Freitag, 13. März 2020

Leipziger Buchmesse / Manga-Comic-Con 2020 wegen CORONA abgesagt - Kapitulation vor der Panik



Nun ist es doch passiert, das, was man in Leipzig und Umgebung im Verlaufe der letzten Wochen nur erahnen und fürchten konnte: Die Leipziger Buchmesse, und damit auch die Manga-Comic-Convention, wurde das erste Mal seit 70 Jahren abgesagt. Grund: Das Corona-Virus stelle eine zu große Bedrohung dar. Eine Großveranstaltung nach der Anderen hat es in jüngerer Vergangenheit erwischt, doch von Seiten der Leipziger Messe und der MCC hat man noch bis vorgestern, einen Tag vor der Absage, selbstsicher getönt: 
WIR FINDEN STATT.




Und fällt die Buchmesse aus, fällt auch ihr Herzstück aus: Manga Comic Convention, die wahrscheinlich hochwertigste Anime&Cosplay-Veranstaltung Deutschlands. Weg. Puff. Beides ersatzlos gestrichen. Zwar bekommt man das Geld für die bereits bezahlten Tickets demnächst zurück, wenn man sich selbstständig darum kümmert, aber der großen Leere, welche die Messe für viele Menschen jetzt hinterlässt, hilft das wenig.

Wie kam es dazu?
Die Stadt und Messeleitung Leipzig haben das Risiko durch den mittlerweile deutschlandweit verbreiteten CORONAVIRUS als zu hoch eingeschätzt und hielten es für untragbar, die derzeitigen Auflagen für Großveranstaltungen umzusetzen. Primär trifft die Messe selbst also keine Schuld. 

Es kursieren natürlich eine Menge Meinungen zu dieser einschneidenden Absage sowohl für die Buchwelt als auch für die deutsche Japan-Szene, welche sich vor allem in zwei Lager teilen: Gesundheit geht vor und Hysterie meets Panik. Grautöne scheint es wenig zu geben. Der gesunde Menschenverstand und die Vernunft werden auf die Ersatzbank geschoben. 

Ganz oder gar nicht - 
Das ist der Kurs für Deutschland in den nächsten Wochen.

Vielleicht habe ich damit oder auch mit dem wenig subtilen Titel bereits vorweg genommen, auf welcher Seite ich als Blogger, Cosplayer, Japano-Nerd, Fotograf, Konsumopfer und Teilzeit-Mensch stehe: Ich verurteile, ich schüttle den Kopf, ich halte diese Entscheidung für falsch.
Wenige Minuten nach der Meldung kochte ich vor Wut, Bosheit und Enttäuschung, ich wollte von Vernunft nichts hören und diskutierte mit Freunden hitzig, dass dies nur der letzte Stein sei, um den Weg für Panik und Hysterie in unsere Gesellschaft zu ebnen. Heute, einen Tag später, bin ich etwas abgekühlt, wie die Meisten von uns. Ich verstehe die Entscheidung, sie ist nicht unvernünftig. Ich verstehe sie, und darum empfinde ich sie als umso falscher.



Zehntausende Personen leiden unter dieser Absage. Tausende Cosplayer, Japaninteressierte, Animefans, Leseratten, Bücherfreunde, Aussteller, Kleinkünstler, Verlagsmitarbeiter, Verkäufer und Dienstleister schauen jetzt in die Röhre. Manche Cosplayer arbeiten seit Monaten schweißtreibend an ihren Kostümen, viele große Verlage haben immense Summen investiert, tausende Besucher Geld gespart, Reisen gebucht, Urlaub genommen. Doch auch die gesamte Dienstleistungsbranche Leipzigs wird einen immensen Schlag hinnehmen müssen, etwa Hotels, Taxifahrer oder Restaurants. Aber vielleicht noch viel schlimmer: Wir haben nicht diese eine Messe, diesen bunten Treffpunkt, der unser noch immer nischiges Hobby einmal im Jahr zu etwas Großes macht und für viele etwas ganz, ganz Besonderes darstellt. Jeder verliert. 

