Montag, 4. Mai 2020

My little Pony Friendship is Magic Kurzgeschichte - Zwielicht [2/2]

 
























































































































































Zwielicht











Seit annähernd vierzig Minuten flogen sie gen Süden, das unangenehme Brennen des intensiven Abendlichts im Rücken. Ihr Ziel war nicht besonders weit entfernt vom Ruinenmeer, doch Cozy Glow und Twilight Sparkle gaben sich Mühe nicht zu schnell zu Fliegen, um auf keinen Fall einen Drachen oder ähnliche Himmelsjäger anzulocken. Als Twilight hier und da doch gegen ihre inneren Warnungen ignorierte und in die Welt unter sich sah, die in schemenhaften Bildern und Formen an ihr vorbeizog, stellte sie bedrückt fest, dass sich seit ihrem letzten, lange zurückliegenden Ausflug nicht viel geändert hatte. Noch immer bestanden die weitesten Teile Equestrias aus Sand-, und Steinwüsten so weit das Auge reichte, in denen kaum noch etwas lebte und die nur ab und an von den Ruinen ehemaliger Dörfer oder Städte unterbrochen wurden. Natürlich gab es noch immer Wälder, Höhlen, bewachsene Täler - wenn diese nicht von Wildbestien wie mutierten Timberwölfen oder ausgehungerten Ursas beherrscht wurden, dienten sie Jägern als Versteck. Und auch auf offenen Wegen sah Twilight vereinzelte Ponies umherziehen, welche ihnen verstohlene Blicke zuwarfen. Keinen Zweifel, so dachte sich Twilight, eine Reise am Boden hätte nicht nur länger gedauert, sondern ihnen auch ungleich mehr unangenehme Begegnungen beschert. In eine Welt, in der nur noch das Gesetz des Stärkeren vorherrschte, wollte Twilight so gut es ging überhaupt keinen Huf mehr setzen - auch wenn all dies ihrer Verantwortung unterlag. 
“ Morbider Anblick, nicht wahr?” Rief Cozy ihr zu während sie einige Bergspitzen umflog. 
“Ich mochte die Drachenwüste oder solche kargen Landschaften nie und konnte nicht verstehen, wie man an so einem Ort leben will, aber mittlerweile sieht beinahe die ganze Welt so aus.” Sagte sie mehr zu sich als zu jemand anderem, und Twilight musste ihr innerlich zustimmen.
“Das Ende des Kreises brachte schließlich auch das Ende allen Wetters mit sich…” murmelte die Prinzessin und gab sich dem nutzlosen Versuch hin, Erinnerungen zu verdrängen. Die Erinnerung an das blühende Equestria, welches innerhalb eines Jahrzehnts fast vollständig kollabiert war. Die sich auflösenden Wolken und das herabstürzende Cloudsdale… die vor Hunger flehenden Ponies in brennenden Städten… die verfaulten Ernten so weit die Sonne schien… nichts davon hatte sie mit ihrem ach so besonderen Geist oder ihrer Magie abwenden können. Ihr Volk war zerfallen, und sie hatte tatenlos dabei zugesehen, hatte sein Flehen nicht beantworten, seine Hoffnungen nicht erfüllen können. 
Und irgendwann wurde es still. Twilight flog mit Cozy Glow gleichauf, es war nun nicht mehr weit zur größten verbleibenden Waldfläche Equestrias. 
“Fühlst du dich aufgeregt oder nostalgisch, Prinzessin?” Fragte Cozy mit einer unübersehbaren Prise Zynismus, Twilight aber ging nicht darauf ein, zu abgeschottet war sie emotional von diesem Teil Equestrias, zu viel war hier passiert. Mit gebrochener Stimme brachte sie ein im Flugwind beinahe untergehendes “Weder noch.” heraus, das Cozy gehört haben mochte oder auch nicht.  

Schließlich gelangte ihr gemächlicher Flug zu seinem Ende als beide Stuten eine im schmutzigen Grau der Landschaften seltene Grünzone erblickten, die nicht weniger war als der größte, verbleibende Wald samt Wiesentälern Equestrias: Der Everfree Forest. Zu viel dunkle, uralte Magie hatte hier gewirkt als dass das Zwielicht die hiesige Fauna in die Knie hätte zwingen können, im Gegenteil, ersichtlich für jeden wagemutigen Reisenden war dieser Wald gewuchert und hatte sich sogar noch ausgebreitet, es gab keine Pfade, Wege oder Lücken mehr in der Struktur der schwarzen, mit Ranken bedeckten Bäume, sie nahmen alles ein und bildeten eine natürliche Festung die sich der Hitze und dem Klima um sich herum widersetzte. Cozy landete auf einem Hügel verdorrten Grases und Twilight gleich hinter ihr, ein kurzer Blick der blauhaarigen Stute zum Everfree Forest genügte ihr.
“Alles, das sogar noch tödlicher war als Hunger, Durst und Isolation hat sich damals dort hinein geflohen, oder nicht? Ich habe schon zahlreiche Ausflüge hierher unternommen.” 
Sie setzte sich in Bewegung, hinunter vom Hügel, hinfort vom monströsen Wald, hin zu einem dunkleren Fleckchen Erde. 
“Du hast was?”, wunderte sich Twilight in Irritation. “Warum? Warum solltest du den Wald in seinem Zustand freiwillig betreten?!” Viele Ponies hatten ihr Heil vor der Ödnis dort gesucht, von keinem hatte man nochmal etwas gehört. Cozy zuckte mit den Schultern.
“Experimente. Zutaten. Solche Dinge. Aber offen gesagt auch nur die unerträgliche Tristheit alles Anderen.”  
Der immergleiche Anblick der Ruinenstadt und des brennenden Zwielichts darüber kamen Twilight ins Gedächtnis, der kleine, schmutzige Bergfluss und die Stimmen, die sie heimsuchten wenn die Stille zu unerträglich wurde. Darum sagte sie nichts weiter. 

Die omnipräsente Klanglosigkeit hielt auch in diesem Teil des Landes Einzug, doch mischte sich in ihr stilles Lied dann und wann ein ferner, bestialischer Schrei, der beruhigende Laut eines Kleintieres oder eben ein unnatürliches Geräusch magischen Ursprungs. Anders als im Rest der Welt färbte der Himmel sich allmählich in dunkles Blau ein, Bäume, Felsen, Holzhäuser und gigantische Hamsterplüschtiere zogen über Twilights und Cozy’s Köpfe hinweg im Kreis, der Boden unter ihren Hufen erschien ihnen schief und als ob er seine Ausrichtung aller paar Sekunden änderte, kleine Inseln rammten einander im Himmel und bröckelten als tödlicher Steinregen hernieder, Figuren - Ponyfiguren, allesamt gleich, allesamt mit derselben Mähne, dem selben Fell und den selben Augen ausgestattet waren an jedem Baum und jeder Wand aufgestellt wurden, sie hingen in den Ästen, krochen durch die Böden, flatterten durch die Luft. Doch sowohl Twilight als auch Cozy schienen von diesem obskuren Schauspiel gänzlich unbeeindruckt, verzogen keine Miene und sprachen kein Wort, als sie den surrealistischen Ort durchquerten und schließlich eine Ansammlung von Gebäuden erreichten. Eine weite, ausgedehnte, von verdorrtem Gras und wucherndem Moos umgebene Flut aus zerfallenen und überwachsenen Gebäuden, die um einen längst ausgetrockneten Fluss voll unzähliger Skelette aufgebaut waren. Die Skelette, so sah Twilight wieder, waren sehr zahlreich in ihrem Ursprung, die meisten schienen Ponies gehört zu haben, doch natürlich gab es auch Andere. Cozy und Twilight wanderten zum höchsten Gebäude des Ortes, einem runden, von Steingeschossen begrabenem Haus in der Mitte aller Ruinen. Ein stiller, beinahe unmerklicher Hauch wehte zwischen den Wänden und Bäumen dieses Ortes, der auch Cozy und Twilight umschlang. 
Hier gab es keine Magie mehr. 
“Die Chaosgrotte, oder auch… süßes, süßes Ponyville.” Cozy kommentierte es mit gewohnter Trockenheit, doch Twilight meinte, eine Spur Verbitterung herauszuhören. Immerhin war es einst auch ihr Zuhause gewesen. Wortlos schlurften die Stuten hindurch, weiter in Richtung des dunkelsten Fleckes am Himmel, wo das Haus eines bestimmten Ponies begraben lag. Während Cozy sich nicht großartig umsah kam Twilight nicht umhin genau das zu tun, obwohl sie wusste, dass es falsch war, dass sie es bereuen würde. Ihre Augen suchten die Bäckerei, die nun nur noch aus einigen Holzspänen am Boden bestand, sie suchte die Boutique, welche als Aschehaufen längst in alle vier Himmelsrichtungen davongetragen war, und natürlich fand die Prinzessin in der Ferne die traurigen, noch stehenden Reste einer Scheune, welche als Zufluchtsort vorgesehen zur Todesfalle wurde. 

