Mittwoch, 25. September 2019

RPG Maker-Review: Aliminator (2003)



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Erstellungsjahr: 2003
Ersteller: Kelven
Genre: Horror, Shooter, Scifi
Spielzeit: Ca. 2 - 3 Stunden
Engine: RPG Maker 2000



Die frühesten Werke Kelvens haben es ansich, dass sie experimentell wirken. Sie zeigen auf, dass der heute als Fließband-Ersteller bekannte Makerveteran sich ausprobiert und einfach getan hat, wonach ihm gerade der Sinn stand. Dabei kamen vielleicht nicht immer schöne Schwäne heraus, aber mit Sicherheit auch keine hässlichen Entlein. Und während ähnlich frühe Titel wie Eterna eine ganz andere Klasse und Ausrichtung haben, gab es auch vergessene Werke wie den Scifi-Horror Aliminator. Aliminator… für mich persönlich damals mein erster Scifi-Shooter oder auch Horror-Shooter, auf dem Maker und überhaupt. Weder wurde dem Spiel eine Bekanntheit zuteil, die auch nur an der Haube der 'Großen Drei' (Zwielicht, Licht und Finsternis, Eterna) kratzte, noch erinnerte sich einige Jahre später noch jemand daran. Zurecht, wie man sagen muss. Aliminator hat es nicht nötig, dass man es nochmal spielt, denn es ist nicht mehr als ein früher Entwicklungsschritt in der Karriereleiter Kelvens. Ein paar Stunden ist das Spiel stark, dann darf man ausmachen. Doch was letztendlich hinter dem ambitionierten Gruselspiel steckte, darüber möchte ich hier kurz sprechen.
   

                      


 

Die Geschichte, die hier selbstverständlich nur als hauchdünner Vorwand dient, passt auf eine Coladose: Eine Mienenstation auf einem fremden Planeten gibt seit Monaten kein Lebenszeichen mehr von sich, und man entsendet einen Trupp Space-Marines inklusive einer Alien-Killerin, das sind wir. In den folgenden zwei bis drei Stunden schießen wir uns durch Außerirdische und anderes Gesocks um herauszufinden, was hier nur passiert sein könnte. 


Die ersten 20 Minuten. Ich betone immer wieder, wie ungemein wichtig dieser Abschnitt für ein RPG Maker-Spiel ist, VOR ALLEM in Horrorspielen. In Aliminator sind es diese 20 Minuten, in denen der Titel glänzt - Die Atmosphäre ist zum Schneiden dick, die metallenen Wände der Raumstation raunen unheilvolle Ereignisse, und die Musik erzeugt sehr effektiv ein Unwohlsein. Der springende Punkt ist, dass wir noch nicht wissen, womit wir es zu tun haben. Aliminator ist zu Beginn noch kein Shooter sondern ein Horrorspiel. Und das hat es ganz gut gemacht. Wenn alle Charaktere zusammen die Station betreten, sich trennen, es langsam mysteriös wird, man einsam durch leere, flackernde Gänge schleicht und Kinderlachen hört. Wenn man meterlange Blutspuren in ansonsten leeren Gängen vorfindet. Im Umkehrschluss wird diese Stärke allerdings sofort verworfen, sobald der erste Aliengegner auftaucht. Von da an gibt es kein Drumherum mehr, sondern nur noch stumpfes Shooter-Gameplay bis zum Schluss. Leider wird Aliminator auch mit zunehmender Spieldauer von Minute zu Minute schlechter. Das monotone Alientöten in den immer gleichen Gängen wird schnell langweilig, der Plot und die Dialoge sind so erzwungen und teilweise haarsträubend, dass Ärzte mit Holzstöcken gestandene Marinesoldaten K.O. hauen. Und auch Grafisch oder Musikalisch hat Kelven sich hier nicht in größere Mühen gestürzt, sondern erst Mal einfach nur gemacht. Die gefühlten zwei Silent Hill-Themes wirken bei ihren ersten Einsätzen noch wahnsinnig atmosphärisch und gruselig, aber nach der vierzigsten Map mit dem immergleichen Gedudel wünscht man sich eigentlich nur noch etwas Ruhe, um vielleicht auch mal ein Gefühl für die Raumstation zu entwickeln. 


                       



Abschnittweise offenbart Aliminator immer mal wieder interessante Umgebungen - Zum Beispiel verdunkelte Räume mit Rotlicht, Gewächshäuser, Flackergänge. Es ist jedes Mal aufs Neue schade, dass keines dieser Konzepte - vom Gewächshaus vielleicht mal noch abgesehen - ordentlich umgesetzt wurde, so dass auch diese potentiellen Atmosphärebringer zu bloßen Durchlauf-Maps verkamen.

 

Die Präsentation ist einprägsam - Pictures wurden gescrollt, gezoomt und auf andere Arten in Szene gesetzt. Das ist durchaus effektiv und stimmungsfördernd gewesen, scheiterte letztendlich aber fatal an den Grafiken selbst, welche damals nun mal noch nicht die Ausgearbeitetesten waren. Würde Kelven diese Techniken aber heute nochmals benutzen, würde das wahrscheinlich sehr, sehr unheimlich für uns alle werden.

                      



Story und Charaktere sind wie gesagt kaum von Wert. Würde mir heutzutage noch jemand einen Trope wie das verstorbene “Warum hast du mich nicht beschützt, Mama?”-Kind oder den naiv-grausamen Psychodoktor vorsetzen, so hätte er meine Aufmerksamkeit verloren. Ebenso wie es heute nich mehr ratsam ist, dass sich Charaktere, die ein elitäres, jahrelanges Training hinter sich haben sollten, sich verhalten wie die läufige Teenager in einem 90s Slasher. Im späteren Verlauf wird Aliminator zudem zu einem Silent Hill-Verschlag, was das Spiel meiner Meinung nach wirklich nicht gebraucht hätte und merklich runterzieht, also, noch weiter. Da das Spiel aber derartig alt ist und Kelven seinen Fokus an ganz andere Baustellen gesetzt hat, kann man diesen Aspekt mit einem Schulterzucken abtun, wenn man denn schon einen solchen Shooter spielt.

 

Der letzte Kampf ist wie so ziemlich jeder Kampf im Spiel keine Herausforderung, und das Ende… ist kommentarlos und minimalistisch. Ein bitteres Ende, dass unsere Heldin nicht gut wegkommen lässt, was einem dann, auch wenn sie nicht mehr war als ein laufendes Plotgerät, ein bisschen leid tun kann. So ein Ende war damals für Spieler, die sich stundenlang durch die Station geballert hatten, um den Hintern der Protagonistin zu retten, wie ein erhobener Mittelfinger. 

                       



Erklärungen oder jegliche Hintergründe zu den Aliens im Spiel gab es auch nicht, aber zur Abwechslung bin und war ich hier der Meinung, dass das auch okay so war. Genau wie das minimalistische Ende ohne alles. Es funktionierte so, weil Aliminator letztendlich konsequent bis zum Schluss das ist, was es sein will: Ein Shooter. Keine Geschichte.

 

Aliminator ist nicht in Würde gealtert, es ist kein gutes Spiel und kein guter Shooter. Aber für mich ist es nach wie vor ein prägender Abriss damaliger Scifi-Shooter und ein nostalgisches, verschrobenes Vorzeige-Werk für angestaubten Scifi-Makerhorror. Ich werde es sicherlich nicht nochmals durchspielen, aber vielleicht, ab und an, doch nochmal den Anfang erleben. 
So war das damals. 




3/10 Marines für Aliminator





- Yoraiko



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