Mittwoch, 5. Februar 2020

Film-Review: John Wick (2014) - 'You killed my dog.'




Lange habe ich diese mittlerweile als Trilogie entwickelte Actionreihe ignoriert, weil ihr Spott und Eindimensionalität vorauseilten. Ein Mann geht auf einen Rachefeldzug wegen seinem... toten Hund. Ein großer Fan von Keanu Reeves war ich auch nie, da der Mann nur einen Gesichtsausdruck zu haben scheint. Das war auch in John Wick nicht anders, aber der Film unterhielt mich überraschenderweise dennoch solide. 

Die Story ist dabei eben... nun ja, es ist eines der erfolgreichsten Actionfilm-Franchises der letzten Jahre, was darf man da erwarten? Geheimagent John Wick verliert seine Frau und wenige Tage darauf seinen Hund. Dafür muss nicht nur der verantwortliche Mafiasohn sondern auch gleich die gesamte Familia dran glauben. Es klingt tatsächlich recht albern, immerhin hat man sich aber die Mühe gemacht zu erklären, warum es denn so schlimm ist, dass dieser Hund gestorben ist. Ob das im Kontext des Filmes UND auf Metaebene aber rechtfertigt, dass John Wick nach den 101 Minuten Laufzeit 50 - 100 Menschen abgeschlachtet hat, ist fraglich - Darum fragt nicht. Die Eigenart, die ich in der Handlung von JW allerdings wirklich mochte ist die Tatsache, wie mit John Wick umgegangen wird - In Genrekonkurrenten wie 'The Equalizer' ist es meistens so, dass der 'Rache-Engel' eine weitestgehend unbekannte Figur ist, die von den bösen Buben allenfalls belächelt aber sicher nicht ernst genommen wird, während diese sich systematisch durch die Reihen ihrer Organisation schlachtet und diese mehr und mehr dezimiert.

Bei John Wick ist das nicht so - Alleine bei der Erwähnung seines Namens und der Info, dass sein Hund umgebracht wurde, steht dem Antagonisten und Oberhaupt eines riesigen Mafiaclans der Schweiß auf der Stirn. Jeder scheint ihn zu kennen, jeder weiß mit wem er sich angelegt hat. Das ist cool: Es gibt dem Zuschauer das Gefühl, dass die Figuren hier zur Abwechslung mal auf einer Ebene sind, und das bleibt auch bis zum Schluss so.

Die Actionszenen sind kreativ, schnell, abwechslungsreich und machen Spaß, wie es bei einem solchen Film auch sein sollte, und tragen das Seherlebnis zusammen mit der gelungenen Dramarturgie. Die verwendete Musik erinnert stellenweise an Hotline Miami, was sicherlich nicht die schlechteste Assoziation ist. Wenn man etwas Ankreiden kann, ist es die Logik der Gefechte - Mal abgesehen davon, dass John Wick immer ein unheimliches Glück hat, so dass ihn ihn ausweglosen Situationen immer eine Deus Ex Machina rettet oder er gerade nicht angegriffen wird wenn er seine Waffe nachlädt, muss man sich schon fragen, warum es ihm so leicht gemacht wird:
Da möchte der Mafiapapa ihn mit seinem Sohn in einen Nachtclub locken, lässt diesen aber nur von einem, in Zahlen 1 Türsteher bewachen. Da wird der Sohn am Ende in ein 'sicheres' Versteck gebracht, welches absolut offen und von überall angreifbar ist und mit keinem Dutzend Wachen besetzt. Das hätte ich doch auch geschafft!! 

Und man merkt schnell, dass es leider absolut keine Spannung in John Wick gibt - Der namensgebende Titelheld ist vollkommen unbesiegbar. Übermächtig und unangreifbar rollt er sich durch einen Gegnermob nach dem Anderen, ohne das geringste Risiko, einmal den Kürzeren zu ziehen. Das bemerkt man als Zuschauer relativ gegen Anfang, das ernüchtert. Die Kampfszenen haben dennoch eine coole Ästhetik, aber spannend sind sie nicht, weil der Held eine Mary Sue ist. Das hat The Equalizer dezent besser gelöst.  

Letztendlich, was bekommt man in John Wick?
Ein brutales Action-Style-Feuerwerk mit Charakteren weitestgehend auf einer Augenhöhe, einer guten Dramaturgie in Dialogen, einem passenden Soundtrack und einer spaßigen Metzel-Ästhetik. Leider ohne jede Fallhöhe, weil der Held von Anfang an ein Halbgott ist. 

Ich mochte John Wick ganz gern als Film-Fastfood. Und ich bin gespannt, wie die beiden Nachfolger das Konzept verbessert haben.

6/10 Hunde für John Wick




- Yoraiko


 

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