So sehr Twilight es vermeiden wollte und wohl auch Cozy Glow nicht darauf brannte, so unumgänglich war es doch, dass die beiden Alicorns am einst lebenden, pulsierenden Zentrum Ponyvilles vorbeikamen. Anders als der Rest des Ortes, der auch nach dieser unbeschreiblichen Zeitspanne noch mehr oder weniger erhalten war, war von den beiden Gebäuden, auf die Twilight einst am stolzesten gewesen war, nicht viel übrig. Man sah den zersprengten, niedergebrannten und in winzige Teile zerfetzten Strukturen an, was sie durchgemacht und gesehen hatten. Eine Schule, die doch der Ort der Vereinigung und Völkerfreundschaft hatte sein sollen. Und ihr Schloss, in dem sie immer gemeinsam gesessen hatten… in dem sie gelebt, gefeiert, gelacht und geweint hatten… das kristallene Schloss, das nur noch ein Haufen Schutt war. Twilight blieb an den verblassten Kristallen stehen und strich darüber. Sie beobachtete die erbärmlichen Reste ihrer Schule und schloss für einen Moment die Augen. Ließ ihre Sinne zurückkehren in eine Zeit bevor alles auseinanderbrach. In eine Zeit der Hoffnung. 




When I started out, I was unsure… 

I thought I knew all that I needed, didn't know what to expect…” 

Cozy Glow drehte sich um, die Augenbrauen skeptisch gesenkt als sie den flüsternden Gesang Twilights hörte. Sie trat an sie heran um zu sehen was das Alicorn tat, und zu ihrer Überraschung tat sie nichts. Sie stand zwischen den Ruinen Ponyvilles, die Lider gesenkt, und sang.

... But when my walls came down, I saw the truth… 

All along something was missing...

And I think you'll see it, too…” 

Twilights lavendelfarbene Augen öffneten sich und streichelten das sie umgebende Ponyville, die pastellfarbenen Gebäude, die lächelnden Ponies und vor allem… die fünf Freundinnen an ihrer Seite. 

This is where the magic happens… This is where the magic lives” 

Sie sprang und tanzte zwischen ihnen hin und her, Huf in Huf mit Pinkie Pie, Seite an Seite mit Rainbow Dash. 

Our friendships weave together stronger, the bonds grow deeper, lasting longer

Applejack galoppierte voraus, forderte sie zu einem Wettrennen, und Rarity würde sie wieder ausschimpfen dafür, dass sie sich als Prinzessin nicht beschmutzen dürfe. Aber Twilight zog Rarity einfach mit sich. Zog sie lachend mit sich als sie galoppierte, den Wind in ihrer Mähne, frei von Ängsten. 

And the greatest spell you'll know…

Is how the Magic of Friendship grows

Sie warf sich zusammen mit Fluttershy in das Blumenbeet, welches ohne Frage mindestens aus dreihundert verschiedenen Farbtönen bestand, und der Rest von ihnen landete bei ihnen. Ein helles, sorgenfreies Lachen durchzog die sechs Freundinnen, ein Gefühl der Wärme, eine tiefe Geborgenheit. Dann nichts mehr. Ihr war kalt. Es war totenstill.
Twilight erhob sich aus dem verdorrten, braunen Gras und sammelte ihre verrostete Krone auf, um sie sich auf den Kopf zu setzen. Ihre Augen waren verklebt und ihre Sicht bestenfalls verschwommen. Cozy Glow stand in einiger Entfernung von ihr und ihr Blick der sich durch ihre strengen Augenbrauen und ihre verzogenen Mundwinkel definierte sagte ihr vor allem eines: Werd nicht wahnsinnig
“Bist du fertig?” Setzte sie als Frage hinterher, Twilight sparte sich eine Antwort und ließ den Kopf hängen. Wortlos folgte sie Cozy Glow, welche sie glücklicherweise ohne jeden Kommentar zu ihrem Verhalten weiter Richtung ihres Ziels führte. Zuerst suchten sie innerhalb der Schule, dann und wann hielt er sich hier auf, so zumindest die Erfahrung der Stuten. Als sie die durchlöcherten und eingestürzten Gänge durchschritten war es Cozy, die das Gespräch wieder aufnahm.
“Zuerst fanden Chrysalis und ich die Ironie witzig, ehrlich gesagt. Dass der Ort, den du als sinnbildliche Vereinigung aller Völker vorgesehen hattest von eben diesen in den größten Kriegsschauplatz aller Zeiten verwandelt wird…” sie stieg über eine umgestürzte Säule hinweg und Twilights Kopf zuckte reflexartig in eine andere Richtung. Sie wusste, wer darunter lag. Wer ihre Freundin unter Tränen weggestoßen hatte, nur damit diese Augenblicke später einer Drachenflamme erlag. Sie war hier gewesen, sie hatte es mit eigenen Augen beobachtet. Konnte wieder ihre Stimme hören, roch das verbrannte Fleisch. Erinnerte sich an auf Hörnern aufgespießte Körperteile und verstümmelte Schüler.
“Dann haben wir nicht mehr so laut gelacht als das überall in Equestria angefangen hat. Wirklich, so viel blinde Dummheit… Panik und Angst sind Krankheiten, die sich um so vieles schneller verbreiten als jede Suggestion, die mir je einfallen würde…” 

“Sie dachten, ich könnte ihnen helfen.”
“Doch entscheidest dich es nicht zu tun, ja.” Cozy blieb stehen und wandte Twilight ihr ausdrucksloses Gesicht zu, hielt den Blick für einige Sekunden und offenbarte dann ein kleines Lächeln, welches die Prinzessin an damals erinnerte.
“Alsoo ich muss schon zugebeeen…” Ihre Stimme war wieder so künstlich und zuckersüß wie die eines Fohlens, strafte der Hoffnungslosigkeit um sie herum Lügen, “ich konnte es ihnen allen nicht gänzlich verübeln sowas anzunehmen, ich meine wir reden hier über diich…”

Twilight hob ihren Kopf und sah Cozy Glow durch ihre Mähne hindurch mit einem Blick an, der dem künstlichen Alicorn das Blut in den Adern gefrieren ließ, sie schluckte schwer und ihr Lächeln erstarb während sie einen Schritt zurücktrat, metaphorisch und physisch.
“Okay tut mir leid, nicht hilfreich.” Sie senkte ihren Kopf als Zeichen der Entschuldigung und Twilight sah mit zerbissenen Lippen woanders hin, ging an ihr vorbei und gab jetzt das Tempo an. Cozy folgte ihr vorsichtig und es dauerte eine Weile, bevor sich die eisige Stimmung zwischen den beiden zersetzt hatte.  
“... Später waren es Ressourcen, denke ich… ich verüble es ihnen nicht.” Murmelte Twilight und bog in einen engen, zerfallenen Gang ein, der sie wieder aus dem Gebäude hinausführen würde.

“Nicht einmal, was sie mit deinem treuen Freund gemacht hat? Das war hässlich, selbst für meine Verhältnisse. Und er hat ihr vertraut.” 
Der Blick, den Twilight Cozy zuwarf, drückte sich verwundert und höchst skeptisch aus ob der Tatsache, dass sie sich über einen Vertrauensbruch pikierte. Doch als Twilight sie musterte schien sie ihr aufrichtig zu sein. Sie schüttelte entkräftet den Kopf.
“Hass und Wut haben uns nie etwas gebracht, du solltest das noch besser wissen als ich. Ich war wütend. Ich habe gehasst. Ich habe getötet und gerächt. Und hat es etwas gebracht?” 
Twilight deutete auf ihr Umfeld, auf die zerfallenen Hallen voller verwester Skelette, auf die verwüsteten Kampfschauplätze und kleinen Massengräber. Cozy Glow blieb jeder Ansatz von Zynismus im Halse stecken, stattdessen schüttelte sie den Kopf und beide Stuten verließen die Freundschaftsschule. Es war ein kleiner Schuppen, den Twilight nie zuvor bemerkt hatte, der sie nochmals anhalten ließ. Drei ausgewachsene, zerstörte Gerippe lagen davor. Cozy Glow schien noch vor Twilight zu verstehen, so dass sie diese am Huf riss als sie im Begriff war den Schuppen zu öffnen.
“Vielleicht solltest du das nicht.” Sprach sie mit eindringlicher Stimme, die Twilight von ihr bisher nicht kannte. Es klang wie ein Appell. Twilight besah die drei ausgewachsenen Ponygerippe, die sich vor dem Schuppen zusammengedrückt haben mussten, starrte in Cozys bronzefarbene, ernste Augen und riss sich los. Sie erstickte die Stimmen in ihrem Kopf und riss die hölzerne Tür auf.




