Sonntag, 25. August 2019

Von Bestell-Essen und Lieferservices



Oh Boy, wir reden also über dieses Thema, was? 
Dann tun wir es wenigstens in Würde und Anstand! Denn wenn man zweifellos eines über das Bestellen von Essen sagen kann, dann wohl, dass es kaum ein so universelles und auf alle Personengruppen der unteren bis mittleren Gesellschaftsschichten anwendbares Thema gibt wie Lieferessen. Wir alle kennen es. Wir alle haben uns schon schuldig gemacht. Und wir alle haben es genossen.

Lieferessen gab es selbstverständlich auch schon vor der breiten Aufstellung des Internets in den frühen 2000ern, aber so richtig geboomt hat die Industrie eben doch erst mit dem Abendessen auf Klick. Das mag auch und vor allem daran liegen, dass der Bestellvorgang zuvor einen Telefonanruf voraussetzte - Der HORROR. In schlechter Verbindung einer undeutlichen Stimme die gewünschten Ziffern der unübersichtlichen Karte durchgeben. Der Albtraum jedes Phobikers. Heutzutage ist es einfacher als je zuvor, innerhalb von fünf Minuten eine warme Mahlzeit zu bestellen und diese 45 Minuten später auf der Türschwelle überreicht zu bekommen. Aber muss man das deswegen auch gleich machen? 

Grundsätzlich hat Lieferessen nicht den besten Ruf - Ähnlich wie Fastfood und Fertiggerichte steht es im Verdacht, zumeist doch eher ungesund zu sein, zudem wäre es teurer, als einfach selbst etwas zu kochen. Wenn wir uns aber die Online-Angebote im Lauf der Zeit so ansehen, stellen wir bald fest, dass die verfügbaren Möglichkeiten schon lange, lange über schnöde Pizza und Pommes hinausgehen. Vorbei sind die Tage, da Essen bestellen ein Synonym für Fastfood war - Heutzutage kann man Sushi, Vegetarische Spezialitäten, Salate, Fischgerichte, Kartoffelpüree oder sogar orientalische Delikatessen bestellen, das Meiste davon frisch aus der Zubereitung und oft sogar in Qualität - Die Pizza vom Italiener, der sie aus seinem Steinofen zieht, das Sushi vom Japaner, der dafür das nötige Know-how besitzt. 
Wer Essen bestellen und seinen Körper dabei dennoch respektieren will, hat dazu mittlerweile mehr als genug Optionen. Auch, wenn diese im Preis sehr schwanken, was uns zu Vorurteil Nummer 2 bringt - Teuer.

Jaha, wenn wir manchmal - Sonntagabend um 21:00 Uhr -  wieder nicht ordentlich eingekauft haben weil wir uns dachten "Ach komm, mit einer halben Tüte Reis, Dosenbohnen und Pulversoße komme ich schon noch irgendwie durchs Wochenende", und abwägen, ob wir nicht vielleicht Essen bestellen sollen, ist das zumeist der entscheidende Faktor - Vorher wollten wir keine 10 € ausgeben um noch vor dem Wochenende Zutaten zu kaufen die eine Woche gereicht hätten, jetzt sind wir hungrig und denken uns bei einer Pizza für 8 € vielleicht 'Ach komm, scheiß drauf.' Ein sehr ungesunder Ablauf, aber mir leider nur allzu bekannt. Aber auch hier muss man sagen, dass Grün nicht gleich Grün ist. Das Angebot der namhaften Online-Lieferservices, die Restaurants auf ihrer Website sammeln, lässt es durchaus zu, dass man nach Preisen und Mindestbestellwert filtert. Wenn euch die Qualität eures warmen Gerichtes eventuell gar nicht so wichtig ist, sondern es euch wie mir oft in dieser Situation nur darum geht, schnell etwas Füllendes in den Magen zu bekommen, dann landet ihr bevor ihr euch's verseht bei den charmanten Billig-Lieferanten, die euch eine 32cm-Pizza für 5,50 € kredenzen. 

