Montag, 13. April 2020
Corona - Das ist jetzt unsere Welt.
Aaahh, jetzt gebe ich nach langem, zögerlichem, unwilligem Hadern also letztendlich doch noch einen Kommentar zur wahrscheinlich größten Gesellschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg ab. Irgendwie kommt man dieser Tage nicht mehr drumrum, wenn man als schreibende Person irgendwie ernst genommen werden will.
Dabei bin ich immer noch hauptsächlich ein kleiner, popkultureller Nerdpopel, der weder viele interessante Fakten noch unheimlich überzeugte oder fundierte Meinungen zum Thema beizutragen hat. Es sind ein paar aufwühlende Gedanken zur Lage aus der Sicht eines Kleinbürgers, die auf den nächsten Seiten stattfinden.
Nicht viel mehr, aber auch nicht bedeutend weniger.
Anfang März habe ich bereits einen Beitrag zu Corona verfasst, der sich mit 'Bitte verfallt nicht in blinde Panik' zusammenfassen lässt. Es war die Zeit, als der Virus so langsam in Europa ankam, oder besser gesagt wir bemerkten, dass er schon längst da war, und man erst mal dicke Schlagzeilen so wie panische Kurzschlussreaktionen im Minutentakt um die Ohren geschleudert bekam. Zwei Wochen später wurde die Lage ernst und es machte sich auch in den einzelnen Bundesländern und der Bevölkerung breit, dass dieses Virus offenbar eine ziemlich ernste Sache ist. Persönlich zum ersten Mal richtig betroffen war ich, als die Leipziger Buchmesse genau wie andere Großveranstaltungen wegen der Ansteckungsgefahr abgesagt wurde. Ich war äußerst wütend und verfasste einen Beitrag.
Es gibt dazu etwas zu sagen. Während ich immer noch dazu stehe, dass Panik, unreflektiertes Egoverhalten und irrationale Restriktionen uns in dieser Krise zu keinem Zeitpunkt geholfen haben, steht es für mich außer Frage, dass leider auch ich mich dazumal geringfügig in dem Ausmaß dieser Pandemie geirrt habe. Es war genau der Punkt, bevor das Virus in Europa endgültig explodierte und von da an war jeden Tag ein weiteres Land davon betroffen, ein weiteres Gesundheitssystem stand vor dem Kollabs, eine weitere Schutzmaßnahme wurde verhängt. Jetzt, Mitte April, befinden wir uns deutschlandweit in einer Quasi-Ausgangssperre, die noch lange, lange weitergehen wird.
Der Beginn dieser Pandemie in diesem Ausmaß ist genau einen Monat her. Einen Monat. Est ist verblüffend, wenn man sich das überlegt, und auch, was alles damit einhergeht.
Sehen wir uns mal die aktuellste Übersicht des ausgebreiteten Coronavirus an, die ich finden kann:
Wie diese Karte zeigt, hat sich das Corona-Virus innerhalb eines Monats fast auf dem gesamten Planeten ausgebreitet. Das ist alleine schon ein Umstand, den wir in der jüngeren Menschheitsgeschichte selten hinnehmen mussten, und dieses Virus ist auch noch verdamt effektiv.
Ein Virus ist in der Regel nicht daran interessiert, seinen Wirt zu töten - denn dann kann es sich ja nicht verbreiten. Es will ihn am Leben erhalten, und so ist das Corona-Virus gerade noch nicht tödlich genug, um sich mit einer teilweise symptomlosen Inkubationszeit von ein bis zwei Wochen munter in alle Herren Länder zu verbreiten, tötet vor allem sämtliche Risikogruppen aber dennoch mit erschreckender Effektivität. Die aktuelle Pandemie zeigt vor allem erschreckend auf, wie schnell und unaufhaltsam sich eine Krankheit tatsächlich auf dem Planeten ausbreiten kann.
Eigentlich gäbe es nur eine einzige Möglichkeit, wie die Situation für uns alle wirklich noch bedeutend schlimmer sein könnte, und das wäre ein ausgewachsener Zombie-Virus.
Ja, lacht ruhig, aber seht euch diese Karte nochmal an und denkt darüber nach. All die Filme hatten recht - wäre Corona ein Zombie-Virus, wäre die Menschheit am Ende. Richtig, vollkommen und unrettbar erledigt. Binnen zwei Monaten wäre das Virus in jedem Land der Erde angekommen und nach einem halben Jahr würden vermutlich die letzten Lichter ausgehen. Unheimlich beruhigend, dass wir also (noch) keinen Zombievirus haben. Dennoch bleibt mein Punkt bestehen, dass es kaum einen effektiven Schutz gegen eine solche Seuche zu geben scheint.