Als sie die Schule und Twilights Schloss endlich hinter sich gelassen hatten, hatte Twilight spürbar an Willenskraft verloren. Ihre Schritte konnten ihren Körper kaum noch tragen, ihre Augenlider wollten ihr vehement jedes Licht nehmen und alles in ihr schrie und flehte darum, sich hinzulegen, dort im Ruinenmeer, fern von hier, fern von allem. Sich hinzulegen und zu schlafen. Für immer. Nicht mehr weiter. Nicht länger. Nicht mehr...
“Reiß dich zusammen!” Knurrte Cozy Glow lautstark, bauter sich vor Twilight auf und griff nach ihrem Gesicht.
“Das liegt alles lange zurück, kapiert?! Das ist Vergangenheit. Wir haben jetzt ganz andere Probleme, und das ist die da oben!” Sie deutete auf die Abendsonne, welche durch die dunkelblaue Himmelsdecke nur schwach zu ihnen hinunter brannte.
“Gegen diese ganze Scheiße hier konntest du damals nichts tun, nicht mal mit Regenbogenlasern, na schön. Aber gegen die jetzt kannst du was unternehmen, also hör auf dich wie ein mitleidiger Changeling in die Seile zu hängen und tu was für dein Land!”
Twilight blinzelte träge, reagierte ansonsten aber nicht und beobachtete weiter das Moos unter sich. Cozy Glow atmete einmal tief ein und aus, fuhr sich mit den Hufen durch die Mähne und scheuerte der Prinzessin dann eine, dass es von den Steinwänden widerhallte. 
Eine rote Schwellung zog sich über Twilights Wange, Tränen drückten sich aus ihren Augen und sie hatte für Cozy Glow nie erbärmlicher ausgesehen als jetzt.
“Hör zu.” Abermals griff sie nach Twilights Kinn und fixierte ihren Blick auf ihr.
“Ich weiß schon, all das ist die Hölle, die richtige Hölle für dich. Ich verstehe es ja. Aber wir sind gleich da, und dann brauche ich dich um ihn aus seiner Depression zu prügeln. Kannst du das für mich tun? Kannst du das, Twilight?” 
Cozy’s bronzene Augen bohrten sich eindringlich in das ergraute Lavendel Twilights, nach einer schieren Ewigkeit nickte die Alicorn-Prinzessin unmerklich.
“Tud mir leid…” Flüsterte sie und wusch sich das Gesicht mit dem Vorderhuf ab. Cozy nickte, eine Fassade der Ausdruckslosigkeit wahrend, und drehte sich zum Gehen.
“Ist schon gut. Jetzt komm.”

Beide setzten ihren Weg fort, hin zum Haus der dem Everfree Forest am nächsten war, hin zum Kern der dunklen Chaosgrotte. 




Die identischen Ponypuppen, die das gesamte Tal und Dorf füllten, die sich überall versteckten unds bedrohlich grinsten, die mit ihren rosanen Mähnen und blauen Augen eine trügerische Niedlichkeit suggestierten, hatten hier offensichtlich ihr Zuhause. Jeder Ast, jedes Blatt, jeder Grashalm war besetzt mit einer Puppe entsprechender Größe, der Himmel war schwarz und die Umgebung so undurchdringlich dunkel, dass Twilight kaum den Huf vor Augen sehen konnte, Knochen, Waffen, Hörner und Zähne drehten in der Luft ihre Bahnen und eine seltsam-verzerrte Spieluhrmusik verdrängte die natürliche Ruhe einer toten Welt und tauschten sie mit verstörendem Unwohlsein. 

“Da ist er ja.” 
Cozy Glow trat ohne Berührungsängste an den Eingang des Hauses heran, wo eine deformierte Gestalt saß und mit einem kleinen Windrad spielte. Die hochgewachsene, schlangenähnliche Persönlichkeit hatte Hals und Kopf hängen, war übersät mit tiefen Narben und hässlichen Verunstaltungen, seine Haare waren beinahe allesamt ausgefallen oder geschwärzt und seine Augen in tiefes, totes Rot gefärbt. Discord war, mehr noch als Twilight, nicht mehr der, den er vielleicht irgendwann mal verkörpert hatte. 

Cozy sah zu Twilight und die Prinzessin nickte ihr zu, näherte sich dem Chaoswesen vorsichtig.
“Discord.”

Die ergraute Chimäre schien das Alicorn nicht zu hören, oder wollte es nicht. Weiter drehte er mit dem Finger an seinem Windrad und ließ kleine Ponypuppen um sich herum tanzen. 
Twilight wiederholte ihr “Discord.” lauter, eindringlicher, ohne Erfolg. Sie schloss die Augenlider und zählte bis zehn, bevor sie noch näher an seine Seite schlich. Jetzt war sie nah genug. Nah genug um das brüchige, hauchende und erstickte Liedchen zu hören. 



Hush now… quiet now...
It's time to lay your sleepy head...
Hush now, quiet now...
It's time to go to bed…”
Ein schiefes, falsches Grinsen splitterte über Discords Lippen als er das Windrädchen in seiner Hand mit der Begeisterung eines Fohlens weiterdrehte. Eine der Ponypuppen landete auf seiner Schulter und schmiegte sich mit seinem weichen Stoff an ihn, Discord schloss fröhlich die Augen und rieb seine Wange hin und her. Twilight musste sich nicht umdrehen um zu bemerken, wie Cozy einen verstörten Schritt zurück nahm. Sie aber empfand hier nichts als verwunderlich. Es war, als würde sie in einen Spiegel schauen. Mit der gebotenen Ruhe bewegte sie ihren Vorderlauf zu Discord und nahm ihm das Windrad aus der Hand. Sie legte es vor ihn. Hob seine Begleiterin von der Schulter. Setzte sie vor ihn. Senkte ihren Kopf auf Höhe des seinen. 
“Discord.”

Das uralte Wesen blinzelte und zuckte, als wäre es so eben erwacht, hob sein Haupt und suchte Twilights Augen, bevor er sie eingängig musterte. Twilight war nicht überrascht zu sehen, wie sich das eingebrochene, ausdruckslose Narbengesicht innerhalb weniger Augenblicke in eine abweisende Grimasse des Hasses und Ekels verwandelte. 
“Euer Hoheeit!”
Fauchte er, noch immer mit heller Greisenstimme. Discord fand die Kraft aufzustehen und an ihr vorbeizugehen, als wäre Twilight Luft. 
“Oh sieh an, und Cozy Glow lebt auch noch, wer hätte es gedacht!” Die Chimäre, deren außerordentliche Größe man jetzt wieder bemerkte, starrte auf die skeptische Cozy hinab, schüttelte den Kopf und ließ dann auch sie hinter sich. Twilight nahm ein paar schnelle Schritte hinterher.
“Warte, Discord! Wir sind heute nicht hier um zu streiten.” 

Er blieb stehen, ohne aber sich umzudrehen. Cozy bewegte sich ohne wegzusehen von ihm weg und auch Twilight spürte die Aggression, die von der eben noch so lethargischen Gestalt ausging. Discord rümpfte hörbar die Nase.
“Hmbf! Das überrascht mich, wo die Prinzessin der Freundschaft darin doch so ausgezeichnet ist. Vielleicht möchte sie ja lieber… wieder ins Bett gehen!” 
Er wandte sich Twilight zu und beschwor ein Kissen in der Hand, das er auf sie warf, das Alicorn wollte sich wegducken aber es zerfiel genau vor ihr in eine Meute toter Spinnen. 
Jetzt nahm auch ihr Blick eine abweisende Note an. 
“Ich bin fertig mit schlafen.”

“Tatsächlich!” Discords blutunterlaufene Augen verengten sich ebenso wie seine Lippen. Cozy sah unruhig zwischen den beiden hin und her, entschied sich aber, noch nicht einzugreifen. Twilight nickte schwach.
“Tatsächlich. Wie du siehst, lebt sie. Und nicht nur sie - Chrysalis hat auch überlebt.” 

