Produktionsschule
Leipzig
Mehr als Bildung, Buch und Staub,
weg vom Schultisch, mit Verlaub!
weg vom Schultisch, mit Verlaub!
Ein leeres Klassenzimmer. Ausgestattet mit nichts weiter als zwei Kreidetafeln, ein paar Stühlen und ausgefranstem Teppichboden. Ein Mann mit fragendem Blick, der uns anleitende Pädagoge. Zehn Jugendliche. Keiner von ihnen gerne hier. Eine unangenehme Stille. Schweigen im Stuhlkreis. 2010 in Leipzig.
Der immerhin äußerst aufgeweckt wirkende Andreas Lehmann räuspert sich, sieht uns mit großen Augen an und fragt mit unverhohlener Ratlosigkeit:
"Und, hat einer einer von euch eine Ahnung, was wir jetzt machen sollen?"
Dem folgt eine weitere, erdrückende Sprechpause. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass wir Jugendlichen irritiert sind. Der zerstreute Werkstattpädagoge vor uns hat sich nicht vorbereitet, hat k einen blassen Schimmer was er mit uns anfangen soll und weiß nicht einmal, warum wir uns in den traurigen Überresten eines Klassenzimmers befinden. Aber, und das merken wir ebenso schnell, er ist ehrlich. Ehrlich, aufrichtig und auf Augenhöhe mit uns - eine klassische Hierarchie existiert von Anfang an nicht.
Also beginnen wir zu reden. An unserem ersten Tag als Teilnehmer der Produktionsschule Leipzig. Vielleicht interessiert es Sie, wie ich zu diesem einzigartigen Projekt gekommen bin und was ich heute, zehn Jahre später, darüber denke. Lassen Sie es mich Ihnen in aller Kürze erzählen.
1. Die Anfänge
2010 hing ich schulisch, familiär und sozial in den Seilen. Ich war mit meinen 15 Jahren ein großer Problemfall, hatte damit zu kämpfen, die neunte Klasse zu absolvieren und wusste nicht, wie es weitergehen soll - meine zuständige Bearbeiterin des Jugendamtes - wo immer sie gerade auch sein mag ich hoffe sie gewinnt im Lotto - hat dann aus dem Blauen heraus erwähnt, dass es da bald dieses interessante neue Bildungsprojekt gäbe, von dem sie einen Flyer gesehen hat - Produktionsschule Leipzig. Wenig interessiert machte ich bei Direktor Arne Meisel einen Termin und - na klar - verpasste ihn aus Desinteresse. Nach einem Anruf war man ohne großes Nachfragen bereit, mir einen Neuen zu geben. Diesmal erschien ich, war vom offenherzigen und bodenständigen Direktor positiv überrascht und schrieb mich für den Handel ein. Einige Wochen darauf feierte die Produktionsschule ihren ersten Tag und die dargestellte Szene im Klassenzimmer spielte sich ab. Wir begannen zu reden. Wir stellten uns einander vor, arbeiten in der Gruppe zusammen und sammelten Ideen - jeder wurde ernst genommen, jeder Einfall besprochen. Nach zwei Tagen waren wir nur noch zu fünft, aber das war in Ordnung, die Interessierten hatten sich eingespielt, der Rest ging seines Weges. Die Idee, an den zwei vorhandenen Computern Flyer zu erstellen und in der Gegend Dienstleistungen wie Haushaltshilfen anzubieten setzte sich durch und beschäftigte uns fortan in diesem trotz aller Mühe sterilen, leeren Büroraum. Ich durfte mich als halbwegs computer-affiner Mensch mit dem Design der Flyer auseinandersetzen und abgesehen davon, dass ich mich heute alleine schon für das Layout verprügeln würde, hatte ich die zwanghafte Angewohnheit, ein - urheberrechtlich selbstverständlich höchst problematisches - Comicbildchen auf die Flyer zu setzen, um sie 'besonders' zu gestalten. Die ratlosen 'Warums' meiner Kollegen ignorierte ich und Andreas Lehmann zuckte lächelnd mit den Schultern. Wir zogen gemeinsam los und verteilten sie in der Stadt. In den folgenden Wochen erreichte uns der eine oder andere Anruf - Ein Umzug, eine Garten-Umgrabung, eine auszumistende Messiwohnung eines Strafgefangenen, ein anzubohrender Spiegel. Wir waren nicht immer kompetent, aber wir sind rausgegangen, haben verschiedene Dinge probiert und dabei mehr oder weniger effektiv zusammengearbeitet. Bei dem Spiegelschrank, den wir einer älteren Dame anbringen sollten und uns dabei recht unversiert anstellten, fragen wir uns heute noch, ob er die arme Frau nicht doch wenige Stunden nach unserem Einsatz unter sich begraben hat.
