Samstag, 16. Januar 2021

Horrorfilm-Feature - Die 20 besten Horrorfilme der letzten 40 Jahre!

 


Horrofilme sind ein Genre, das in den letzten Jahren - auch durch einen gewissen Regisseur - eine Art kleines Revival erlebt hat, nachdem es zuvor lange in der Bedeutungslosigkeit umherirrte. Schon immer aber waren Horrorfilme trotz aller Spukhaus-, und Handkamera-Vertreter für die Masse eine Nische, welche eher selten wirlich Gutes ablieferte. Für mich als Filmenthusiast mit definitivem Lieblingsgenre 'Horror' war und ist es also jedes Mal ein wahres Fest, wenn doch mal wieder etwas 'Außergewöhnliches' seinen Weg an die virtuellen oder tatsächlichen Kinokassen findet. Das Wort außergewöhnlich muss man dabei vielmals unterstreichen, denn wie kaum ein anderes Filmgenre leidet der Horror in den meisten halbherzigen Streifen unter Ideenlosigkeit, altbackenen Settings, den immer gleichen Schematas und dem Irrglaube, billige Jumpscares mit aufgedrehtem Schockersound wären 'gruselig'. 

 

Doch der Filmhorror als Tor zu furchterregender Kunstfertigkeit und aufregendem Grauen erlebt seit zwei, drei Jahren und dieser Tage einen zweiten Frühling, einmal durch Regisseure die das eigentlich so festgelegte Genre - Dunkelheit, Isolation, Monströse Bedrohungen - vollkommen neu interpretieren und damit die Erwartungshaltung der Zuschauer (über-)fordern, und andererseits vor allem durch Indiefilme, also kleine Produktionen mit wenig Budget, dafür aber umso mehr Freiheit in der Umsetzung schauerlicher Ideen, die keinen Millionenmarkt ins Kino bringen und deswegen der kleinste gemeinsame Nenner sein müssen. Kaum in einem filmischen Genre ist der Indiemarkt so mächtig und einflussreich wie im Horror, denn hier braucht es keine großen Kulissen oder hochglänzende Fassaden, hier geht es einfach nur darum uns Angst zu machen oder in einen Zustand des Unwohlseins zu versetzen.

 

Der Horror war immer mein bevorzugtestes Filmgenre. Ich weiß nicht genau was es ist, doch die Machtlosigkeit, der hypnotische Sog und die morbide Neugier, ja sogar der Drang sich trotz seiner körperlichen Abwehrreaktionen selbst zu fordern und hinzusehen sind Effekte, die mir nur hier geboten werden. Viele verstörende Einrücke, die noch viele Jahre nachwirken, wurden bei mir durch den Horror geboren, und das ist etwas, das nur wenige Comedy-, oder Actionfilme auf diese Weise leisten können. Der Horror ist etwas sehr Persönliches und extrem Intimes, denn er packt uns im besten Falle an unseren ureigensten und tiefsten Ängsten, den inneren Unsicherheiten und Zweifeln, von denen wir bis dato nicht mal wussten, dass wir sie haben. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf war es in der aktuellen Lage Zeit für mich, einmal zurückzublicken auf alle Filme, die ich je gesehen habe und diesem Genre zuordnen würde, und eine Bestenliste mit vielen Empfehlungen auszuarbeiten. Es ist meine größte und dunkelste Leidenschaft im Medium Film und ich bin nun bereit, sie entsprechend zu teilen. Auf die letzten 40 Jahre sehe ich zurück, denn das ist der Zeitraum, den die von mir gesehenen Filme in zumindest diesem Genre größtenteils abdecken.
 

Im vorliegenden Text darf ich euch - Neben einigen weiteren Filmen - die für mich ganz persönlich besten 20 Horrorfilme der letzten 40 Jahre präsentieren, mit kurzen Anmerkungen und Vorstellungen, wenn ihr denn möchtet. Ich hoffe, dass Einiges dabei sein kann, das nicht schon in jeder reißerischen Youtube-, oder Redditaufzählung vorkam und das euch neue Impulse für dieses schrecklich-schöne Genre geben kann. Viel Vergnügen.

 

Anmerkung zum Auswahlverfahren:

In Vorbereitung auf diese Liste habe ich zunächst alle Filme, die ich auf IMDB als 'Gesehen' angegeben habe - Also etwa 900 - auf alles untersucht was ich nur entfernt den Genre 'Horror' zuordne und daraus eine eigene Liste erstellt. Herausgekommen sind derzeit 191 Filme. Damit ihr nachvollziehen könnt, in welcher Relation die 20 vorliegenden Favoriten stehen und gegen was sie sich für mich durchsetzen mussten, könnt ihr euch die Liste gerne selbst ansehen - Vielleicht auch für einige weitere Funde. 

 

https://www.imdb.com/list/ls084112059/

 

 

Interessehalber sei gesagt, dass die Erstellung dieser Top 20 viel, viel schwerer war als die Erstellung meiner allgemeinen Filmtopliste vor einigen Jahren oder von Medien wie Videospielen, was zum einen daran liegt, dass Horrorfilme sich untereinander teilweise so fundamental in ihrer Wirkweise voneinander unterscheiden und so manches nicht mal unbedingt unter das Genre fällt und man andererseits abwiegen muss, ob einzelne extrem-überzeugende Elemente besser sind als ein insgesamt hochwertigeres Gruselerlebnis. Die ersten 5 Plätze standen dabei relativ flott, die Plätze 6 bis 15 waren ein Kompromiss und die Plätze 16 bis 20 waren zum Haareraufen. Nun ja, ich habe es ja irgendwie geschafft, ich Teufelskerl. 

Letzte Anmerkung: Ich verlinke keine Trailer. Ich bin grundsätzlich kein Freund von Filmtrailern, denn das Motto 'Hast du den Trailer gesehen, hast du den Film gesehen' kommt nicht von ungefähr und trifft beim Horror mehr zu als bei jedem anderen Genre. 80 % der Horrortrailer spoilern fast den gesamten Film, und viele der hier aufgezählten Titel funktionieren besser, je weniger man im Vorfeld darüber weiß. Also seht euch die IMDB-Seite an, lest die Inhaltsbeschreibung und überfliegt vielleicht kurz ein paar Reviews - Aber schaut keine Trailer und in Gottes Namen, googelt den Film bloß nicht. Danke. 

