Da ich mich in jüngerer Vergangenheit mit einigen kleineren Büchern der Kriminalkönigin Agatha Christie beschäftigt habe, landete auch das Buch 'A MURDER is announced' früher oder später auf meinem Tisch, und war mir ebenso wenig wie 'Schneewittchen-Party' oder 'Alibi' ein Begriff, die ich auch durch meine Familie erhalten hatte. So viel aber kann ich schon verraten, 'AMia' war für mich das Beste der drei Werke aus der zweiten Reihe Christies, und dass trotz Miss Marple, mit der ich persönlich nicht viel anfangen kann.
Die Handlung:
„Ein Mord wird hiermit angekündigt. Er wird Freitag, den 29. Oktober, um 6 Uhr 30 abends in Little Paddocks verübt. Freunde und Bekannte sind herzlichst eingeladen, daran teilzunehmen. Eine zweite Aufforderung erfolgt nicht.“
Diese Anzeige erscheint in der wöchentlichen Zeitung eines verschlafenen Kleinstädtchens, und auch die Besitzerin des Anwesens Little Paddocks, Letitia Blacklock, ist äußerst überrascht und stellt sich darauf ein, Gäste zum fragwürdigen Anlass zu empfangen. Eine kleine Feierlichkeit findet statt, und tatsächlich - Es kommt zum Attentat auf Miss Blacklock, das schief geht, und am Ende den Attentäter selbst erschossen zurücklässt. Was ist nur passiert?
'A MURDER is announced' hat mich deutlich länger gebunden als ich es bei der überschaubaren Dicke des Buches zunächst angenommen hatte, und auch länger als And then there was no one, was zum einen sicher daran lag, dass das Buch auf für mich in recht anstrengendem Englisch geschrieben war, und zum anderen daran, dass der Inhalt selbst in der ersten Hälfte sehr träge und zäh präsentiert ist. Zum Ersten muss man sagen, dass ich an anderer Stelle die zeitgemäße Sprache von Christies Büchern lobe, weil ich sie als der Atmosphäre zuträglich empfinde. Das Ganze wird aber deutlich unangenehmer, wenn man plötzlich altbackenes Englisch lesen und übersetzen muss. Das zweitere Problem ist eine Eigenart, die ich an Christies Bücher feststelle - Abgesehen von ihren wirklich großen, populären Werken benötigen ihre Bücher immer eine lange Zeit, um in Fahrt zu kommen und den Leser zu fesseln. Die Geschichte und die Aufklärung des Mordfalls in diesem Buch kommt nur sehr, sehr langsam voran, und alles zieht sich in der ersten Hälfte beschwerlich, weil sich wieder eine vielleicht zu ausufernde Menge Zeit genommen wird, um alle Charaktere, deren Beziehungen zueinander und die Ruhe vor dem Sturm, als man auf den nächsten Anschlag wartet, ausreichend zu beschreiben. Und ich konnte abermals die meisten Charaktere nicht auseinanderhalten, was mein Fehler oder der des Buches gewesen sein mag. Ich weiß es nicht. Die paar wichtigsten Charaktere konnte ich zuordnen, schon, aber den Großteil der familiären Bekanntschaft nicht. Zu viele zu gleich klingende Namen und kaum Persönlichkeit muss man der Besetzung Christies hier ankreiden. Ich hatte das Buch damals noch vor dem Orientexpress angefangen, weil es so dünn und kompakt ist, aber man kommt alles in allem dennoch nicht gut hindurch.
An Geschwindigkeit gewinnt die Erzählung endlich, wenn ein bestimmtes, zweites, tragisches Ereignis stattfindet. Ab diesem Punkt musste ich mich nicht mehr zum Weiterlesen zwingen, weil sich die Dramatik und das Tempo der Ermittlungen überfällig spürbar erhöhten. Das letzte Drittel des Buches mochte ich schlussendlich auch noch ganz gern, und die Auflösung war schlüssig, durchdacht und befriedigend.
Das klingt jetzt alles eher negativ, wo ich das Buch doch als das Beste der von mir gelesenen Zwergenwerke Agatha Christies bezeichnet habe, aber damit meinte ich auch eher das am wenigsten Schlechte. Im letzten Drittel von
A Murder is announced beginnt man tatsächlich, mit einigen Personen ernsthaft mitzufühlen, man beginnt Zusammenhänge zu verstehen und mitzurätseln, und nach der Auflösung, der sprichwörtlichen Katze aus dem Sack, versammelt sich Detektivin Miss Marple nochmals mit allen relevanten Personen um ein Kaminfeuer, um den Fall in allen Einzelheiten zu besprechen und aufzuklären. Handwerklich kein sehr sauberes Mittel, um den Leser auch garantiert nicht mit Fragezeichen über dem Kopf zurückzulassen, aber auf jeden Fall ein Willkommenes.
Das Buch ist schwierig zu empfehlen, weil ein Großteil der Erzählung dann doch Geduld und Aufmerksamkeit verlangt, wenn überhaupt sollte man es also unbedingt auf deutsch lesen, wenn man nicht wirklich, tatsächlich, beeindruckend gut in Englisch ist. Und ich dachte, ich wäre es. Mag man einen Krimi mit guter und durchdachter Auflösung hinten raus, ist A Murder is Announced die aufgebrachte Geduld und Zeit aber allemal wert.
5,5/10 Zeitungen für Ein Mord wird verkündet
- Yoraiko
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