Auch persönlich habe ich natürlich daran zu beklagen: Neben all den genannten Punkten wollte ich dieses Jahr viele, sehr viele Cosplayer professionell fotografieren, ich habe gegen gutes Geld Visitenkarten gegdruckt, wollte diesen kleinen, stillen Blog etwas promoten, wollte Menschen wiedertreffen die ich lange nicht gesehen habe, wollte Freunden und Familie die Messe näher bringen, mich selbst im Cosplay präsentieren und und und. Futsch, zumindest vorübergehend. 

Der immensen Enttäuschung gegenüber steht die vermeintliche Vernunft. Corona ist hochansteckend, eine solche Großveranstaltung ein Paradies für Krankheiten, die Messe abzusagen war das einzig Richtige, wie viele jetzt sagen. Viele, die einen Tag vorher noch geplant hatten, nach Leipzig anzureisen. 

Ich erwähnte, dass ich die Entscheidung für falsch halte. In meinem Beitrag über das Virus habe ich nur einige Fakten angeschnitten, so etwa, dass die Sterblichkeit bei etwa 2 % liegt und diese auch fast ausschließlich Menschen mit Vorerkrankung und über 60 betrifft. 4 von 5 Corona-Erkrankungen verlaufen mild. Dass die Leute, statt sich richtig zu informieren, lieber Desinfektionsmittel bunkern und sich der Panik anheim geben. Dabei könnte es doch so einfach sein:

Wascht euch die Hände und desinfiziert sie danach. Niest in eure Armbeugen. Hustet weg von anderen Leuten, mit dem Arm vor dem Gesicht. Benutzt ein Taschentuch nur einmal. Gebt keine Hände. Tragt Handschuhe an öffentlichen Orten. Haltet Abstand zu Fremdem. Bleibt Zuhause, wenn ihr euch nicht gut fühlt. 

Man muss auf einen gesunden Menschenverstand und ein gewisses Grundniveau an Intelligenz und Vernunft bauen und aufbauen. Die Hygiene-Maßnahmen verschärfen und verstärken, eindringlicher und umfassender informieren, aber vor allem den Leuten einfach genug Grips zutrauen, nicht sich und andere durch vollkommene Fahrlässigkeit zu gefährden. Das sollte die Grundvoraussetzung sein. Das erwartet man doch einfach. Und damit gilt es zu arbeiten. 

Stattdessen wird eine der lebendigsten und wichtigsten Großveranstaltungen, welche gleich noch eine Andere mit sich in die Tiefe reißt, einfach blindlings abgesagt und damit siedendes Öl in die Flammen von blinder Panik und unkontrollierter Hysterie gegossen. Was kommt als Nächstes, riegeln wir die Fußballstadien ab, in denen sich tausende Fans aneinanderdrängen? Oder Hauptbahnhöfe, Züge, Schulen, öffentliche Plätze und Kinos? Wollen wir das aus Sicherheitsgründen, weil Gesundheit ja vorgeht, alles dicht machen, weil manche Menschen einfach zu hirnverbrannt sind sich die Hände richtig zu waschen und nicht zwei Meter weit zu rotzen?

Das ist unentschuldbar. Hier wird präventiv die Klappe zu gemacht statt eine der Vernunft folgenden Ordnung aufrecht zu erhalten, ohne Rücksicht auf Verluste, unter dem Leitsatz, dass Gesundhrit ja vorgeht. Ja, das Coronavirus ist eine ernste Sache. Ja, Großveranstaltungen sind ein Risiko. Und ja, es ist verständlich, dass die Buchmesse hier kritischer beräugt wird als andere Events. Aber in meinen Augen hätte man darauf mit Mühe und Auflagen reagieren sollen statt mit einem Bannhammer. Ich empfinde das als beleidigend, beschämend, und auf vielen Ebenen falsch. 

Hallo, Hysterie. Du und blinde Panik habt euch ja schon kennengelernt. Das ist Leipzig, er würde euch gerne zu sich holen. 