Realistisch gesehen könnte die Situation kaum schlimmer sein. Momentan gibt es weltweit etwas über 100.000 Corona-Tote, aber machen wir uns nichts vor, das ist gerade mal der Anfang. Virologen gingen schon vor Wochen davon aus, dass die Ansteckungszahlen von Corona bald in die Millionen gehen werden, und wenn man sich die möglichen Entwicklungen der Pandemie überlegt, erscheint das ja auch nur logisch. Ich verlinke hierzu ganz frech das beste Video, das die Situation in aller Kürze sachlich zusammenfasst, unabhängig davon, was man von der Youtuberin hält:
Corona geht gerade erst los
Einem Impfstoff wird es dieses Jahr vermutlich nicht mehr geben. Wenn wir ganz, ganz, ganz viel Glück haben vielleicht Ende 2020 oder Anfang 2021. Virologen gehen von anderthalb Jahren aus. Viele Leuten scheinen das nicht so ganz zu realisieren und glauben, im Mai hätten wir das Wundermittel parat und die Sache wäre vorbei. So funktioniert das aber nicht. Nein, darauf können wir nicht warten. Stattdessen hofft man bis dahin auf eine Durchseuchung und anschließende Herdenimmunität der Bevölkerung, dafür müssten sich aber alleine in Deutshland etwa 70 % mit Corona infizieren. Dafür müssen aber die Ausgangsbeschränkungen gelockert werden. Das aber geht nur, wenn unsere Sterberate deutlich unter 1 % liegt. Denn stellen wir uns vor, was eine Sterberate von 1 % bei einer Ansteckung von 100 % in der deutschen Bevölkerung bedeuten würde: 800.000 Tote. Dass wir solche Zahlen vermeiden wollen, sollte klar sein.
Was aber auch vollkommen klar ist, wie es auch oben gesagt, von Virologen und Politikern immer wieder betont wird: Das ist erst der Anfang. Ich höre immer noch Leute fragen, wann denn dieser Corona-Trubel endlich vorbei wäre und man wieder seinem Alltag nachgehen könne. Ich sehe Leute online schreiben, dieser 'Corona-Hype' solle bitte enden, und dass diese Ausgangssperren ja nicht zu verantworten wären.
Über all dem steht noch immer, auch jetzt wo die pandemische Scheiße bestialisch am dampfen ist, diese Überzeugung, das wäre doch alles gar nicht so schlimm und man solle mal nicht übetreiben. Uninformiertheit ist eine Erklärung, aber keine Entschuldigung. Ich sollte es wissen, denn ich war es immerhin auch. Dann habe ich viel gelesen, mich mit intelligenteren Personen unterhalten und einige Berichte konsumiert. Dankenswerterweise weiß ich nun, dass diese Ausgangssperre das einzig Richtige war, dass diese zu spät kam und dass sie noch für mindestens zwei Monate anhalten wird, wenn in der deutschen Regierung auch nur irgend jemand einen Restfurz Verstand hat - und danach sieht es aktuell ganz aus.
Wenn wir JETZT, wo die Infektionsraten langsam zurückgehen, die Beschränkungen wieder lockern, kollabiert alles, der exponentielle Wachstum schlägt zu und wir können schon mal Massengräber schaufeln, wie es das Militär in Italien und den Vereinigten Staaten seit Wochen tut.
Aber hey, die Dame da oben hat das alles viel besser recherchiert und präsentiert als ich es könnte oder auch nur wöllte, darum muss ich das nicht wiederholen.
Thema Wirtschaft:
Ein beliebtes Argument gegen die Ausgangssperren und sonstigen Maßnahmen gegen Corona ist die Wirtschaft. Persönlich verstehe ich das total, es ist eine große Krise die uns aktuell einfach in allen Gesellschaftsbereichen vernichtet. Dennoch vergessen viele hier, dass das keine Entweder oder-Entscheidung ist: Es heißt in Deutschland nicht entweder wirtschaftlicher Ruin oder Völkersterben, wenn die Ausgangssperren frühzeitig erlassen werden und die Leute sich tatsächlich ununterbrochen anstecken, so dass wir bald bei 40 - 50 % Infiziertenrate in der Bevölkerung sind, gibt es Völkersterben und DARAUFHIN einen wirtschaftlichen Kollaps, weil niemand mehr lebt der einkaufen kann. Bisschen übertrieben formuliert, aber es ist hier wirklich nur eine ''Übel gegen richtig übel"-Entscheidung: Wenn die Ausgangssperre in ihrer jetzigen Form noch ein paar Monate aufrecht erhalten wird, wird unserer Gesellschaft fast alles wegkollabieren. Wird sie es nicht, wird uns alles wegkollabieren. Niemand gewinnt hier gerade. Es ist ein Desaster.
