Dienstag, 23. Juli 2019

Film-Review - Atomic Blonde



Ich möchte gar nicht zu lang oder zu ausgebreitet über Atomic Blonde reden. Der Film ist 'nur' ein ganz guter Actionfilm für mich gewesen, für den ich weder ins positive noch ins negative Spektrum starke Emotionen hege, aber ich empfand ihn dann doch als interessant genug, um etwas darüber zu schreiben.

Atomic Blonde ist der weibliche John Wick in gut, jeder der hochwertigen und in diesem Fall auch noch über weite Strecken mal mehr mal weniger unterschwellig erotischen Actionfilmen etwas abgewinnen kann, und auch gleich mal noch einen Ausflug nach Berlin um '89 herum machen möchte, hat absolut gar keinen Grund, Atomic Blonde nicht zu sehen. Nach dem ersten kurzen Trailer habe ich genau das bekommen was ich erwartet habe, und sogar noch ein wenig mehr. 

Die große, politische und von Intrigen durchzogene Handlung hat mich dabei deutlich weniger interessiert als Charlize Therons Charakter Lorraine an sich, der ein Charisma und eine Ausstrahlung besitzt die ihresgleichen sucht. Wie sie handelt, fühlt und denkt, wie sie kämpft und überlebt sind die Werte, die Atomic Blonde mir mitgegeben hat. Und ja, ich rede gar nicht lange drumherum - Die Protagonistin ist zweifellos auch verdammt, verdammt attraktiv und in ausnahmslos jeder Szene faszinierend anzusehen. Das ist für mich zumindest deswegen etwas überraschend, weil Charlize Theron zwar eine sehr hübsche Frau ist, für mich persönlich aber nicht so anziehend wirkt und ich sie zuletzt in Tully gesehen habe, wo sie eine hochschwangere Mutter gespielt hat. Aber die Rolle die sie hier mit ihrem introvertierten, hochintelligenten und berechnenden Wesen verkörpert, verleiht ihr diese unheimliche Anziehungskraft und diese starke Ausstrahlung. Das ist etwas, das Atomic Blonde grundlegend richtig macht - Die Protagonistin ist eine exemplarische Powerfrau, ohne eine Powerfrau sein zu müssen. Es wirkt nicht gewollt oder übertrieben, sie ist einfach in jeder Szene dominant. Das Make-up, ihr Styling und Charlize Therons überragendes Schauspiel bewirken das. Wenn ich von der Erotik spreche, die sie umgibt, spreche ich im übrigen nicht unbedingt von den Momenten der Nacktheit oder des Liebesspiels sondern schon von viel subtileren Szenen, in denen sie jemand einfach nur ansieht, wohldurchdachte Worte mit ihm wechselt oder ihre Überlegenheit ausdrückt, und man die Spannung förmlich knistern hört. 

Ansonsten haben wir wie immer einen überzeugenden James McAvoy, der mir hier in seiner Rolle nicht so zugesagt, diese aber wieder in Fleisch und Blut runtergespielt hat, vielleicht mochte ich einfach nur seinen Charakter nicht. Es gibt noch viele andere toll-besetzte Rollen wie John Goodman den ich immer gerne sehe oder Toby Jones. Loben werde ich aber explizit Sofia Boutella, deren Darstellung und Charakter ich überaus mochte und die man auch von Climax als Choreographin kennt. 

Audivisuell ist Atomic Blonde ein Brecher. Das ist 100 % ein Style-Film, hier liegen seine großen Stärken. Der Soundtrack, der sich größtenteils aus (deutschen)Retrohits der 80er und 90er zusammensetzt, ist grandios und verstärkt die schmutzige, berliner Atmosphäre des Geschehens noch um so vieles mehr, die Lieder sind gut gewählt und machen Spaß, schade, dass der Sweet Dreams-Remix aus dem Trailer nicht vorkam. Die Bild-, und Lichtstimmung wird von abwechselnden Neonfarben und Grautönen dominiert, gerade die Nachtszenen werden so zum einprägsamen, besonderen Anblick. Die Action sieht sehr handgemacht aus, ich habe schon lange nicht mehr so fetzige Kampfszenen gesehen, auch toll wie hier einige Requisiten kreativ für das Verprügeln der bösen Jungs zum Einsatz kommen (Gefriertruhe, Schlauch, ...) Also da könnten sich VIELE andere Actionfilme einiges abgucken. 

Am Ende nimmt die Handlung des Drehbuchs vielleicht den einen oder anderen Haken und Twist zu viel, so dass ich dann auch nicht mehr ganz durchgeblickt habe, aber die über allem schwebende Politstory muss man nicht mögen, um Atomic Blonde zu schätzen. 

Zwei Dinge bleiben mir im Gedächtnis - Die faszinierende Protagonistin und der fabelhaft eingesetzte Retro-Soundtrack. Die Action ist vorbildlich. Die Bilder und Farben stimmungsvoll. Der Film ist vielleicht einen kleinen Tacken zu lang, aber auch nicht langweilig. Für Fans ruhigerer Action würde ich den empfehlen. Aber auch für Thrillerfreunde, oder jene die durchdachteren Geschichten zugetan sind. Ich fand ihn überaus solide. 


6/10 Blondinen für Atomic Blonde


- Yoraiko   





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