 

 

Folgende, nach allen Regeln der Kunst empfehlenswerte und tolle Filme habe ich nach längerem Abwägen für diese Liste NICHT beachtet, da sie in meinen Augen nicht den Tatbestand klassischen Horrors bzw. dem übergeordneten Gedanken des 'Angstschreckens' entsprechen. Dennoch, ich wiederhole mich, jeder davon ist mehr als nur einen Blick wert. In loser Reihenfolge: 

Stephen King's The Mist

The Divide

Let me in Remake

The Purge-Filmreihe

Annihilation/Auslöschung

The Sacrament

 Eden Lake

Martyrs

LUZ

The Neon Demon

Stoker

Aliens

Coherence

Folgende Horrofilmefilme haben es NICHT in die Top 20 geschafft, sind jedoch auf die eine oder andere Weise besonders und definitiv beachtenswert:

(21) Ghost Stories

(22) Der Leuchtturm (2019)

(23) Hell House LLC (Geheimtipp!)

(24) Kill List

(25) The Cabin in the Woods

(26) Das Dorf der Verdammten (1995)


 

 

 

 

 

 

 

Nun denn, hier sind sie, meine 20 liebsten Horrorfilme der letzten 40 Jahre. 

 


Platz 20 - Paranormal Activity - Tokyo Night (2010)


Die Paranormal Activity Filme sind - Trotz ihres großen Erfolges und der Quasi-Begründung eines neuen Horrorhypes 'Found Footage' damals - ein missverstandener Rohrkrepierer, der in den ersten 40 Minuten fast jedes einzelnen Filmes im Franchise erst mal nicht mehr zu sagen hat als ein paar sich bewegende Türen und flackernde Lichter. Dann speist man uns mit einem hektisch-schockierenden Finale ab und nennt das dann Horrorfilm. Es gab da einige gute Ausnahmen, keine Frage, aber im Wesentlichen ist das für mich anspruchslose Zuschauer-Verarsche. 

Als man sich aber japanischerseits dazu entschied, das Thema aufzugreifen und quasi-zu-remaken, war klar, dass das etwas ganz Anderes wird. Japanischer Horror, darüber besteht kein Zweifel, ist ein ganz eigenes Genre und oftmals eines, das dem amerikanischen Nachbarn den Vogel zeigt. So auch hier bei Tokyo Night, wo alles etwas subtiler, etwas eleganter und vor allem etwas kreativer vonstatten geht. Auch hier braucht man für die erste Hälfte viel Sitzfleisch, doch die Charaktere sind sympathischer, der Aufbau unheilvoller und das Finale so viel befriedigender als etwa das Pendant des ersten, amerikanischen Teils. Außerdem hat mich dieser Film gelehrt, wie furchteinflößend es sein kann, jemanden einfach nur auf eine bestimmte Art und Weise Laufen zu sehen, aber mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Geheimtipp!


Platz 19 - Orphan - Das Waisenkind (2009)


Orphan bewegt sich im Segment des Semi-Mainstreams, wodurch es einerseits von einer sehr hochwertigen und gut-verdaulichen Optik und Ausstattung mit namhaften Schauspielern profitiert, andererseits aber nicht die Weichgespültheit eines Conjuring oder Annabelle nachahmen muss. Die Geschichte fühlt sich an wie der typische 'Haunted House'-Kartoffelbrei, wird jedoch aufgrund der Prämisse viel raffinierter und unterhaltsamer umgesetzt. Die Schauspieler, auch und vor allem die Kinder, liefern fantastische und teilweise wirklich für das Alter der Darsteller(innen) grenzwertige Performances ab, auch wenn man einige Charaktere sehr früh im Film zu hassen lernt und auf erzählerischer Ebene als stumpf erachtet. Die 'Scares' sind allesamt hervorragend und der Horror entsteht hier wirklich vor allem auf psychischer und emotionaler Ebene. Zuletzt empfinde ich es immer noch als sehr angenehm, dass hier nicht in SchwarzWeiß-Tönen gemalt wird wie etwa bei jedem Dämonen/Geister/DesTeufelsSekräter-Popkornstreifen, sondern dass auf die Hintergründe und Gefühle eingegangen wird. Ein harter und doch emotionaler Horrorfilm mit einem großartigen Twist, den man vermutlich nicht kommen sieht. 


Platz 18 - Jessabelle

Jessabelle ist  an der Oberfläche und über die meiste Lauflänge wieder ein konservativerer Horrorfilm, der auch anhand von Produzenten, Cover oder den Regisseur, der hauptsächlich SAW-Filme zu verantworten hatte, nicht auf überraschende Tiefe schließen lässt. Es ist jedoch auch wahr, dass er im Mainstream unterging, und das aus dem selben Grund warum er auf dieser Liste vorkommt - Er ist so außerordentlich solide in dem, was er macht, und weicht in wichtigen Kernpunkten vom typischen 0815-Schema ab. Dazu gehört die überzeugend-sympathische Hauptdarstellerin, dazu gehört das sumpfige Setting in Louisiana, dazu gehört die Genremischung mit einer emotionalen Familientragödie, dazu gehören die schneeballesquen Twists, dazu gehören die ungewöhnlichen Jumpscares und dazu gehört die gesamte zweite Hälfte, die einen ganz anderen Weg einschlägt als man erwartet. Jessabelle macht vieles anders als seine bekannteren Kollegen, und was es genau so macht macht es besser.


Platz 17 - V/H/S + V/H/S 2

 

Erinnert ihr euch an Sendungen wie Gänsehaut oder Twilight Zone? Der NurNochSoSemiWeilKult-Geheimtipp V/H/S ist das als richtig eigensinniger Handkamera-Film. Im Setting einer Männerbande, die ein altes Haus durchsucht und dabei auf Unmengen Kassetten stößt, die sie sich ansehen, bekommt ihr hier mal mehr, mal weniger unter die Haut gehende, aber immer morbide-kreative Kurzgeschichten gezeigt, die wieder mehr auf dem Atmosphäre-, und Überraschungshorror aufbauen - Nicht, dass es keine üblen Jumpscares gibt. Viele WHAT THE FUCK-Momente sind auch noch an Bord, und insgesamt erwartet einen hier einfach eine so bunte Wundertüte, dass damit kaum jemand komplett ins Klo greift. Der zweite Teil ist unbeliebter, meines Erachtens nach aber nicht weniger sehenswert. 