Werkstattpädagoge Andreas Lehmann mit zwei Teilnehmern der ersten Generation
2. Der große Umschwung
Ich würde mich nicht als einen Mann vieler Talente bezeichnen, aber wenn es eines gibt, das ich schon immer beherrschte, ist es mein Mundwerk. Nicht wenn es darum ging, es zu halten, wohl aber wenn ich jemanden um den Finger wickeln oder mich von meiner besten Seite zeigen wollte. Da ich somit der Einzige von uns war, der sich nicht scheute, täglich Kontakt mit den Kunden der Kleiderkammer zu haben, wurde ich automatisch auf den Posten des Kassierers gesetzt, während meine Kollegen im Hintergrund arbeiteten. Es gibt zahlreiche amüsante und haarsträubende Anekdoten, die man als Verkäufer und Preisgestalter einer Kleiderkammer so sammelt, manche davon erzählen wir uns heute noch. Nun ja, eines steht fest, ich konnte alles verkaufen - Da gab es diesen Herren, der unter unseren häufigeren Kunden war und eines Vormittags eine gebrauchte Zahnbürste entdeckte, die wir nur zur Deko im Fenster stehen hatten - er erkundigte sich, ob sie denn gebraucht wäre, woraufhin ich meinen Verdacht äußerte, dass das wahrscheinlich der Fall sei, es aber dennoch eine sehr schöne Zahnbürste ist. Es war nicht ernst gemeint, schien ihn aber zu überzeugen. Verkauft. Dann gab es einen anderen Herren, der bei uns an einem gebrauchten Deoroller interessiert war - Ich schwöre, ich habe ihm nicht die Unwahrheit gesagt. Nicht direkt. Verkauft. Es gab Kunden, die beinahe jeden Tag kamen, mich kannten und dennoch immer wieder aufs Neue versuchten, den einen oder anderen Penny wegzufeilschen. Da war diese Dame, die wollte, dass ich die Schuhe putze bevor ich sie ihr gebe - was ich selbstverständlich tat. Verkauft. Ich empfahl Kindern von Kunden die neuesten Plüschtiere im Sortiment und durfte oft sogar modisch beraten. Ich kann vollen Gemüts sagen, dass ich in diesen anderthalb Jahren täglicher Kassentätigkeit im Umgang mit den verschiedensten Menschen mehr soziale, sprachliche und finanzielle Kompetenzen erworben habe, als in drei Jahren Schule zuvor.
Einer der anderen Teilnehmer der ersten Generation, Steven Henschel, ist neben mir einer der wenigen, die sich heute noch blicken lassen. Er und ich waren uns dazumal alles andere als Grün und sind uns weit mehr als nur einmal an den Kragen gegangen, aber vor einigen Wochen haben wir uns das erste Mal seit vielen Jahren wiedergesehen, uns lächelnd die Hand gegeben, in Erinnerungen geschwelgt und darüber geredet, wie es uns jetzt geht. Auch er fand ein paar Worte darüber, was die Produktionsschule für ihn bedeutete:
Klar hat man sich mal untereinander gestritten oder nicht jeder kam mit jedem aus. Ich war sehr verschlossen und die Anderen brachten auch so ihre Probleme mit. Aber man engagierte sich miteinander, wir hatten nur uns.
Wer das nicht wollte, der blieb gleich ganz weg. Ich aber bin froh, dass ich es durchgezogen habe. Ich kam immer gerne und tue es heute noch."
Einen süßen Teddybär nehmen, ihn als Kritiker ausschildern und mit roter Farbe so wie einigen Werkzeugen bearbeiten.