Nun sind wir weltweit gerade bei 100.000 Toten, müssen aber davon ausgehen, dass das exponentielle Wachstum, gerade in den USA, noch immer rapide weiter zunehmen wird, und die Dunkelziffern sind ja ohnehin ungemein höher - teilweise acht mal so hoch, wie man vermutet. Es fällt einem angesichts dessen nicht so schwer zu glauben, dass wir welweit in nicht allzu ferner Zukunft die Millionenmarke im Totenspektrum knacken. Eine Million. Selbst die spanische Grippe, die damals zwischen 1918 und 1920 zwischen 25 und 50 MILLIONEN Menschen getötet hat, und somit die schlimmsten und tödlichste Seuche seit Menschengedenken darstellt, hat proportional nicht so viele Menschen in so kurzer Zeit vernichtet wie das Coronavirus. Das ist die größte Krise unserer Zeit, da gibt es gar keine Zweifel.
Dass dennoch gerade in Deutschland, wo man genau wie im Rest Europas so spät auf das Virus reagiert hat, jetzt schon, noch nicht mal einen vollen Monat nach dem Beginn der Maßnahmen, lautstark eine Lockerung der Ausgangsbeschränkungen gefordert wird zeigt leidlich, dass vielen das Ausmaß immer noch nicht bewusst ist, und dass trotz der Tatsache, dass die Nachrichten seit Wochen jeden Tag bis obenhin voll sind mit Corona - ja, ich kann es auch nicht mehr hören, aber was sollen sie denn machen? Das Thema einfach totschweigen und live aus dem Tierpark senden?
Es gab und gibt im Zuge dieser Pandemie viele Maßnahmen und Vorkehrungen, die meiner Meinung nach reichlich sinnbefreit sind. Diese potentielle Schutzsmasken-Pflicht zum Beispiel. Ihr könnt euch eure Schutzmasken ins Gesicht nageln, aber dadurch verbreitet sich Corona immer noch nicht durch die Luft. MASKEN HELFEN NICHT GEGEN CORONA. Ja, sie sind sinnvoll, wenn man bereits infiziert und zu doof ist, sich und andere richtig zu schützen, indem man ihnen nicht ins Gesicht hustet. Aber wenn ihr kein Corona habt, und nicht gerade vor habt euch beim Einkauf von jemandem in den Mund spucken zu lassen, bringt euch die Maske gar nichts. Es gibt Maßnahmen, die darf man hinterfragen. Aber diese Ausgangssperre gehört nicht dazu und kam wie gesagt viel, viel, viel zu spät. Und das nicht nur bei uns. Ich habe gestern von einem Italiener gelesen, der online ein bisschen das Stimmungsbild in seinem Land formuliert hat und er meinte, die Italiener wären erschüttert darüber, wie dämlich und fahrlässig die restlichen europäischen Staaten auf den Virus reagiert haben, als buchstäblich alles um sie herum explodiert ist.
Er beschrieb die Reaktion der italienischen Regierung als Person am Strand, die eine Tsunamiwelle aus der Ferne näherkommen sieht. Die Welle sieht noch nicht so groß aus, also starrt die Person weiter drauf, aber sie wird immer gewaltiger und erst als sie vor der Küste und fünfzig Meter hoch ist fängt die Person an wegzurennen. Das trifft die europäische Reaktion doch auf den Punkt. China, Südkorea und Italien sind buchstäblich unter dem Coronavirus kollabiert, aber statt sofort alle Grenzen dicht zu machen und Maßnahmen zu ergreifen hat die EU möglichst lange eine "Das betrifft uns ja erst mal nicht"-Politik gefahren um die Wirtschaft nicht zu schädigen. Dafür mussten viele Menschen sterben und deswegen sitzen wir jetzt so tief da drin wo es braun ist und riecht wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr.
Die USA sind gerade übrigens auch diese Person am Strand, nur dass das Kind da schon buchstäblich in den Brunnen gefallen und jämmerlich ertrunken ist. Was dort drüben gerade in genau diesem Ausmaß passiert fasst finde ich die Karrie des Donald Trump so perfekt zusammen wie man es nicht besser schreiben könnte. Mag sein, dass Trump-Bashing seit Jahren populär ist, aber gerade in dieser Lage ringt es mir noch immer Entsetzen ab, wie über alle Maßen inkompetent und unverschämt dieser Kerl ist.