Ein Schnippen, zwei Plüschtiere. Chrysalis und Cozy, in morbide-verunstalteter Form. Ein Schnippen. Zwei explodierende Plüschtiere. 
“Da haben es ja die Richtigen geschafft.” 

Twilight würde sich nicht auf Discords Verbitterung einlassen. Sie hatte sich zu lange gefühlt wie er. Sie durfte dem nicht nachgeben, nicht ihm, nicht ihr selbst, nicht den Stimmen.
“Die beiden haben einen Plan, und… ich arbeite mit ihnen zusammen.” 

Alles stürzte zu Boden, die Plüschtiere, die Steine, die Bäume, jede Bewegung erstarb und die Stille wurde von schallendem Gelächter zerrissen, das dem sich biegenden Chimärenkörper entwich, ein langes, schmerzhaft-lautes, gehässiges Gegacker. Twilight und Cozy sahen sich an, beide Mienen in dunkle Falten gelegt, doch beide unternahmen nichts, um den Chaoshalbgott zu stoppen. Stumm warteten sie, bis sein Anfall sich gelegt hatte, doch das Ende kam nicht. Mit Tränen in den Augen schlang Discord sich um Twilights dürren Körper, ein niederträchtiges Grinsen über den spitzen Zähnen.
“Sensatiooon, sensatiooon, benachrichtigt die Canterlot Times! Twilight Sparkle, Prinzessin der Freundschaft und Königin der Asche, arbeitet mit Verbrechern zusammen!” Er baute sich knurrend vor ihr auf, Twilight sah ihm unbeeindruckt in die Augen, kein Fünkchen Unruhe in ihr.
“Das freut einen ja zu hören doch, und sie hat dafür auch nur unmerklich länger gebraucht als alle anderen um sie herum, denn als man sie das letzte Mal darum gebeten hat, hat sie auf ihren Prinzipien verharrend GANZ EQUESTRIA ZUM TEUFEL GESCHICKT!!!”  
 Er brüllte sie an, Speichel landete auf Twilights Gesicht, doch sie unterließ jede Bewegung und sah ihn unverändert an. Das war ihre Pflicht. Discord schnaufte und spreizte die Arme, brennende Luftschlangen schossen aus seinen Händen hervor, knapp gelang es Cozy Glow einigen auszuweichen.
“Rette nicht deine eigene Familie, rette nicht deine Freundinnen, lass sie alle verrecken, ignorier das jämmerliche Flehen deiner Schwägerin, stell dich hinter deine verblendeten Prinzessinnen und SEI DANN NICHT DABEI, WENN ES KONSEQUENZEN HAT!!”
Er riss sie mit beiden Klauen am Hals zu sich hinauf, hinterließ sofort blutige Kratzspuren, brachte ihr Gesicht an seines heran, Cozy wollte etwas sagen und dazwischengehen, aber sie verwandelte sich im Bruchteil eines Augenblicks in Stein. Mit ausdrucksloser Miene erwiderte Twilight Discords tränenden, wuterfüllten Blick, sah die tiefen, purpurnen Narben in seinem Gesicht die sie selbst ihm zugefügt hatte.
“Aber das hast du ja alles schon gehört, nicht wahr du feiges, kleines Pony?! Als ich dir das letzte Mal vorgeworfen habe, dass du niemanden retten konntest, nur zugesehen hast und dich in deinem jämmerlichen Selbstmitleid wälzt statt etwas zu unternehmen hab ich die hier bekommen!” Einer seiner Finger zeigte in sein Gesicht. “ODER DIE!!” Auf seine Brust. “UND SELBSTVERSTÄNDLICH DAS!” Eines seiner Beine war fast bis auf den Knochen pulverisiert.
“Wie viele Städte mussten wegen unserem kleinen Zwist dran glauben? Erinnere mich, oh Twilight Sparkle, wie viele Ponies du als Kollateralschaden weggesprengt hast und ich gebe dir einen Vorgeschmack darauf, wie viele es diesmal sein werden!!” Speichel und Blut tropften aus Discords Mund als er Twilight vor sich anbrüllte, die ihm noch immer keine Reaktion geben wollte, deren Gesicht müde blieb. Es schien, als würde sie einfach darauf warten, dass er all seine Wut und Kraft an ihr verpulvert hatte. Also schlug er ihr ins Gesicht. Twilight stürzte zu Boden und blieb liegen. Discord griff wieder nach ihr und schlug zu. Er schlug ihr mit aller Kraft die er aufbringen konnte ins Gesicht. Nochmal. Nochmal. Er beschwor nichts, wirkte keine Magie, sondern rammte ihr seine Krallenfaust ins Gesicht wie ein wildes Tier. Twilight blieb liegen. Obwohl ihre Lippen aufgeplatzt, ihre Wangen geschwollen und ihre Augen geschlossen waren blieb sie reglos liegen. Sie wartete, bis Discord fertig war. Sie wusste, dass all das raus musste. Und wenn sie dabei sterben würde, dann war das eben so. Discord verstand all das, als er sie wieder am Nacken packte und den letzten Schlag vorbereitete. Twilight öffnete ihre Lider ein wenig und sah ihn an, keine Wut oder Angst in den Augen. Discord stoppte sich.
“Was WILLST du noch von mir?!” 

“... Wir beenden es…” 

Discord keuchte und schnaufte wie er es als machtvolles Wesen selten tat, seine Augen zuckten unruhig und er versuchte zu verstehen, starrte die seelenruhige Twilight an und ließ sich schließlich herab zu fragen, da er in seinem Zorn kaum denken konnte.
“WAS beendet ihr?”

Twilight blieb ihrem Gegenüber die Antwort schuldig, sei es weil ihr die Kraft fehlte oder sie ihn nicht weiter verärgern wollte. Stattdessen nickte sie mit dem Kinn nach oben, über sich, Discord folgte ihrem Blick und sah durch die düstere Wolkendecke zum orangegelben Licht am Himmel. Twilight und Discord, Alicorn und Halbgott, standen im Zwielicht und sahen zur Sonne hinauf. Ihm entglitten die Züge zur Fassungslosigkeit.
“Absurd!!” Er ließ sie fallen und drehte sich von ihr weg, ein schnelles Schnippen und Cozy Glow war entsteinert, fiel schwer atmend und Hustend zu Boden.
“Es hat einmal die Chance gegeben etwas zu unternehmen, Prinzessin”, Murmelte Discord als er von ihnen wegging, “Aber das ist vorbei. Es gibt keine Veränderung mehr, und wo Stillstand herrscht da ist auch Chaos nicht zu haus. Es ist vorbei.” Damit war die Begegnung für ihn zu ende, vielleicht die Letzte zwischen den beiden uralten Wesen überhaupt.  
Cozy rappelte sich mühevoll auf um ihn aufzuhalten, sah fragend zu Twilight, aber diese schüttelte nur den Kopf. Ein langer Moment verging, in dem Discord sich von ihnen entfernte, er hatte bereits mit dem Tag abgeschlossen, als ihn etwas Weiches am Kopf traf. Zähneknirschend drehte er sich um, sah hinab zum Boden hinter seinen Füßen und bohrte die Krallen in die Hand. Twilight sagte kein Wort. Das musste reichen, so wohl ihr Gedankengang, und wenn es Discord nicht überzeugte, würde es nichts.

Er schloss die Augen und knurrte, brüllte, wütete innerlich, wollte die ganze Welt zerstören und im Chaos versinken lassen, wollte vergessen, wollte nicht mehr sein, wollte schlafen. 
Ruhig jetzt, Stille jetzt. Es war Zeit fürs Bett. Oder etwa noch nicht? Mit schwerem Schritt drehte er sich zu beiden Alicorns um. Twilight tat einen Schritt aus dem Schatten des Hauses heraus, das Gesicht malträtiert von seinem Wutanfall.
“Wir können sie nicht zurückholen, nein. Aber wir können all das hier zurückholen.”
Ihre Flügel öffneten sich, als Twilight Discord eindringlich anstarrte. Er antwortete nicht.
“Es ist möglich, Discord.”
Die Prinzessin der Freundschaft legte nach ihren Worten eine Pause ein. Eine Denkpause für Discord, um sich endlich zu entscheiden. Dann legte sie den Kopf vor seinen Füßen zu Boden und nahm die Krone ab.

