Dienstag, 21. Januar 2020

Anime-Review: ONE PUNCH MAN S1 - Nicht so schlecht wie man denkt



One Punch Man ist ein Anime, der im Jahre 2015 ausgestrahlt wurde und eine neue, kleine große Welle des Hypes auslöste, nicht vergleichbar mit Riesenbrocken(Haha!) wie Attack on Titan, aber man kannte die bis dato zwölfteilige Serie um den jungen Saitama, der nur durch körperliches Training stark genug geworden ist, sämtliche Gegner mit nur einem Schlag zu besiegen, auch außerhalb von Anime-Kreisen. Mit der zweiten Staffel dann flaute der Glatzkopf-Rubel auch gleich wieder ab, weil diese wohl beschämend schlecht sein soll. Das konnte mir herzlich egal sein - Ich war von Anfang an nicht dran interessiert. Die zentrale Frage, die man sich sofort unweigerlich stellt, wenn man das Konzept hört, ist natürlich - Wie soll das ein spannender Shonen-Anime sein, wenn die Regel doch ist, dass er jeden mit einem Schlag besiegt und sie das nicht brechen dürfen? Weichen ihm alle die ganze Zeit aus?

Ohne mich groß über OPM informiert zu haben, war meine gängigste These "Die Serie trägt sich über albernen Humor'. Wenn man sich das wenig ausdrucksstarke Gesicht des Helden ansieht, das natürlich sofort zum Meme mutierte, kommt man schnell zu der Annahme, One Punch Man wäre Slapstick-Comedy, welche die ganze Zeit aus der bescheuerten Prämisse flache Gags schindet und so die Massen zum Gröhlen bringt. Tatsächlich ist das gar nicht so unbedingt der Fall. Aber wie generiert sich dann der Schauwert des Anime One Punch Man, wenn der Protagonist von Anfang an unbesiegbar ist? Ganz einfach: 
Er ist nur eine Nebenfigur.

Kurze Zusammenfassung und mein  
TL;DR vorweg:
Saitama war einst ein kleiner, unbedeutender Büroangesteller, bis er überfallen wird und sich schwört stärker zu werden. Er trainiert so lange bis ihm alle Haare ausfallen und wird zu One Punch Man, der schon bald davon gelangweilt ist, keine Gegner zu haben die länger als einen Schlag durchhalten. Er wird jedoch den Androiden Genos als seinen Schüler aufnehmen und zusammen mit ihm in die Heldenvereinigung eintreten, um offizieller 'Held' zu werden - Denn Wesen mit Superkräften sind in dieser Welt ähnlich wie in Bocu no Hero Academia oder X-Men staatlich integriert und beschützen als Teil einer großen Organisation die Gesellschaft.

Ich habe bei One Punch Man ehrlich immer die Nase gerümpft und weigerte mich zu akzeptieren, wenn ich jemanden begeistert darüber sprechen hörte, wie cool das denn alles inszeniert wäre und wie viel Spaß der Anime macht. Ich schob es auf die niederen Ansprüche der Masse und vermutete wie gesagt Humor. Ich hatte nie vor die Serie nachzuholen, aber da ich in letzter Zeit viele Anime unterwegs sehe, gab ich auch diesem alten Hit nochmal eine Chance. Nach Staffel 1 kann ich sagen: Der Anime ist gut. Nicht übermäßig spannend, nicht übermäßig lustig(Aber das will er auch nicht immer sein) aber definitiv sehenswert, wenn man obskure Figuren im Stile der oben genannten Franchises mag. 

Wie also wird das Konzept von OPM aufgelöst? Saitama ist nicht der Protagonist, sondern sein Android Genos. Er geht bei Saitama in die Lehre um so stark zu werden wie er, und bewundert ihn als seinen Meister. Wir verfolgen Genos bei seiner Entwicklung, wie er der Heldenorganisation beitritt und in dieser aufsteigt und wie er vor allem den trägen Saitama motiviert, wieder mehr aus sich heraus zu kommen. Ein Großteil der Kämpfe in den 12 Folgen der ersten Staffel wird nicht von One Punch Man ausgefochten - Sondern von Genos und anderen Helden der Organisation. Saitama taucht nur immer dann auf, wenn sonst wirklich keiner mehr weiterkommt oder alles verloren scheint, um gelangweilt den Tag zu retten. Damit fungiert er als buchstäbliche Deus Ex Machina, wobei ich ihn und den gesamten Anime eher als Parodie auf genau diese und das gesamte Shonengenre empfand - Saitama ist, und das wird schnell klar gemacht, selbst in der Organisation der Helden mit Abstand der mächtigste Charakter der Welt, aber er ist eben ein unmotivierter, lethargischer Schwachkopf. Deswegen bekommt er zunächst nur einen sehr niedrigen Rang und geht dem Zuschauer auch nicht auf die Nerven, indem er ständig alles plättet - Wie gesagt, der Fokus liegt auf Anderen. 