Sehen wir zurück in den März - alles hier in Europa infiziert sich mit Corona, die Todeszahlen steigen und Trump meint drüben, das wäre doch alles gar nicht so tragisch und es bestünde keine Bedrohung für die amerikanische Bevölkerung. Dieser Knallkopf hat die Pandemie buchstäblich bis zum letzten Moment heruntergespielt und sämtlichen gesunden Menschenverstand ignoriert und wirft JETZT auch noch der World Health Organization und China vor, sie wären die Schuldigen. Genau, Donald. Immer mit dem Finger auf die Anderen zeigen. Wenn eine Reporterin den Präseidenten damit konfrontiert, dass ein Lockern der Maßnahmen und Öffnen der Grenzen um Ostern herum einfach viel zu früh ist, reagiert er damit, dass man einen wirtschaftlichen Kollabs ja auch ihn zurückführen und ihn so bei der anstehenden US-Wahl manipulieren könnte. Die Welt dreht sich immer noch nicht um dich und dem Virus bist du genau so scheißegal wie dem Großteil vom Rest der Welt, du verblödeter, wahnsinniger Irrer. Danke übrigens für das Abschaffen von Obama-Care. Das hättet ihr jetzt ganz gut gebrauchen können, hm? Das Gesundheitssystem in den Staaten ist ganz furchtbar und das zeigt sich momentan auch. Aber hey, es gibt in all diesem Schrecken doch zumindest einen ganz kleinen Trost: Bei einem derartigen Level an öffentlicher Inkompetenz, Ignoranz einer der größten Pandemien aller Zeiten gegenüber und dem Unwillen, den einzelnen Bundesstaaten zu helfen, müsste Trump doch endlich, endlich jeglichen Rest Unterstützung verlieren, richtig? Leider nicht. Laut Umfragen ist seine Beliebtheit in Amerika höher als jemals zuvor.
Tja. Was ist das nur für eine schreckliche Welt?
Eine persönliche Perspektive
Das war jetzt eine Menge Theorie und der Kram, den ihr ohnehin seit Wochen überall hört. Aber reden wir doch mal
über die versprochene Perspektive des kleinen Mannes, Alltags-Ereignisse, die wir mehr oder minder alle in den letzten Wochen durchlebt haben. Die Corona-Pandemie in Deutschland ist wirklich eine Ausnahmesituation. Ich würde nicht sagen, dass wir (schon) wissen, wie es damals zu Kriegszeiten zuging, aber die Gefühlslage nähert sich dem an.
Dass die Straßen und Straßenbahnen seit Wochen leergefegt sind, ist kein Geheimnis. Für Stubenhocker wie mich spielt das nicht wirklich eine Rolle, es stellt sich allerdings die Frage, wie diszipliniert die Leute noch sind, sobald die Sonne wieder öfter herauskommt und das Wetter zunehmend angenehm wird. Mit zynischer Freude habe ich in den vergangenen zwei Wochen Tag für Tag festgestellt, dass die Medien und Politiker sehr angetan davon berichteten, wie brav und umsichtig sich die Menschen an die Ausgangsbeschränkungen halten. Nein, tun sie nicht - es hatte nur niemand Lust, bei wolkigem Sauwetter vor die Tür zu gehen. Das kommt noch, keine Sorge.
Etwas Gutes hat der heruntergefahrene, öffentliche Verkehr definitiv für sich - es gibt keine Fahrkartenkontrolleure mehr. Die amoralischen Häscher der Hölle, welche ihren ganzen Alltag in dieser Krisenzeit nun beim Klöppelkurs an der Förderschule zubringen müssen, wurden von der LVB aus Personalschutz-Gründen buchstäblich aus dem Verkehr gezogen. Das war ein Wortwitz, versteht ihr? Weil sie ja sonst im öffentlichen Verkehr kontrollieren. Jedenfalls sparen sich ruchlose, gesetzesuntreue Kleinkriminelle, mit denen ich definitiv nichts zu tun haben möchte, nein nein, so aktuell vielleicht das eine oder andere Monatsticket. Besser isses - denn Kurzarbeit trifft momentan viele Menschen, und nicht jeder davon kriegt im 'Home Office' (Vor dem Fernseher/PC sitzen, League of Legends oder Call of Duty zocken und die Mutter/Freundin/Mutter und Freundin anbrüllen, wo das verdammte Bier bleibt) sein volles Gehalt für inofiziellen Urlaub. Da darf man sich schon mal ein bisschen Sorgen um seine Existenz machen, findet ihr nicht?