“Bitte verzeih mir.” 











































Die drei hatten sich entschieden, am Rande der Chaosgrotte einige Stunden zu ruhen, ehe sie sich in die fernen Bergwälder des Westens begaben, wo Chrysalis hauste. Die Dunkelheit des künstlichen Nachthimmels würde ihnen die nötige Ruhe für etwas Schlaf gewähren, denn war es bisher auch kein langer Tag, so war er mit Sicherheit anstrengend für alle Beteiligten gewesen. Discord hatte mittels eines Schnippens ein Lagerfeuer hervorgebracht, das ausreichend klein war um keine ungebetenen Gäste anzulocken, Twilight und Cozy Glow saßen auf einem Baumstamm, Letztere verarztete das Gesicht der Prinzessin sorgsam mit kleinen Schwämmen und Pflastern, die noch in ‘Discords’ Haus vorhanden gewesen waren. 
“Auf die Idee dir einfach das Gesicht einzuschlagen bin ich damals nicht gekommen, zugegeben. Hat auch was für sich.” 
Vorsichtig tupfte Cozy Glow Twilight eine blutige Wunde über der Augenbraue ab und desinfizierte sie anschließend. Mit einem schmerzhaften Hissen zuckte Twilight zurück. 
“Halt still.” Ermahnte Cozy sie mit professioneller Ruhe, die Twilight verwunderte.
“Du kannst das so gut…” flüsterte sie, und Cozy lächelte auf freudlose Weise.
“Ich hatte eine Menge Zeit, eine Scheißmenge an tollen Dingen zu lernen. Hätte aber nicht gedacht, dass gerade das mal nützlich wird.” 
Sie kicherte schmutzig in sich hinein als sie Twilight grob ein Pflaster übers Auge drückte und ihr Gesicht noch einmal mit Wasser abwusch. 
“So, das hält so. Nicht anfassen, nicht daran herumspielen, dann gibts auch einen Lutscher Kindchen.” Seufzte sie entkräftet und ließ sich auf den Baumstamm zurückfallen. Twilight trat an ihre Seite und senkte den Kopf.
“Danke, Cozy…” Irrte sich Cozy Glow oder war das ein Lächeln, das ihr da entgegengebracht wurde? Sie wollte es gar nicht wissen, naserümpfend drehte sie sich von Twilight weg und begrub ihr Gesicht in einem Blätterkissen.
“Was soll's, der Anblick deiner geschwollenen Visage ging mir auf die Nerven!” Cozy sah es nicht, aber Twilights Lächeln blieb. Nachdem sie sich versichert hatte, dass das künstliche Alicorn zur Ruhe gekommen war, setzte sie sich auf einen anderen Baumstamm gegenüber von Discord, der grimmig ins prasselnde Feuer starrte. So verbrachten die beiden Äonen alten Kreaturen einige Momente der Stille, von der sie für lange Zeit wirklich genug gehabt hatten. Doch, und das bemerkten beide in stummem Einverständnis, es fühlte sich ganz Anders an wenn man nicht alleine war.

“Warum hast du mich nicht versteinert?” Fragte Discord aus dem Blauen heraus ohne Twilight anzusehen. Obwohl er seiner Frage keinen Kontext gab und es lange zurücklag, wusste Twilight worauf er sich bezog. Sie antwortete noch nicht, dachte darüber nach, was in ihr vorgegangen war. Discord suchte sie mit den Augen.
“Ich habe dich angefleht, oder nicht? Entstellt hattest du mich ja schon, da hättest du den Schritt auch gleich noch machen können. Es ist nicht schwer, ich spreche da aus Erfahrung.”

“UND DANKE NOCHMAL FÜR DIE AUFFRISCHUNG, ARSCHLOCH!!” 
Keifferte es erstickt aus einem Blätterkissen von der Seite. Weder Discord noch Twilight reagierten darauf, stattdessen sahen sie sich fortwährend an. Das Alicorn hatte ihr Inneres durchwühlt und sich zurückversetzt zu jenem Tag in den brennenden Überresten Manehattans. Der entstellte Körper Discords vor ihr, das viele Blut, sein jammerndes Gebrüll und seine Beschimpfungen. Ihr Name. Immer und immer wieder ihr Name. Dann hob sie die Nase und blinzelte ein, zwei Mal.
“Ich habe es nicht fertig gebracht, meinen letzten Freund zu vernichten. Dich zu verbannen...
war das Einzige was uns davon abhalten würde, uns gegenseitig umzubringen. Also tat ich das. Aber ich konnte nicht das… ich wäre alleine zurückgeblieben.”
Es klang wie ein Geständnis und Twilight realisierte vielleicht wie auch Discord in diesem Augenblick, dass sie ihre Entscheidung erst jetzt richtig verstanden hatte. Die Chimäre legte den Kopf schief.
“Welch ungeahnter Egoismus…”

Sie hatte dem nichts hinzuzufügen und nickte geistesabwesend.
“Ja.” 

So saßen sie beide um das prasselnde Feuer herum, versunken in Gedanken und Erinnerungen, die längst verloren geglaubt schienen, die keine Bedeutung für beide mehr besessen hatten. Cozy Glow nahm es sich nicht heraus, in dieser Situation zu sprechen, aber ihre Augenlider waren gesenkt und ein innerer Seufzer verließ sie.
































Was war das doch für eine schreckliche Welt. 







































































































































Chrysalis’ Unterschlupf war, wie Cozy Glow berichtete, tief in den Bergen des Westens verborgen, aus Schutz vor all den Gefahren, die dieser Tage auf die Schwachen lauerten. Natürlich war Cozy immer bei ihr gewesen um sie zu beschützen, doch auch ihr wurden Überfälle von Bestien und Jägern letztendlich lästig, so dass sie beide aller paar Jahre umhergezogen waren. Die drei entschieden sich abermals für einen langsamen Flug, der sie über eine so weite Strecke zwar auszehren würde, angesichts der zunehmenden Fauna der dichten Gebirgswälder vor ihnen und den damit einhergehenden Bewohnern aber immer noch die sicherere Alternative war. Discord hatte sich von Cozy nicht überzeugen lassen, ihnen eine komfortable Reiseart zu bescheren, entweder weil er nicht bereit war die beiden Alicorns mehr zu unterstützen als notwendig oder, wie Twilight vermutete, weil er nicht mehr wusste wie. Er hatte ihren Plan zur Beendigung des Zwielichts bereits eher mit resigniertem Hohn als ernsthaftem Interesse hingenommen, aber seine Kräfte auf Cozy Glow und Twilight zu übertragen, das würde er sicher noch schaffen. Cozy stoppte vor ihnen in der Luft, sah über die Schulter zu ihnen und es lag Vorsicht in ihren Augen. Stumm deutete sie mit dem Kinn in nordwestliche Richtung zu ihrer Rechten und änderte den Flugkurs nach Südwesten. Discord folgte ihr ohne zu Zögern und als auch Twilight die Gestalten in der Ferne erkannte tat sie es ihnen gleich. Es war ein riesiger, verstümmelter Drache, der von unzähligen Greifen angegriffen und langsam bei lebendigem Leibe zerfressen wurde. Das war keine Situation, in die sie hineingeraten wollten. 

Während des wolkenlosen Fluges durch den stillen Abendhimmel hatte Twilight viel Zeit, nachzudenken. Über Chrysalis und wie sie auf sie reagieren würde. Über Ihr Vorhaben und dessen Risiken. Über das Danach. Gab es ein Danach? Würde die Welt sich wirklich von einer Ewigkeit in Flammen erholen können? Equestria und der Rest der Erde waren gestorben, vor langer Zeit. Daran bestand überhaupt kein Zweifel. Die Frage würde sein, ob es noch einmal zum Leben erwachen konnte. Nein, wollte.

“Wir müssen runter.” Rief Cozy ihnen von vorne zu und ging in den Sinkflug. Sie hatten das Tal unebener Berge und dunkler Wälder erreicht, das keinen klaren Flug hindurch mehr zuließ, und würden die letzten Meter am Boden hinter sich bringen müssen. Stolpernd landete Discord im Schlamm, und kurz darauf auch Twilight etwas weniger holprig. Cozy Glow sah sich um, ließ ihr Horn leuchten, vielleicht um die Umgebung zu sichern, schloss die Augen und nickte dann.
“Mir nach.”

Die drei ungleichen, unsterblichen Entitäten, die einstmals allesamt Todfeinde gewesen waren, schlichen und kämpften sich durch Sträucher und zerfallene Dickichte, vorbei an weiteren Skeletten, die Kleintieren ein Zuhause boten, vorbei an Kratern und Verwüstungen, die längst vergessene Kämpfe hinterlassen hatten. Es war ein anstrengender und langer Marsch für ihre untersetzten, lethargischen Körper, aber Twilight und Discord hatten nicht die Kraft, sich fallen zu lassen - sie waren zu Abhängig von dem Funken Hoffnung, der noch in ihnen existierte. Twilights untrainierter Körper hatte die längste Zeit ihrer Existenz geschlafen. Er brannte und schmerzte und wollte nicht mehr, also trieb das Alicorn ihn umso verbissener an. Die Stimmen in ihrem Kopf begannen zu verstummen, erlagen ihrer Erschöpfung. Twilight wollte sie nie wieder hören, so süchtig nach ihnen sie einst auch gewesen war. Sie mussten verschwinden.

