World War Z ist ein Buch, das ich schon vor längerem gelesen und rezensiert habe. Diese Rezension möchte ich nun für Denkbloggade neu aufarbeiten, denn das Buch ist mehr als lesenswert, nicht nur für Freunde des guten, alten Zombie-Genres. Und ja - Das Buch ist besser als der Film.
Den Film, den fand ich damals trotz einiger wirklich interessanter Ideen wie dem Zombieturm an der Mauer leider sehr mittelmäßig, da er gerade in der zweiten Hälfte in altbekannte Muster verfällt und abgetretene Trampelpfade des Zombiegenres bestreitet. Das verfilmte Buch hat mit damit aber nicht viel zu tun, es stellt eher eine Art Dokumentation über den in der fiktionalen Welt stattgefundenen Weltkrieg Z dar, für die ein UN-Mitarbeiter als Reporter Personen aus aller Herren Ländern und Gesellschaftsschichten interviewt. Wir als Leser erfahren, wie die unterschiedlichsten Personen sich mit dieser großen Zombieplage außeinandergesetzt haben, wie sie sie bemerkten und wie sie in ihr überlebten. Dabei geht ein japanischer Hikikomori, der nur am PC hängt und niemals sein Zimmer verlässt natürlich anders damit um als ein amerikanischer Superpromi, der sich ein Safe House mietet und ein Big Brother daraus macht. Wir erfahren, welche großen Schlachten der Menschen gegen die Untoten es gab, welche persönlichen Schicksale innerhalb dieser Plage ihren Lauf nahmen, und wie die Seuche sich auf verschiedenen Kontinenten und Ländern ausgebreitet hat. Dabei bekommen wir viele Perspektiven zum Beispiel vom Militär, von Zivilisten, Politikern, Ärzten, ganzen Familien, Einsiedlern, Matrosen, Händlern und vielen mehr.
Ich empfand das Buch am Anfang als etwas zäh... das hat vielleicht damit zu tun, dass die ersten Kapitel sehr langsam anfangen und sich mit dem nahen Osten auseinandersetzten, den ich alles in allem nicht so interessant fand. World War Z nimmt sich viel Zeit aufzuschlüsseln, wie diese Seuche anfing, wie sie sich langsam ausbreiten konnte, und wie es Stück für Stück leise und schleichend dazu kommen konnte, dass nach nicht ernst genommenen Gerüchten, verlachten Berichten und menschlichem Versagen von einem Tag auf den Anderen die "Große Panik" eintritt, also die Zombieseuche explosionsartig fast alle namhaften Länder überflutet. Und wer sich in all den Zombiefilmen, Spielen und Geschichten immer gefragt hat, wie eine eigentlich sehr gut kontrollierbare Krankheit, die nur über einen Biss übertragen werden kann, einfach mal so über mehrere Kontinente, hunderte Länder und jede Bevölkerungsschicht ausbreiten und innerhalb kürzester Zeit die Menschheit als Kollektiv ausschalten kann, bekommt hier endlich eine durchdachte Antwort darauf. So wie die Kapitel voranschreiten, haben mich die fiktiven Augenzeugenberichte mehr und mehr in ihren Bann geschlagen und fasziniert, aber das kam auch immer darauf an, wo wir gerade waren, und wem wir zuhörten, ich glaube da wird jeder Leser eine andere Erfahrung haben.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir das Interview mit einer Pilotin. Ich möchte den Inhaltzusammenfassen, er nimmt aber das zugrunde liegende Kapitel vorweg, und das ist durchaus dem Effekt abträglich. Wenn euch das also stört, lest bitte ab dem nächsten Absatz weiter. Wir lauschen der Erzählung dieser jungen Kampfpilotin, die berichtet, wie sie in den Schlachten und Kriegsjahren der Plage über infiziertes Gebiet fliegt und abstürzt. Abgeschnitten von ihrer Zentrale und den gesicherten Gebieten befindet sie sich alleine in einer so genannten Weißen Zone, also einem großen Gebiet, das vor Zombies nur so trieft. Aber über ihr Funkgerät erreicht sie schließlich doch eine Funkerin namens Mets in einem nahen verbarrikadierten Haus, die wohl auch abgestürzt ist. Diese Funkerin lotst unsere Pilotin in den kommenden Stunden und Tagen mit Wärme, Strenge, einem klaren Kommando, antreibenden Parolen, mentaler Unterstützung und vor allem vielen Schimpfwörtern aus diesem eigentlich aus einem Todesurteil bestehenden Gebiet zu einem Kontrollpunkt, an dem sie gerettet wird.
Das ist eine sehr emotionale Erzählung, in die ich als Leser investiert war, weil das Kapitel als eines der wenigen im Buch eine hoffnungsvolle Freundschaft aufzeigt. Am Ende des Interviews spricht der Erzähler - unser Reporter - aber an, dass man besagte Funkerin nie gefunden habe, und es eine Funkerin mit dem Namen Mets auch nie in den Akten gab. Die interviewte Pilotin nimmt Stellung dazu und ich zitiere die letzten zwei Absätze, weil ich sie so spannend finde:
"Well, it’s bullshit, okay? So what if everything she told me was information I'd already been briefed on, so what if the psych team "claim" my radio was knocked out before I hit the mud, and so the fuck what if Mets is short for Metis, the mother of Athena, the Greek goddess with the stormy gray eyes. Oh, the shrinks had a ball with that one, especially when they "discovered" that my mother grew up in the Bronx too."
[And that remark she made about your mother?]
" Who the hell doesn't have mother issues?! If Mets was a pilot, she was a natural gambler. She knew she had a good chance of scoring a hit with "mom". She knew the risk, took her shot... Look, if they though I'd cracked up, why didn't I lose my flight status? Why did they let me have this job? Maybe she wasn't a pilot herself, maybe she was married to one, maybe she'd wanted to be but never made it as far as I did. Maybe she was just a scared, lonely voice that did what she could to help another scared lonely voice from ending up like her. Who cares who she was, or is? She was there when I needed her, and for the rest of my life, she'll always be with me."
Eine berührende und intime Anekdote in einem sterilen Buch, das oft fast schon zu nüchtern die Fakten herunterrattert. Aber das ist lange nicht der einzige Twist oder die einzige Überraschung, die World War Z dem Leser hier und da mitgibt. Es existierten für mich immer wieder Längen im Buch, etwa wenn ein Militäro ausgefragt wird, und alles extrem technisch formuliert sein muss und überall Fachwörter sind, aber am Ende des Tages zeichnet das Buch eine glaubwürdige, nachvollziehbare Historie des Zombiekrieges, und verpasst dabei auch nicht, mit einem großen Kapitel am Ende möglichst viele Fäden aufzufädeln und den Leser mit einem guten Gefühl und einem Funken hoffnung nach Hause zu schicken.
Für mein Empfinden kann ich das Buch jedem empfehlen, der sich für diese Thematik interessiert und solche Art Bücher mit Interviews und gelungenem Realismus mag. Aber auch wer noch gar nichts mit dem Zombiegenre in Buchform zu tun hat, bekommt hier einen beinahe perfekten Einstieg serviert. Gut Englisch können ist aber leider Pflicht, denn auf deutsch ist das Buch nicht verfügbar. Das war in manchen Kapiteln sogar für mich anstrengend...
7/10 Untote für World War Z
- Yoraiko
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