Hysterie und Panikmache. Zwei Schwestern, welche die deutschen Medien jetzt schon seit Wochen beheimaten und damit die Bevölkerung in den Wahnsinn treiben, mit der jetzt sichtbaren Konsequenz. Es hat sich wieder einmal bewahrheitet, das Einzige, was noch ansteckender ist als die Grippe und sich noch schneller ausbreitet als Corona ist blinde, uninformierte Dummheit. 
Seid doch einfach verantwortungsbewusst, verdammt nochmal. Dann muss man auch keine Buchmesse absagen.

Von Seiten der Schlagzeilenleser-RichtigSo-Fraktion kommt wenig Verständis für die tiefliegende Wut und Frustration für diese Absage. Das mag darin begründet liegen, dass die Buchmesse Leipzig für viele nur eine Gelegenheit ist, sich die neuesten Bücher, Verlage und Autoren zu Gemüte zu führen und ein paar Lesungen beizuwohnen. Vor allem für Anhänger der Manga Comic Convention aber ist es ein besonderer Höhepunkt, vielleicht das schönste Event des Jahres, in dem sie in ihre Welt eintauchen dürfen, tausende Gleichgesinnter finden wo man sonst nut alleine im dunklem Kämmerlein sitzt und gerade als Cosplayer eine Aufmerksamkeit und Wertschätzung erleben, die sie sonst nirgendwo bekommen können.


Ich glaube euch wirklich, dass ihr das nicht verstehen könnt, ihr Kleingeister. Möglicherweise ist es Zeit, euren Horizont von den Fußfesseln zu lösen. 





Verbrannte Erde, das Kind ist in den Brunnen gefallen, der Drops ist gelutscht. Die Messe ist tot und bis 2021 ändert sich das auch nicht. ABER. Von Seiten der MCC-Community war und ist man durchaus nicht bereit, es so enden zu lassen. Noch am selben Taf der offizielen Absage riefen Cosplayer auf Instagram dazu auf, sich an Samstag, dem 14.03.20, am Hauptbahnhof Leipzig zu treffen. Dies bekam so große Aufmerksamkeit, dass sogar(sigh) die BILD es erwähnte. Das ist NICHT SINNVOLL!! Bitte geht NICHT dorthin!! Eine Großveranstaltung im Leipziger Hauptbahnhof mit hunderten Teilnehmern wäre tatächlich eine große, gesundheitliche Bedrohung und würde zwangsweise binnen Minuten eine polizeiliche Intervention auf den Plan rufen.

STATTDESSEN bilden sich mittlerweile vieler kleiner Events und Treffen, die alle den Clara-Zetkin-Park zum Ziel haben, welcher dann als großer, offener Messeplatz für Cosplayer, J-Interessierte, Fotografen und und und dienen soll. Weder braucht diese Veranstaltung durch die Location eine Genehmigung noch ist das Infektionsrisiko hier sonderlich hoch. Auch ich selbst habe ein Event auf Facebook dazu beigetragen. Hier. Es ist eines von mehreren, es lohnt sich auf jeden Fall, dem unoffizielen Account der MCC2020 zu folgen.

Zwar bekam der Bahnhofs-Aufruf die größte Aufmeerksamkeit, doch wichtig ist jetzt, den Teilnehmern dort und auch allen anderen Interessierten von dem großen Treff im Park zu berichten. Falls ihr das hier lest und interessiert seid, bitte teilt die Info über den Clara-Zetkin-Park auf allen Kanälen.

Ich bin froh und stolz, dass sich die Enthusiasten für diese traditionsreiche und communitystarke Messe nicht einfach so unterkriegen lassen und - Mit Verstand und Vernunft - eine Ersatzmesse organisieren, die versucht zu retten was zu retten ist. Auch für die kleineren Künstler, welche auf der MCC Stände hatten, gibt es eine FB-Gruppe.

Natürlich wird das die Buchmesse nicht ersetzen können.
Nichts kann das. Darum bleiben Schmerz und Frust und Wut trotz dem Verständnis für die grasierende CORONAPlage bestehen, ebenso wie die Frage, ob der aktuelle Weg für Deutschland wirklich der Richtige ist, und wohin er führt.

Für mich bedeutet er eine Kapitulation vor der Panik. 
Und eines ist sicher, ich werde keine weiße Fahne schwenken.



- Yoraiko












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