Mittwoch, 17. Juli 2019

Anime-Review - Texhnolyze



 Das vorliegende Revew dieses recht alten, recht unbekannten Anime stammt von 2011, ich halte es aber für eines meiner Besseren. wenn ihr etwas übrig habt für düstere, anstrengende, aber komplexe Stoffe, lest mal rein.


Ichise lebt in der unterirdischen Stadt LUX, in der vorherrschend Verzweiflung und Gewalt den Alltag bestimmen. Dies erlebt der Junge am eigenen Leib, als er eines Tages nach einen Wettboxturnier sowohl seinen Arm, als auch sein Bein gewaltsam verliert. Als er dem Tod schon nahe ist, nutzt ihn eine Ärztin, um die nächste Generation an Texhnolyze an ihm zu versuchen. Sprich, sie ersetzt seine verlorenen Körperteile durch künstliche, mechanische Gliedmaßen, deren Zustand der Besitzer unter anderem in seinem Gesichtsfeld nun sehen kann. Dabei spielt ein seltenes Material namens "RAFIA" eine entscheidende Rolle, da dieses die Fähigkeit besitzt den menschlichen Körper mit den künstlichen Körperteilen zu verbinden, was die zentrale Grundlage bildet für die Texhnolyzation. Vor allem ein Mädchen beeinflusst fortan Ichises weitere Zukunft. Ihr Name ist Ran, ein Mädchen, welches die unmittelbare Zukunft voraussehen kann, doch deren Beweggründe unbekannt sind, ebenso wie der Grund für ihre Gesichtsmaske, die sie oft trägt. Doch ist sie es auch, die den Jungen aus der Finsternis führt, wenn für ihn schon alles verloren scheint...

Texholyze habe ich in der Vergagenheit schon zwei, drei Mal versucht zu schauen. Doch es war einfach zu zäh, zu konfus, zu durcheinander. Darum bin ich stets bei Folge 3-4 gescheitert. Dass es überhaupt mehrere Anläufe gab, und dass ich Texhnolyze im Endeffekt nun doch durchgeschaut habe, liegt quasi einzig und allein an dem Charakter Ran


Ran war mir warum auch immer, schon bei ihrem ersten Auftritt sympatisch, und so war sie bis Folge 15 das einzig wirklich empathische Element in einer Welt, die schwärzer und trostloser nicht sein könnte. Nur wegen diesem Charakter habe ich überhaupt mehrere Anläufe gemacht und es im Endeffekt geschafft, den Anime hinter mich zu bringen.

Texhnolyze selbst... ja... ist verwirrend. Ist fordernd. Ist anstrengend. Es macht einem, wie auch mir, den Einstieg sehr schwer, und nur wer am Ball bleibt und sich durch die ersten 10 Folgen kämpft, bekommt langsam, ganz langsam etwas Entferntes wie Handlung und Antworten. Dabei muss man jedoch immer verstehen, dass der Anime im Großen und Ganzen eine Parabel auf Dante's Inferno ist, und deswegen vor allem biblisch gedeutet werden kann und sollte. Abseits davon... not so much. Die Charaktere fand ich allesamt uninteressant aufgrund ihrer Kälte und Distanziertheit, von dem Kind Ran abgesehen. Was nicht heißt, dass ich nicht z.b. mit Ichise mitgefühlt habe. Jetzt, wo ich Texhnolyze beendet habe, bin ich sicher, dass es einiges gibt, dass ich nicht mitbekommen habe. Sich im Internet schlau zu lesen hat auch hier geholfen.

Also, da ist die Organo, eine Mafia-Organisation, die die Orgaisation SEELE(Nein, nicht die aus Neon Genesis Evangelon) vertrieben hat bzw. sich ständig mit ihnen bekriegt, und dann sind da auch noch die Straßengangs, und GABE nicht zu vergessen. 


Klingt verwirrend? Ist es für mich auch, und ich hab den Anime gesehen.
 

Um diese Orgaisationen geht es über weite Strecken des Anime, ihre Kämpfe, Ihre Diskussionen, Verhandlungen, Gewalt, Mehr Kämpfe, zutiefst philosophische und existentielle Dialoge, für die man definitiv wach genug sein muss.
 