 

Platz 16 - Sinister (2012)


Der alles in allem sicherlich 'konservativste' und 'unspannendste' Horrorfilm in in dieser Aufzählung ist da, weil er meiner Erfahrung nach der 'Typical Haunted House'-ConjuringInsidiousParanormalactivityAnnabelle und schlag mich tot-Film ist, der am Kreativsten und unterhaltsamsten mit diesem Staubgerüst umgeht. Nicht nur ist das ganze Seherlebnis durchzogen von einprägsamen und verstörenden Szenarien wie alten Filmaufnahmen, auch der Mythos bzw. die 'Antagonisten' im Film sind etwas anders als das typisch-grummelige Küchenknall-Gespenst. Die Schauspieler liefern hier nun nicht die Welt ab, doch es gibt wenige Kopfgreif-Momente. Viel passiert über Atmosphäre, aber auch die Jumpscares sind hier zur Abwechslung mal so bösartig-effektiv, dass die mich beim ersten Sehen teilweise wirklich keuchend zusammenzucken ließen. Der Soundtrack hat einige abgründige Höhepunkte und das Finale, sprich die letzten 20 Minuten, sind nochmal etwas ganz Anderes. Bei Sinister erwartet einen nicht die neue Welt, sondern Altbekanntes mit viel wohlschmeckendem Gewürz.


Platz 15 - Grave Encounters (2011)


Der zu unrecht als Horrortrash bezeichnete Handkamera-Film von zwei jungen Horrorfan-Regisseuren aus dem Jahre 2011 zählt für mich zu einem der besten und glaubwürdigsten Found Footage-Vertreter, weil er die Frage 'Warum FILMEN die jetzt noch?!' bereits in seiner Prämisse zufriedenstellend beantwortet. Bekanntheit und Popularität erlangte die betonte Indie-Miniproduktion durch die grotesk-verzerrten Geistereffekte, welche die beiden Regisseure im Wohnzimmer-Studio erdachten und einfügten, und welche auch im Jahre 2021 noch uneingeschränkt gelungen daherkommen. Mal abgesehen von den mittelmäßigen Schauspielern ist das 'Geisterhaus' hier als Antagonist ebenso spannend wie die Tatsache, dass im späteren Verlauf neben dem Horrorgenre noch eine Art Survival-Note hinzukommt, aber hier wäre jedes weitere Wort ein Spoiler. Die Ausführung ist einfach aber spannend und es kommt selten die Langeweile eines Paranormal Activity auf. Die Jumpscares sind erstklassig und das Finale ist herrlich-fies und schwarzhumorig.

Unbedingte Empfehlung, wenn ihr hartgesottene Horrorfans seid. Bonus: Der Film ist komplett und legal auf Deutsch auf YOUTUBE ansehbar:

https://www.youtube.com/watch?v=3HS7L498h7o

 

 

14. Perfect Blue  (1997)


Es ist bezeichnend, dass es in Japan bis heute vielleicht drei oder vier Animefilme gibt, die man wirklich als Horror bezeichnen kann, und es der Beste davon natürlich direkt in sämtliche Toplisten schafft. Stellt euch nur vor wie es aussähen würde, wenn man im Animationsmedium dem düsteren Genre zugewandter wäre. So aber ist Satoshi Kons 'Perfect Blue' bis heute eine Art unerreichtes und konkurrenzloses Novum, das komplett auf psychologischer Ebene funktioniert und Elemente der Idol-Otakukultur gekonnt mit spannenden Thrillerelementen verknüpft. Man sieht dem Film seine 23 Jahre an, der Soundtrack ist aber animetypisch nach wie vor gänsehauterregend und das Seherlebnis ist insgesamt auch gut gealtert. Die Auflösung ist leider nicht die Stärkste und fällt auch relativ schnell in sich zusammen wenn man länger als fünf Minuten über sie nachdenkt, aber hier geht es vorrangig um Atmosphäre und Unwohlsein. Allein um den einzigen, richtig-guten Horrorfilm eines kompletten Mediums zu sehen würde ich Perfect Blue mitnehmen. 



13. Creep 1 + 2 (2014, 2017) 


Creep ist wieder so ein Insidertipp von dem ich glaube und hoffe, dass ihr davon noch nie gehört habt, weil mehr Indie tatsächlich einfach nicht geht. Creep ist eine winzige Found Footage-Produktion, die allerdings wieder zufriedenstellend aufklärt, warum gefilmt wird. Alles, was an diesen beiden Filmen gut ist, ist die Figur des 'Creeps'. Dargestellt von einem - Ich kann das nicht genug betonen - fantastischen Schauspieler. Je weniger ihr wisst, desto besser. Der Horror ist hier nicht klassisch, es gibt zwar wahnsinnig-effektive und stressige Jumpscares, aber diese Filme definieren sich eher über dieses allmählich aufkommende, unverdrängbare Gefühl von unterschwelliger Bedrohung und dem Bedürfnis, gerade irgendwo anders zu sein. Dazwischen eine Menge schwarzer Comedy und 'Weirdness'. Manche Szenen sind geradezu absurd-überspitzt, schaffen es dabei aber dennoch, als hyperverstörend für Jahre im Gedächtnis zu bleiben. Dieser Film hier ist exakt das beste Beispiel dafür, wie man aus absolut GARNICHTS mehr als ALLES herausholt. Auch für Horrormuffel eine Top-Empfehlung, da es wenig 'Gruselatmosphäre' gibt. Ich habe beide Filme zusammengefasst, auch wenn der Erste nochmal DEUTLICH stärker ist. Dritter Teil in der Mache.  

 

12. Aterrados (2017)

Aterrados ist ein weiterer recht kleiner Indiefilm, diesmal aus Spanien, ein Land, das öfter spektakulären Horror abliefert. Im Rahmen dieser Liste ist Aterrados ein gutes Beispiel für den Kontrast zwischen Hoher Wertung und Allgemeiner Einordnung. Der Film ist bei mir auf IMDB besser gewertet als einige der Filme höher in der Liste, aber eben nur, weil er in seinem Seherlebnis so fantastisch war. Manchmal muss man das 'Gesamterlebnis' und die 'Wertigkeit' dann aber qualitativer einstufen. Aber wie dem auch sei. 

Aterrados hat eine scheinbar maximal-unspannende Story, die es zunächst wie einen Conjuring-Wiederholungstäter aussehen lässt, bevor bereits in den ersten Minuten die Maske fällt und über die Lauflänge einige der verstörendsten Effekte und Szenen der letzten Jahre kreiert werden. Vor allem ein bestimmter, grotesker Schockeffekt in der Mitte des Filmes ist vermutlich einer der gelungensten Jumpscares die ich je gesehen habe. Im wahrsten Sinne des Wortes hammerhart und kompromisslos, mit richtig spaßigem, unerwartetem Ende. 

Das Cover fehlt hier, weil es leider schon ein cooles Element spoilert. Wenn ihr irgendwie könnt, versucht es zu vermeiden. 