Als die beiden Alicorns und die vernarbte Chimäre dem kargen Wurzelwald entronnen waren und am Fuße eines kleinen Silberberges standen, auf dem eindeutig ein Höhleneingang zu erkennen war, stockte Cozy Glow abermals, aber diesmal so abrupt, dass Twilight in sie hinein lief. Sie sah sie fragend an und bemerkte die Schweißperlen auf ihrer Stirn. Das war keine Erschöpfung, wie Twilight auch an den umherzuckenden Augen bemerkte. Discords Rücken stieß an ihren und sie sah sich um.
“Tut mir leid, das. Habe nicht damit gerechnet und war deswegen unaufmerksam.” Flüsterte Cozy ihr zu, aber Twilight schüttelte seicht den Kopf.
“Ist schon gut. Wir bleiben ganz ruhig.”

“Also deine übliche Strategie…” Knurrte Discord, Twilight zwang sich ihn zu ignorieren, stattdessen zählte sie sie. Es waren vielleicht zwei Dutzend Jäger, die sie umstellt hatten - so viele Lebewesen auf einen Fleck sah man nur noch selten. Es musste eine größere Gruppe sein, und nicht alle davon waren hier. Sie waren gekleidet wie typische Jäger, dunkle Brillen auf den Augen, zerfetzte Stoffe und dicke Tücher gegen die Sonne bedeckten ihre Gesichter und den Großteil ihrer Körper, aber wie Twilight an Hörnern und Beinen sehen konnte, handelte es sich bei den meisten von ihnen um Changelinge. Hier ein Greif. Dort ein Yak. Viele von ihnen trugen von Rost und altem Blut verklebte Sägen, Messer und Metallstücke mit sich. 
“Sollen wir euch eure hübschen, adretten Kleidchen wegbrennen und euch die Haut von den Knochen schmelzen?” Trällerte Cozy Glow mit einer sadistischen Kälte, die sie bisher vor Twilight verborgen hatte, an die sich die Prinzessin aber noch immer erinnerte. 
“Cozy!” zichte sie, das pinkfarbene Alicorn zuckte lächelnd die Schultern. Discord ließ eine schwarze Stichflamme in seiner Hand erscheinen.
“Nun sei mal nicht so scheu Prinzessin, seit wann hast du etwas gegen übermäßige Gewalt?” 

Die Jäger wussten, auf was sie sich eingelassen hatten, als sie zwei wohlbekannte Alicorns und den Lord des Chaos konfrontierten, und sie hatten es dennoch getan. Sie waren zu allem bereit, nein, sie waren verzweifelt. Worte würden nichts bewirken. Sie schulterten die Waffen und machten sich bereit zum Sprung, Cozy’s Horn begann Rot zu glühen und Twilight hörte Discord förmlich grinsen. Sie musste das verhindern. Sie wollte das nicht tun. Nicht sehen. Ohne zu überlegen stellte sie sich zwischen beide Parteien.

“Was in ZWIELICHTS Namen tust du da?!” Blaffte Cozy sie verständnislos an, Twilight wich ihrem Blick aus und biss sich auf die Lippen, wusste es selbst nicht so genau. Dann sprang Cozy in ihre Richtung.
“PASS AUF, HINTER-”

Der stechende Schmerz im Rücken kam zuerst, Twilight stürzte zu Boden, Schwindel und Übelkeit drehten die Welt um sie herum, sie hörte den ausbrechenden Kampf, die Schmerzensschreie fremder Personen, mit aller Mühe richtete sie ihre dünnen Beine auf und flüsterte ‘Stop…!’, Cozy hatte bereits zwei der Jäger schrecklich massakriert, Discord war dabei drei in Puppen zu verwandeln als ein grüner Blitz in ihrer aller Mitte einschlug und sie außeinandertrieb. Mehr als zwanzig Paar Augen glitten den Berg hinauf - zu einer schwarzen, vermummten Gestalt, ummantelt von unheilvollem Licht.
“VerFFWINDET von hier, daf ift MEIN Ferritorium. Eine weitere FFekunde eurer Unverfämtheit und iff fauge euf für die näffften hundert Jahre genüfliff auf…!” 

Die Jäger besahen einander und zu Twilights Überraschung zogen sie sich Momente später zurück, ließen ihre Toten liegen und schliffen die Verletzten durch den Dreck. Cozy Glow atmete schwerer, als Twilight es erwartet hätte, mit wütendem Ausdruck stampfte sie auf sie zu.
“Cozy, ich-” 
Cozy Glow stieß sie beiseite, drückte ihre Flügel auseinander und zog irgendetwas aus ihrem Rücken, Twilight schrie auf vor Schmerz, stellte aber fest, dass es gleich darauf besser wurde, Cozy benutzte eine heilende Magie. Es dauerte kaum eine Minute, dann ging das Alicorn ohne Twilight eines Blickes zu würdigen an ihr vorbei und blaffte “Stirb ja nicht bevor wir das durchgezogen haben, du Schwachkopf!” Sie lief Richtung Berg und Twilight, tief seufzend, nickte. 
“Ganz bestimmt nicht.” 
Discord und Twilight warfen sich einen Blick zu ehe auch sie der vermummten Gestalt in die Höhle folgten. 




Innerhalb der Kaverne waren diverse morsche Tische und Schränke aufgestellt, die weitläufige, runde Höhle war nur spärlich von grünem Feuer und den verschiedensten, magisch-aussehenden Flüssigkeiten erleuchtet, alles war voller Aufzeichnungen, Glasgefäßer, Kräuter und obskurer Artefakte. Im Zentrum der Halle war das, was Twilight für verloren gehalten hatte - die Glocke. Dort schwebte sie, über dünne Fäden vernetzt mit den umliegenden Apparaturen und Utensilien. Die vermummte Gestalt, die sie soeben gerettet hatte, begab sich zur Glocke und ließ dann die Hüllen fallen. Twilight folgte ihr und so wandte Chrysalis sich ihr direkt zu. Als Changeling-Königin hatte auch sie eine schier unvorstellbare Zeit leben können, sicherlich aber auch nur mit Hilfe von Cozys Magie, und dennoch hatte die Vergänglichkeit ihren Zoll gefordert. Chrysalis’ einst so straffer, schwarzer Körper war eingefallen und wirkte schlammig-weich, sie war nur noch halb so groß wie einst und es wuchsen graue Haare aus ihren Löchern. Von ihrer schimmernden, türkisen Mähne waren nur noch kurze, graue Büschel übrig, ihre spitzen Zähne waren ausgefallen und ihr linkes Auge fehlte, stattdessen klaffte dort ein großes, unförmiges Loch wie von einer Bisswunde. Twilight hatte immer dann, wenn sie ihr Spiegelbild im Wasser gesehen hatte, das Gefühl gehabt, sie wäre ein armseliger Schatten ihrer selbst. Sie verstand jetzt, wie verblendet das war. 

“Fu haft fie beiden fweine alfo in den fall fefracht…” hisste Chrysalis mit einer hustenden Stimme, die auch Granny Smith hätte gehören können. Von ihrer Pracht als Königin war nichts übrig, außer ihrer unverhohlenen Aggression. Cozy trat an ihre Seite und stützte Chrysalis mit der Schulter. 
“Etwas Zurückhaltung schadet uns gerade allen nicht, aber ja… da sind sie wohl.”
Zurückhaltung war es nicht, die Twilight in Chrysalis grünem, zugekniffenem Auge sah. Mehr als in Discords Blick erkannte sie darin Hass und Mordlust. 
“Faff war FEINE Idee Cofy, FEINE!!” Sie schlug das Alicorn neben sich weg und spuckte Twilight ins Gesicht.
“Woher weiff if nift, daff fie unf gleiff wieder verffeinert, HÄH?!” Sie humpelte um Twilight herum, stieß sie immer wieder an. “Oder fiff mir wegnimmt wie fie mir meine Familie feggenommen hat, ehe fie fie ffterben lief?!” Chrysalis verpasste der ruhigen Twilight eine Kopfnuss und das Alicorn fiel zu Boden, während Discord sich im Hintergrund hielt zog Cozy ihre Partnerin zurück um sie aufzuhalten.
“Es REICHT! Das ist Vergangenheit und spielt jetzt keine Rolle, wir müssen-” Wieder stieß die schwächliche Chrysalis Cozy Weg und trat über Twilight, das glühende Auge mit sauren Tränen gefüllt.
“Wie könnte iff je mit einer Buhle ffufammenarbeiten ffie nur fugeffehen hat, wie Drachen, Freifen und all der andere Abffaum mein Volk gejagt und abffefflachtet hat?! Weifft du wie ef fiff angefühlt hat, dabei fufufehen, ohne etwaf unternehmen ffu können, weil daff eigene Volk einen hafft?! Immer wieder muff if an fie denken, fehe ffie in meinen Träumen du verfluch-” 
Bevor Cozy Chrysalis wegzerren konnte war es Twilight, die der alten Königin in den Bauch trat und sie zu Boden rang, mit beiden Flügeln hob sie sich in die Luft und riss Chrysalis mit gefletschten Zähnen auf die Hufe.

