Freitag, 13. März 2020

Filmreview: John Wick 2 (2017) - Sequels suck




Nur kurze Zeit nach John Wick 1 sah ich den Nachfolger. Jetzt komme ich dazu, ihn zu kommentieren. Warum es so lange gedauert hat? Obwohl John Wick 2 objektiv vermutlich der bessere Film ist, konnte ich ihn weniger wertschätzen als den Erstling, was auch und vor allem daran liegt, dass er alle Schwächen des Vorgängers mitbringt und weiter verstärkt. 

Nachdem Profikiller John Wick im ersten Teil wegen der Ermordung seines Hundes, auf die er seine Ehefrau projiziert hat, einen ganzen Mafiaklan dem Erdboden gleich gemacht hat, wird er diesmal von einem ehemaligen Syndikat-Kameraden per Blutschwur dazu gezwungen, eine einflussreiche Politikerin und ehemalige Freundin zu ermorden. Nur enorm widerwillig nimmt er an, nicht aber ohne dem Auftreggeber zu schwören, dass er sich für diese Zwangsermordung rächen wird.

Der Plot ist nur unwesentlich besser als der des Erstlings und profitiert vor allem davon, dass John Wicks Trauer um seine verstorbene Frau noch immer in den Fokus gerückt wird, dass das interessante 'Continental'-Hotel, welches der Erstling so gut etablierte und in dem ganz eigene Gesetze gelten weiter ausgefleischt wird und schließlich auch durch ein paar tiefergehendere Charaktere.




Ein Charakter, welcher der großen Masse eher auf die Nerven ging, mir aber als Favorit in Erinnerung blieb ist die stumme Antagonistin Ares, die rechte Hand und Leibwächterin vom zentralen Antagonisten Santino D'Antonio. Ja, während sie in ihren ersten Auftritten als in Coolness gebadete, wortlose Bedrohung eine Arschbombe in die alte Trope-Mottenkiste vollzieht, wird sie später überzeugender und schaffte es, sich mit ihrer charismatischen Mimik und ihren theatralischen Gesten einen Platz in meinem Herzen zu sichern. Auch mochte ich ihre ambivalente Beziehung zum eher weniger präsenten Santino. Umso trauriger war es, dass sie am Ende des Films mit einem viel zu kurzen Kampf weggefrühstückt wurde, aber für mich war sie dennoch der stärkste Charakter im Film. Auch der Besitzer der verbrecherischen Continental-Hotels, Winston, gespielt vom fantastischen Ian McShane bekommt hier mehr Rampenlicht als noch im Erstling und spielt unterhaltsam auf.

Regeln. Ohne sie würden wir wie Tiere leben. 
 - Winston

Und Keanu Reeves? Der ist hier auch angenehmer als im Erstling. Er ist perfekt für diese Rolle des unwilligen, ernstes Meisterkillers geschaffen, mit einer Mimik die nie so ganz verrät was dahintersteckt, eine neutrale und emotionslose Projektionsfläche, wenn man so will. Es hilft dem Film sehr, dass die Figur des John Wick durch Keanu Reeves bodenständige Leistung nie arrogant oder überheblich rüberkommt, sondern immer so, dass all das eine lästige Pflicht und kein Metzelspaß ist. 

Ansonsten trumpft der Film im letzten Drittel mit einer breiten Riege an Auftragskilern auf, die John Wick für eine enorme Summe ans Leder wollen, und hier hat man als Zuschauer auch etwas mehr Spaß an der Kreativität als immer nur zuzusehen, wie drölfzig Anzugträger vom unbesiegbaren Protagonisten niedergeschossen werden. Da gibt es diese Violinistin, die aus ihrem Instrument eine Waffe kreiert, da gibt es diesen Sumo-Ringer, der seine Physis effektiv einsetzt. Diesen Teil des Filmes habe ich genossen. Dennoch krankt er an einem Punkt, der auch den Rest wieder hinunterzieht, und das sind Action und Logik.