11. The Babadook (2014)

The Babadook war damals eine der Innovationen, die das eingeschlafene Genre brauchte. Vor allem, weil es mal wieder eigentlich kein Horrorfilm sondern ein Familiendrama um eine leidgeplagte Witwenmutter und ihren problematischen Sohn ist. Dabei ist Babadook durchaus anstrengend, denn beide Hauptcharaktere sind mehr Problem-Minenfelder als Sympathietröger und die Regisseurin ist sehr geschickt darin, den Zuschauer sowohl Mutter als auch Sohn im Wechsel zu hassen, nur um dann wieder mit ihnen zu fühlen. Der Horror ist eleganter und fühlt sich mehr nach einem 'Düsteren Märchen' an, es gibt Tim Burton-Zwischentöne und viele richtig schaurige Effekte statt platter Jumpscares. Intensiv wird es im letzten Drittel, wenn das ganze zu einer psychisch-belastenden und gerade für Zuschauer mit desolaten Familienverhältnissen mitnehmenden Erfahrung wird. Babadook ist jetzt nicht der eindrucksvollste, schrecklichste oder innovativste Horrorfilm, aber er ist das beste Horror-Familiendrama, das mir einfällt.


10. The VVitch (2015)

Es gibt zuweilen einen Unterschied zwischen dem Genuss eines Filmes und der handwerklichen Wertschätzung. Im Falle von The VVitch ist das unbedingt zu betonen, denn den Film anzusehen ist die ganze Zeit unangenehm und anstrengend. Die viel zu hohen, langgedehnten Violinen, die trögen, ewigwährenden Waldaufnahmen, die schmutzige, desolate Atmosphäre des konolialistischen Englands und eben das permanente Zerren am Nervenkostüm. VVitch ist extrem verstörend, zermürbend und fordernd. Ich würde argumentieren, dass das hier einer der anspruchsvollsten und unzugänglichsten Horrorfilme der Liste ist, der wirklich nur richtigen Horror-Enthusiasten gefallen kann. Es macht keinen Spaß, The VVitch anzuschauen, aber es ist auf künstlerischer Horrorebene unheimlich befriedigend. Außerdem der EINZIGE Eintrag hier, bei dem ich die Lektüre des ersten Trailers explizit empfehle, weil ich ihn so genial finde. Gefällt er euch auch, könnt ihr The VVitch probieren. Nur erwartet keine Jumpscares.

 

9. Oculus (2013) 

Eine weitere Indie-Produktion. Oculus ist das, was dabei herauskommt, wenn eine alte Idee auf eine hervorragende Umsetzung trifft. Viele Tropes und Regeln des Horrorgenres werden hier persifliert, zitiert oder umgekehrt und das gesamte Konzept ist vor allem in der zweiten Hälfte ein garantierter Mindfuck-Garant, der viel Aufmerksamkeit verdient und fordert, wenn erzählerische Ebenen ineinanderfließen und alles immer verworrener wird. Ein betont-intelligenter Atmosphäre-Horrorfilm, der auch viele verstörende Bilder zu bieten hat. Ging vollkommen zu unrecht unter, weil er etwas Hirnschmalz fordert. Gute Schauspieler, hochwertige Optik, fantastisches Finale.

Ich verweise zudem auf mein ausgedehntes Textreview:

https://gedankenbloggade-yoraiko.blogspot.com/2020/10/film-review-oculus-2013-ein-spiegel-sie.html

 

8. It follows (2014)

Mit Sicherheit das erfolgreichste 'Anti-AIDS'-Advertisement aller Zeiten. Die Metapher von IT FOLLOWS mag ebensowenig subtil sein wie der Titel, aber dafür ist die Nostalgiereise in eine stilistisch andere Epoche des Horrorgenres so angenehm. Es gibt zwar ein paar Schreckeffekte in IT FOLLOWS, aber das hier ist subtiler Atmosphäre und Hintergrundhorror als Film. Viel schrecklicher als kurzweilige Scars, viel furchterregender als die Katze aus dem Sack ist doch das Gefühl der Bedrohung, das nie verschwindet - Denn immer könnte im Hintergrund jemand auf euch zulaufen. Die unglaubliche Fülle an kleinen Details und gruseligen Hintergrundgeschehnissen ist neben der überragend-metapherreichen Bildsprache die größte Stärke. Und dann ist da noch der 80s Synthesizer-Soundtrack, der die fremdartige, hypnotische Wirkung des Filmes verstärkt. IT FOLLOWS ist nicht höher gerated weil es eher Horrordrama als wirklicher Grusel ist und die Charaktere intelligenter sein könnten, aber ich finde das ist einer der besondersten Horrorfilme der letzten 20 Jahre.


7. The Shining (1980)

Ein alter klassiker des Horrorgenres, der hier wirklich niemanden überraschen sollte. Ich bin als Neuzeit-Kind sehr wählerisch mit Filmen, die ihre Wurzeln vor 1990 haben, aber Shining ist in seiner Bildsprache, in seinem eloquenten Script und in seinen verstörend-hautnahen Schauspielern so zeitlos wie ein guter Tropfen Wein. Stanley Kubrick als das visionäre Genie der Filmlandschaft ist für mich bei vielen seiner Filme eine starke Ansichtssache, aber hier kommt es wirklich durch. Jede einzige Aufnahme ist ein Gemälde. Der Horror ensteht nicht durch Jumpscares sondern durch das verstörende Unwohlsein, das nur durch Blicke entsteht. Alleine die eröffnungs-Sequenz ist legendär und legt perfekt die Stimmung für den Rest des Films aus. Lediglich das Ende schwächelt etwas, aber das hier ist der EINE alte Horrorfilm den jeder gesehen haben sollte. 

Empfehlung meines Textreviews:

 https://gedankenbloggade-yoraiko.blogspot.com/2020/04/film-review-shining-1980-127-times.html

 

6. The Taking (2014)

Ultra-Under-Indie. Den Film gibt es nicht auf Deutsch und ich bekam ihn nur zufällig über Reddit mit. Unendlich dankbar. Einer der besten Found Footage-Filme (Was nicht viel heißt wenn man sich ansieht wie viele davon ich hier habe), die das sind, was 'The Visit' niemals hätte sein können. Eine unheilvolle Atmosphäre dicker als Blut, fürchterlich-raffinierte Jumpscares, umwerfendes Acting von der 'Hauptdarstellerin', eine im Vorbeigehen eingestreute Erinnerung wie fürchterlich Demenz eigentlich ist und was sie mit Menschen macht und so ernsthaft-grauenerregende Bilder im besten Sinne. Falls ihr des Englischen mächtig seid unbnedingt Ansehen. Nur vielleicht nicht vorm Schlafengehen. 

