Samstag, 2. Mai 2020

Filmklassiker: 'Bloodsport' (1988) - GUILTY TRASH PLEASURE





Kung Fu und Kampffilme waren buchstäblich die Butter und das Brot der Achtziger und ausklingenden Neunziger. Wir allen kennen Jacky Chan und Bruce Lee. Heutzutage werden kaum noch Martial Arts-Filme im größeren Rahmen produziert, aber bis in die frühen 2000er war dieses Genre so überpräsent, dass man quasi nicht umhin kam, den einen oder anderen Film zu sehen. Quasi das, was Horrorfilme für die 10er-Jahre waren. 

Viele dieser Filme sind von einem gesellschaftlichen und erzählerischen Standpunkt nicht gut gealtert. Die Welt hat sich weitergedreht und die Filmlandschaft hat sich stark gewandelt, so dass viele dieser nostalgischen Streifen einfach nicht mehr zeitgemäß sind mit ihren oft eindimensionalen Charakteren voller Klischees und überzogener Dramatik so wie dem reinen Kampfgeschehen über ein bis zwei Stunden. Es ist ein totes Genre. 

Persönlich war ich nie ein großer Fan. Ich bin 1994 geboren, habe also die Hochzeit der Kung Fu-Filme verpasst. Dennoch bekam ich noch bis ins Teenageralter Legenden wie Jacky Chan mit, aber ich konnte Kampf-Filmen zu keinem Zeitpunkt sonderlich viel abgewinnen, ich mochte lieber Pistolenaction und Anime. Die in (asiatischen) Martial Arts-Filmen naturgemäße Theatralik und überspitzten Darstellungen mit übertriebenen Kung Fu-Kämpfen fand ich doch eher albern. 

Dann war da aber dieser eine, wirklich einzige Film, der eine Ausnahme bildete, weil er zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Das war Bloodsport. Ein von vielen Filmfreunden jener Zeit als Genre-Klassiker betrachteter Film, der neben den größeren Titeln untergegangen ist. Ich glaube, ich hatte ihn damals als sehr, sehr junger Knabe über eine Videokassette meiner Mutter gesehen. Er fesselte mich - und wie! Ich sah ihn drei Mal. Fünf Mal. Vielliecht Acht Mal. 


Vor kurzem habe ich mich über Youtube mit einer Welle der Nostalgie wieder an dieses trashige Stück persönlicher Filmhistorie erinnert und ihn nochmal zusammen mit einem Freund angesehen. Während Bloodsport heutzutage wirklich reines guilty pleasure und oftmals urkomischer 80s-Trash ist, der dieses Jahrzehnt in jeder Faser seiner Produktion atmet, ist dieser Film für mein Empfinden tatsächlich ein herausragender Kampf-Streifen gewesen.

Kumite für die Ehre!

Frank Dux versucht als Jugendlicher mit ein paar Freunden, von Kampfsport-Altmeister Tanaka ein Samuraischwert zu stehlen. Als er sie erwischt, bleibt nur Dux zurück um sich zu entschuldigen und geht als Buße bei ihm in die Lehre. Aus ihm wird ein hervorragender Kämpfer und als sein Meister viele Jahre später im Sterben liegt, will er anstatt dessen toten Sohnes nach China zum Kumite-Kampfsport-Turnier reisen, um ihn zu ehren.

Das war der Plot, der gerademal so dick ist wie man es beim Titel erwartet. Wesentlich dicker hingegen ist der Amerikaner Jackson, der Dux in China bei einer Runde Automaten-Kampeln kennenlernt und ebenfalls für das Kumite hier ist. Dann gibt es da noch die obligatorische 80s-Olle Janice, eine blondgelockte Föhnwelle und rasende Reporterin, die über das stattfindende, illegale Kampfturnier berichten und im Laufe des Films auch mit Frank Dux in einen ganz anderen Ring steigen möchte. Komplettiert wird der Cast neben einigen herrlichen Nebenrollen von dem 'EVIL 80s-ASIAN VILLAIN' Chong-Li, dem ungeschlagenen Kumite-Champion, der regelmäßig Gegner tötet und mit Vorliebe Kinder zu seinem Müsli frühstückt. 

