Ein schwacher zweiter Teil. Das ist für mich die Tagline für Band 2 von Ikigami. Nachdem der erste Band, zu dem ich nichts Konkretes geschrieben habe, damals für mich wie aus dem Nichts kam und überraschend stark war, lässt der zweite Band wie erwartet erst mal deutlich nach, so ist es ja auch üblich. Dabei ist die erste vorgestellte Geschichte ein wenig besser und überraschender als die vorhersehbare Zweite, und spielt auch mit dem Konzept des Todesbriefes, der dem Unglücklichen 24h zum Leben lässt, gut herum.
So empfand ich Droge der Liebe vor allem als einigermaßen gelungen, weil es emotional stark, durchaus komplex und mit dem einen oder anderen Twist ausgestattet war. Die Geschichte des Versagers, der nichts hinbekommt, aber jemanden an seiner Seite hat, der sich für ihn einsetzt, funktioniert eigentlich immer, so auch in Serien wie WELCOME TO THE NHK. Ikigami spielt hier erst mit der Erwartung, wer den Todesbrief tatsächlich bekommt, und auch mit Kazusas Charakter. Letztere war durchaus jemand, mit dem man mitfühlen konnte, und dadurch mehr und mehr auch der Protagonist. Dass die Droge der Liebe letztendlich entgegen dem angedachten Sinn dafür sorgt, dass sich das liebende Pärchen nicht noch einmal sehen kann, ist zwar einerseits eine Anti-Drogen-Message mit dem erhobenen Zeigefinger, andererseits aber auch ein unheimlich raffinierter Twist, weil Kazusa es ist die die Drogen nimmt als Person, die Drogen die ganze Zeit verflucht hat. Außerdem schön, dass immer wieder kleine Momente des eigentlichen Protagonisten von Ikigami, Kengo, eingestreut werden, da die übergeordnete Geschichte und Welt natürlich das eigentliche Interessante am Manga ist. Ganz an die beiden Erzählungen des ersten Bandes kommt diese Kurzgeschichte zwar nicht, aber sie war deutlich stärker als das Debakel danach.
Die Nacht vor der Einberufung empfand ich als ganz furchtbar. Die Geschichte war vollkommen vorhersehbar, emotional platt, erzählerisch platt und deutlich weniger durchdacht als die bisherigen Stories. Es ist immer sehr fragwürdig, wenn ein Charakter nur dadurch etwas erreicht bzw. anerkannt wird, weil er einer anderen Person ähnlich sieht. Und das passiert auch hier - Es wird dem Leser vorgegaukelt, der sterbende Protagonist habe eine Beziehung zu dieser alten Frau, dabei könnte sie ihm egaler nicht sein. Er sieht eben nur ihrem Mann ähnlich. Auch sonst hatte ich nicht viel für den Hauptcharakter übrig, das Beste an der Geschichte waren wieder die Sprünge herüber zum Ikigami-Boten Kengo, und seinem Aufeinandertreffen mit einer (latent-psychopathischen) Psychologin.
Was sich für mein Empfinden auch sehr, sehr schnell abnutzt sind die 'emotionalen Ausschreie'. Also diese Momente, wenn ein Charakter wie für eine Genkidama Kraft und Emotionen sammelt und im nächsten Moment sein ganzes Leid hinausbrüllt. Da das im Manga bisher jedes Mal einfach als ein großes Panel oder ein 'AAAAAAAAAAAaaaaHHHHHHHHHHHHH', 'UWAAAAAAAAAAAAAAAAH' dargestellt wurde wirkt das immer leicht albern. Ich kann mir da ein Schmunzeln nicht verkneifen, aber vielleicht bin das auch nur ich.
Mal sehen, wann der dritte Band zufällig in meinen Besitz wandern wird, die Serie hat mich leider nach Band 1 nie genug interessiert, bewusst in sie zu investieren. Aber das ist das Gute an ihrem Format, man muss nicht dran bleiben. Man kann jederzeit wieder einsteigen. Es sei denn, man stirbt in 24 Stunden.
- Yoraiko
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