5. Hereditary (2018)

Wir sind bei dem Regisseur angekommen, der meiner Meinung nach gerade das Horrorgenre renaissanceiert, revolutioniert und wieder publikumsfähig macht, ohne dabei an Qualität einzubüßen. Der junge Ari Aster ist in seinen Vorstellungen, seinem Ideenreichtum und seiner Kunstfertigkeit dabei so treffgenau, dass man wirklich mit spitzbübischer Freude auf seine weiteren Filme schauen darf. Hereditary nimmt die eigentlich alte Prämisse von Besessenheit/Haunted Family und dreht sie komplett um, um mit den Erwartungen der Zuschauer zu spielen, mit unvergleichlich-brutaler und schonungsloser Brutalität oder Emotionalität wie den Schreien einer Mutter zu schockieren und am Ende nicht nur mit genialen Jumpscares sondern auch einem Panikhorrror aller erster Klasse zu überzeugen. Einmal abgesehen von der tonnenschweren Detailfülle an Hinweisen und Foreshadowing, die in Ari Aster's Filmen steckt. Man sagt 'Hereditary' nach, es wäre DER EXORZIST unserer Generation, und ich finde das trifft es auf den Punkt abgesehen davon, dass Hereditary so viel besser ist. Hier trifft ein Cineasten-Kunstfilm auf massenkompatiblen Schockerhorror mit Rahmen eines Familiendramas. Die Schauspieler sind verboten-gut. Alles richtig gemacht.

4. The descent (2005)

The Descent war seiner Zeit voraus, ist Klaustrophobie im Quadrat, aber auch eine Geschichte über Trauer, Verrat und Freundschaft. Sechs Bergesteigerinnen, die ein tiefes Höhlensystem mitten im Nirgendwo als Erste entdecken. Fast das ganze Erlebnis findet in völliger Dunkelheit statt. Kaum ein Horrorfilm kann es sich leisten, in den ersten 40 Minuten so abstrus-wenig passieren zu lassen und doch keine einzige Sekunde 'Langeweile' zu generieren. Wenn der Knoten aber platzt, dann richtig, und dann beginnt eine Adrenalinfahrt, die durch das Höhlensetting an Beklemmung und Glaubwürdigkeit kaum zu übertreffen ist. Schrecken entsteht hier nicht nur durch das zentrale Horrorelement sondern auch durch die morbide Realisation von Umgebungsgefahren wie einem eindlos-tiefen, finsteren Abgrund oder dieser PERMANENTEN Enge der einen umschließenden Felstunneln, was unter anderem unangenehm klar wird, wenn plötzlich eines der Mädchen irgendwo stecken bleibt und anfängt panisch zu werden. Jede einzelne Schauspielerin vollführt einen ausgezeichneten Job, was essentiell ist dafür, dass wir wirklich um jede einzelne der Freundinnen fürchten. Vor allem Hauptcharakter Sarah wird später durch bestimmte Umstände zu einem absoluten Badass und einer starken weiblichen Figur, von der man gerne mehr gesehen hätte -  Wäre der zweite Teil nicht so eine gänzliche Verunglimpfung jeden guten Geschmacks. Der emotionale Soundtrack ist der ABSOLUTE Hammer und im Gegensatz zu den meisten Horrorstreifen einer der ganz großen Qualitätsträger hier - Wir reden von orchestralen Violinen. Das Ende ist wohl eines der denkwürdigsten des Genres. Außerdem ist das Foreshadowing unheimlich gelungen und effektiv darin, den Zuschauer im Dunklen zu lassen darüber, was da auf die Heldinnen zukommt.The Descent ist gnadenlos-explizit, aber nicht splatterig. Hart im nehmen muss man hier psychisch sein.



3. Triangle (2009)

  
 
Mindfuck - The Movie. Vielleicht einer der komplexesten und kompliziertesten Mindfuck-Horrorfilme, die ihr je sehen werdet. Und dabei wirkt er am Anfang doch eher nach klassischem Slasher-Trash. Diesen Film könnt ihr zehnmal sehen, und ihr werdet immer noch neue Details und Hinweise entdecken. Noch heute, 12 Jahre nach Veröffentlichung, werden in Internetforen und Reddit Theorien gesponnen und versteckte Eastereggs gesammelt. Aber das Beste: Das muss euch keine Angst machen, denn am Ende ist alles klar. Ihr müsst die Antworten nicht finden, weil der Film sich vollständig selbst beantwortet. Ich liebe die Leistung aller Schauspieler und ich liebe das tragisch-atmosphärische Maintheme, das ich noch immer rauf und runterhöre. Zusammen mit 'The Shining' und Platz 1 ist das der einzige Film auf der Liste und in meiner gesamten Horror-Historie, dem ich das Prädikat 'Meisterwerk' andichten würde. Damit wisst ihr schon zu viel. GUCKT IHN.

 

2. REC + REC2 (2007, 2009) 

Der beste Found Footage-Film. REC ist für mich einer der wirklich wenigen Horrorfilme, die mich damals komplett unvorbereitet trafen, mich schockierten und mich bis zum Ende den Atem anhalten ließen. In einem Genre, das so tröge, so leblos und so scheintot geworden war, war REC eine große Innovation, eine entsetzliche Achterbahnfahrt gewesen, die friedlich, einmurmelnd, fast tröge anfängt, bald aber dermaßen schonungslos wird, dass man das Filmerlebnis garantiert Jahre im Kopf behält. Vor allem kann man ihn auch problemlos mehrmals sehen, er ist dann nur nicht mehr ganz so überraschend. Der leuchtende Stern des spanischen Kinos. Die letzten zehn Minuten sind nicht nur für mich in die Analen des Filmhorrors eingegangen. Für mich persönlich ist REC sehr, sehr weit vom dritten Platz entfernt und der einzige Grund, dass er nicht mehr auf Platz 1 steht ist, dass er in der Mitte eine lange Interview-Strecke hat, die das Tempo leider etwas zu sehr rausnimmt. Der zweite Teil macht im Wesentlichen das Selbe wie der Erste, nur in schlechter und unlogischer. Teil 3 und 4 existieren nicht. Am besten auf Spanisch gucken, aber nur, wenn ihr wirklich hartgesotten seid.


