimensionen / Alles ein Traum"-Auflösungen vermieden hat, zumindest bisher. Trotzdessen, dass mich das Ganze völlig weggeblasen hat, war meine erste Reaktion:

"Das... wars jetzt? Das ist die große Auflösung, für die ich so viele Jahre gewartet habe?"
Es gibt so Einiges was mich stört bzw. gestört hat, aber ich beschränke mich hier mal auf das Wichtigste:
- Soweit es bisher kommuniziert ist und ich es verstanden habe, will Marley Eldia(Unsere Mauern) aus zwei Gründen invasieren bzw. Eren entführen: 

1. Angst vor dem König 
2. Die Erze im Boden darunter.
Wenn das wirklich im Wesentlichen die einzigen Gründe für diesen gesamten Konflikt sind und dass man da Titanen hinschicken muss, ist das extrem schwach und antiklimatisch. Die ganze dramatische Story für... Erzvorkommen. Mal sehen, was da noch enthüllt wird.

Die Backstory mit dem Teufelspakt, der Urtitanin etc. hat mich zunächst sehr aufgeregt. Seine Geschichte mit so einem Hokus Pokus zu erklären ist wirklich das unterste Niveau. Allerdings habe ich mich nach dem Band an die fünf Stunden durchs Internet, Reddit und dergleichen gelesen und viele haben erwähnt, dass die Perspektive dieser Erzählung ja eigentlich komplett subjektiv ist, und daher nicht für voll genommen werden kann. Das hoffe ich jetzt auch mal, dass irgendetwas... Handfesteres dahintersteckt.

Als ich mich quergelesen hab bei Leuten die schlauer sind als ich, ist mir dann auch noch vieles klar geworden, was so rückwirkend Sinn macht oder richtig übel wird. So sind z.b. die meisten Titanen die man bisher gesehen hat Mitglieder dieses Widerstands, was schon echt bitter ist - Der Aufklärungstrupp ist wirklich komplett sinnlos gestorben, im Kampf gegen die eigentlich eigenen Leute.

Das Übelste für mich war aber, und da muss ich Isayama wirklich zuprosten weil es ein großartiger Twist ist, ist dass der Grinsetitan, der Erens Mutter gefressen hat, ja Erens Stiefmutter ist. Like, what the Fuck. Und da realisiert man dann auch erst, dass dieser Titan Karla zuerst zerrissen hat, ehe er sie gefressen hat - Aus Eifersucht. Und als Eren die Hand seiner Mutter berührt hat, wurde seine Koordinate aktiviert. Gut durchdacht, und wirklich ganz, ganz bitter.

Was sich für mich noch nicht so ganz ins Bild einfügt, aber vielleicht habe ich das schon mit gelesen und jetzt nur vergessen, warum Reiner und Co. so extrem verschwiegen sind. Okay, sie halten die Menschen hinter der Mauer für das absolut Böse, aber warum können sie nicht mal im Angesicht des Todes etwas über ihre Heimat ausplaudern? Weil ihre Familien dann ihre Privilegien verlieren? Hm...

Dass Isayama in seiner deutsch-geprägten Welt eine Allegorie auf das dritte Reich macht hätte man eigentlich auch irgendwie erwarten können, aber man sieht es nicht kommen. Auf jeden Fall auch interessant, dass es der Menschheit gut geht und andere Länder dabei sind, stärkere Waffen zu entwickeln. Man könnte sich auch fragen, warum nie ein Luftschiff, Flugzeug oder Ähnliches über die Insel geflogen ist, aber na ja, Suspension of Disbelief. Wusstet ihr übrigens, dass die Mauerinsel quasi Madagaskar ist, und der Kontinent daneben Afrika? Wenn man das Bild der Karte umdreht, passt es fast perfekt. Da die Mauern vom Umfang her aber nicht auf Madagaskar passen würden, ohne dass man das Meer sieht, muss die Insel etwa 3x so groß sein. Fragt sich also, ob das nur eine lose Vorlage oder quasi unsere Welt ist.

Am Ende des Tages hängt für mich viel davon ab, wie viel jetzt noch offen ist, wie der Rest noch aufgeklärt wird und was von dem bisherigen Wissen vielleicht doch nicht stimmt. Laut euren Kommentaren und anderen Quellen soll da ja durchaus noch einiges kommen. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass in Band 23 nicht so was passiert wie dass sie plötzlich in Cyberkapseln liegen, Dinosaurier herum rennen oder so. Stand jetzt ist das aber für mich schon ein eher ernüchternder Reveal, sieht man mal von genialen Implikationen wie Erens Stiefmutter ab. Man muss natürlich auch fair bleiben und sagen, dass man einer jahrelangen Erwartungshaltung von zichtausend Fans die sich zichtausende Theorien spinnen kaum noch erfüllen kann, egal mit welchem Twist, aber dass die Mauern einfach eine Insel sind und die Bösen nur wirtschaftliches Interesse haben, ist schon ein wenig... antiklimatisch. Ich bin gespannt, was Eren und die anderen dazu sagen, wenn sie erfahren, dass all ihre Liebsten dafür gestorben sind. Eren ist bisher ja schon eine wandelnde Wutgranate, der Moment wird ihn dann vermutlich zur atomaren Explosion aufblasen.

Irgendwie hat es sich ganz komisch angefühlt, als ich das Kapitel fertig gelesen hatte. Fast schon so, als würde ein kleiner Lebensabschnitt zu Ende gehen. So ist das wohl, wenn man sich diverse Jahre das Hirn zermartert und dann plötzlich die Auflösung bekommt. Vieles ist mir immer noch unklar bzw. unbefriedigend, aber ich bin mal gespannt, was noch so kommt.


- Yoraiko
 

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