Samstag, 22. August 2020

RPG-Maker-Review & Kurzempfehlung: ATERIA - Kontinent der Schatten (2008)

 

 


Status: Demo (Abgebrochen)
Erstellungsjahr: 2008
Ersteller: Xargoth
Genre: Mystery, Adventure
Spielzeit: Ca. 2Stunden
Engine: RPG Maker 2003

 

Eigentlich bin ich sehr zögerlich damit, unabgeschlossene Demo-Makerspiele zu bewerben und zu besprechen, weil darin immer eine Spur von Bedauern mitschwingt - ein Großteil der in den 2000er Jahren veröffentlichten, fangemachten Makerspielen der deutschen Szene bestand aus Demos, die nie fertig wurden, weil die Ersteller älter wurden, weniger Zeit zur Verfügung hatten, andere Verpflichtungen dazu kamen oder sie ihr Projekt schlichtweg vergessen haben. Dabei gibt es Projekte, bei dessen ewig-unfertigem Status einem das Herz blutet, etwa Flame of Rebellion oder TAUT. Aber es gibt auch Spiele, denen genügt ihr Demostatus. ATERIA ist nach meinem Empfinden so ein Spiel, denn obwohl man nur knapp zwei Stunden Spielzeit aus der ersten und letzten Demo herausholen kann, ist der exzentrische, künstlerische Stil des Spiels so einzigartig, dass dieser Content als Erfahrung vollkommen ausreicht.

Ateria hatte keine große Handlung aufzubieten, so dass ihr am Ende der Demo nicht das brennende Verlangen habt, mehr zu sehen - die fehlende Vollversion erzeugt kein unerreichbares Bedürfnis. Stattdessen seid ihr zufrieden, etwas Besonderes gesehen zu haben. Natürlich wäre mehr davon immer schön, abr Ateria ist mehr Kunstprojekt als Spiel. 

 

Die Handlung, wie ich eben erwähnte, passt gut ins schlicht-mystische Setting: Vampirjäger Charon, welcher den zugänglichen Dämon Dagon in sich trägt, verlor als Kind seinen Vater auf der Insel Ateria, als diese von Blutsaugern überlaufen wurde. Nun, als kampferprobter Erwachsener, kehrt er auf den sogenannten Kontinent der Schatten zurück.

 

Wie bereits erwähnt macht Ateria eure Zeit mit seiner Optik und seinem Setting wett - Das Spiel ist, was ich als gotischen Mystery-Roman bezeichnen würde, so als hätten H.P. Lovecraft und Edgar Alan Poe sich zusammengetan, um ein Bilderbuch zu schaffen. Das Setting ist ein Hybrid aus Mittelalter und Moderne, so dass schaurige Vampirburgen ebenso wie Züge und Revolver existieren. Der prägnanteste und interessanteste Aspekt dabei ist die Grafik - Hauptsächlich grau ist Ateria, doch ein wenig im Stile von Schindlers Liste mischen sich entsättigte Neonfarben ins Schema des Schattenkontinents  - dunkelblaue Wälder, pinke Bücherregale, blutrote Bäume, dunkelgrünes Holz und über fast allem als Hauptfarbe ein stechendes Lila. Dadurch, dass diese eigentlich grellen Neonfarben so gekonnt ins omnipräsente Grau gemischt werden, ergibt sich eine einzigartige Umgebungsoptik, die sowohl auf dem RPG Maker als auch dem allgemeinen Spielemarkt so gut wie einzigartig und unheimlich schön anzusehen ist.

https://www.makerpendium.de/images/f/f5/Ateria4.png

Musikalisch genügte es ersteller Xargoth da etwas konventioneller - Bekannte, altbackene, aber zum Schauer-Setting passende Stücke aus klassischen JRPGs, literarischen Quellen(Phantom der Oper,...) oder ruhige Hintergrundmelodien umwerben eure Ohren beim Durchschreiten des programmierten Gemäldes. Die Musikwahl ist hier nicht immer passend, genügt jedoch um die zwei Stunden lebendig auszuschmücken. 


Das Gameplay teilt sich in das adventuretypische Erkunden der Umgebung und der Innenräume wie Schlössern und Häusern auf Ateria so wie das selbsterstellte Kampfsystem von Xargoth, welches als sideview-turnbased-Kampfsystem zusammengefasst werden kann. Mit einem Wechsel aus Revolver, Schwert und euren gewählten Pfeiltasten sind die wenigen Kämpfe eine spaßige Angelegenheit - auch, wenn sie optisch unspektakulär und strukturell eher unkomplex ausfallen. Nicht vergessen, ihr spielt ein gotisches Gemälde. 

https://www.makerpendium.de/images/b/b7/Ateria1.png

Neben der kompletten Umgebungsgrafik und dem Kampfsystem sind auch Bestandteile wie die Gesichtsgrafiken, das Menü, die Textbox oder die Gegner-Enzyklopedie selbstgemacht. All das sorgt dafür, dass Ateria abgesehen von den Musikstücken wie aus einem Guss wirkt, und keine störenden Fremdkörper das Gruselromangefühl sabotieren können. 

https://www.makerpendium.de/images/0/00/Ateria2.png

Die Dialoge und Charaktere sind ordentlich geschrieben, sympathisch genug und gehen euch nicht auf die Nerven. Das Spielgefühl und die Handlung fallen insgesamt entspannt aus, dazu zählt auch die Schwierigkeit, so dass es keine nennenswerten Stolpersteine für euren Spaziergang durch XARGOTHs Museum gibt. 






Fazit

 

Ateria mag ein sehr kurzes Spiel sein, aber das ist nur ein Grund mehr, warum es einen neugierigen Blick allemal wert ist - die gotisch-gruselige GrauNeon-Optik ist absolut einzigartig und sehr interessant, das Kampfsystem und die Handlung sind entspannt und laden zu einem gemütlichen Abend vor dem PC ein. Der Wehrmutstropfen des Demostatus bleibt bestehen, aber am Ende von Ateria darf man froh sein, hier eine Handvoll guter, inspirierender Ideen sinnvoll verwoben gesehen zu haben. 

 

Und wer mehr vom Ersteller sehen möchte, hat dazu allen Grund, denn Xargoth hat genügend Vollversionen herausgebracht. Sein für mich einnehmendstes Projekt jedoch bleibt Ateria, denn treffender kann man einen Schauerroman auf dem Maker nicht finden. 



 
8 von 10 Silberkugeln für Ateria - Kontinent der Schatten 
-> Yoraiko findet dich voll knorke!

 

 

 

 

 - Yoraiko

 


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Lass mich doch wissen, was du denkst!