Freitag, 13. März 2020

Film-Review: Balto (1995) - Wärmflasche für zwischendurch



Hundefilme tendieren dazu, nie wirklich schlecht zu sein: Ob nun das trashig-ikonische Cats &Dogs(2001), der große Tränenzieheer Hachiko(2009), alte Klassiker wie Susi und Strolch (1955) oder 101 Dalmatiner(1961) oder neuere Indie-Streifen wie Wolfs Fang(2018) - Zwar sind Hundefilme meistens in ihrer Natur ein Liebhaber-Genre und eine Nische an sich, weswegen sie auch keine großen Kassenschlager und Welthits für sich einnehmen, aber es wäre einem andererseits kaum ein Tierbeiner-Streifen bekannt, der wirklich richtig grottenschlecht war. Der aus dem Jahre 1995 stammende Kurzfilm Balto schlägt auch wieder in diese Kerbe eines akzeptablen, charmanten Kinderabenteuers für zwischendurch, der am ehesten an das auch eben genannte Wolfs fang erinnert. 

Die Handlung ist schnell zusammengefasst, weil sie so dünn wie das Fell eines Dackels ist: In einer Kleinstadt Alaskas bricht unter Kindern eine epidemische Krankheit aus, für die sehr schnell Medizin von Außerhalb gebraucht wird, welche die Ärzte hier nicht vorrätig haben - Eine Kompanie von Schlittenhunden soll diese angeforderte Lieferung schnellstmöglich holen und nach Hause bringen, doch am Ende wird es an dem aussätzigen Halbwolf Balto liegen, die Leben der Kinder zu retten.

Balto geht schmale 78 Minuten und ist dabei wirklich nur mit Ach und Krach ein Film, was aber überhaupt nicht negativ gemeint ist, sondern auch gut zur kleinen Geschichte passt: Der Film ist zwar aus dem Jahre 1995, aber selbst dafür ist er sehr 'einfach' gehalten. Nichts was man hier sieht ist irgendwie neu, tiefgehend oder sonderlich spannend. Wir haben den Love-Interest Baltos in Form eines weiblichen Huskys, um deren Zuneigung er zusammen mit einem Scar-Verschnitt von Fieslingshund wetteifert. Der Steele genannte Antagonist hat keine Tiefe abgesehen davon, dass er fies und egoistisch ist, ebenso wie alle anderen Nebencharaktere. Wir haben den 'weisen' Freund und Lehrmeister in Form eines grummeligen Gänserichs mit passendem, überzeichnetem russischen Akzent. Wir haben zwei anhängliche Eisbären, die Balto unterstützen und im Film kaum erklärt werden. Wir haben das niedlich-liebherzige Mädchen, welches das Gute im Wolfshund sieht. Fertig ist der Feelgood-Movie. Es fühlt sich alles sehr klein, bescheiden und anspruchslos an, aber auf eine charmante Weise - Hier hat kein Konkurrenzverhalten zu Platzhirschen wie Disney oder Pixar stattgefunden, stattdessen hat man in Balto einen netten, nicht zu schäbig gealterten, handgezeichneten Trickfilm für kalte Abende oder einen Sonntagnachmittag, der kaum was falsch macht und niemandem wirklich weh tut, einfach weil er sich so wenig traut und so kurz ist. Wie gesagt, nicht negativ gemeint. 

Auf der Plus-Seite nenne ich die sympathischen und gut-gewählten deutschen Synchrosprecher vor allem für das Menschenmädchen Nikki und die Angebetete Baltos Jenna, welche allein durch ihre warme Stimme und ihres hübschen Designs trotz der knappen Laufzeit des Films sehr sympathisch und liebenswert herüberkommt. Außerdem ist der Film damals wahrscheinlich unter anderem deswegen größtenteils aus dem Raster gefallen, weil er durchaus nicht undüster ist - Da haben wir eine Szene, in dem ein Tischler, nachdem jede Hoffnung auf die Medizin verloren scheint, kleine Särge für die Kinder anfertigt. Und auch das Ende trägt in meinen Augen die kleine Implikation von einem Hauch Melancholie in sich, weil es eines der wenigen Trickfilm-Enden ist, das die Protagonisten selbst nicht erleben.

Die Realszenen zu Anfang und Ende des Films waren befremdlich, funktionierten aber akzeptabel, um der Handlung eine realistischere Note zu verleihen.

Ich möchte kein Review schreiben, das länger wird als der eigentliche Film, daher nochmal zusammengefasst: Eine wohlige Seh-Erfahrung ohne Ecken und Kanten, die für Freunde nostalgischer Trickfilme eine Wärmflasche fürs Herz darstellt. Man investiert 78 Minuten und bekommt einen angemessenen Gegenwert. Nichts, das im Gedächtnis bleibt, nichts das mich motiviert, die wahrscheinlich geistlosen beiden Nachfolger zu sehen, aber etwas das mich lächeln ließ. Ist okay. Warum nicht?
Hier, ein süßes Musikvideo zum Film für letzte Zweifel. 



6/10 Schlitten für Balto


- Yoraiko




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