Die Einkaufs-Situation ist der schmierige Fritösenduft, der uns an die Frittenbude des Krieges erinnert. Dutzende Menschen stehen vor namhaften Kaufhäusern, um überhaupt eingelassen zu werden. Einkaufswagen sind Pflicht um Abstand zwischen den Leuten zu erzwingen, ein Konzept, dass nicht nur völlig erfolglos ist sondern auch durch das zwanghafte Betatschen der gleichen Einkaufswagen mit dutzenden Händen die exakt gegenteilige Wirkung erzielt, ihr virologischen Genies. Überall in den Läden und Kaufhäusern sind Warnschilder aufgehängt die uns sie altbekannten Hinweise näher bringen wollen, teilweise bewaffnetes(!!) Security Personal weist Kunden den virenfreien Weg, ähnlich eines dystopischen Zukunfts-Filmes ertönen über die Lautsprecher ohne Unterlass Corona-Verhaltensregeln und Anti-Panik-Ohrmassagen. Die Hygiene-Regale verbleiben leerer als das Rücklagen-Konto der deutschen Hotelgesellschaft.
All diese Maßnahmen sind wichtig und richtig. Aber sie geben einem schon zu denken, wie sie es auch sollten. Ich bin 25, und sowas habe ich auch noch nicht erlebt. Ich sage es ja - Corona ist wahrscheinlich die große Krise unserer Zeit. Etwas von dem Ausmaß gab es in den letzten 30 Jahren und lange davor zum Glück nicht. Dabei muss das Virus sich um Eisamkeit als schrecklicher Tiefpunkt im Jahre 2020 nun wirklich nicht sorgen - was für ein gottverdammtes Drecksjahr. Viele schlaue Personen im Internetz haben schon vor Monaten gesagt, dass 2020 uns wahrscheinlich als "Worst Year Ever" in Erinnerung bleiben wird, und spuck die desinfizierte Wand an hatten die recht. Ein ganzer Kontinent steht in Flammen, die Bevölkerung Chinas demonstriert erfolglos für eine Chance auf Demokratie, Bernie Sanders fliegt aus dem Rennen um das Amt des US-Präsidenten, eine Heuschreckenplage selten dagewesenen Ausmaßes bedroht ganz Ostafrika, die Weltwirtschaft droht in ihr größtes Tief aller Zeiten zu stürzen, Großbritannien hat die EU verlassen, COPPA Youtube hat hunderttausende von Videos und unzählige Youtuber vollkommen ruiniert und die Seite nachhaltig verstümmelt, in den Philippinen brechen Vulkane aus, Donald Trump bombardiert den Iran und tritt fast einen Krieg los UND THE LAST OF US 2 WIRD VERSCHOBEN!!!!!!!
UND ES IST GERADE MAL APRIL. Aprilscherze gab es dieses Jahr wenige, aber brauchen wir noch gefälschte Angebote und ein clever-platziertes Furzkissen, wenn doch schon das ganze Jahr ein schlechter Scherz ist?
Das neue Normal
Dennoch fragen die Leute sich, wann alles wieder normal wird. Die offiziele Antwort: Das hier ist das neue normal. Als Laie glaube ich das auch. Es mag den meisten Menschen unserer Generation, die hier in Zentraleuropa so friedlich und privilegiert aufgewachsen sind, schwer fallen das zu akzeptieren, aber ich glaube die Corona-Krise hat unsere Welt nachhaltig verändert und wird es noch. Ich werde sicher nicht in die alte Hollywood-Mottenkiste greifen und das angestaubte 'Nichts wird mehr so sein wie es mal war'-Brettspiel rausholen, aber bis zu einem Gewissen grad dürfte das zutreffen. Dinge werden sich ändern. Aber bis dahin müssen wir alle, ob nun in Deutschland, Italien, Amerika oder Japan, uns wahrscheinlich so langsam aber sicher mit dem Gedanken vertraut machen, dass es historisch gesehen ein Davor und ein Danach geben wird, und dass wir uns noch für eine sehr, sehr lange Zeit in der Krise dazwischen befinden werden. Nicht bis Mai. Nicht bis Juni oder August. Das jetzt ist unser neues normal.
Hoffen wir, dass es das auch bleibt. Denn wenn es schlecht läuft - das kann ich mir auch als Laie denken - haben wir in ein paar Monaten noch ein ganz anderes, neues Normal. Und ich weiß nicht wie es euch geht, aber das ist keine Welt, die ich außerhalb einer Fiktion kennenlernen will.
Was für ein dummer Spruch 'Bleibt gesund' doch ist - niemand wird freiwillig krank. Stattdessen schließe ich mit den Worten eines zeitgenößischen Dichters und Gesellschaftsphilosophen:
"I hope you will, despite everything, at least manage to not be not fine."
- Yoraiko
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