Ist das günstig? Nein, natürlich könnte man für 5 € im Supermarkt immer noch Zutaten kaufen, die für 3-4 Tage reichen, aber im Kontext von Lieferessen sind 5,50 € für ein warmes, mehr als sättigendes Gericht dieser Größe auf Lieferung durchaus fair. Ich persönlich bestelle heute nicht mehr viel, dazu mehr weiter unten, aber selbst in meinen Liefer-Hochzeiten war ich nur sehr, sehr selten bereit, an der 10€-Grenze zu kratzen. Wer sparen will, der kann das tun, und dabei lohnt sich auch das Vergleichen der Online-Angebote definitiv - Rabatte sind eine Option, verschiedene Sammelseiten eine Andere. Aber Vorsicht: Seiten wie ein bestimmter Held schlagen auf die Preise sämtlicher Gerichte gegenüber der Konkurrenz gerne 1-2 € drauf, nur um diese dann zu Aktionen mit Schein-Rabatten attraktiver zu machen.

Eine ganz andere Perspektive auf das Thema 'Fremdessen', das für mich vor etwa drei Jahren relevant wurde, als ich in meine jetzige Wohnung zog, sind nahegelegene Restaurants. Plötzlich muss man das Lieferessen nicht mehr bestellen - Man kann es sich abholen. Für mich war das eine neue Welt. Zum besseren Verständnis - Genau gegenüber meiner Wohnung liegt ein größeres, orientalisches Restaurant. Es dauert 20 Sekunden, dorthin zu gelangen. Die Karte bietet alles, was das Herz begehrt - Eine Bäckerei, eine breite Pizza-, Pasta-, und Reis-Palette, Orientalisches, Getränke, du nennst es, sie haben es. Hier kannst du dein Abendessen tatsächlich heiß und frisch entgegennehmen, aber es gibt noch einen anderen entscheidenden Vorteil, den lokale Anbieter haben - Sie sind günstiger und besser. Für eine 30cm-Pizza zahle ich hier 3,90 €. Bei diesem Preis kann man nicht länger sagen, dass das Kaufen der Zutaten bedeutend günstiger wäre als die Pizza selbst. Und für diesen Spottpreis bekommt man in meinem Fall frische, saubere Ware. Und ich unterstütze meinen lokalen Händler. Das ist dem Lieferservice also in jeder Situation vorzuziehen.

Ein Argument, auf das ich häufig gestoßen bin und auf das ich eingehen möchte, ist die Sache mit dem selber kochen. Man solle ja kein Essen bestellen, sondern es einfach selbst machen, denn das ist gesünder, günstiger und man weiß was drin ist. Meine Reaktion darauf wäre, dass der ureigenste Grund, warum man Lieferessen und Fertigessen zu sich nimmt, Zeit-, und Kraftmangel ist. Man kommt von einem langen, harten Tag oder es ist bereits spät - Dann habe ich keine Lust und Kraft mehr, mich noch zwei Stunden in die Küche zu stellen, um dann zehn Minuten zu essen. Das mit der Gesundheit und den Preisen habe ich ja schon angesprochen. Aber als Zeit-Einsparer empfinde ich Fremdessen auch heute noch als legitim. Kochen ist schön und macht Spaß, aber nur allzu oft findet man dafür unter der Woche nicht die benötigte Zeit oder Muse. 

Ich persönlich muss sagen, dass ich gerade als Teenager sehr oft Essen bestellt habe. Zwar bei den erwähnten Billigservices, aber man hat es mir irgendwann schon angesehen. Glücklicherweise habe ich nicht immer nur Pizza Margerita bestellt, oft fand ich heraus, dass auch die erschwinglicheren asiatischen Restaurants tolle Nudel-, oder Reisgerichte anboten, die sich dann sogar noch anschickten, gesund zu sein. Heute besitze ich einen Reiskocher, einen Ofen und eine Mikrowelle und habe besagtes Restaurant direkt gegenüber der Straße. Wenn überhaupt, bestelle ich also nur bei Famlie und Freunden mit. Dennoch vergesse ich nicht den Wert und die Bedeutung, die Liefer-Essen mittlerweile in unserer Gesellschaft hat, und die noch immer zunimmt, wenn man sich ansieht, wie es mittlerweile sogar Lieferservices für Getränke oder Eis gibt.

