Montag, 8. Juli 2019

Ode an die Yogurette

 



Heute möchte ich über ein wichtiges Thema sprechen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, und das die Gemüter jederorts zum überkochen bringt, wenn sie sich damit befassen: Yogurette. Das Krebgsgeschwür der Schokoladenwelt. Der ungewollte Gast auf deiner Party. Das inzestöse jüngste Kind. Aber lassen Sie mich etwas weiter ausholen, um Ihnen meinen eigentlich selbstverständlichen Standpunkt klarzumachen, indem ich ein Statement äußere, mit dem sich jeder gesunde Mensch identifizieren können sollte: Yogurette ist scheiße, und niemand mag es
Der ein oder andere von euch erinnert sich vielleicht noch an einen der vielen Besuche bei seiner Großmutter. Wie es die Tradition so wollte, besuchten wir unsere liebe Großmutti oft nicht nur für ein paar gute Gespräche, sondern auch für ein leckeres Essen, das sie uns kochte, oder das Geld, das sie uns zusteckte. Und natürlich für ihre Naschereien-Schublade. Oder Dose. Oder Schrank. Es ist egal, Großmütter hatten immer irgendeinen Ort, an dem Kinderträume sich versammelten, gewissermaßen das Eldorado jedes Kalorienjunkies und der Albtraum jedes Blutzuckerspiegles. Leider wurden unsere leuchtenden Augen deprimierend schnell trüb, wenn sich besagte Schublade, in diesem Fall, öffnete - In den allermeisten Fällen erwartete uns dann nämlich folgender Anblick: Ein paar geöffnete Gelee-Bananen, eine Packung After Eight-Pfefferminztäfelchen, vielleicht noch ein, zwei verranzte Weihnachtsmänner vom letzten Fest, diese grüne Haribo-Sorte mit dem Karussell vorne drauf und eine Packung Yogurette. Viele Zutaten, die in der Ganzheit ein grauenerregendes Mosaik der Widerlichkeit formten, gerade so, als hätte der Teufel selbst sie in die Schublade gelegt. Aber sein wir ehrlich: Als Kinder waren wir doof, anspruchslos und haben alles in den Mund gesteckt, was unsere Augen auch nur annähernd mit dem charmanten Versprechen eines deftigen Zuckerschockes lockte. Ja ich gestehe, ich habe Gelee-Bananen gegessen. Ich aß After Eight und ich aß diese ekligen Haribo, kurz gesagt, ich aß Sachen, die man heute höchstens noch im Wartezimmer des Altersheimes findet, immer gut gefüllt, weil niemand danach greift. Yogurette aber, mein lieber Leser oder charmante Leserin, war eine Ausnahme. Nicht einmal den unausgebildeten Verstand eines Heranwachsenden konnte das Ding täuschen. 
Um zum Punkt meines Hasses zu kommen: Stellen Sie sich vor, Sie nehmen eine heiße Dusche. Eine wundervolle, warme, entspannende Dusche. Und plötzlich, ohne Vorwarnung, wird das Wasser eiskalt. Und ich meine nicht Erste-Welt-Eiskalt, sondern Antarktis-Eiskalt. Das ist Yogurette. Nichtsahnend beißen Sie hinein in die leckere, weiße Milchmasse, und alles scheint okay. Doch wehe Ihnen, wenn Ihre Zähne auf diese diabolischen roten, sauren Stückchen treffen, die darin eingearbeitet sind. Dann geht ein Schauer durch Ihren Körper und Sie zucken zusammen. Es passt einfach nicht. Es zerstört ein bis dahin rundes, wenn auch bescheidenes Geschmackserlebnis.
Warum also sollte man Yogurette kaufen? Ich verstehe, dass sie vor vielen Jahren noch präsent war, als die Süßigkeiten-Industrie noch in den Kinderschuhen steckte und experimentierte. Aber heute, 2019?! An diesem Punkt hätte dieses in Hass gezeugte Kind von Guten Absichten und Beschissener Ausführung längst vom Markt verdrängt sein müssen, allein gemessen an den möglichen Alternativen im Süßwarenregal.
 
Ich persönlich ziehe, wenn es darum geht sich zwischen Yogurette und Konkurrenten wie Kinderriegel, Duplo, Kitkat oder Bounty zu entscheiden, meinen Lieblingsvergleich heran:

Stellen Sie sich einmal vor, vor Ihnen stehen zwei Gläser mit einer goldenen Flüssigkeit. Ein Mann sagt Ihnen, Sie dürfen nur eine davon trinken.
Das linke Glas ist gefüllt mit französischem Champagner der allerteuersten Sorte, köstlich-süß und bereit, Ihre Sinne zu verzaubern.
Das Andere ist Katzenpisse.
Welches von beiden wählen Sie?
 
Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass die allermeisten jetzt Ersteres wählen würden. Das ist in Ordnung und keine Schande, schämen Sie sich nicht dafür, das Gleiche zu sagen wie die Masse, denn Ihre Entscheidung ist gesund, nachvollziehbar und zeigt, dass Sie ein guter Mensch sind. Und so ist es mit unserer Yogurette - Wer würde sie wählen, wenn es Duplo gibt, von denen das Weiße übrigens besser ist als das Dunkle, aber das ist ein anderes Thema.
Man trinkt nicht Urin, wenn es Champagner gibt.