Es gibt für mich auch rückblickend zwei Aspekte, die den Film so charmant machen, mit einem dritten der hinzu kam. 
Die Kämpfe, der Soundtrack und die 80s. Letzteres war mir damals als Bube noch nicht so gewahr, verleiht Bloodsport aber seine herrlich-käsige Trashnote. 


Das Kampfsportturnier Kumite ist einfach cool. Der Film hat sich wirklich echte Mühe gegeben, viele verschiedene, bunte  Kämpfer aus aller Welt mit ihren unterschiedlichen Stilen auf den Bildschirm zu bringen, und fast jeder davon ist ernsthaft interessant und es macht Spaß ihnen zuzusehen. Das ist einer der Gründe, warum Bloodsport so ungewöhnlich ist, kaum einer der Kämpfer bzw. Nebencharaktere wirkt wie austauschbares Laienmaterial. Da haben wir den klassischen, japanischen Karatekämpfer, den amerikanischen Boxer, den afrikanischen Affen-Imitierer (Es tut mir leid, ich weiß nicht wie der Kampfstil heißt, aber ich bin sicher es gibt ihn), den beleibten Sumo-Ringer, den mexikanischen Muay Thai-Kämpfer Paco (Mein Favorit!) und so einige mehr. Diese Kämpfer treffen aufeinander und ein Reiz den Bloodsport auf mich immer wieder ausübt ist mir vorzustellen, wie Kämpfer X in einem Was Wäre Wenn auf Kämpfer Y getroffen wäre, und dass ich das gerne gesehen hätte. Das zeugt von Konsistenz, die Bloodsport zu mehr machen als die Summe seiner Teile. Mann, Paco ist so eine coole Socke, der hätte Chong-Li doch auch klein gekriegt!! 

Natürlich sind viele der Kämpfe auch sehr kurz oder ein bisschen albern, aber das gehört zur Nostalgie dieser Zeit dazu und macht, ich wiederhole mich, gerade unter Freunden echt Spaß.

Exzellenter Soundtrack, der den Film bestimmt

Bloodsport nimmt sich selbst, wie JEDER FILM dieser Zeit, unheimlich ernst. Es ist ein 'dramatischer' Film mit Erzählbogen und wiederkehrenden Elementen. Das hätte unheimlich in die Hose gehen können wie das bei so vielen Kampf-Filmen der Fall war. Dass das nicht passiert ist, liegt sicherlich zu großen Teilen an dem fantastischen Soundtrack. 

Ein Kampf-Film mit einem nennenswerten Soundtrack. Fällt euch da auch nur ein Einziger ein? Rocky? Na gut. 

Das allein ist schon besonders genug. Das Maintheme von Bloodsport, diese dramatisch-verträumte Melodie kehrt in fast jedem Stück wieder und untermalt vor allem das große Finale, in dem Frank Dux sich seines Trainings erinnert und den Sieg trotz aller Widrigkeiten erlangt (SPOILER!!!!!!!!!!!) mit einer für diese Zeit verdammt euphorischen Stimmung die perfekt zum Kampfsport passt. Was HABE ich diese Musik als Bube geliebt. Und heute schätze ich sie als kleines 80s-Juwel, das Bloodsport um so vieles stärker machte. 
Unbedingt mal in den gesamten OST reinhören.


80s, Guilty Pleasure, Trash und Stereotypen

Was einem vor allem heute auffällt sind die krassen Stereotypen und der überbordernde Sexismus, der leider aus den Bestandteilen von Bloodsport tropft. Darf man hier sagen, dass es eben ein Film seiner Zeit war? Ich denke schon, denn wir erleben hier fremdschämige und kackendreiste Klischees, die in dieser Zeit nunmal noch das Blut der Filmlandschaft waren. Im Jahre 2020 taugen diese Darstellungen hingegen zum köstlichen Amüsieren. 

