Die Reise in den Mittelpunkt der Schande geht weiter, und Band 26 wirkt dem Niedergang von Hajime Isayamas Reihe entgegen: Es wird wieder spannend. Spoiler bis Attack on Titan Band 26, obviously.
Über allem gilt natürlich noch immer
die Prämisse der Schadenskompensation - Plot-Reveal und Weltentwurf
ebenso wie das Hintergrund-Writing werden nicht mehr kommentiert, sondern
so wie sie nunmal sind hingenommen, um noch Spaß mit all dem haben zu können.
Und diesen Spaß kann ich aktuell haben. Band 25 war so versöhnlich und
stark, weil er zutiefst befriedigende Rachegelüste bedient und den
kaputt-geschriebenen Marleys das serviert hat, was sie verdienen: Tod,
Demütigung und Vernichtung.
Das setzt sich in Band 26 fort, wo fantastische Action (Zugegeben, die
Titanenkämpfe werden mit den kreativen Human vs. Human-Parts sinnvoll
ergänzt) mit wichtiger Lore und viel Drama gekreuzt wird. Mit anzusehen,
wie die überheblichen, im Selbstverständnis unangreifbaren Marleys
Stück für Stück von Eren & Co. außeinandergenommen werden und dabei
einen Titanen nach dem anderen verlieren wie der fette Junge auf dem
Schulhof, der auch nach dem zehnten verlorenen YuGiOh-Duell noch nicht
weiß wann Schluss ist. Himmel, war das befriedigend - Auch, wenn es
später mit dem Zeke-Twist etwas relativiert wurde.
Ich finde es auch gut, dass über die moralische Abseitigkeit der ganzen Gegenoffensive durch Eren & Eldia zwar reflektiert, diese scheinbar
aber nicht als Anlass zum Abbruch genommen wird - Eren wirkt am Ende
immer noch rachegeil und zu allem bereit. Das ist genau das, was ich
will und was diese Geschichte nach ihrer Dekonstruktion jetzt braucht:
Schwärzeste, kompromissloseste Rachegewalt, die sich gegen ein
bescheuert(geschrieben)es Imperium richtet, das wirklich und ernsthaft
jeden einzelnen, toten Zivilisten x5 verdient hat. Die ganze 'ReVeNgE iS
BaD'-Moral, die solchen Geschichten bzw. den schlechteren Vertretern am
Ende meist anhaftet brauche ich hier auch nicht, auch wenn ich
befürchte, dass es am Ende natürlich doch wieder irgendwie darauf
hinausläuft, weil sich das besser vermarkten lässt als 'Wir vernichten
jetzt die ganze Welt und töten jeden, der uns dabei in den Weg kommt'
(Was so viel cooler wäre, einfach weil es so selten gemacht wird).
Scheiß auf Marley. Scheiß auf die marleyschen Titanenträger. Scheiß auf
die Ghettowänster. Sollen sie krepieren. Werden Letztere aber wohl
sicher nicht.
Dass She-Eren Sasha tötet, war von dem Moment an klar, als sie ihr in
die Augen gesehen hat. Isayamas Foreshadowing kann bezogen auf
Worldbuilding unfassbar genial sein, aber bei solchen dramaturgischen
Kniffen, die schon zur Kreidezeit im TVTropes standen, dürfte der Mann
sich ruhig auch mal ein bisschen zurückhalten. Sasha ist ein echter
Verlust, auch wenn sie nicht mehr viel mehr beigetragen hat als
verfressen zu sein, und es frustriert mich, dass Eren das so im Sinne
von 'Ist halt Krieg ne wir sind alle nur Opfer was solls' hinnimmt. Darf
man in einem Konflikt nicht mal anständig Partei beziehen?
Dieser Twist mit Zeke und den Eldianern war im ersten Moment unheimlich
anstrengend, so als bräuchte Isayama immer noch mal einen doppelten
Boden, um die Story noch konfuser zu machen - insgesamt empfinde ich die
Entwicklung mit dem Flashback, Marleys Feinden und der internationalen
Ausbreitung von Eldia aber doch mal wieder als sehr durchdacht und mit
Potential, auch wenn es einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, den
menschlichen Müll aufzunehmen, der unter anderem das hier fabriziert hat.
Ein Glück, dass man Coconut-Titan vermieden hat, auch wenn der jetzt bei
jedem Einsatz guckt, als hätte er gerade Nietzsche gelesen. Und ich seh
es jetzt schon kommen, dass Armin an einer ganz wichtigen Stelle aus
moralischen Bedenken nicht tut was er soll und man sich wieder Erwin
zurückwünscht. Fuck Armin.
Mal sehen, welche Twists and Turns Isayama sich demnächst aus der
Wirbelsäule zieht. Ich hoffe, es wird wenigstens anständige Action dabei
sein. Wir lesen uns.
- Yoraiko
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