Verurteilen Sie mich ruhig, es war einer jener langen Vormittage, an denen zwei gelangweilte Jugendliche mit zu viel Energie alleine in der Kleiderkammer waren und der festen Überzeugung aufsaßen, dass das doch ein irrsinnig komischer Ulk wäre. Ein Mitarbeiter des BBW sah das Schaufenster, rief verständlich-verstört Andreas Lehmann an und dieser bewegte sich bei seiner Rückkehr auf einem schmalen Grad schwarzer Belustigung und pädagogischem Entsetzen. Wir begruben das bedauernswerte Plüschtier. Aber es gibt noch immer eine außergewöhnliche Anekdote bei jedem Mittagessen her.
4. Familiäres Umfeld
Unsere Kleiderkammer wuchs nach und nach zusammen, trotz unserer Differenzen, denn wir lernten uns miteinander zu engagieren. In wunderbarer Erinnerung behalten werde ich die Weihnachtsfeiern, die wir im privaten Bereich für uns veranstalteten - Wir schmückten, kauften aus eigener Tasche Essen, kochten zusammen und beschenkten uns sogar. Der Laden war dann zu und die Kleiderkammer wurde zu einer Wohnstube. Ich kann trotz meiner regelmäßigen Besuche heutzutage nicht mehr ganz abschätzen, wie sich das im Laufe der Jahre gewandelt hat, weiß aber, dass es heute natürlich nicht mehr ganz so klein, intim und gemeinschaftlich ist, wie zu Anfangszeiten - aber das ist normal, wenn ein Projekt größer wird und voranschreitet. Aber was ist das Projekt Produktionsschule eigentlich? So viel sei verraten: Es hat etwas mit Bildung zu tun. Aber Bildung ist ja nicht gleich Bildung
Unser Schulsystem ist wie der Souvenir-Shop am Ende eines Zoos: Jeder geht durch, keiner nimmt was mit. Diese These ist freilich überspitzt, aber sie trifft den Kern meiner Einstellung zum heutigen Bildungssystem. Die ganze Idee von Bildung - und ich rede hier erst einmal nur von Deutschland - basiert für uns darauf, dass ein Mensch vorne an der Tafel steht, Dinge aufschreibt und sie uns erklärt. Dann schreiben wir sie auf, wenden sie in Tests an und wiederholen das bis zu unserem Abschluss. Die Sinnhaftigkeit der seit Generationen festgelegten Unterrichtsstoffe spielt dabei freilich keine Rolle - haben Sie nach Abschluss Ihrer Schulausbildung jemals wieder Ihr erlangtes Wissen in fortgeschrittener Geometrie gebraucht, falls Sie nicht in einem entsprechenden, stark spezifizierten Berufszweig gelandet sind? Oder Bruchrechnung? Vielleicht bin ich mir der ernsten, hochrangigen Stellen zu unbewusst, aber die Wenigsten können diese Frage mit Ja beantworten. Das ist allerdings ein anderes Thema, der Punkt ist - unser Bildungssystem fußt ganz und gar auf trockener Theorie.
Die Produktionsschule, die eher Schulersatzprojekt als vollblütige Bildungseinrichtung darstellt, hat mit Trockenheit nicht viel am Hut - Hier ist alles feucht fröhlich, praktisch, aktiv, sozial, ANWENDBAR. Manch einer mag es als pragmatisch zusammenfassen. Sie ist der gelebte Gegenentwurf zu einem veralteten System, das nachweisbar mehr und mehr darin versagt, unsere Jugend auf die Gesellschaft vorzubereiten - und es funktioniert. Das kürzliche zehnjährige Jubiläum so wie die Erfolgsgeschichten zahlreicher Absolventen - Zwinker Zwinker - beweisen das. Aber was genau ist Produktionsschule und warum funktioniert sie so gut?
6. Produktionsschule Leipzig
Die Grundidee der Produktionsschule zu ihrer Gründung und heute ist das (Wieder-)Eingliedern Jugendlicher und junger Erwachsener in einen geregelten Arbeitsalltag, der sich durch Wertschätzung und Fortschritt definiert. Dazu stehen die drei Arbeitsbereiche Handel, Holzwerkstatt so wie Hauswirtschaft zur Verfügung, auf die sich die Teilnehmer verteilen. Ob nun jemand noch keinen Abschluss oder keine berufliche Perspektive hat, mit der Schule nicht mehr zurecht kommt oder einfach unfähig ist, selbstständig einen geregelten Arbeitsablauf herzustellen - die Produktionsschule kümmert sich darum. Dabei versteht sie sich sowohl als Auffangprojekt sowie als Jugendhilfe und Berufsvorbereitung.