1. Midsommar (2019) 

Was ich bereits eine Minute nach Anlaufen der Credits von MIDSOMMAR wusste ist, dass es für mich eine 9 von 10 vereint. Was ich dann erst noch mit mir ausmachen musste ist, ob Ari Asters zweiter(!!) Film weitergeht. Und das tut er, denn Midsommar ist meines Erachtens nach ein unvergleichlicher Horrorfilm, der das Genre ein Stück weit revolutioniert und endlich das erste Mal seit zumindest meinem Leben einen Horrorfilm präsentiert, der nicht nur KOMPLETT bei Tag spielt sondern auch sonst alles anders macht als der Rest des Genres. 

Das mag einer der Gründe sein, warum er so gespalten aufgenommen wurde - Viele, viele Zuschauer aus - und das sage ich wirklich ohne Wertung - vor allem der MainstreamPopkornEntertainment-Riege konnten an Midsommar gar nichts finden, halten ihn für 'sinnlos' und 'überbewertet', und ich verstehe das. Während Hereditary ganz klar möglichst ALLE Zuschauergruppen an einen Tisch bringen will, richtet sich Midsommar in meinen Augen ganz klar an Cineasten und niemanden sonst. Dieser Film ist ein Punkt, an dem das Verständnis und die Wertschätzung für Ari Asters Arbeitsweise schwieriger und fordernder wird, bei weitem nicht jeder kann Midsommer richtig verstehen oder einordnen. Daamit muss man leben, wenn man einen solchen Film macht, und es wird spannend zu sehen, welchen Pfad das dritte Werk einschlagen wird.

Midsommar setzt abermals nicht auf Jumpscares sondern auf den verstörendsten und unangenehmsten Climaxaufbau den ich je gesehen habe. In den letzten 20 Minuten konnte ich die Hand nicht vom Mund nehmen und es ist atemberaubend wie es Ari Aster gelang, eigentlich klassisch-wunderschöne und bezaubernde Elemente (Stichwort Blumen) in etwas derartig Verstörendes und Fremdartiges zu verwandeln, dass man sich kaum regen mag vor Ekel. Das Foreshadowing ist auf einer anderen Ebene als das Meiste, was ihr je gesehen haben werdet, hier sind beinahe in jedem Bild und jedem Hintergrund wichtige Details versteckt, so vieles passiert nur in den Zwischentönen und angedeutet, aber WENN etwas vordergründig passiert, dann auch gnadenlos-explizit und brutal. Midsommar ist ein Rauschtripp, der zumindest mich von Anfang bis Ende gepackt und vor allem in der zweiten Hälfte nicht mehr losgelassen hat. Ein Film, der im Gegensatz zu REC keine Längen und keine für mich ersehbaren Schwächen aufweist und erst in der allerletzten Szene für jeden verständlich enthüllt, worum es eigentlich geht, und dass hier abermals kein reiner Horrorfilm präsentiert wurde. Ich könnte noch so vieles sagen, aber Midsommar kann man eigentlich gar nicht beschreiben, den muss man gesehen haben.

Ganz ohne Zweifel der beste Horrorfilm, den ich je gesehen habe. Aber auch der beste Thriller, das beste Drama und ganz allgemein einfach einer der zehn besten Filme meiner Historie. Aber man muss wirklich wissen, worauf man sich einlässt. Harte, verstörende Kost, die nachwirkt. 

 

 


Das waren sie, meine 20 liebsten Horrorfilme der letzten 40 Jahre, mit viel Text, Vorstellungen und blabla. Ich denke, die nahe Zukunft des Horrors sieht endlich wieder rosig aus, zum einen wegen Regisseuren wie Ari Aster, den ich für das Horrorgenie unserer Zeit halte, aber auch weil immer mehr Gruselstreifen 'Andere Wege' gehen, das Haunted House-Genre ist lange nicht mehr gefragt. Ich hoffe sehr, ihr konntet euch den einen oder anderen Tipp mitnehmen und lese euch beim nächsten Mal. 

 

- Yoraiko





Rpg Maker-Review: 'Loop' von ~Jack~ - Packender Scifi-Thriller im Pixelgewandt

 

 

Täglich grüßt das Murmeltier, Steins;Gate, Happy Death Day, Life is Strange - Im Jahre 2020 haben wir an Medien, die sich mit einer Zeitschleife beschäftigen, eigentlich keinen Mangel mehr, und fast immer sind diese Geschichten dadurch gezeichnet, dass sie ausweglos erscheinen und dadurch Verzweiflung schüren. Über allem steht auch immer die selbe, zeitlose Message, das 'Finger weg von den Drogen' des Zeitreisengenres - 'Finger weg von Zeitmanipulation!

 

Der 2010 erschienene Kurzfilm 'Loop', welcher von Vampires Chronicles-Ersteller Jack auf dem RPG Maker 2003 realisiert wurde, ist da keine Ausnahme, wohl aber ein Novum in der deutschsprachigen Makercommunity: Denn es ist tatsächlich ein packender, hochwertig-inszenierter und in sich stimmiger Scifi-Thriller, der selbstablaufend ist und sich nicht mit Spielpassagen aufhält. Makerfilme ohne Gameplay gab es schon vor und nach 'Loop', aber keiner dieser Titel spielte auch nur ansatzweise in der selben technischen, optischen, musikalischen oder atmosphärischen Liga wie 'Loop', welches audiovisuell 2020 genau wie 2010 eines DER Vorzeigewerke des RPG-Makers ist das zeigt, was mit diesem simplen Baukastentool und ein paar einfachen Effekten möglich ist. Mit einer 'Spielzeit' von etwa einer Stunde bekommt man hier eine originelle und düstere Zeitschleifen-Geschichte, die in dieser Form im Pixelspiel-Genre einzigartig ist und auch gegen kommerziele Konkurrenz bestehen könnte.

In einer nicht näher definierten Zukunft hat die Menschheit sich mit ihrer Dummheit und Aggression selbst an den Rande der Auslöschung gebracht. Die Atmosphäre ist giftig, und die letzten Überlebenden sind eingesperrt in bunkerähnlichen Kuppeln. Unser Protagonist ist Forscher in einer dieser Kuppeln, und Hauptverantwortlicher für das anstehende Projekt, die Zeit außerhalb der Kuppeln zurückzudrehen und somit die Fehler der Menschen ungeschehen zu machen. Doch das Experiment schlägt fehl, der Tag beginnt von neuem und nur unser Protagonist scheint es zu bemerken...