"Sie lieben Asiaten - Weil wir so GUT aussehen!

Da haben wir die erwähnte Reporterin Janice, die als blondes Liebchen der romantische Interest des Protagonisten sein muss, weil wir in unsderem Kung Fu-Testosteron-Film ja unbedingt noch eine klassische Romanze brauchen. Mehr ist sie auch nicht - ein Objekt der Begierde für Dux. In ihrer ersten Szene will ein Kämpfer aus dem nahen Osten sie für ein Interview mit auf sein Zimmer nehmen, Frank Dux rettet sie indem er vorschläügt, mit einem Münzwurf um sie zu spielen, der Gewinner kriegt sie dann. Später bittet sie Dux, sie ins Kumite zu bringen, er stimmt zu ihr zu helfen, wenn sie mit ihm ausgeht. Das tun sie dann auch und schlafen direkt danach miteinander. Frank Dux, der olle Schlingel, hält sich aber nicht an sein Wort und verpisst sich einfach, nachdem er die Alte K.O. geschlafen hat. Was tut Janice also? Na klar - Brezelt sich auf und gelangt als Trophy-Date eines Anzugträgers ins Kumite, um Dux für den Rest des Films anzufeuern und zwischendurch zu verlangen, dass er aufhört, weil er sich ja verletzen könne und sie nicht verstehe was so toll daran ist wenn ein paar Kerle sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Ach ja, Frauen. Die 80s, meine Damen und Damen. 


Der Boxer Jackson ist der typische Abzieh-Amerikaner in Fleisch und Blut - Dick, keinerlei Manieren, immer einen flachen Spruch auf den Lippen, ständig eine Bierdose in der Hand, überschaubarer Intellekt und so viel Feingefühl wie ein Atombomber. Somit war er selbstverständlich der absolute Lieblingscharakter von meinem Kumpel und mir beim erneuten Ansehen. Was für eine Goldgrube! 

Den hoffnungslos-wahnsinnigbösen Asiaten der 80s und 90s als Antangonisten müssen wir nicht weiter besprechen - der Schauspieler macht das gut und wirkt mit seinen animalischen Gesichtsausdrücken wunderbar-hassenswert. 

All das und mehr sorgt dafür, dass der Film 80s atmet, auch abseits der Kämpfe und Charaktere. Die Outfits, die Art zu sprechen, das damalige Hongkong, der Humor, das Metro Goldwyn Meyer-Löwenlogo, die Musik, die mal mehr mal weniger passenden Songmontagen, die klassische Polizisten-Verfolgungsjagd, die UNHEIMLICH kratzige, deutsche Synchronisation, die Bloodsport erst wahrhaft großartig macht. Ein Nostalgiefest vom Feinsten.

Guckt rein oder guckt auf Youtube!

Bloodsport ist so ein toller, knautschiger Film der Vergangenheit, der ein ganzes, untergegangenes Genre würdig repräsentiert. Viele Inhalte des Filmes sind hoffnungslos veraltet und absurd-komisch, was dem ganzen neben der offensichtlichen Kung-Fu-Dramatik eine leckere Trashnote verleiht, die sich am besten mit Freunden und einem Eimer Popkorn genießen lässt. Die Kämpfe sind ehrlich cool, allesamt handgemacht ohne große Effekte und Jean Claude Van Damme hat hier vermutlich seine stärkste Rolle abgeliefert, die unter anderem zu einem Meme führte, das heute noch das Internet kursiert. 


Wenn ihr keine Lust auf den Film habt, guckt mal auf Youtube in die Kämpfe rein. Die gibt es noch immer und sind eben auch das Beste an Bloodsport. 

Toller Nostalgiestreifen. Gut gealtert. Aber eben nur als guilty pleasure. Empfehlung! 



7 von 10 MATTE!s für Bloodsport





 

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