Diese anderen Helden sind größtenteils schon ganz witzig und cool - Von den berühmt-berüchtigt-bescheuerten Tank Top-Brüdern über den Selfmade-Hero von Nebenan Mumen Rider bishin zu meiner bisherigen Lieblingsfigur, dem kleinen Telekinese-Mädchen, Platz 2 der Organisation 'Terrible Tornado' Tatsumaki, die es gar nicht mag wenn man sie klein nennt und Kraft ihres Willens einfach Mal einen Kometen abstürzen lassen kann. One Punch Man ist keine Serie um einen bewundernswerten Helden, es ist vielmehr eine Bühne für eine ganze Riege von Charakteren, die sich gegenseitig auf die Murmel geben. Saitama und Genos übernehmen dann eher die Parts des Slice of Life - Sie wollen die Ränge der Heldenorganisation emporklettern, müssen sich mit Fanpost rumschlagen und sich gegen niederträchtige Konkurrenten zur Wehr setzen. 

Musik und Animationen sind einer der größten Pluspunkte der Serie, da es wie man es von einer AAA-Produktion erwarten kann alles auf recht hohem Niveau stattfindet. Während das Opening für mich keinen wirklichen Reiz hat und das irrelevante 0815-Ending(*schauder*) schon beim ersten Mal danach fleht übersprungen zu werden, sind gerade die späteren Kämpfe innerhalb der Serie passend untermalt. Die Effekte von Saitamas Punches, Tatsumakis Telekinese, von Genos' Cyberwaffen oder auch von schnelleren Schlagabpauschen können sich auch heute noch sehen lassen.

Während der Humor wie eingangs erwähnt sicherlich keine Lachtränen in die Augen treibt tat er mir zumindest auch nicht weh und präsentierte sich zumeist eher als charmantes Beiwerk - Wenn man mal außer Acht lässt, dass 1/3 des Anime reinste Satire sind, was schon bei den lächerlichen Monstergegnern offensichtlich wird. Aber One Punch Man ruht sich darauf eben nicht aus sondern bietet mehr und macht etwas aus seinen albernen Gestalten. 

Die Handlung der ersten Staffel fällt eher unspannend aus und setzt sich mit der Vorstellung der Heldenorganisation so wie den ersten größeren Gegnern außeinander, aber das Pacing ist überaus angenehm und die Episoden lassen sich auch gut am Stück ansehen. Längen gibt es kaum.
Es werden einige Charaktzere und Subplots für die zweite Staffel aufgebaut und Interesse entsteht natürlich vor allem durch die größtenteils noch offenen Hintergründe der Rang S-Helden -> So ist das immer in Shonenmanga & Anime: Sobald du deinen Charactercast in eine Ordnung aus Nummern und Rängen eingliederst, wird die ganze Geschichte automatisch interessanter. Funktioniert quasi immer. Claymore. Naruto. Medaka Box. Kingdom Hearts. 

Eine letzte Sache könnte ich noch zum Finale von One Punch Man schreiben, aber das ist quasi ein Spoiler. Darum färbe ich den nächsten Absatz hell ein und warne hiermit davor.

SPOILER:
One Punch Man ist der Titel der Serie und SELBSTVERSTÄNDLICH fragt man sich vor allem im Laufe der ersten Staffel, wenn die Gegner zunehmend stärker werden, ob man diese Regel tatsächlich beibehalten wird. Ich meine, das MUSS man, oder? Sonst ergäbe der ganze Titel keinen Sinn mehr. Nun, so ironsich es ist, Saitama muss seinen Rekord bereits in der ersten Staffel aufgeben - In seinem letzten Gegner, einem außerirdischen Kaiser, findet er einen für einen zumindest unterhaltsamen Schlagabpausch gewachsenen Feind, den Saitama einmal schlägt und damit nur seine Rüstung zertrümmert. Zwar ist er am Ende doch wieder haushoch überlegen und es wird so hingebogen, dass der Schlag ja nur halbherzig ausgeführt war, aber hey, Regel ist Regel, nicht? Es ist aber auch ein Jammer mit der Dramaturgie, die Opfer verlangt...



Fazit 
Kann man als Action-Comedy-Fan durchaus gucken. Man verpasst nichts, wenn mans auslässt. Fans von Ensamble-Franchises wie X-Men dürften sich hier wohler fühlen als Anhänger persönlich-geprägter Geschichten wie etwa Attack on Titan. Für mich ein nettes Anime-Fastfood für zwischendurch.

7/10 Glatzen für One Punch Man

- Yoraiko


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