 

Alle oben genannten Zeitschleifen-Verwurstungen haben sich keine Mühe gegeben zu erklären, warum gerade diese eine Person die Zeitschleifen bemerkt. Das ist bei Loop nicht anders, es ist zufällig. Das ist aber auch das einzige Element, das in der Geschichte von Loop wilkürlich erscheint - Der Rest ist gut durchgeplant und für damalige und moderne Makerverhältnisse bombastisch in Szene gesetzt. Die Handlung beginnt sofort mit Spannung, hat bis zum Ende ein hohes Tempo und hält einige haarsträubende Twists bereit. Stellenweise ist das Tempo vielleicht sogar etwas zu raserisch, so dass die Abfolge von 

'Zeitschleife bemerken - 

Experimentieren - 

Verzweiflung ob der Ausweglosigkeit

hier ein paar Zwischenschritte auslässt und im Mittelteil etwas überstürzt wirkt. In den üblichen Genrevertretern ist die Tatsache, dass man die Zeit nicht besiegen kann, eine langsam einsickernde Erkenntnis, aber gerade das Straffen und Rauskürzen sämtlicher unnötiger Nebenszenen verpasst Loop diese Kurzweiligkeit, die es Filmen oder längeren Spielen voraus hat. 

 

Vorzeigewerk und Medikumsreferenz ist es neben der aufwühlenden und tragischen Story aufgrund der sauberen und effektvollen Optik, dem orchestral-epischen Soundtrack und der gelungenen Zusammenführung all dieser Film-Bausteine. Ich würde argumentieren, dass Loop insgesamt das bessere Werk als etwa 'Und täglich grüßt das Murmeltier' ist, weil die Geschichte mit einer Stunde so punktgenau erzählt ist. Ein schönes inszenatorisches Detail etwa ist, dass das eingeblendete Titellogo 'Loop' bei jeder Zeitschleife verschwommener wird.


Natürlich ereilt einen hier das selbe Problem, das die meisten Zeitschleifen-Geschichten, aber auch ferner jede Ausweglos-Darstellung mit sich bringt - Man fühlt sich permanent versucht, dem Protagonisten andere Lösungsvorschläge zuzurufen und hat das Gefühl, er hätte nicht alles versucht. Ersteller ~Jack~ hat es aber bewusst unterlassen, den Spieler mit dutzenden Fehlversuchen zu langweilen, um das hohe Tempo zu bewahren. Das ist in Ordnung so und am Ende des Spiels hat man auch das Gefühl, dass es vielleicht wirklich keinen anderen Ausweg gab.

Die einzige größere Schwäche hingegen, welcher sich der Ersteller jedoch selbst im Nachhinein bewusst war, sollte nicht unangesprochen bleiben - Die letzte Szene vor den Credits hält einen Twist bereit, welcher Loop seinen Alleinstellungscharakter nimmt und Verbindungen aufdeckt, die im Kontext dieser in sich stimmigen Geschichte vollkommen unnötig gewesen wären und von einem Großteil der Spieler auch nicht verstanden wird. Zwar verleidet es diesen Unkundigen das Erlebnis nicht, aber es lässt sie verdutzt zurück. Insgesamt ist das aber nur eine Delle im schönen Lack des Scifi-Thrillers Loop.

 

 

Fazit

 

 

Genau wie das abgebrochene Vampires Chronicles 3-Projekt von Ersteller Jack bietet auch sein Makerfilm 'Loop' allerhöchste Kost in jeder Hinsicht - einen hochwertigeren Zeitschleifen-Film wird man in diesem Medium nicht finden. Das Filmspiel ist faltenlos gealtert und hat in 10 Jahren rein gar nichts an Effekt eingebüßt, besitzt hohen Wiederspielwert und kann auch makerfremden Personen problemlos an die Hand gegeben werden. Wer von der Zeitreise-Thematik nicht genug bekommt und trostlose Settings mag, sollte sich hier unbedingt 60 Minuten Zeit nehmen, ein Kleinod des Pixel-Scifi-Genres zu erleben und danach vielleicht einen längeren Blick auf das mächtige Titanenwerk 'Vampires Chronicles 3' zu werfen. Und wenn nicht, so wurde man immer noch hervorragend unterhalten.



7 von 10 Anhänger für Loop
-> Yoraiko findet dich gut!

 


 
- Yoraiko

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ebenso wie das abgebrochene Vampires Chronicles 3-Spiel von ~Jack~ hat auch sein Makerfilm 'Loop' die besten Inhalte in jeder Kategorie - einen hochwertigeren Zeitschleifen-Film wird man auf dem Maker nicht finden. Das Filmspiel ist ohne Verluste gealtert und hat in 120 Monaten rein gar nichts an Bombast eingebüßt, besitzt starken Wiederspielwert und kann auch makerfremden Personen problemlos an den Fuß gegeben werden. Wer von der Zeitreise-Thematik nicht genug... ??... bekommt...? und äh, traurige Settings mag, sollte sich hier dringend eine Stunde Zeit nehmen, ein... tolles Spiel des Pixel-Scifi-Genres zu erleben und danach vielleicht einen längeren Blick auf das dolle Überspiel 'Vampires Chronicles 3' zu werfen. Und wenn nicht, so wurde man immer noch... huh??




8 von 10 Anhänger für Loop
-> Yoraiko findet dich klasse!

 


 
- Yoraiko

 

 

 

 

 

 

 
















Ebenso wie das unvollendete Vampires Chronicles 3-Spiel von ~Jack~ hat auch sein Spielethriller 'Loop' die... ich könnte schwören... die... überall, äh, besten Features und so. Ihr wisst schon, ein echt cooler Film über Zeit. Einzigartig. Habe ich euch das nicht schon mal erzählt? Dieser Makerfilm ist gut gealtert und hat in den letzten 520 Wochen nix an Spaß eingebüßt, besitzt Wiederspielwert und kann... werd ich jetzt kirre? Fremden problemlos an den Fuß gegeben werden. Sag ich jetzt was über Zeitreisen?? Wer von der Zeitreise-Thematik nicht genug... Okay, das ist seltsam. Also, der Film geht eine Stunde und ist traurig. Und Vampires Chronicles 3 ist großartig. Jetzt, äh... reicht es aber. Geht weg.




9 von 10 Anhänger für Loop
-> Yoraiko findet dich überragend!

 


 
- Yoraiko

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ebenso wie das unvollendete... NA SCHÖN NA SCHÖN, ICH PASSE DIE BEWERTUNG AN, MEINE FRESSE. 

