Freitag, 18. Oktober 2019

Film-Review: Mr. Bean Der ultimative Katastrophenfilm (1997) - Ehrliche Freude


 


Manchmal stelle ich fest, dass es Momente gibt, in denen es mir nicht mehr so viel Spaß macht, Filme, Videospiele oder Serien zu konsumieren oder über sie zu schreiben, weil dabei immer ein gewisser Zynismus mitschwingt. Ich bin ein sehr zynischer und kritischer Mensch, und muss immer erst mal alles, was ich konsumiere, kritisch und kategorisierend betrachten, kaum etwas kann einfach Mal genossen werden, sehe Klischees hier, sehe Filmfehler da, sehe Kriterien. Und selbst wenn mir etwas sehr gut gefällt oder ich es gar in den Himmel lobe, passiert das in der Regel geordnet und wohl durchdacht nach bestimmten Gesichtspunkten, denen eine genaue Beobachtung und Auseinandersetzung vorausging. Ich bin erwachsen, und vielleicht sogar alt geworden. Es ist nicht mehr einfach, etwas ehrlich und unkritisch einfach nur zu genießen

Heute Abend habe ich über meine Bluray zum ersten Mal seit vielen Jahren den ersten Mr. Bean-Film aus dem Jahre 1997 gesehen, und durfte feststellen, dass das ein solches Erlebnis war. Dieser Film bedeutet für mich als 1994 geborenes und mit Mr.Bean aufgewachsenes Kind ehrliche, unzynische Freude. Muss ich bei anderen, älteren, nostalgischen, ja vielleicht sogar lustigen Film immer noch mit den Zähnen knirschen wenn mir all die peinlichen und fremdschämigen Momente und Szenen auffallen, die als Kind an mir vorbei gegangen sind, oder den Kopf schütteln über Fehler oder Dummheiten im Drehbuch, ist mir das bei Bean nicht passiert. Hier lächle ich fast den ganzen Film über, und fühle mich gut. Natürlich fallen mir auch hier zwangsweise ein paar besonders fremdschämige und überinszenierte Momente auf, aber ich schmunzle kurz darüber und dann gehts weiter. Der Fremdscham gehört hier zum Konzept, und genau wie die ursprüngliche Mr. Bean-Serie nimmt sich dieser Film seit jäher so wenig ernst, dass man als Zuschauer kaum kritisch hinterfragen will. 

Mr. Bean steht für eine Marke, die fest in den 90ern und den frühen 2000er-Jahren verankert ist, und die viele untrennbar auch mit ihrer Kindheit verbinden. Schon vor Spongebob, Digimon oder X-Men faszinierte mich die Fernsehserie jeden Abend und brachte mich zum Lachen. Die infantile und unschuldige Comedy ist ein liebgewonnenes Relikt einer heute erwachsenen Generation, und eine Marke, die es heute nicht mehr gibt. Reproduziert wurde so etwas nicht, zumindest nicht erfolgreich - Mr. Bean sollte einzigartig bleiben. Und wie ich heute wieder festgestellt habe, stellt der Film, der alles größer, besser, schöner machen wollte, für mich noch immer den gelungenen Abschluss des Bean-Kosmos dar. Hier wollte man offensichtlich raus aus der TV-Produktion mit kleinem Budget und britischer Atmosphäre, hier wollte man groß, konkurrenzfähig, hollywood sein! Dieser Film wagte keine großen Innovationen, aber das musste er auch gar nicht - Er war gut und charmant in dem, was er schon immer konnte, einen einfältigen, herzensguten und tollpatschigen Mr. Bean zu inszenieren, mit etwas mehr Geld, etwas mehr Glanz und einem anderen Schauplatz als sonst. Anders als die Serie, keine Frage, aber ganz im Geiste der Vorlage. 
Über den zweiten Teil, der auch das tatsächliche Ende des Bean-Kosmos werden sollte, wollen wir nicht reden - Der Film floppte, und das nicht ganz zu unrecht. Zu nah ist man letztendlich an der Sonne geflogen, zu sehr wollte man das amerikanische Kino imitieren, zu weit hat man sich von der Einfachheit des Quellmaterials entfernt. Die Cartoonserie, die sich auch ihre künstlerischen Freiheiten nahm und sich von der Realserie entfernte, bekam diesen Spagat zwischen Eigenidentität und Aufrichtigkeit gegenüber dem Original besser hin. 

Aber ihr merkt schon - Ich verfalle wieder in bekannte Muster.

Mr. Bean - Der Ultimative Katastrophenfilm ist ein alberner Film, der einfach schön ist. Der Spaß macht, den man sich ganz entspannt und beschwingt immer mal wieder ansehen kann, der keinem weh tut. Er ist das filmgewordene Hanuta - Ab und zu essen wir es noch aus Nostalgie, geschmacklich bekommen wir nichts besonderes, aber gefallen tut es uns dann doch. Wenn man einfach mal wieder den Kritiker, den ganzen Zynismus und das ständige Reflektieren für einen Abend aus sich rausschneiden und in einen Schrank sperren möchte, ist dieser Film dafür genau der Richtige. Und fast noch besser, er macht einen gleich wieder Lust auf die Serie, die für mich auch oder gerade heute noch einen tiefenentspannten Sog mit sich bringt, weil die Comedy ruhig, langsam und gemächlich von statten geht. Ganz, ganz anders als das bunte, laute, schnelle Effektgewitter, das heutzutage über uns hereinbricht, wenn wir 
'belustigend unterhalten' werden wollen.

Ach, ich bin alt geworden... aber Mr. Bean lässt mich das für einen kurzen Moment vergessen. Denn hier darf ich Kind sein, und ehrliche Freude empfinden.

7/10 Mütter für Mr.Bean

- Yoraiko




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