Es ist wohl kaum übertrieben zu sagen, dass es in John Wick 2 keine Sekunde der Spannung für mich gab. Warum? Wie ich schon im ersten Teil kritisierte ist John Wick eine vollkommen unbesiegbare Mary Sue mit einer Plotarmor dicker als die chinesische Mauer. Während es im ersten Drittel des Filmes cool mit anzusehen ist, wie John Wick sich bei seinen Unterwelt-Kontakten aufrüstet und bereit macht, sind Gegenstände wie sein kugelsicherer Mantel, der ihn gegenüber fast allen Gegnern annähernd unverwundbar macht und somit bereits einen Fantasy-Vorteil in die Action bringt völliger Kokolores. Was im zweiten Teil zudem noch schmerzlicher offensichtlich wird ist, wie durchchoreografiert und verkünselt die Actionsztenen sind. Ja, sie haben allesamt eine starke Ästhetik und sind durch den Fluss der Gewalt, die aber so überstilisiert wird, fast schon un-brutal. Aber der Preis dessen ist die Logik. Noch mehr als im Vorgänger rennen hier dutzende Wachen schreiend auf John Wick zu, damit dieser sie mit einem Kopfschuss umnieten kann. Wieder hat John Wick das Glück, dass keiner der über fünzig Gegner im Film schlau genug ist, ihm in den Rücken zu schießen oder anzugreifen wenn er gerade nachlädt.  Wieder bekommt er es nicht mit zehn Gegnern gleichzeitig zu tun sondern darf sich seinen Feinden einzeln entledigen. 

Es ist so unheimlich viel 'Glück', 'Zufall' und 'Dummheit' im Spiel, dass man den Ruf des 'unbesiegbaren, konzentrierten Killers John Wick' nicht so recht ernst nehmen kann, und gleichwohl konnte ich keine einzige Actionszene wirklich genießen, stattdessen saß ich gelangweilt und apathisch da weil ich eh schon wusste, wie sie ausgeht. es gibt kein Risiko, keine Spannung - Der Protagonist ist ohnehin unantastbar. 

Wieder muss man sich fragen, ob die Antagonisten überhaupt einen Plan hatten. Da weiß also Superschurke und aufsteigender Politiker Santino, dass John Wick, DER John Wick, auf dem Weg zu ihm ist um ihm die Lichter auszublaßen und wohin verkriecht er sich? In sein Museeum, wo er dreißig bis vierzig bewaffnete Männer nicht effektiv einsetzt sondern wie kleine Kinder anrennen lässt. Und ja, die finale Sequenz im Spiegelkabinett war visuell beeindruckend, aber ist das wirklich ein schlauer Zufluchtsort, wenn man einen geübten Profikiller zum Feind hat? Ich weiß ja nicht. 

Bei aller Kritik an Spannung und Logik war das Ende, also das Ende-Ende des Filmes wirklich, wirklich cool und ich habe riesige Lust auf den dritten Teil - wenn ich nicht wüsste, dass das fatale Ereignis, welches zum Cliffhanger in diesem Film führt, ohnehin egal ist, weil John Wick einfach alle und jeden umnieten wird die ihm an den Kragen wollen. Dennoch war das Ende gut inszeniert und der Film ist abwechslungsreicher, komplexer, unterhaltsamer und kurzweiliger als sein Vorgänger. Der dritte Teil steht ja im Ruf der beste Film der Trilogie zu sein, und ich selbst bin da recht positiv gestimmt, denn allzu schwer ist das bis jetzt auch nicht.

Fazit

Wer den ersten Film mochte und sich mit der besonderen, gewalt-stilisierenden Theater-Ästhetik der Actionszenen identifizieren kann, die jegliche Spannung und Logik zugunsten des Gewaltflows das Klo runterspült, der wird auch John Wick 2 mögen. Im Gegensatz zum ersten Teil sind die Antagonisten hier charismatischer, alle Charaktere besser ausgearbeitet und diese interessante Gangster-Welt, welche in diesem Filmuniversum existiert, mit den Continental-Hotels, den Goldmünzen und ganz eigenen Regeln bietet noch immer Potential für mehr. Ich mochte den Film, trotz seiner großen Schwächen im dramaturgischen Bereich und dem unwürdigen Umgang mit einer wertigen Antagonistin. Das Ende ist unerwartet konsequent und verspricht ein schönes Metzelspektakel in John Wick III. 

      6/10 Münzen fürJohn Wick 2




- Yoraiko








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