Genau wie das in seiner Unvollkommenheit wundervolle Vampires Chronicles 3-Spiel von ~Jack~, den ich persönlich immer als intelektuellen, gutaussehenden Künstler wahrgenommen habe, hat auch sein Oscar-verdächtiger Adrenalin-Thriller 'Loop' die stärksten Argumente für volle Scores in jedem Element seiner Organik. Verstörende Zeitreisen, packende Emotionen, brutale Entscheidungen, alles gepresst in ein kurzweiliges Makerspiel. Dieser Film ist nicht gealtert und strahlt bis heute wie ein goldener Deiji, der Wiederspielwert ist höher als bei Minecraft und das Erlebnis ist ebenso geignet für die ganze Familie wie ein Disneyfilm über ein erschossenes Drecksreh. Ein Meisterwerk sowohl für Freunde von Zeitreise-Stories als auch komplett-Desinteressierten. Herzzerreißend, gänsehauterregend, erinnerungswürdig. Vampires Chronicles 3. Wow. WOOW.

Whooosh. Kling Bling, zufrieden? Jetzt verpisst euch, ich will hier raus. 




10 von 10 Anhänger für Loop
-> Yoraiko steckt in dir fest!

 


 
- Yoraiko











Als kleine Entschuldigung für den ausfallenden Tonfall des letzten Loops hier noch ein paar Bonuslinks:

- Der fantastische Loop-Soundtrack, so weit auffindbar

- Die Website des Erstellers Jack








RPG Maker-Kurzreview: Alexa's Adventure - Knuffiges, kleines Comicpotential

 

Erstellungsjahr: 2006
Ersteller: Toni
Genre: Comedy, Adventure
Spielzeit: Ca. 1 - 2 Stunden
Engine: RPG Maker 2000

 

Viele RPG Maker-Demos, die im Laufe der Jahre in der deutschen Community herausgekommen sind und auch einige, mit denen ich mich hier befasse, haben einen gewissen Alleinstellungscharakter - Sie sind nur Bruchteil eines Ganzen, das nie vollendet werden wird, können aber für sich als souveränes Spielerlebnis überzeugen, so dass man manchmal gar nicht so traurig sein muss, dass uns die Vollversion versagt bleibt. Dann aber gibt es auch Demos wie etwa Flame of Rebellion oder eben auch Alexa's Adventure, bei denen man ganz klar sieht, dass die Entwickler ihre Demo nicht als erweiterbaren Spielabschnitt abgeliefert haben sondern irgendwann schlichtweg unterbrochen wurden und eine offene Baustelle mit viel Potential zurückließen.


Dieses kleine, schnuckelige Fungame hier in einem Satz mit der tragischsten Nicht-Vollversion der deutschen Community, Flame of Rebellion, zu nennen, ist freilich ein gewagtes Stilmittel, aber im Grunde teilen beide Projekte das selbe Schicksal: Das hätte was werden können.

Alexa's Adventure ist ein kleines, klassisches Fungame-Abenteuer mit parodischen Elementen, das etwa Klischeehelden oder Genrekonventionen damaliger RPG-Maker-Spiele auf die Schippe nimmt. Ein Großer Helt muss die Welt vor dem Untergang retten, doch dieser Held muss erst einmal gefunden werden - Von Alexa, der Praktikantin des Todes, weil den Job sonst keiner machen will.


Wie in vielen Fungames der RPG-Maker-Engine ist eine Story nonexistent und Alexa so wie der zweite weibliche Hauptcharakter sind die pixelgewordene Antwort auf die Frage 'Was sind Ihre besonderen Stärken?' in jedem Bewerbungsgespräch:

'Ich bin, äh... nett.'

Ja, Alexa ist nett. Das ist ihre Persönlichkeit und mehr brauchte es vielleicht auch nicht. Die Umgebungen sind Mittelalter-Standard mit einigen sehr hübschen Ideen, etwa die invertierte Unterwelt oder das Totenkopf-Schloss des bösen Königs. Die Musik tut sich mit einigen nostalgischen Kommerz-Midis wie etwa Tatu's All the Things she said oder dem einen oder anderen Pokemon-Remix hervor. Alles nicht so irrsinnig aufregend, der Reiz der kurzen Spielerfahrung tut sich eher dadurch hervor, wie süß und unaufgeregt das alles ist, ein bisschen als würde man ein schräges Kinderbuch durchblättern.

Das verlorene Potential und die größte Stärke von Alexa's Adventure macht sich vor allem darin bemerkbar, dass der Ersteller offenbar gerne gezeichnet hat, so dass sowohl alle Gesichter, als auch sämtliche Gegnergrafiken, einige Bilder und sogar überraschend-flüßige Kampfanimationen im Stil von Unterwegs in Düsterburg komplett selbsgezeichnet sind, in liebenswerter Comicoptik. Da steckt hier und da einiges an Mühe und Charme drin, und es ist ein Jammer, dass die Kämpfe unter dem unausgereiften Balancing leiden. Während alle Kämpfe immer etwas zu lange dauern, werden die Gegner am Ende der Demo ohne Grinding schier unschaffbar und uneingeschränkt unfair, so dass es schwer fällt, die Demo problemlos zu beenden.

 

Hat man das aber geschafft, ist es eine extrem niedrigaufgelöste, verstörende PNG-Datei des Entwicklers selbst, die einem das Ende der Demo ankündigt und beruhigend auf die kommende Vollversion verweist. Oh, diese Unschuld...

 

An Veteranen und Kundige des RPG Maker-Tools ist bei Interesse dringend zu empfehlen, sich das Spiel im Maker anzusehen. Dass Alexa's Adventure nie weiterging ist nicht vornehmlich zu bedauern weil der Entwickler so flauschig gezeichnet hat sondern weil bereits in der Demo weit mehr Content da war als gezeigt wurde. Weitere Gebiete, viel, viel mehr gezeichnete Gegner, ein weiterer Hauptcharakter mit Grafiken... das Projekt ist im Inneren eine antike Ruine die davon zeugt, dass ihr Erbauer unterbrochen wurde. Tja ja, so war das damals... vieles blieb unvollendet.


 

Alexa's Adventure aber lege ich dennoch Freunden von niedlicher Comicoptik, seichtem Humor und vielleicht einem gesunden Levelcheat ans Herz, die ein wenig die Seele baumeln lassen wollen, bevor sie von Alexa's Chef einkassiert wird. Die Demo ist nicht irrsinnig-ergiebig, aber dann auch wieder sind zehn weitere Runden Minecraft, League of Legends oder Terraria das auch nicht.

 

Und der Vollständigkeit und Nostalgie halber: Die Homepage des Erstellers. 


 
  6 von 10 Soundsysteme für Alexa's Adventure

                                     -> Yoraiko fand dich knuffig!




 - Yoraiko