Ich habe es so SATT!!” Schrie sie Chrysalis an, dass es von den Wänden widerhallte, “ich bin es LEID mir anzuhören, wie sehr ihr alle gelitten habt und an was ich allem schuld bin!!” Sie stieß sie gegen einen der Tische und spuckte zurück. “Dann hast du eben gelitten - NA UND?! Ich musste auch viel durchmachen, ich konnte auch nur zusehen, und glaubst du etwa nicht ich würde mich seitdem jeden Tag dafür hassen und mich umbringen wollen?!” Twilight hatte nicht weinen wollen, aber als es doch passierte bemerkte und kümmerte sie es nicht.
Fluttershy, Rarity, Applejack, Pinkie Pie, Rainbow Dash, Spike, Luna, Celestia, Starlight, Trixie…” Schluchzend trat Twilight einen klapprigen Holztisch zu ihrer Rechten ein, der krachend in sich zusammenfiel. 
Ich könnte stundenlang so weitermachen! ICH HABE AUCH ALLES VERLOREN!!” Brüllte sie Chrysalis ins Gesicht, während ihr eigener Rotz ihr die Nase hinunter lief. “Wir haben ALLE alles verloren, jedes bemitleidenswerte Geschöpf, das in dieser scheiß Hölle das verdammte Pech hatte, immer weiter zu leben ohne sterben zu dürfen!” Sie trat vor Chrysalis und ließ sich dann wimmernd zu Boden fallen.
“Alles ist außer Kontrolle geraten… alles ist zerfallen… weil ich falsche Entscheidungen getroffen habe… weil ich dumm war… weil ich meine Freundinnen und meine Familie nicht retten konnte… nicht wollte… es tut mir leid… es tut mir leid… es tut mir so leid… Glaubt mir das doch… ich wollte das nicht… es tut mir leid… es tut mir leid… Bitte verzeiht mir… verzeiht mir… vergebt mir...” 
Twilight schluchzte und lamentierte in ihre eigene, verklebte Mähne am Boden, Chrysalis stand mittlerweile wieder über der Herrscherin Equestrias und sah mit einer Mischung zu ihr herab, die Cozy als Frustration und Verständnis deutete. Chrysalis wusste, was Twilight meinte, weil es ihr ähnlich ging. Ihnen allen in diesem Raum. Den vermutlich letzten Überlebenden jener Zeit. Discord trat aus dem Schatten heraus und kniete sich zu Twilight hinab, um ihr langsam aufzuhelfen. Ihr Gesicht war verschmiert und geschwollen von Rotz und Tränen, die Chimäre beschwor ein Taschentuch herauf und drückte es ihr an die Nase. Keuchend schnaubte Twilight hinein, bis ihr Gesicht wieder einigermaßen sauber war. Cozy vermied es sie anzustarren, sah aber zwischen Chrysalis und Twilight hin und her, die sich anschwiegen. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und trat mit brüchigem Lächeln hervor.

“Wisst ihr, ich glaube… wir alle hier sind miserabel. Wir sind gebrochen, und leblos, und stinkend-hundsmiserabel. Nach all der Zeit ist keiner von uns noch einer von den Guten, sehen wirs ein - wir sind schlecht. Also sein wirs doch zusammen. Es gibt einen besseren Weg, schlecht zu sein, und wir haben ihn gefunden.” 
Sie zog Chrysalis dürren Huf nach vorne, ebenso wie Twilights. Discords Hand kam danach und schließlich beendete Cozy selbst die Runde. Sie sah die anderen drei an und flüsterte.
“Gemeinsam. Zum Ende der Hölle.”

Ein Moment der Stille, den Cozy erwartet hatte. Dann ein Blick zwischen Twilight und Chrysalis, der weicher war als Stein. Ein Erfolg. Einhellig stimmten sie ein.

“Zum Ende der Hölle.”





















Sie hatten sich einen Tag Zeit genommen, um sich von der Reise und ihren gegenseitigen Gefühlen zu erholen. Des darauffolgenden Tages war es Chrysalis, die sie alle zurück in die zentrale Kammer rief. Twilight, Cozy und Discord waren auf kratzigen Kissen um die Glocke herum versammelt, vor der die zitternde Chrysalis stand.
“Cofy hat ef euff hoffentlich noch nifft gefagt, weil if ihr unterfagt hatte, eff euff fu fagen.”
Sie warf Cozy einen scharfen Blick zu, das blaugelockte Alicorn lächelte wie die Sonne selbst. Twilight und Discord warfen sich fragende Blicke zu.
“Gut.” Knurrte Chrysalis. “Daff wollte iff felbft übernehmen. Ef fibt ein grofef Rifiko bei dem, waff wir vorhaben.”
Keiner antwortete, was Chrysalis als Zeichen verstand, fortfahren zu dürfen. 
“Iff gebe euf, Cofy Glow und Twilight Fparkle, mittelf der Glocke die rifftige Menge von Celeftiaf und Lunaf Kräften, um Fonne und Mond bewegen ffu können. Difcord…” ein schneidender Blick für die ungerührte Chimäre, “ftattet euff mit der nötigen, magifen Macht auff. Dann müft ihr daf Ende def Kreifef rückgängig maffen und bewirken, daf fich FFonne und Mond wieder von alleine, ganf natürliff, in ihrer rifftigen Bahn bewegen.”

“So viel ist mir klar. Jetzt das Problem.” Forderte Twilight und Chrysalis nickte.
“Ich weif ja nift wie ef dir geht, aber if habe daf bisher nifft gemacht, und Cofy Glow auch nifft. Fonne und Mond komplett auf ihrer Verankerung ffu heben, auf die rifftige Bahn fu ficken ift laut meinen Bereffnungen aber eine unvorftellbar feinfühlige Arbeit, alfo ffwierig. Fehr ffwierig.” Ihre Stimme glitt in ein bedrohliches Flüstern über. Twilight dachte zurück an das eine und Einzige Mal, als sie Sonne und Mond hatte steuern sollen. Es war ein Desaster gewesen, das glücklicherweise ohne schlimme Folgen geblieben war.

“Waff if fagen will”, Chrysalis stupste die Glocke mit dem Huf an, drei leuchtende Miniaturkugeln kamen daraus hervor, die sie vor den Gesichtern ihrer Zuhörer schweben ließ. “Wenn ihr ef rifftig macht…” Ihr Horn leuchtete und die kleine Sonne begann sich zusammen mit dem Mond in die richtige Bahn zu drehen. Twilight's Augen funkelten ob der Chance, dies tatsächlich noch einmal zu erleben.
“Fallf nicht…” hauchte Chrysalis, die Sonnenkugel krachte in die ungleich kleinere Erde und zerfetzte sie in hunderte, winzige Teile. Dann waren es nur noch zwei Kugeln. Sie fielen zu Boden und Chrysalis beobachtete wortlos die Reaktionen ihrer Zuhörer. Discord schloss die Augen, seufzte und griff sich mit der Hand ins Gesicht, Twilight verbot es sich mit aller Kraft zu schlucken. Doch den Angstschweiß auf ihrer Stirn, den konnte sie nicht verhindern. Sie hatte das nicht bedacht. Natürlich nicht. Aber natürlich war es ein realistisches Risiko - 
nur ein winziger Fehler ihrerseits und die Welt war weg. Wirklich weg. Der Mond war eine Sache, aber die Sonne war das, was Gott für alle Lebewesen am nähesten kam. Traf sein Zorn die Erde, war es vorbei. Und Twilight wäre schuld. In den letzten Momenten ihrer Existenz müsste sie mit der Erkenntnis ihren Frieden machen, dass sie die ganze Welt auf dem Gewissen hatte. Ihr Kopf hing durch, so sehr sie es auch verhindern wollte. Ohne darüber nachzudenken was sie tat legte Cozy Glow ihr den Huf auf die Schulter und ihren Kopf an Twilights. 
“Wir können das schaffen. Ich weiß wir können es.”   