Diese Personen repräsentieren die Produktionsschule dadurch, dass sie ein oftmals surreales Ausmaß an Verständnis und pädagogischer Kompetenz gegenüber den jugendlichen Teilnehmern mitbringen, das mich damals schon ehrlichen Respekt empfinden ließ. Ob nun übermütige Jungspunde, die sich in einer Streitigkeit prügeln wollen, lose Münder die Schimpfwörter ausatmen wie manch anderer Sauerstoff oder ganz offen gesagt schwierige, soziale Extremfälle - statt Strafpredigten und verurteilende Blicke gibt es hier eher oft als selten die Hand auf die Schulter und ein Gespräch auf Augenhöhe.
Kein 'So redest du nicht mit mir!', sondern ein
'Reden wir doch so miteinander wie es uns allen angenehm ist, in Ordnung?'
Kein 'Wir planen und lernen uns erst mal kennen und planen und tun dann vielleicht irgendwann...' sondern ein
'Wir MACHEN das jetzt einfach!'
Die Produktionsschule steht für Aktivität und Praxis, für Verständnis und individuelle Förderung im ursprünglichen Sinne. Das sind hier nicht nur Schlagwörter für die PR-Abteilung, hier steht der Mensch im Mittelpunkt. Leiter der Handelsbereich-Kleiderkammer am Adler, Andreas Lehmann, der in seinem nicht endenden Enthusiasmus, seinem geradezu wahnwitzigen Tatendrang und seiner beinahe kindlichen Adaptivität auf Jugendliche für mich die Idee der Produktionsschule mehr verkörpert als jeder andere, hat ein paar ganz eigene Worte darüber, was das Konzept für ihn bedeutet und ausmacht:
"Produktionsschule heißt, dass man was MACHT. Die Produktionsschule lässt gegenüber anderen Maßnahmen und Formaten, die in der Regel pädagogisch eingeschränkter sind, mehr Freiheit, Empathie und Wertschätzung zu, und damit gewinnt man eine ganze Menge bei Heranwachsenden.
'Hände aus den Taschen, ihr seid was wert.'
Ich persönlich habe auch gemerkt, dass mir das Ganze einen Heidenspaß macht, weil der Abwechslungsreichtum und die vielen Personen die ich regelmäßig kennenlerne einfach nie Ödnis oder trögen Alltag aufkommen lassen."
7. Abschluss & Nachbetreuung
So wenig ich es wahrhaben wollte, nach 2 Jahren an der Produktionsschule näherte sich auch meine Teilnahme als letzter 'Erstling' dort dem Ende - länger durfte ein Jugendlicher nicht im Projekt verbleiben und für mich war es Zeit, mich weiter zu entwickeln. Mit großer, ausgedehnter Hilfe sämtlicher Pädagogen schrieb ich Bewerbungen, stellte mich vor, plante voraus, gelangte letztendlich auf eine Abendschule, holte in drei Jahren Haupt-, so wie Realschulabschluss nach, absolvierte eine zweijährige Ausbildung und hier bin ich nun. Aber die Nachbetreuung der Produktionsschule hatte noch ganz andere Formen.
Mit achtzehn Jahren befand ich mich vielleicht in der schwersten Phase meines Lebens. Ich hatte extreme familiäre, emotionale und finanzielle Schwierigkeiten, die mich mehr als nur einmal und über längere Zeit mit Obdachlosigkeit, Hunger, Depression und Überforderung zurückließen. Die gesetzliche Nachbetreuung eines ehemaligen Teilnehmers, die in einer solchen Form nicht mal existent geschweige denn verpflichtend für die Pädagogen der Produktionsschule gewesen wäre, wurde von ihnen als Vorwand genannt, mir zu helfen. Da wurde ich, als ich wirklich ganz, ganz unten war, mit etwas zu Essen versorgt und zu diesem und jenem Amt geschickt, um meine Situation zu verbessern. In den schlimmsten und für die Kollegen äußerst belastenden Situationen absolvierten diese Umzüge für mich, die ich sonst nie hätte bezahlen können. Sie halfen mir, eine Wohnung zu finden, unterstützten mich in meiner Erstausstattung, stellten gemeinsam mit mir die Einrichtung zusammen und transportierten diese auch gleich... ich denke, Sie verstehen. Die Kollegen und Pädagogen der Produktionsschule haben Jahre(!) nach meinem Abschluss dort Dinge für mich getan die weit über jede eventuelle gesetzliche Bestimmung hinausgehen, einfach weil es ihnen nicht egal war - ein solches Engagement habe ich nie wieder erfahren. Nicht zum letzten Mal in diesem Artikel sage ich meinen damaligen Kollegen, alten und neuen Pädagogen dafür danke. Ohne euch hätte ich es nicht geschafft.
