Manchmal ist es doch beeindruckend, wie uniform unsere Gesellschaft in einiger Hinsicht ist, wo uns doch in der Regel so viel unterscheidet - Niemand findet farbige Kleidung gut, alle erachten Lakritze als widerliche Ausgeburt der Süßwarenhölle, und geschlossen sind wir der Meinuung, dass Pandababies niedlich sind. Der vielleicht prominenteste Beweis dieser Konvergenz ist das Smartphone - Nichts schweißt mehr zusammen und macht doch im gleichen Moment so betroffen ein Mensch zu sein, als ein Rundumblick in einer Straßenbahn, einem Wartezimmer oder einem anderen, öffentlichen Platz - 8 von 10 Leuten haben das Kinn auf der Brust und starren auf einen Bildschirm hinab. Oder bei Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten oder besonderen Events - Begnügt sich der lebensfrohe Philosoph mit dem Genießen und Erleben des Spektakels, findet er um sich herum überall Roboter, die ihre Handys in starrer Aufwärtslage vor sich halten um auch ja jeden Moment ihrer Existenz festzuhalten und auf Bild zu bannen. Es ist ja geradezu, als würden sie ihre Umwelt nur noch durch eine Handykamera wahrnehmen. Da kann man sich schon mal seiner Spezies schämen.
Auch die Ohren eines Traditionellen bleiben in der schutzlosen Ausgeliefertheit der Öffentlichkeit schon seit vielen Jahren nicht mehr verschont - Hier piept eine Whatsapp-Benachrichtigung, da läutet eine Facebook-Message. Man sollte meinen, es ist eine menschenmögliche Option, das eigene Handy stumm zu schalten. Aber 'menschenmöglich' geht eben auch immer nur vom Durchschnitt aus, und die Hälfte ist sogar dümmer als das. Tja.
Verweigerer existieren noch immer - Selbstbestimme, charakterstarke Menschen zumeist etwas höheren Alters, für die der Leitsatz 'Ein Telefon muss telefonieren können' noch immer als Mantra genügt, sich nicht von diesen neumodischen, überkomplizierten Minicomputern einlullen zu lassen sondern beim guten, alten Grüngelb-Nokia zu bleiben, mit dem man auch gleich den nächstbesten Halunken krankenhausreif prügeln kann. Es braucht eine gewisse Souveränität, anders zu sein und sich einem hochgradig ansteckenden Komfort-Virus zu entziehen, der mehr und mehr ALLE um einen herum auffrisst. Diese Souveränität, das hat der Titel verraten, habe auch ich nun eingebüßt.
In meiner Teenager-Zeit hatte ich nicht viele soziale Kontakte. Oder besser gesagt, ich hatte noch nie besonders viele soziale Kontakte. Das änderte sich auch in meinen frühen 20igern nicht, weswegen ich ganz grundsätzlich den Reiz an 'Smartphones', 'Apps', 'Ständiger Erreichbarkeit' und all diesem Kokolores nie gesehen habe. Ich brauchte es einfach nicht. Auch 'Mobiles Internet' und 'Unterwegs Videos gucken' konnte für mich nicht mal im Ansatz reizvoll sein - was ich im Internet erledigen wollte, konnte ich zuhause tun. Videos konnte ich mir auf mein Pad laden oder ein Buch lesen. Warum auf einem kleinen Bildschirm unterwegs surfen? Ich war technisch immer und in jedem Gerätesegment rückständig, teils aus freiem Willen, teils aus finanzieller Not, teils aus Unwissen.
So begab es sich also, dass dieses süße, kleine Gerät hier, dass von mir den liebevollen Namen 'Klumpi' erhielt, von meinem 15. bis 24. Lebensjahr mein alleiniges Mobilphone stellte:
Damit war ich natürlich schon immer sowohl in Schule, sozialem Umfeld als auch Arbeit ein komischer Kauz, der zeitgemäßeren Persönlichkeiten ein spöttisches Lächeln aufs Gesicht zauberte. Stören tat ich mich daran wenig - Klumpi konnte Telefonieren, SMS versenden, mich wecken, war stabil und handlich. Ich war zufrieden.
Letztes Jahr im Sommer kam mit meinen 24 Sommern der große Umschwung - mein technik-affiner Freund mit IT-Ausbildung übergab mir zum Spottpreis sein nicht mehr genutztes Blackberry. Dieses hier:
Nicht falsch verstehen: Das Handy war schon deutlich älter, immer noch sehr weit weg von dem was wir gemeinhin unter Smartphone verstehen und ich nutzte es OHNE Internet. Dennoch: Es war eine neue Welt für mich. Am prägendsten für meinen Alltag war etwas ganz Profanes - Die Notizfunktion. Die Möglichkeit, immer und überall sofort etwas aufschreiben zu können, vor allem als Erinnerungshilfe, war ein bedeutender Schritt in meiner menschlichen Evolution. Bessere Anrufqualität, zumindest theoretisch verwertbare Kamerafotos, eine unheimlich, UNHEIMLICH gute und intuitive Handytastatur die jede Touch-Tastatur schlägt - ich war glücklich, im letzten Jahrzehnt angekommen zu sein. Mein Blackberry bekam den wenig klanghaften Namen 'Klumpi 2.'