Chrysalis seufzte und setzte sich ebenfalls auf den Boden.
“Daff Rifiko ift enorm. Aber mir perffönlif ift eff lieber, gar keine Welt ffu haben alf in der Hölle gefangen fu ffein, oder… in meinem Fall… einfuflafen, ohne wenigftenf noch einmal einen Fternenhimmel geffehen fu haben.” 
Chrysalis ehrliche und bebende Worte rüttelten Twilight wach, mit geweiteten Augen sah sie ihre Erzfeindin an und erkannte darin nur noch Müdigkeit. Sie alle waren müde. Des Abendlichtes müde. Der Stille müde. Der Hölle müde. Es gab keine Alternative. Nur Hoffnung. Hoffnung für eine Zukunft. 

“Alfo”, flüsterte Chrysalis mit kratziger Stimme, als sie Twilight zahnlos angrinste, “waf wird ef fein?” 















































Einen Monat hatten sie sich Zeit genommen. Zeit, um zu üben. Um sich zu schulen. Um sich vorzubereiten auf das Ende der Welt. Oder deren Anfang. Viel mehr Zeit, so war Chrysalis Gefühl und Cozy's Einschätzung, blieb der Changeling-Königin nicht mehr. Es musste jetzt passieren. 

Auf der Spitze eines einsamen Silberberges standen vier Seelen, die die Ewigkeit überdauert hatten. Dort, unter brennendem Abendlicht, gefangen in der Dämmerung zwischen Tag und Nacht. Jede einzelne von ihnen hatte zusehen müssen, wie die Stimmen um sie herum leiser, die Augen trüber wurden. Wie das Leben abnahm und die Welt starb. Nur eines verschwand nicht, und das waren Erinnerungen. Bilder die sich sammelten, Bilder die Schreckliches und Schönes zu einem Strudel der Reue und des Selbsthasses verbanden und in ihren Herzen tobten. Die Zeit stand über allem, und mit ihr die Vergänglichkeit. Nichts das lebte, konnte ihr trotzen. Doch vier Personen hatten sich, nachdem sie so lange unter ihr gelitten hatten, dafür entschieden es zu versuchen. Sie konnten die Zeit nicht zurückdrehen, würden sie nie ganz besiegen, doch sie konnten ihr die Hand reichen und ihr wieder eine Form geben. Für alles, das geboren wurde, lebte und starb. 

Eine Glocke begann zu schweben, zwei Lichter in ihrem Inneren, Schwarz und Weiß, Licht und Finsternis. Sie verbanden sich mit ihren neuen Trägerinnen, füllten die Leere in ihrem Inneren. Eine Chimäre der Zwietracht hob ihre Arme, hob beide in die Luft und gab ihnen die Kraft zu strahlen. Zwei Hörner umschlossen sich und begannen zu leuchten. Beide schwebten zu ihnen hinauf und reichten ihnen Huf und Hand. Vier Seelen, zum Anfang der Welt, oder dem Ende der Hölle.







Chrysalis’ Auge spiegelte sich im allesüberstrahlenden Licht der Sonne, in der sie auch ihre Kinder sah. Ihre Familie. Sie sah in ihr die Changeling-Fohlen, die sie einst unter so viel gestohlener Liebe ausgebrütet und großgezogen hatte, die mit ihr auf die Jagd gegangen waren und die ihr doch immer, entgegen ihrer Natur, ein Gefühl der Geborgenheit geschenkt hatten. Sie hätte es nie zugegeben, aber sie hatte immer eine Liebe für ihre Artgenossen empfunden, die man nicht stehlen konnte. Ob es sie noch gab? Ob sie sie wiederfinden würde? Ob sie sie, nach all der Zeit, wieder aufnehmen würden?
Würde Chrysalis noch einmal ‘Mama’ genannt werden?

Sie schloss die Augen.
















Discords Gedanken waren nicht in der Sonne, nicht im Mond und nicht einmal im Himmel. Sie waren in der Chaosgrotte, nein, Ponyville, und im zerfallenen Haus eines Ponys, das ihm alles beigebracht hatte was er jetzt rückblickend als ‘Leben’ bezeichnete. Zwietracht säen und Zerstörung anrichten waren Freuden, die er immer sehr genossen hatte, doch es waren kurzweilige, geistlose Freuden. In seinem Innersten sah er wieder blaue Augen und ein kleines Lächeln aufblitzen und alles zog sich zusammen. Er wollte sie um verzeihung bitten dafür, dass er sie gegen ihren Willen in der Chaosdimension einsperren wollte, um das Unabwendbare hinauszuzögern. Wollte sich entschuldigen für seinen Egoismus, den sie ihm doch so oft ausgetrieben hatte. Wollte wieder hören, was ihm das größte Lob war. 
Als Discord seine Brust umklammerte und hoffte, der Welt in ihrem Sinne eine zweite Chance zu geben auf das alles, für das sie endlose Liebe fühlte, erwachen möge. Würde sie es sehen? Würde sie ihm noch einmal verzeihen und sagen 
Ich bin so stolz auf dich.’ 

Er schloss die Augen. 




Cozy Glow wollte leben. Sie wollte erfahren was es bedeutete, ‘Normal’ zu sein. Sie hatte nie eine Chance. Ihre Eltern hatten sie weggegeben, ihr Waisenhaus hatte sie gehasst und die Lehren von Freundschaft hatte sie nie verstanden. Es war eine komplizierte Welt, und ehe ihr kleiner Verstand die Chance hatte sie zu begreifen und seine Fehlschlüsse und Missetaten zu bereuen auch eine tote Welt. War es jemals zu spät für Reue? War es jemals zu spät für Vergebung? Nie hatte sie ihre Zeit unter ihren Freundinnen vermisst. Die Cutie Mark Crusaders, diese sechs kuriosen Wichtigtuer, ihre Lehrerinnen… sie hatte sie nicht vermisst, brauchte nichts davon. Bis sie im endlosen Zwielicht feststellte, dass sie die einzigen Personen waren, die ihr jemals richtige, echte Akzeptanz entgegengebracht hatten. Und so war vielleicht nicht alles falsch an der Welt, wie sie damals existiert hatte. Eine Welt, die Cozy Glow nun zurück wollte. Könnte sie einen Platz darin finden? Könnte sie jemanden darin finden? Würde es eine Stimme geben, die ihr trotz ihrer Bösartigkeit sagen würde
‘Ich habe dich gern.’  

Sie schloss die Augen und schmiegte sich enger an Twilight. 









Twilight war nicht allein. Chrysalis war bei ihr. Discord war bei ihr. Cozy Glow war bei ihr. Spike war bei ihr. Rarity war bei ihr. Applejack war bei ihr. Rainbow Dash war bei ihr. Fluttershy war bei ihr. Pinkie Pie war bei ihr. Shining Armor war bei ihr. Cadance war bei ihr. Celestia war bei ihr. Luna war bei ihr. Mama war bei ihr. Papa war bei ihr. Starlight war bei ihr. Trixie war bei ihr. Jeder, den sie vergessen hatte, musste und wollte war bei ihr, jetzt in diesem Moment, und kuschelte sich an sie. Sie konnte sie flüstern hören, aber nicht mehr in ihrem Kopf, sondern an ihren Ohren.
‘Das wird schon.’ 
Sie weinte, und lächelte, und weinte, und lächelte. Endlich waren sie wieder da. Endlich war sie nicht mehr allein. War sie nie gewesen. Würde sie noch einmal auf Equestria acht geben dürfen? Würden ihr alle, die noch lebten und hofften, zu ihr zurückkehren, um zusammen mit ihr aufzubauen, was sie verloren hatten? Konnten man eine tote Welt überhaupt noch retten? Twilight wollte das glauben, und sie wusste, dass sie es genau so sahen.
‘Du bist nicht allein. Warst du niemals.’

Sie schloss die Augen und legte ihren Kopf an Cozy. 




Das Licht zweier Hörner verband sich zu einem blendenden Zwielicht. Weiß. Schwarz. In wenigen Augenblicken nahm die Welt jeden nur möglichen Farbton an. Eine große, stille Welt voll von so viel Leben. Und einem kleinen Funken Hoffnung. 























Dann, setzten sich Sonne und Mond in Bewegung.














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