RPG Maker-Review: Budubi's Scary School (2011)

Erstellungsjahr: 2011
Ersteller: Anonymes Ei
Genre: Trash, Comedy, Minigames
Spielzeit: Ca. 2 Stunden
Engine: RPG Maker 2003

 

Ich benutze in meinen RPG-Maker-Reviews desöfteren Begriffe wie 'Damals', 'Zu diesen Tagen', 'Nostalgie' und 'Früher'... vermutlich, weil die meisten behandelten Spiele aus einer anderen Zeit stammen, nicht das Gelbe von den Eiern waren und es notwendig ist, sie aus heutiger Sicht in einen Kontext zu setzen. Auch Budubi's Scary School ist ein in allen Bestandteilen so unübersehbar schreiendes 'Hobbyprojekt', das man es heute ohne entsprechende Fußnote mit krampfender Augenbraue betrachten würde.

Aber nostalgisch gesehen war das früher, damals zu diesen Tagen eben noch so: Man wollte sein eigenes Spiel erschaffen und erstellte ein Makerprojekt. Nicht immer wusste man, wo es am Ende hingeht - Der Ersteller von Budubi's Scary School wusste es mit Sicherheit nicht, als er anfing - aber oft kam dabei etwas heraus, dem man die Freude auch ansah. Und das ist bis heute einer der Hauptreize am Spielen von RPG Maker-Games: Die geteilte Freude am Medium Pixelspiel. 

 

Budubi's Scary School ist ein weiteres Makerspiel, das mir als Kind unterkam und sich irgendwie... ohne, dass ich wüsste, wieso, eingeprägt hat. Es ist eine bunte, konfuse, ungeordnete und irritierende Mischung aus Trash, Comedy und Minispielsammlung, die in heutigen Spielgewohnheiten nicht mehr viel zu suchen hat. Damals aber war der deutsche Makermarkt dominiert von diesen Ferienprojekten, und Budubi's Scary School ist eines der Besseren. Und das mit einem Plot, in dem es um Tischtennishoden geht. Wartet, geht noch nicht. Ich weiß was ihr jetzt denkt. Aber da steckt noch mehr dahinter.

 

Ghibli und Disney machen sich Notizen

Die Handlung (Ja, allem Unglaube zum Trotz gibt es sie wirklich) könnte aus einem historischen Drama entnommen sein - Daniel, bescheidener Schüler einer noch bescheideneren Schule muss Tafelschwämme aus dem Keller holen. Unglücklicherweise hat der Hausmeister Budubi, der dort herumeiert, ein paar schmutzige Geheimnisse zu verstecken, denen Daniel auf die Schliche kommt und dafür prompt in seinen Ra... Spaßdungeon geschmissen wird. Denn Budubi ist ein traumatisierter Bösewicht, der seit frühester Kindheit für eine seltene Behinderung von anderen Schülern als auch Erwachsenen gemobbt wird: Er hat keine Hoden. Für all das Leid, das er sowohl in der Liebe als auch auf der Jobsuche deswegen ertragen musste, schwört er Rache. Und wenn Budubi keine Hoden haben kann, dann auch sonst niemand...!


Ich habe nicht zu viel versprochen, oder? Der feuchte Gedankenfurz, der vermutlich über einer warmen Pepsi-Cola und ein paar alten Center Shocks im Kopf eines gelangweilten Teenagers entstanden ist, lässt sich mit dem RPG Maker prompt zur ausgewachsenen Spielerfahrung umsetzen, die wie aus den Eiern gepellt wirkt. Das gabs nur bei uns. Mal abgesehen von der albern-selbstironischen Trashstory aber ist BSS eine bunte Spaßmischung für geneigte Guilty Pleasure-Zentren, die  noch einiges mehr an Kokolores mitbringt.
 

 

Was mir spielerisch vor allem gefallen hat ist, dass Budubi's Scary School dank der eingebauten Dungeon-Mechanik quasi eine Minispielsammlung ist - um aus Budubi's Welt zu entkommen, muss Daniel zahlreiche kleine Herausforderungen meistern und Rätsel lösen. Das verliert über die Jahre kaum an Charme. Selten geht das Gameplay über gehe zu X, suche Y und sprich mit Z hinaus, aber die ungeschickt-geschriebene Comedystory hält das alles irgendwie zusammen. Das eigene Action-Kampfsystem funktioniert - wie es in einem solchen Spiel sein muss - natürlich auch nur so lala, hat mit dem Jedischwert, das Daniel anvertraut wird, aber fraglos Alleinstellungscharakter.

 

An Kreativität mangelt es den Umgebungen nicht - da gleicht kein Ei dem Anderen. Von generischen Magiedimensions-Dungeons über eine Kanalisation, in der Budubi sein Militär von Kampfkühen(!) ausbildet bishin zu schaurigen Kopien der Schule nebst Frankenstein-Laboratorien. Natürlich ist auch R2D2 wie in jedem schön-schissig-schlechten Makerspiel dabei, ebenso wie jedes halbwegs bekannte Final Fantasy-Musikstück - der Soundtrack wirkt ja geradezu, als hätte der Ersteller damals einfach JRPG-Bingo gespielt. Auch das etwas, das man verzeihen muss, kann oder will. 

 

Der Humor und die Dialoge allgemein möge man mit einer großen Portion väterlichem Wohlwollen betrachten. Die Inhaltsangabe mit dem Schlagwort 'Hoden' sollte niemanden abschrecken, ich würde nicht über dieses Spiel schreiben, wenn es mit Fäkalhumor nicht angenehm geizen würde. Die Hodenthematik ist überraschend pseudoernst umgesetzt, der Rest des Humors ist ein geborenes Kind zwischen mittelguten Cartoons und einem Popkultur-Lexikon der 2000er.

Nichts davon mag sonderlich überzeugend erscheinen, wenn es darum geht, eure wertvolle Freizeit zu versenken. Was aus heutiger Sicht, wenn überhaupt, dafür spricht, einen spöttischen Blick auf Budubi's sprichwörtliche Eier zu werfen, ist die Tatsache, wie kurz und einfach das Spiel ist. Keine der Herausforderungen erweist sich als frustrierend (Vielleicht mal von dem ei oder anderen harten Kampf abgesehen...) und mit etwas Schmalz kann man das Spiel an einem Abend bezwingen, um den herzzerreißenden Abspann zu sehen. Es ist fair, sympathisch und vor allem, keine nervige Grütze die eure Intelligenz beleidigt, wie es ein auf die Fahne geschriebenes Ziel vieler Trashgames damals wie heute zu sein scheint. Budubi's Scary School hatte die Eier, anders zu sein.

Fazit

 

Wie lange habt ihr gebraucht, um diesen Text zu lesen? Rechnet das x10 und ihr habt Budubi's Scary School durchgespielt. Schissig-sympathischer Humor ohne nennenswerte Ausflüge unter die Gürtellinie, eine charmant-gealterte Minispielsammlung, ein knorke-kantiges Lichtschwert-Kampfsystem und einige herrlich-absurde Ideen servieren wir heute in der Makertrash-Cafeteria. 

 Also schaut ruhig mal rein, kostet ja nur n' Appel und Eier. 

6 von 10 besorgniserregend-faltige Tischtennisbälle für Budubi's Scary School

-> Yoraiko findet dich einwandfrei!

- Yoraiko