Ich finde die Entwicklung nicht schlecht, mehr Angebote sind immer gut, so lange man damit umzugehen weiß. Ich kenne Leute, die bestellen vollkommen unreflektiert einfach jeden zweiten Tag Sushi und Pizza, und beschweren sich dann, dass sie kein Geld haben oder dick werden. Oder Marken-Pizzaservices, die um ein Vielfaches teurer sind als alle anderen aber wegen ihrer Bekanntheit dennoch stark frequentiert werden. So etwas ist mir befremdlich, aber es soll sich aus der Welt des Essens auf Rädern jeder das herauspicken, was er für sich am besten hält. 


Es gibt noch einen anderen Aspekt in dem Themenkomplex, der eine wichtige Rolle spielt - Der Umgang mit dem Lieferanten. Es ist seit jäher ungeschriebenes Gesetz und grundsätzliche Netiquette, dass ein Essenslieferant Trinkgeld bekommt. Auf Umwegen habe ich mal erfahren, dass Leute auch Postboten Trinkgeld geben, aber das würde mir niemals in den Sinn kommen. Bei Essenslieferanten jedoch gehört das für mich schon immer dazu. Nur wie viel gibt man? Wie viel ist einem dieser Akt der Freundlichkeit wert, und wie viel hat man insgesamt für sein Essen ausgegeben, wenn man das Trinkgeld auf den Preis aufrechnet? Hat man die zwei Stunden, die man vorher für das vergleichen der Preise aufgewendet hat um 2 € zu sparen, damit gleich wieder obsolet gemacht? Persönlich habe ich mich immer so bei knapp einem Euro eingependelt. Manche meinen, unter 2 € geht gar nicht, aber wenn ich eine Pizza für 5 € bestelle wäre mir das zu viel. Was auch schon seltener vorkam, war dass ich kaum Kleingeld da hatte und dann nur so 56 - 60 ct in kleinen Münzen gegeben habe. Das war allerdings dermaßen unangenehm, dass ich es dann meistens vermieden haben, überhaupt Trinkgeld zu geben. 
Schon paradox, oder? 

Außerdem geben viele das Trinkgeld ja nach Zufriedenheit, quasi eine Message an das Restaurant. Kommt das Essen zu spät, gibt es kein Trinkgeld. Ich habe da selten eine Verbindung gezogen und das unabhängig voneinander betrachtet. Wenn da ein Typ 22 Uhr vor meiner Tür steht und mir Essen bringt darf er dafür auch einen Euro extra kassieren. Nur wenn es wirklich mal Verspätungen von 2-3h gab (Und ja, die gab es) ging der wahrscheinlich unschuldige Lieferant leer aus. 

Geschmacklich gab es für mich sowohl bei Lieferessen als auch bei den Gerichten lokaler Anbieter nur sehr selten Anlass zur Unzufriedenheit. Hier mal ein paar pappige Tortellini, da mal eine kalte Pizza, aber zumeist doch warme, leckere Mahlzeiten, die auch der Hauptgrund für das bestellen von Pizzas ist - Sie schmecken eigenlich IMMER besser als Tiefkühlpizzen oder sogar Selbstgemachte. Das ist im Gegenzug zu Dingen wie Nudeln ein echtes Alleinstellungsmerkmal. 

Und somit dürfte ich auch schon wieder fertig sein mit meinen prägnantesten Gedanken zum Thema Lieferservices und Fremdessen. Den Fall Fertigesessen kann man in einem ganz eigenen Artikel mal besprechen, also werde ich das gegebenfalls auch irgendwann tun. Bestellt Essen, aber tut es bewusst. Oder noch besser, holt euch eure Abendmahlzeit beim lokalen Händler. Oder NOCH besser - Kauft Freitags einfach vernünftig ein.
Nein, ihr übersteht das Wochenende nicht mit drei Bananen, ein paar Nudeln und den Fischresten von Vorgestern.
Wirklich nicht. 
Die 10€ an Investion lohnen sich. 
Ob nun in das Gericht von jemand anderen, oder in Zutaten für eure eigene Küche - Das zeigt in der Regel die Erfahrung. 

- Yoraiko 










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