Mittwoch, 24. Juli 2019

Film-Review - The Lego Movie 2 (2019)



Der Lego-Film war 2014 eine der größten und positivsten Überraschungen der letzten Jahre für mich, hat mich mit seinem Ideenreichtum, seiner komödiantischen Raffinesse, seiner popkulturellen Quer-Referenzierung und nicht zuletzt seiner emotionalen Wucht förmlich weggeblasen. Der Batman Lego-Film lieferte dazu zwar keinen gänzlich gleichwertigen Nachfolger, bot aber abermals einen sehr, sehr guten, urkomischen und auch emotionalen Ausflug ins Legouniversum, mit dem man rundum zufrieden sein konnte. Die Erwartungen an LegoMovie2 waren entsprechend hoch. 

Diesen Erwartungen konnte er leider nicht, weder in der öffentlichen noch meiner Wahrnehmung, gerecht werden. Teil 2 ist ein in eigentlich jeder Hinsicht schwächerer Film als Teil 1 und Batman, und das ist nur bedingt schlimm weil diese zwei Filme eben großartig waren, aber ich hatte schon das Gefühl, dass hier viel Potential verschenkt wurde. 

Das fängt bei der Konzeption an. Lego Movie 1 ebenso wie Batman waren buchstäbliche All ages-Filme. Kinder konnten sie sich anschauen, sich sekündlich mit buntem Glitzer, Effekten und lustigen Gags bebomben lassen und einfach das Erlebnis genießen. Aber auch Erwachsene jeden Alters kamen voll auf ihre Kosten mit den ungezählten Referenzen und Anspielungen, und emotionalen Zwischentönen, die Kindern meistens entgehen. Lego Movie 2 tut das überraschenderweise nicht, sondern ist gefühlt deutlich mehr auf eine sehr junge Zielgruppe ausgelegt, senkt sein Niveau und seine Ansprüche enorm und wird deswegen stellenweise sogar infantil. Die gegen Anfang des Filmes präsentierte Mad Max-Wüste vermittelt genau das Gegenteil, dass man hier als älterer Zuschauer wieder sehr wohl beachtet wurde, und viele Referenzen tragen dem auch Rechnung - Bruce Willis in Lüftungsschächten, "Jetzt verstehe ich Radohead" in einer verzweifelten Situation, und... nein, mehr fällt mir gerade beim besten Willen auch nicht ein, was schon kein gutes Zeichen ist. Aber die Verjüngung merkt man dann doch schnell an dem Humor, dem Tempo, den Charakteren und der Geschichte. Die Gags und der Witz, die bisher so wichtig waren, wollen in den meisten Fällen einfach nicht so richtig zünden, ich musste nur sehr selten lachen, viele Jokes sind platt und vorhersehbar. Die Dialoge haben nur allzu oft einen faden Beigeschmack von Toggo am Nachmittag, und erreichen nicht die Durchdachtheit des Erstlings. 

Ebenso will der Plot nicht mehr recht gefallen. Während im ersten Teil noch unklar war, wohin die Reise geht, bekommen wir diesmal einen wenig spannenden 'Save the friends'-Trip serviert, der langweilige und uninspirierte Kulissen bietet, aus dem Lego Duplo-Thema nicht viel macht und die Kreativität von Teil 1 vermissen lässt. Die Twists sind meilenweit voraussehbar und auch eher anstrengend als gelungen, die Charaktere machen nicht mehr so viel Spaß wie bisher. Und was der Film tut, um seinen älteren Zuschauer mit Referenzen und Anspielungen und Querverweisen von oben bis unten und vorne bis hinten zu überfluten, macht Lego Movie 2 insgesamt leider deutlich weniger zugänglich als Teil 1 - Ich habe ihn mit meiner Mutter gesehen, welche Mitte 40 ist, und sie hat bei 90 % der Anspielungen nur Bahnhof verstanden und entsprechend noch weniger gegrinst oder Spaß gehabt als ich, was beim ersten Teil GANZ anders war. 
Bist du kein Kind oder nicht in einer popkulturellen Nerdblase, verpuffen 50 % des Humors wirkungslos an dir.

Optisch sieht Teil 2... in Ordnung aus. Natürlich ist man hier meistens mit bunter Bildgewalt bedient, aber irgendwie hat mich das alles nicht mehr so abgeholt, wurde doch eher schulterzuckend hingenommen, denn im ersten Teil war das noch neu, aufregend, überraschend, jetzt gehört es schlichtweg dazu. Zur Musik muss ich ganz klar sagen, dass ich den Film auf deutsch gesehen habe, und dass ich mir zu 90 % sicher bin, dass die englische Vertonung hier wieder das deutlich bessere Ergebnis liefert. Das kann ich dann auf Bluray überprüfen, denn dafür war der Film dann doch gut genug. Dennoch, trotz deutschem Ton, glaube ich sagen zu können, dass die Lieder diesmal einigermaßen obskur und gestelzt wirkten, so richtig wollte der Funke da nicht überspringen und der ikonisch-gewollte Ohrwurm-Song der Mitte kann nicht gegen ein Everything is Awesome bestehen. 

Positiv hervorzuheben sind z.b die Credits, die vor Ideenvielfalt sprühen welche im Film fehlte, und aufzeigen, wie man diesen letzten Abschnitt der Seherfahrung auch noch interessant gestalten kann. Eine Post-Scene gab es leider nicht. Einige der coolen und witzigen Referenzen hab ich schon erwähnt, mein Favorit war wirklich Radiohead.

Gaaanz relevant war die Frage der Meta-Ebene. Lego Movie glänzte damals am Ende mit einem wie ich finde absoluten Hammertwist in der Erzählebene, der aus einem guten, witzigen, kreativen Spaßfilm einen großartigen, emotionalen Spaßfilm machte. Noch heute erinnere ich mich an die 
'You don't have to be the bad guy"-Szene, und bekomme alleine beim Schreiben dieses Satzes wieder Gänsehaut. Tolles Acting, tolle Musik, hervorragende Inszenierung. Kann Teil 2 dem folgen? Absolut nicht. Zum einen wird hier schon von Anfang an die reale Ebene immer wieder eingeblendet, der Bruder und seine kleine Schwester haben nicht annähernd eine so interessante Dynamik wie der Vater und sein Sohn im ersten Teil, und das zentrale Problem ist albern und wird albern und vorhersehbar gelöst, nichts, das an die Komplexität des Erstlings herankäme. Sehr enttäuschend. 

Seelenlos. Anspruchslos. Überambitioniert. Unzugänglich. Das sind die Prädikate, die ich für The Lego Movie 2 wähle. Das alles ist letztendlich Kritik auf hohem Niveau - Der Film ist immer noch solide und unterhaltsam, man verschwendet nicht seine Zeit wenn man ihn sich anguckt und hat wenigstens ein paar mal geschmunzelt oder gekichert. Aber er scheitert darin, seinen Vorgängern das Zepter abzunehmen oder auch nur mit aufs Podest zu steigern, und das kann man finden wie man will, aber ich bewerte es als verpasste Chance.

6/10 Steine für The Lego Movie 2


- Yoraiko   





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