Samstag, 24. August 2019

RPG Maker-Review - Mondschein (2006)





Mondschein… meine Güte, wie viel mich mit diesem alten Klassiker der Makerszene verbindet. Im Gegenteil zu vielen anderen Makerspielen ist dieses in Würde gealtert und auch heute noch absolut zeitgemäß und vorzeigbar. Dabei betrachte ich persönlich Mondschein als Großgott des Grindings, weil das Spiel aus meiner Sicht das Leveln perfektioniert hat und es mir nirgendwo mehr Spaß machte als hier. Dabei nahm Ersteller ani-kun sein Werk oft selbst nicht ernst und präsentierte einen sehr speziellen, charmanten Humor, welcher sich allerdings nicht mit der ernsten, wenn auch fast nebensächlichen, Story beißte. Nicht übermäßige Nostalgie für Story und Charaktere waren es, die mich so auf Mondschein anheizten und heute noch motivieren. Nein, das Kampfsystem, der ganz eigene Japano-Stil und die mitunter fantastische Inszenierung machen aus diesem Werk einen zeitlosen Klassiker, der aber meines Wissens nie größer besprochen wurde. Absolut unverzeihlich.

Seine Hochzeit hatte der RPG Maker in den frühen 2000ern, und auch in diesem Zeitraum wurde Mondschein populär. Die Story ist klassisch, Fynn möchte Astronaut werden und zu den Sternen fliegen, wie sein verschwundener Vater. Dafür schreibt er sich bei einer Raumfahrtorganisation ein, macht Karriere, wird auf einem Flug von Aliens angegriffen, rettet sich in eine Kapsel und stürzt irgendwann auf einer neuen Heimat ab. Ja, die Story ist sehr klassisch, aber die Inszenierung wiegt bei Mondschein schwerer. Schon das für deutsche Makerkultur klassische Bild von Fynn als altem Mann auf einer Abendklippe im Intro ist ein schöner Anblick, die Musik ist in Mondschein eigentlich immer top, viele Stücke aus Castlevania finden sich im Soundtrack, aber auch unbekannte Stücke wie das Orbital Battle-Theme vom Finale, dessen Ursprung ich bis heute nicht kenne.

Dabei spielt im Geschehen die Handlung von Mondschein eine wichtige Rolle - Es erreichte seinerzeit, was nur wenigen Spielen gelingt, sein sie Maker oder kommerziell - Eine ernste, mit emotionalen Höhepunkten gespickte Geschichte mit teilweise wirklich albernem (Meta-)Humor zu verbinden, der sich nie unpassend anfühlte. Allein das ist ein Alleinstellungsmerkmal, aber die erwähnte Geschichte, die letztendlich guter Scifi-Standard um eine allesvernichtende künstliche Intelligenz die Welten zerstört ist, macht am Ende wirklich einen großen dramaturgischen Sprung in der Inszenierung, und das Finale, das empfinde ich persönlich als eines der gelungensten und mitreißendsten aller Zeiten, im Kontext von RPG Maker-Spielen. Musik, optische Effekte, Dialoge - Gänsehaut. Man fühlt sich belohnt dafür, dass man eine beschwerliche Reise auf sich genommen hat, und fast noch wichtiger, Mondschein ist eines der RPG Maker-Spiele, die man an einer Hand abzählen kann, die ein (hervorragendes) Postgame haben, und einen nicht einfach auf den Titelscreen zurückwerfen. 

Das Postgame

Mondschein bietet seinem Spieler viele Möglichkeiten, noch etwas länger Spaß mit ihm zu haben - Vom New Game+, das hier wirklich mal Sinn macht über die weitere Erkundung der Welt nebst geheimer Hintergrundgeschichte und bockschwerem Bonus-Dungeon mit ultimativem Endgegner ist alles dabei, was man sich so wünscht. Ich habe viel Zeit mit Mondschein verbracht, und auch heute noch hätte ich viel Lust, mal wieder eine neue Reise zu starten, nicht zuletzt wegen dem hervorragenden Kampfsystem. 

Das Kampfsystem

Der RPG Maker 2000-Standard in Sachen Kämpfe ist ein Textschirm mit Auswahlmöglichkeiten. Titel wie Unterwegs in Düsterburg oder Die Reise ins All zeigten, wie man mehr herausholen kann, aber in der Regel war es wenig aufregend. Das Action-anmutende Kampfsystem Mondscheins, das komplett selbst gescripted ist, besteht letztendlich auch nur aus Optionen, kommt mit seiner belebten Inszenierung aber deutlich interaktiver und unterhaltsamer daher. Die Kampfanimationen sind wunderbar, gerade für damalige Verhältnisse, und die Mechanik außerhalb der Kämpfe, über die es keine Zufallsencounter sondern einen festgesetzten Radius um Gegner gab, den man berühren musste um sie auszulösen, war und ist ebenfalls sehr erfrischend. Nichts ist schlimmer als Random Encounter. Zuletzt werden die Kämpfe auch extrem schwer und zeitaufwendig, da viele der späteren Bosse enorm viel Leben haben, aber es wird einem dabei selten langweilig. Langweilig wird einem auch sonst kaum, wenn man so durch die Welt von Mondschein zieht.
Das Gameplay

Grundsätzlich kämpft man natürlich sehr viel, aber abgesehen davon sammelt man überall in der Welt blinkende Bierdeckel (für eine wenig lohnenswerte Belohnung...) ein, muss sich durch extrem lange, Ausdauer-fordernde und fordernde Gebiete navigieren, und dabei sehr gut seine Ressourcen managen, da ein Verlassen des Gebietes im Respawnen aller Gegner mündet. Auch das eine oder andere Minispiel ist vorhanden, und im sogenannten Tempel von ani-chan gibt es derer eine Hand voll, in denen man Punkte für besondere Preise gewinnen kann. Auch damals kein neues Konzept im Maker, aber eines das selten so gut aufging wie hier. Auch Gespräche mit so gut wie allen NPCs sind witzig oder lesenswert, eine Kunst die sehr wenige, große Makerspiele bis heute durchführen können, und in bestimmten Episoden wechselt sogar kurz das Genre des Spiels zu so etwas Ähnlichem wie Horror(!!).

Mondschein - Fazit


Mondschein ist eines der älteren Makerspiele, das sich keiner Glorifizierung schuldig macht und sämtliche Versprechen, die es uns in meinen Erinnerungen macht, auch vollkommen einhält.Wenn ihr mit dem Maker noch nicht vertraut seid, aber mit dem Gedanken spielt, eines dieser kostenlosen Retrogames dann doch mal einzuwerfen, ist Mondschein eine ausgezeichnete Wahl. Es gibt keine veralteten Gameplay oder Grafik-Einschränkungen, ihr bekommt ein noch immer frisches, tragisches, witziges, charmantes 2D-Pixelspiel, das euch garantiert im einen oder anderen Moment im Gedächtnis bleiben wir, und sei es nur wegen der Inszenierung, die aus simplen Mitteln großspurige Videosequenzen schneidet, die einem die Kinnlade hinabfallen lassen. Mondschein ist nicht umsonst einer der großen Klassiker der deutschen Szene, und das auch mehr als verdient.


8/10 Bierdeckel für Mondschein


- Yoraiko




2 Kommentare:

  1. Yep, Mondschein war genial☺️��

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  2. wo kann ich das runtimepack dafür runterladen um es zu spielen?

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