Dienstag, 1. September 2020

Band-Gedanken: Attack on Titan Vol. 28 (SPOILER!)

 


 

 
Die politische und soziale Abwärtsspirale nimmt weiter zu, Isayama ordnet der Dramaturgie weiterhin die Logik unter, der Konflikt spitzt sich zu und während ich das alles irgendwie ziemlich unangenehm finde, bleibt natürlich auch die Neugier darauf, wie das denn weitergehen soll. Das euphorische Hoch von Band 25-26 ist für mich so langsam vorbei und ich bin wieder bei teils-teils, einer durchwachsenen Lese-Erfahrung mit vielen Kompromissen.

 

Zeke wird erwartungsgemäß mit seiner Snape-Backstory beschenkt und wir erfahren, woher der Affentitan seinen Kampfstil hat. Hier wiedermal gefühlt fantastisches Foreshadowing mit guter Auflösung, auch wenn man natürlich bereits beim ersten Steinwurf erwartet hat, dass der Mensch darin Baseball-Erfahrung hat. Trotzem, cool, wie hier mal wieder, ohne es auszusprechen, Details hinzugefügt werden.
Ansonsten lässt der Charakter mich weiterhin kalt und es ist fast schade, dass er und Levi eh noch leben, weil ihre Plotarmor dicker als Mauer Maria ist.


Die komplette Spaltung Eldias in zwei Fraktionen ist wahnsinnig unangenehm mit anzusehen, das Ganze hat mit der rebellischen Bevölkerung, den Anschlägen, der kalten ruchlosen Art von Fraktion-Eren und so Szenen wie der öffentlichen Prügelrunde für Shadis so einen starken Beigeschmack von 'Herr der Fliegen'. Eine immer weiter zerfallende, moralisch sterbende Isolations-Gesellschaft, die sich selbst kannibalisiert. Recht des Stärkeren und so. Das ist nicht uninteressant, aber schon WIEDER eine komplett andere Richtung für die Geschichte. Und während manche diese Varianz (Wir haben in den letzten 5 Bänden 3-4 Mal das Genre der Geschichte gewechselt, Naruto hat das in 70 Bänden 2-3x gemacht) vielleicht positiv finden, empfinde ich das eher als überambitioniert, denn das kommt ja zu dem riesigen Clusterfuck an Elementen und Ideen noch dazu.


Bin echt gespannt, wie weit das noch geht, wie konsequent Isayama die Herr der Fliegen-Thematik durchdrückt und obs nicht im nächsten Band schon wieder ganz anders ist.

 

Das lustige Ironierad des funny Schicksals wird munter weitergedreht und She-Eren besucht mit Sashas Familie natürlich, wie könnte es anders sein, selbstverständlich, klar, das Restaurant in dem Sashas Crush arbeitet, dem She-Eren dann auch alles munter erzählt. Seufz, oh well. Es war hochamüsant, wie Mini-Conny den Braten gerochen hat und She-Eren nicht, fast so gut wie der deftige Schlag in ihre Fresse. Ich glaube, ich habe die Seite 5-6 mal schnell hin und hergeblättert, um eine flüssige Animation von aufeinanderfolgenden Schlägen in She-Erens Fresse zu haben. Oder wars 50-60 mal...? Egal. Ihre Plotarmor hat auch sie gerettet, gleich zwei mal hintereinander, aber wir müssen ja auch die Rache ist schlecht-Moral vermitteln, es lesen Kinder mit.


Ich traue der Sache mit Eren nicht. Zwar passt es unangenehm in Isayamas derzeitiges Muster, alles und jedem dem Schicksal und höherer Eingebung zuzuschieben, aber trotzdem wirkt das alles zu krass und gewollt. Mikasa Bro-Con Ackermann jetzt, nach 28 Bänden, drei Staffeln und unendlich vielen Memes ihre einzige Lebensmotivation und den Krümel, der sie davon trennt ein scheintotes Weißbrot zu sein, wegzunehmen, ist sogar für mich so unglaublich, unfassbar grausam und perfide, dass ich irgendwie auch gar nicht glauben will, dass das so hinkommt. Einmal abgesehen vom angesprochenen Problem dieses Schicksals-Tropes in Manga, das den Charakteren ihre Individualität und ihre Leistungen nimmt.
(Naruto ist stark wegen Vererbung, Eren ist stark wegen Vererbung, Mikasa liebt Eren gar nicht aufrichtig sondern nur wegen Vererbung, ...)
Und dann auch noch diese Hassrede gegen Mikasa und Armin. Und dieser tote Blick in Erens Augen. Ich bin überzeugt davon, dass er auf Biegen und Brechen versucht, Mikasa und Armin dazu zu bringen ihn zu hassen und zu verabscheuen, damit sie sich nicht so für ihn einsetzen und sich nicht in Gefahr bringen. Zumindest möchte ich das glauben, aber hey, es könnte auch einfach Isayama being Isayama sein. Werde es sehen. Was mir gerade noch kommt: Diese Szene im Anime(Keine Ahnung ob das so im Manga war) in der Mikasa von Armin über Erens vermeintlichen Tod erfährt, da verändert sich ja etwas in ihr, und das bekommt hier wie in so vielen Momenten von AoT mal wieder eine ganz neue Bedeutung: War sie da das erste Mal seit Langem 'befreit' und konnte frei agieren oder war sie gebrochen und hat das Beste draus gemacht? Sah eher nach Ersterem aus, und ugh, wäre das eklig. Die kompromisslose Liebe von Mikasa zu Eren war, so lächerlich sie auch sein mochte, eines der letzten reinen Elemente in diesem Manga. Dont take that away from me.


Ich habe Levis inneren Monolog geliebt, als er das mit Eren erfährt. Er reflektiert einfach EXAKT die Gedanken des Lesers: Diese ganze Scheiße für DAS?!
Solche reflektierten Monologe geben einem immer Hoffnung, weil sie zeigen, dass der Autor sich bewusst ist, was er da macht und wie es ankommt. Und dann kommt doch wieder irgendwann irgendein random Revenge is bad btw-Dialog...

 

Das Rückenmark im Wein und die Zwangs-Wandlung von Levis Kameraden ist mal wieder herrlich-perfide und richtig, richtig fies. Da hat Isayama sich wieder eine neue, kreative Art und Weise ausgedacht, Charaktere zu opfern, und ich bewundere es vollstens. Beeindruckend auch zu sehen, dass Levi als stärkster Mensch mittlerweile gut genug ist, ein Heer Titanen und den Affentitanen binnen weniger Minuten zu zerfetzen.

 

Ich bin gerade irgendwo im Mittelspektrum, nicht sonderlich begeistert aber auch nicht übermäßig abgeschreckt, es baut sich mal wieder viel auf und ich bin gespannt, wo das hingeht. Im nächsten Band tritt sicherlich der eingeschlichene 'Gast' in Erscheinung.



- Yoraiko






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