Die Werkstattpädagogen der Produktionsschule in erster Generation – v.l.n.r.:
Arne Meisel, Stefan Kluge, Andreas Lehmann, Katja Grosch, Annette Jäcklein und Torsten Hempel
Die Konsequenz dieser langen Historie sollte sein, dass ich emotional an die Produktionsschule gebunden war, vielleicht mehr als irgendein anderer Teilnehmer sonst. Vor allem in Andreas Lehmann sah ich einen seelenverwandten Freund, den ich heute noch regelmäßig sehe und noch immer herzlich mit ihm über stumpfe Witze lache. Nach wie vor freue ich mich, die Kollegen der Abteilungen beim gemeinsamen Mittagessen zu treffen und mich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Oft werde ich auf Produktionsschul-Tage oder ähnliche Veranstaltungen eingeladen. Natürlich nicht nur ich - jeder Ex-Teilnehmer ist immer gerne gesehen und nach wie vor willkommen. Die Liste an Leuten, die die Produktionsschule absolvierten und noch immer gute Beziehungen zu ihr pflegen, ist mittlerweile beträchtlich.
Für mich war sie eine prägende Erfahrung fürs Leben, die mich psychisch, sozial, emotional und pädagogisch extrem hat reifen lassen und die ich nicht für einen saubereren Schulabschluss oder ein hochwertiges Studium eintauschen würde.
Wenn Sie, werter Leser oder gar charmante Leserin, diesen langen Artikel bis hierhin aufmerksam gelesen haben, bedanke ich mich vielmals bei Ihnen. Vielleicht ist es mir gelungen, ein Stück weit die Quintessenz herauszuarbeiten, die das Thema dieses Textes sein soll:
Die Produktionsschule ist ein besonderes Projekt von sehr besonderen Menschen für besondere Menschen. Sie lässt sich nur sehr schwer mit etwas anderem vergleichen und sollte für sämtliche Bildungs-, Sozial-, und Jugendprojekte Deutschlands als Vorbild dienen, die den Anspruch erheben wollen, wertschätzend vorzugehen. Falls jemand, den Sie kennen Probleme mit seinem derzeitigen Bildungsweg zu haben scheint, desintegriert von Gesellschaft und Alltag ist oder einfach... vom Leben überfordert zu sein scheint, dann kann ich nur ehrlichen Herzens empfehlen, ihm von der Produktionsschule zu erzählen. Sollte er auch nur entfernt etwas mit dem Konzept und der Idee anfangen können, bin ich sicher, dass ihn hier eine wertvolle Erfahrung erwartet.
Leider ist das Projekt trotz seiner zehn Jahre noch viel, viel zu unbekannt - den wenigsten ist Produktionsschule ein Begriff. Das ist vor allem deswegen schade, weil andere Projekte und Bildungsformen so viel von ihr lernen könnten. Die Produktionsschule hat mir mehr vermittelt als fünf Jahre Schulzeit oder meine gesamte Ausbildung und damit bin ich kein Einzelfall. Vielleicht erzählen Sie dem einen oder anderen davon, Sie wissen schon, ein einzelner Tropfen hebt den Ozean an und so. Geben wir der Produktionsschule etwas zurück für das, was sie in den letzten zehn Jahren für unsere Jugend geleistet hat.
Ich für meinen Teil wüsste schon, wo die Million hingeht, wenn ich mal im Lotto gewinne. Aber da ich kein Lotto spiele, wird es bis dahin mit folgenden Worten genügen müssen:
Herr Arne Meisel, Frau Annette Jäcklein, Frau Katja Grosch, Herr Hempel, Herr Küche, alle Teilnehmer der ersten und folgenden Generationen mit denen ich zu tun hatte, alle Stammkunden unserer Kleiderkammer, alle sonstigen Mitarbeiter und Pädagogen der Produktionsschule und insbesondere natürlich Herr Andreas Lehmann -
Vielen Dank für Alles.
- Yoraiko
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