Bis zum Schluss jedoch habe ich viele Dinge und Zusammenhänge in Texhnolyze nicht verstanden, was ich zum einen auf meine Unaufmerksamkeit, und zum anderen auf den biblischen Kontext schiebe. Mehr noch als der Anime Ergo Proxy, der eine ganz ähnliche Stimmung und Storystruktur hat, fordert dieser Anime seinen Zuschauer, 22 dunkle, düstere Episoden sehr aufmerksam zu sein. 
Ungeachtet dessen hat Texhnolyze immer mal wieder kurweilige, unterhaltsame Momente. Allerdings bleibt es größtenteils unspannend und redelastig.
 

Erst im letzten Arc, dem GABE-Krieg, wird der Anime wirklich verdaulich und auch für einfacherere Gemüter sehenswert. Zwar weiß ich nicht genau, wann oder wie dieser Krieg angefagen hat... aber sicher war das nur ich. Im letzten Abschnitt der Serie bekommt man öfter "AHA"-Momente, und vor allem wird man erschrocken feststellen, wie die Charaktere, die man vorher aus dem Anime kannte und sich nicht um sie scherte, nun zu grotesken Texhnolyze-Monstern geworden sind. Das ist unangenehm, wenn jene wenigen Identifikationsfiguren der Serie dem Protagonisten als morbide Feinde gegenüberstehen. Es gibt dann noch einige Tragödien und Aufklärungen, bis der Anime schliesslich zu seinem Ende hinsteuert... und genau jenes Ende ist der Grund dafür, dass Texhnolyze zum Finale hin doch nochmal einen ganz anderen Wert bei mir zugeordnet bekommt. Heftige Spoiler voraus.

Als Ichise am Ende in die Untergrundstadt zurückkehrt, ist nichts mehr da... die wenigen Überlebenden sind wahnsinnig geworden, und schliesslich sieht er mit an, wie sein Mentor Onishi (äussserst, äusserst) brutal niedergeschossen wird, bevor er den energiespendenden Obelisken des Untergrundes zerstört und die Stadt schliesslich zum völligen Stillstand kommt... bis auf Ichise. Durch eine versteinerte Stadt von Texhnolyze-Cyborgs begibt er sich schliesslich zum letzten Antagonisten, um Ran zu retten... welche jedoch, schrecklicherweise, brutal geköpft und auf eine Statue Kanos gesetzt wurde... damit ist es vorbei, Ichise rastet aus und köpft den bewegungsunfähigen Kano ebenfalls mit einem Schlag. Damit endet der Anime. Ichise geht ein letztes Mal durch die nun restlos ausgestorbene Stadt. 

Die Organisationen sind alle ausgelöscht, die Menschen sind alle tot, die Oberwelt ist quasi nicht mehr vorhanden, Ran ist tot, die einzige Person welche Ichise wirklich gemocht hat, sein Mentor Onichi ist tot, Die Ärztin, die ihn betreut hat ist nicht mehr da... mit deprimierender Musik wird der bewusstlose Ichise, der nun auch bald sterben wird, zurückgelassen in einer immer und immer dunkler werdenden Welt... 
Das Ende ist, wie man es überall so richtig sagt, absolut hoffnunsglos und alternativlos inszeniert. Und waren einem die Charaktere auch den ganzen Anime über egal, so tun sie einem in diesem Moment doch sehr leid. Freunde von Happy Ends sind bei Texhnolyze so richtig wie ein Vegetarier auf dem internatialem Kanibalen-Kongress.

Tja, was mir bei Texhnolyze vor allem im Gedächtnis hängen bleiben wird, ist das erschütternde Ende und die düstere Stimmung... größtenteils allerdings dennoch ein sehr zäher und fader Anime. Noch einmal werde ich ihn trotz versteckter Hinweise nicht schauen.

Wer einen sehr tiefgründigen und düsteren Anime mit viel Blut und noch mehr Dialogen sucht, bekommt dies alles ungeschont bei Texhnolyze. Alle Zartbesaiteten und suizidal-Veranlagten machen indess besser einen großen Bogen um das Werk.


4/10 Bibeln für Texhnolyze

Yoraiko  



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