Donnerstag, 27. August 2020

Band-Gedanken: Attack on Titan Vol. 27 (SPOILER!)




Hajime Isayama hat ernsthaft die Kontrolle über seine Geschichte verloren. Man muss das klar sehen - An diesem Punkt ist Attack on Titan ein größerer Konzepthaufen als irgend ein anderer Shonen manga in ähnlicher Liga es je war. Der Mann scheint jede Idee, die er gerade cool findet, geradewegs einfach in den Manga zu setzen, unabhängig davon, ob das zum Rest passt oder Sinn ergibt. Und dann auch wieder bekommen wir Handlungen vorgesetzt, die noch niemals in der Geschichte der Fiktion nicht 'Altbacken' waren. Und so ziemlich jedes Genre hat der Manga auch bald durch. Es ist jetzt nicht alles irrsinnig schlecht, aber oftmals so unnötig anstrengend. Klar, dem Otto-Normal-Mangaleser fällt das natürlich nicht auf, weil der eh alles frisst und dabei noch anspruchsloser ist als Titan#721, aber mir fällt es auf, also schreib ich auch drüber.


Das mit dem Genre-Flugwechsel ist nicht mal ein Witz: Wie absurd es ist, wenn die Realität bescheuerter ist als eine Parodie. Ich habe den Civ-Joke schon vor ein paar Bänden gemacht, und jetzt hat ATTACK ON TITAN sich doch tatsächlich in eine WIRTSCHAFTSSIMULATION verwandelt - Wir dürfen dabei sein, wenn Infrastrukturen ausgebaut, politische Bündnisse geschmiedet und militärische Krisenpläne geschrieben werden. Ganz fantastisch, genau das wollte ich hier immer haben, immer noch.

Ich bin überhaupt kein Fan davon, dass Mikasa jetzt unbedingt die Königin von Japan sein muss, weil sie die einzige Asiatin ist. Das verleiht dem Schlagwort 'Quoten-Asiatin' ganz neue Dimensionen. Auch allein dieser bittere Beigeschmack, dass jetzt wieder jede halbwegs wichtige Charakter vom Schicksal dafür auserkoren wurde bedeutend zu sein, weil ehrliche Anstrengungen ja nicht reichen.
Eren = Auserwählter Urtitan.
Historia = Wahre Königin.
Mikasa = Japanische Königin.

Mal sehen, wann rauskommt, dass Armin eigentlich der Nachfahre der marleyschen Herrscherfamilie ist.
Das hat hier noch keine Sharingan-Dimensionen, aber... we're gettin' there. Das einzig Gute war der fantastische Moment zwischen Historia und Mikasa. Queen-buddies. Ymir heult in der Hölle.

Apropos: Das mit Historia ist widerlich, krank und auf jeder Ebene falsch, da freut man sich fast für Ymir, dass sie das nicht mehr miterleben muss. Schade auch hier, wie man einen kurzzeitig emanzipierten Charakter sprichwörtlich und buchstäblich bricht und zum Werkzeug degradiert. Ich glaube, da passiert nicht mehr viel.

Zeke ist natürlich ein good guy, und es macht mich absolut rasend, dass Isayama auch hier wieder eine plausible Geschichte eingefallen ist. Was ist mit der Zeit, als Arschlöcher einfach mal Arschlöcher waren? Na ja, zum Glück gibt es noch Marley.

Die Marley-Überläufer festzsetzen ist sicherlich vernünftig, gerade Captain Creepeye traut doch kein Mensch auch nur eine Armlänge über den Weg. Fraglich, ob das schon alles von ihr war.

Traumhaft-trashig war She-Erens und Mini-Reiners Flucht aus dem Gefängnis - Wer kennt sie nicht, die Gefängnisse mit exakt 1 Wache. Mitten im Nirgendwo.
Wenn dem Autoren nichts mehr einfällt...



Dass Isayama sich wirklich, unironisch, vollen Ernstes dazu entschlossen hat, die 'Ironie des Schicksals'-Karte zu ziehen und die Marley-Wänster in Sasha's Heim auflaufen zu lassen, wo sie ausgerechnet von der Familie dessen Tochter sie getötet haben belehrt werden dass ja doch nicht alle Eldianer Monster sind, wäre selbst dem plattesten und dümmsten Disneyfilm noch vierzehn Hausnummern zu brechreizerregend. Das ist so bescheuertes, unlogisches Writing, dass man sich fragen möchte, wie viele Leute das eigentlich tatsächlich bedenkenlos fressen.

Überlegt mal: Wie groß ist das Gebiet von Eldia? Wo wohnen Sashas Eltern? Wo ist das Gefängnis? Und wie groß genau ist die Chance, dass diese zwei Marleykinder in diesem gigantischen Gebiet zu Fuß exakt das Haus erreichen, das die maximale Ironie zulässt? Jesus.

Und ich habe keine Lust, nicht mehr aus dem Meckern rauszukommen, aber der erklärende Zuschauerdialog zwischen Sashas Schwester und She-Eren war ohne bittere Absicht und Übertreibung die platteste, plakativste, unnötigste, peinlichste und dummensicherste 'Rache ist sinnlos'-Präsentation die ich jemals in einem Medium gesehen habe. Ich glaube, das war für mich der Tiefpunkt der gesamten Serie bisher. Wir habens verstanden. Da weiß man auch, wo das mit Eren hinführen wird.

Und die nächste Ironie: Armin hat einen Crush auf den Crush des Mannes, den er getötet hat. Wenn da jemals etwas draus werden sollte, sobald Annie erwacht, ist diese Dynamik derartig widerlich, dass ich Armins Gesicht in jedem meiner AoT-Bände mit pinker Farbe übermale.


Mit dem Civil War und dem Terroranschlag sind wir im nächsten Genre angekommen: Polit-Thriller. Mir fehlen die Worte, also such ich sie auch nicht. Interessanterweise dachte ich mir am Anfang der
Szene 'Was wäre, wenn der Generalissimo als Leitfigur jetzt stirbt?'. MIT HERZ UND SEELE FÜR ELDIA. VERSTEHT IHR, IHR DUMMEN, GEISTIG-ZURÜCKGEBLIEBENEN LESER? FASCHISMUS IST SCHLIMM. SCHLIMM, SCHLIMM. MEIN MANGA VERHINDERT BESTIMMT DEN DRITTEN WELTKRIEG, HÖHÖ.

Was ich gut finde ist, dass Isayama seine Nebencharaktere alle wieder hochbringt: Erst das Mädchen, das Mikasa gerettet hat, und auch noch das, welches auf Sashas Konto geht. Kuhl.


Es widerstrebt mir sehr, dass Eren sich jetzt von allen abspaltet und (Scheinbar?) gegen sein Team arbeitet, aber immerhin heißt das wohl, er bleibt unter Feuer, und das ist gut. Dass Piek(?) jetzt den nächsten Ironiehammer schwingt und der Isayama-Story-Circlejerk vollendet ist, indem sie wie Eren zuvor in Marley Eldia unterwandert ist so comichaft und anstrengend, wird aber wohl dazu führen, dass sie sich Eldia anschließt, also geschenkt.

 

 

 
Insgesamt unheimlich viel Staub in diesem Band, endlos viele unnötige Genrewechsel, krude Elemente, die dieser Grundstory so fremd sind, dass man sie für Inhalte eines anderen Manga hält. Ich weiß echt nicht, wie Isayama da wieder Ordnung und Struktur reinbringen will. Bleibe gethrilled. 

 

 - Yoraiko

 

 

 

 

 

 

 

 

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