Dienstag, 9. Juli 2019

Film-Review - Honeymoon (2014)




Dieses kurze Review habe ich 2015 für ein Forum geschrieben, ich empfinde es als lesenswert und gönne vor allem dem vorgestellten Indiefilm jede zusätzliche Aufmerksamkeit. Viel Vergnügen.


(Review könnte leichte Spoiler enthalten)

Wieder ein totaler Indie-Film, den wahrscheinlich weniger Leute kennen als daran mitgewirkt haben. Das mag zum einen an dem niedrigen Budget liegen, zum anderen aber auch daran, dass das Drehbuch nicht besonders gut geschrieben ist.

Handlung in kurz: Ein wirklich, wirklich sehr verliebtes, frisch-verheiratetes Pärchen macht Flitterwochen in einer kleinen Waldhütte am See. Nachdem Bea, die Ehefrau, allerdings eines Nachts schlafwandelt, beginnen die Dinge merkwürdig zu werden. 

Honeymoons Prämisse ist nicht besonders kreativ. Der Film hat zudem ein sehr langsames Pacing, die erste halbe Stunde passiert nicht viel außer eine liebeshungrige Igrid (You know nothing, John Snow!) mit ihrem Ehemann und ein paar nette Dialoge. Wenn man also eine kurze Lunte und wenig Geduld hat, ist der Film nichts für einen. Wenn man sich allerdings darauf einlässt, erwartet einen vielleicht sogar ein neues Genre, denn Romantic-Horror ist im Filmgewerbe bisher noch eine solche Seltenheit, dass man Honeymoon da durchaus Pioniersarbeit attestieren darf. Tja na ja, und die Stimmung ist klaustrophobisch, ungemütlich, leicht gruselig, die schauspielerische Leistung der beiden Hauptakteure großartig und eigentlich das Beste am Film, über die gesamte Lauflänge wird mit Hinweisen und seltsamen Elementen herumgeworfen und man fragt sich immer mehr: "Was... sehe ich da eigentlich gerade? Und was zum Geier passiert hier?!"
Aber diese ganzen Hinweise und die Handlung, die man vielleicht bis zum Ende durchaus als verstrickt bezeichnen möchte, führen zu... nichts. Oder sagen wir, zu nichts, das in irgendeiner Form überraschend oder mit etwas Vorangegangenem verzweigt wäre. Es ist ein wenig das LOST-Syndrom: Ein verwirrender Weg voller Hinweise, die letztendlich aber keine Bedeutung hatten und nur über die konsistenzlose Geschichte hinwegtäuschen sollten. Honeymoon hätte so viel mehr sein können, die Spannung ist im dritten Akt wirklich stark angestiegen, die Chemie zwischen den beiden Ehepartnern ist purer Psychoterror und die Chance, am Ende eine Bombe platzen zu lassen, war da, wurde aber nicht genutzt. Stattdessen bekommt man durchaus ein Ende, das einem mit einem sehr flauen Gefühl im Magen zurücklässt, das für Kreativität aber keinen Preis bekommt.

Fazit:
Langer Aufbau für schwaches Ende, großartige schauspielerische Leistungen mit fast ebenso guter, bedrückender Atmosphäre zum Schluss hin, den gesamten Horror-Anteil hätte man für ein Psycho-Ehedrama eigentlich gar nicht gebraucht. Ich wurde trotzdem gut unterhalten.




7/10 Monde für Honeymoon


- Yoraiko 

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