Nun, vor etwa zwei Monaten, folgte allerdings fernab jedem Evolutionsgedanken eine tiefgreifende und vielleicht unvermeidbare Degeneration - Mein Sprung in die Neuzeit.Wie kams? Schon immer, immer immer immer, war ich ein neurotischer Orientierugsproblemfall. Selbst in Leipzig, einer Stadt in der ich seit 11 Jahren lebe, recherchiere ich ausgiebig im Internet jeden neuen Ort und jedes Amt, bevor ich dorthin fahre, um mich auch ja nicht zu verirren. Darum erschienen mir Smartphone-Features wie Navigations-Apps und mobiles Google schon immer wie einer der wenigen Anreize, auf den ich ernsthaft neidisch war. Und nun, da ich öfter in Deutschland umherreisen möchte, KOMME ICH NICHT DRUMHERUM, so etwas zu besitzen - Wie sonst soll ich mich in einer Millionenstadt wie Hamburg zurechtfinden? Es geht nur so, oder mit sehr, sehr viel Planungsarbeit. Außerdem war ich es vielleicht auch ein ganz klein wenig leid, allen und jeden, sei es privat oder geschäftlich, zu sagen, dass ich KEIN VERDAMMTES WHATSAPP HABE!!!!!!
Ich entschied, dass ich mich mit 25 bereit und finanziell stabil genug fühlte, bei euch allen anzukommen. Zu degenerieren. Ein Smombie zu werden. Wieder beriet mich mein Techno-Wizzard, diesmal lange und ausgiebig, bis ich mich nach viel Stress, Hin und Her und Hadern für dieses Schmuckstück entschied:
Ha, da guckt ihr dumm aus der Wäsche, was? War ich lange Zeit vorher weit hinter euch und euren ollen IPhones und Samsung Galaxies hinterher, besitze ich nun für rund 240 € das wahrscheinlich bessere Smartphone als viele von euch. HA!!!
Ich bin jetzt seit zwei Monaten Smartphone-Nutzer, und das seit einer Woche MIT Internetvertrag. Vor ein, zwei Jahren noch unvorstellbar.
Meine bisherige Erfahrung ist durchaus positiv, vor allem die vier leistungsstarken Kameras meines Handys sind eine ENORME Erleichterung, weil ich ENDLICH Fotos von mir und anderen schießen kann die nicht aussehen, als wären sie in einem Kriegsgebiet mit Granatensmog entstanden.
Wirklich bewähren wird sich 'Smartyna' allerdings erst in naher Zukunft, denn ein Kurz-Trip nach Hamburg ist geplant, eine Riesenmetropole in die ich vorher nie einen Fuß gesetzt habe, und der ich mich mit einem Mindestmaß an Vorbereitung, nur mit meiner neuen besten Freundin bewaffnet aussetzen werde. Natürlich gibt es dann auch wieder einen Beitrag darüber, man muss ja alles irgendwie verwursten.
Es wird sich zeigen, ob auch diese dritte, große Handyklasse meines bereits verwesenden Lebens Selbiges bereichern und einschneidend verändern kann, wie es einst Klumpi 2 tat, oder ob der Sprung von einem veralteten Blackberry mit überragender Tastatur zu einem hochmodernen Smartphone vielleicht doch gar nicht so groß ist. Eins steht fest, die Touch-Tastatur macht mich (TROTZ App-Verbesserung) jetztschon wahnsinnig.
Falls jemand Yoraiko, dem bodenständigen und fortschrittlichen Freizeitblogger und Teilzeit-Menschen nachahmen möchte, dies ist das Handy, für das ich mich entschieden habe - Mi 9T Lite
Gratiswerbung für Xiaomi auf diesem unfassbar erfolgreichen Blog, man glaubt es kaum.
EINER VON UNS EINER VON UNS
EINER VON UNS EINER VON UNS
EINER VON UNS EINER VON UNS
EINER VON UNS EINER VON UNS
EINER VON UNS EINER VON UNS
EINER VON UNS EINER VON UNS
EINER VON UNS EINER VON UNS
EINER VON UNS EINER VON UNS
Wow��deine Mobiltelefonhistorie kann ich fast 1-1 so bestätigen, habe sogar noch zwei "Klumpis" zuhause als Wecker im Gebrauch. Auch ich hasse Menschen und nervenaufzerrende Kommunikation jeglicher Art, besonders hasse ich Messenger und Social Media. Berndstatus (ohne Nazimisttum) confirmed, sag ich mal. Lel
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