Gehen wir nochmal kurz auf die Konkurrenz ein:
Bereits erwähnt habe ich Riegelvertreter wie Duplo, welches in seiner weißen Form für mich seinen gottgleichen Höhepunkt erreicht. Aber auch die anderen Abkömmlinge Ferreros wie Kinderriegel, Kinder Country oder BUENO (Gott, ist BUENO köstlich!) sind eigentlich immer ein guter Griff. Leidlich ungesund, aber einer der Gründe, warum es manchmal schon ganz geil ist, ein Mensch zu sein. Auch Bounty, Ballisto, Milky Way, Pick Up oder sogar Kinder Pinguin sind Pferde, auf die man als Gentleman oder Lady immer sein Geld setzen darf. Verdammt, sogar das große alte Dreiergespann “Mars-Twix-Snickers”, dessen Hochzeit mit den frühen Zweitausendern lange vorüber ist, und die heute lediglich ein rentengleiches Schattendasein fristen, haben sich dem Puls der Zeit angepasst: Mit Weißschokolade-Editionen, größeren Packungen oder innovativen neuen Geschmäckern schaffen sie es, zumindest als Plan B in den Köpfen vorallem älterer Naschkatzen, die diese Marken mit Nostalgie und Sicherheit verbinden, präsent zu bleiben.
Und was macht Yogurette?! EINE EDITION MIT LIMETTENSTÜCKCHEN!! 
LIMETTE STATT BESCHISSENER ERDBEERE!!!!!! 
EINE ZARTBITTER-VARIANTE. ZARTBITTER!
So muss Gott sich gefühlt haben, nachdem seine Schöpfung, die alles Potential zur Besserung hatte, nur Scheiße gebaut hat.
"Nein Eva, du isst bitte NICHT die verbotene Frucht. Eva! Nein! Eva, nein. Nimm die Finger von ihr, Eva. Wir HABEN darüber gesprochen. Nein nein nein, leeeg sie wieder weg Eva, leeeg die verbotene Frucht weg! Nein, du wirst jetzt nicht davon abbeissen, Eva ich warne dich, leg die beschissene verbotene Fru- UND du hast davon abgebissen, alles klar, wir sind fertig, raus aus dem Paradies!"

Und wir sind gerade dabei, Evas Fehler zu wiederholen: Yogurette ist die beschissene verbotene Frucht, Freunde. Die Verlockung des Teufels, der nur gemütsschwache Seelen erliegen. 

Limette und Zartbitter, zwei ungeliebte Zutaten, die ebenfalls lange aus der Wahrnehmung des guten Geschmackes verbannt sind, vereint in Yogurette. Da kommt zusammen, was zusammen gehört. Ein Kreislauf des Wahnsinns und der Perversion. Was kommt als nächstes, frage ich Sie liebe Leser? Naturalien-Yogurette? Yogurette mit Maggi-Stückchen? Ich will ganz offen sein, die mögliche Zukunft macht mir eine scheiß Angst.

Doch Hoffnung existiert - Mit Stolz und neu entfachtem Restglauben möchte ich eine Statistik der beliebtesten Schokoriegel Deutschlands der Jahre 2014 bis 2016 mit Ihnen teilen, die nach großflächigen Umfragen erhoben wurde - Duplo auf dem ersten Platz. Hanuta und Knoppers knapp dahinter, dann Twix, Mars und Snickers. Aber wissen Sie, was das eigentlich Relevante ist? In der Statistik tauchen fast dreißig Riegel auf, und Yogurette ist nicht dabei. Nicht einmal 1 % der Befragten gab Yogurette als seine Lieblingsmarke an. Wir sollten dieses Flämmchen der Hoffnung entfachen und zum Stadtbrand ausweiten. Bücherverbrennungen sind aus der Mode, heute werden Yogurettepackungen verzündelt!

Ein letztes Thema möchte ich noch ansprechen, falls Sie gestatten - Nach allem, was ich Ihnen jetzt erzählt habe, könnten Sie dem verlockenden, aber leider auch naiven Gedanken aufsitzen, dass tatsächlich keiner der aktuell etwa siebenmilliarden Menschen auf diesem Planeten Yogurette mag, weil es pervers, moralisch falsch und einfach krank ist. Leider ist die Realität, dass es tatsächlich ein paar wenige, gestörte Yogurettisten gibt, die das Zeug freiwillig essen.

Ich weiß, ich habe es erst auch nicht geglaubt. Und was noch schlimmer ist - Sie sind unter uns. Unerkannt wie außerirdische Schläfer bewegen sie sich unter den Menschen mit Geschmackssinn und lassen sich oft nichts anmerken. Unsere Aufgabe als aufrichtige Bürger sollte es sein, diese gefährlichen Subjekte ausfindig zu machen und solange mit weißen Duplos, Kindercountrys und Pick Ups zu verprügeln bis sie zur Besinnung kommen. Der Krieg gegen Yogurette ist keine Frage des Guten Geschmackes, er ist eine Frage der Menschlichkeit.

Und damit möchte ich auch langsam zum Ende meiner Abhandlung kommen. Dies ist eine Abrechnung: Worauf ich letztendlich hinauswill, was ich sagen möchte, woraufhin ich mit all dem hingearbeitet habe, ist folgende Aussage:

Verpiss dich, Yogurette. 
Keiner will dich. 
Keiner hat dich lieb. 
Und verarschen kann ich mich wirklich auch alleine. 
Vielen Dank. 

- Yoraiko


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